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BAUZEITUNG
Nr. 18/19
wieder das eine Eckzimmer im Verhältnis zur Breite etwas
zu lang geraten. Die Vorderansichten der Gebäude wirken
im allgemeinen befriedigend, wenn auch zu sagen ist, daß
das Versetzen der Achsen der beiden Stockwerke nicht
gerade zur Erhöhung einer ruhigen Wirkung der Ansich
ten beiträgt. Bei der Kinderschule ist der über die Fenster
gelagerte Fries zu schwer ausgefallen, was ganz besonders
störend wirkt im Gegensatz zu der zierlichen Wirkung der
an die Kinderschule anschließenden offenen Hallen. Durch
die Stellung der Reihenhäuser senkrecht zum Berghang
entstehen im Untergeschoß sehr starke Höhenunterschiede,
so daß auf der Talseite beinahe ein vollständiges Wohn-
stockwerk eingebaut werden könnte, was andererseits nicht
erwünscht ist, da auf diese Weise ein dreistöckiges Wohn
haus entstehen würde. Die Verbindung der einzelnen Ge
bäudeteile durch Bögen wirkt etwas absichtlich und unter
streicht in starker Weise die Höhenunterschiede. Einige
Haustüren erreichen eine Höhe bis zu 4,00 m.
Kennwort: „Wechselspiel mit Giebel-, Walm- und
ist einwandfrei. Kinderschule und Fäden: Die Grundriß
gestaltung der Kinderschule ist sehr reizvoll und bekommt
noch durch die Angliederung der beiden Fäden eine ganz
besondere Note. Die äußere Gestaltung ist einfach und dem
Zweck entsprechend gehalten, doch dürfte bei der Aus
bildung der Dachformen der Feistbruch im Hinblick auf
die damit verbundene Verteuerung vermieden werden. Da
durch würde auch die Form des Daches, das jetzt über
mäßig hoch wirkt, entschieden verbessert werden. Die Ab
wechslung zwischen Giebel- und Walmdach bringt eine
gewisse Unruhe in das Projekt, die sich durch Weglassung
der Giebel vermeiden ließe. Die äußere Gestaltung der
Kinderschule ist gut.
Zu den Sozialisierungsbestrebungen im Bauwesen.
Veranlaßt durch die Veröffentlichung des Entwurfs
zu einem Rahmengesetz über die Kommunalisierung ver
schiedener Wirtschaftszweige, der von der Sozialisierungs-
„Alte Art“. Architekt Steigleder, Stuttgart.
Satteldach”. Der Verfasser gibt dem Doppelhaus, wohl in
der Absicht einer guten Besonnung, den Vorzug. Die da
durch gewonnene Freiheit in der Stellung des Hauses
nützte er aber nicht konsequent aus, sondern wechselt mit
der Nord-Süd- und der Ost-West-Lage. Durch die Stellung
der Doppelhäuser mit der Schmalseite gegen die Straße,
verzichtet der Verfasser auf den Vorteil des Ausblicks aus
der Wohnung in die großen Oartenflächen. Die Lage der
Gärten ist im südlichen Teil des Geländes nicht immer gut.
Die Aufteilung in große Blocks führt wiederum zu dem
Nachteil, daß die einzelnen Gärten nicht direkt vom Haus
aus erreichbar sind. Die Straßenführung ist einfach und
übersichtlich. Die gute Anpassung des Hauses ans Ge
lände durch Verzicht von Reihenhäusern in der Nord-Süd-
Richtung ist hervorzuheben. Die Gesamtai fteilung ist gut.
2 Zimmer-Grundriß, Blatt 7: Die Anlage der Treppe, des
Vorraums und des Aborts ist einwandfrei. Die Wohn
küche läßt eine Abtrennung des Spülraums vermissen.
Form und Größe der Zimmer sind gut. Die Dachwoh
nung und die Kammern sind nicht zu beanstanden. 3 Zim
mer-Grundriß