Full text: Süd- und Mitteldeutsche Bauzeitung (1919/20)

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BAUZEITUNG 
Nr. 16/17 
höhe in der Minute bei einer Handpumpe 600: 16 = 
3,75 1 Wasser. 
Zu beachten ist ferner noch die Gefahr bei Ausbesse 
rungsarbeiten bezw. beim Einsteigen in die Brunnen. In 
diesen sammeln sich häufig Kohlensäure oder andere gif 
tige Gase an, weshalb also Vorsicht zu gebrauchen ist. 
Es ist daher ratsam, die Brunnenluft vorher zu unter 
suchen und durch Zuführung frischer Luft etwa vorhan 
dene Gase aus dem Brunnen herauszutreiben (Vorschrift 
der Unfallversicherung, wie Bauvorschrift). Ein einfaches 
Mittel ist, heißes Wasser in den Brunnen zu schütten oder 
einen Eimer mit gebranntem Kalk und diesen mit Wasser 
genetzt herunterzulassen. Für die Untersuchung auf ver 
dächtige Luft dient das Hinablassen eines brennenden 
Lichtes in den Brunnen. Geht dasselbe aus, so ist unbe 
dingt Vorsicht geboten. 
Die Wasserleitungen waren schon im grauen Alter 
tum den Ägyptern bekannt. Bei den Römern erreichten 
sie bereits einen hohen Grad ihrer Ausbildung. Dann 
kam der Verfall und seit diesem hörte man lange nichts 
mehr von derartigen Einrichtungen. In unserer Zeit ist 
die Technik aber wieder so weit vorgeschritten, daß man 
wohl sagen darf, daß auf diesem Gebiete wohl kaum mehr 
außer einigen kleinen Verbesserungen erreicht werden 
kann. 
Man unterscheidet zwei Arten von Wasserleitungen, 
die natürliche und die Druckleitung. Bei ersterer wird 
gewöhnlich das Wasser in Quellen gefaßt, besonderen 
Hochbehältern zugeführt und gesammelt, und von hier 
aus durch Röhren zu den Verwendungsstellen geleitet. 
Voraussetzung ist hier natürlich, daß die Quelle höher 
liegt als die zu versorgenden Gebrauchsstellen. 
Bei der Druckleitung wird gewöhnlich Quell- oder 
Flußwasser mittelst Druckpumpen in einen Behälter 
(Wasserturm) gepumpt, dessen niedrigster Wasserstand 
(Boden des Behälters) noch wenigstens einige Meter höher 
liegen muß, als das höchste, mit Wasser zu versorgende 
Gebäude. Für beide Arten von Anlagen ist, da sie meis 
tens größere Ortschaften zu versorgen haben, darauf zu 
sehen, daß auch in der trockensten Jahreszeit kein Wasser 
mangel eintritt. Zu diesem Zweck baute man in neuester 
Zeit, bedingt durch den immer größer werdenden Wasser 
bedarf, sogenannte Talsperren, die sowohl bergiges Land 
wie auch ebenes Land mit genügendem Wasser speisen 
können. 
Für die hiezu notwendigen Straßenleitungen werden 
in neuerer Zeit fast nur noch asphaltierte Stahlrohre 
(Mannesmannrohre, seltener gußeiserne Rohre, verwendet. 
Der Durchmesser richtet sich nach der zu schaffenden 
Wassermenge. Die Leitungsrohre sind vor Frost und 
Hitze zu schützen, weshalb sie in der Erde wenigstens 
1,00 m tief verlegt werden sollten. Die Röhren selbst sind 
Muffenröhren, die mit Bleiverguß abzudichten sind. Für 
die Druckregelung, besonders bei starkem Druck, werden 
Druckregler (Sperrschieber) eingebaut; ebenso Abstell- 
Vorrichtungen mit Spülvorrichtungen, um unreines Wasser 
von Zeit zu Zeit ablassen zu können. 
Für die Zuleitungen in den Gebäuden werden ent 
weder Bleirohre mit 1 mm starker Zinneinlage (Mantel 
rohre) oder, wenn auch seltener, verzinkte eiserne Rohre 
verwandt. Sind stärkere Zuleitungsrohre als 50 mm er 
forderlich, so nimmt man solche aus Gußeisen mit Asphalt 
anstrich (auf heißen Röhren aufgetragen). Die Verbindung 
bezw. Dichtung gußeiserner Rohre erfolgt mit geteertem 
Hanfstrick und Bleiverguß, die Verbindung schmiede 
eiserner Rohre dagegen durch Muffenverschraubung und 
bei Bleiröhren durch Verlöten der ineinander gesteckten 
Enden. 
Entfernt sich die Zuleitung vom Hauptrohr auf weni 
ger als 30 m, so richtet sich deren lichte Weite nach der 
Zahl der einzubauenden Zapfhähne. Man nimmt bei einem 
10—20 mm weiten Zapfhahn mindestens 15 mm lichte 
Weite für das Zuleitungsrohr, bei 2—20 Zapfhähnen 
25 mm Rohrweite, bei 21—40 Stück 30 mm und bei 40—60 
Stück Zapfhähnen 40 mm Rohrweite. Doch ist es immer 
ratsam, mindestens 25 mm lichte Rohre zu verwenden, 
damit bei späteren Anschlußröhren genügend Wasser bei 
unvermindertem Druck von der Leitung gegeben werden 
kann. Damit die Röhren nicht einfrieren, sind sie wenig 
stens 1,00 m tief unter die Erdoberfläche zu legen. Im 
Innern des Gebäudes sind sie gegen Frost durch entspre 
chende Umhüllungen zu schützen. Gleich nach Eintritt 
in das Gebäude ist der Wassermesser (Wasseruhr) nebst 
Hauptabstell- und Entleerungshahn, möglichst in einem 
gemauerten Schachte, anzubringen, der mit der Schleuse 
(Abwässerung) zweckdienlich in Verbindung steht, damit 
das event. Tropfwasser oder sonst durch Undichtigkeit 
entweichendes Wasser in diese ohne Störung abfließen 
kann. 
Bei dem Legen der Röhren im Innern ist darauf zu 
sehen, daß diese tunlichst an keine Außenwand zu liegen 
kommen (Frost- und Blitzeinschlagsgefahr). Die Befesti 
gung der Röhren selbst geschieht an den Wänden mittels 
verzinkter Rohrschellen oder Rohrhaken, doch ist darauf 
zu achten, daß zwischen Rohr und Wand wenigstens 
2 cm Zwischenraum verbleibt. Ferner ist darauf zu sehen, 
daß bei Biegungen keine scharfen Knicke entstehen. Bei 
Abzweigungen empfiehlt sich die Anordnung eines Ab 
stellhahnes nebst kleinem Ablaufhahn. Steigleitungen (auf 
gehende Leitungen in andere Geschosse) erhalten etwa 20 
bis 30 cm über dem Fußboden auswechselbare Muffen, 
damit bei einer Auswechslung der Rohre Wände und Fuß 
boden nicht beschädigt werden. Um das lästige „Schlagen“ 
in den Leitungen zu verhüten, empfiehlt sich die Anord 
nung eines sog. Windkessels. Die Abzweige werden am 
besten durch messingene Winkel- oder T-Stücke mit dem 
Hauptrohr verbunden. 
Zur Wasserentnahme dienen im allgemeinen die Nie 
derschraubhähne, bei denen ein plötzliches Schließen ver 
hindert wird, wodurch eben die sogenannten Wasser 
schläge vermieden werden. Die Zapfhähne genügen bei 
gewöhnlichen Verhältnissen für Küchen mit 15—20 mm, 
für Waschküchen mit 25 mm, für Waschbecken mit 12 bis 
15 mm und für Gartenhähne mit 20—25 mm lichter Weite. 
Für Waschbecken und Waschküchen ist die Anordnung 
von sogenannten Schwenkhähnen zu empfehlen. 
Sprenghähne (Gartenhähne) sind besonders frostsicher 
anzulegen. Man baut sie gewöhnlich in mit Stroh oder 
Sägespänen oder dergl. ausgefüllte Holzkästen ein. Jeder 
Hahn ist mit einem Gewinde zum Anschrauben der 
Gummi- oder Hanfschläuche zu versehen, deren freies Ende 
ein Strahlrohr oder zum Sprengen der Gärten ein sogen. 
Regenrohr erhält. Auch empfiehlt sich im letzteren Falle 
die Anordnung von selbsttätigen Rasensprengern, die in 
verschiedenen Ausführungen in den Handel kommen. 
Feuerhähne sind in der Anlage den Gartenhähnen ähnlich, 
nur ist deren Querschnitt, wie auch der Querschnitt der 
Zuleitung nicht zu schwach zu nehmen, da sonst die Wir 
kung eine zu geringe sein würde. Der Querschnitt sollte nicht 
unter 40 mm lichte Weite gewählt werden. Die Feuerhähne 
sind an leicht zugänglicher, feuersicherer Stelle sichtbar mit 
Zweck- und Behandlungsbezeichnung anzulegen — ge 
wöhnlich in rot gestrichenen Kästen mit Glasscheibe, die 
bei Gebrauch eingeschlagen werden muß, da sonst un 
berufene Hände sonstigen Schaden verursachen können. 
Gesundheitstechnische Anlage für 
Siedelungsbauten. 
Eine Errungenschaft des Weltkrieges ist die Gründ 
ung von Siedelungen, die jetzt in allen Gegenden des 
deutschen Reiches geplant werden. Diese Bestrebungen
	        

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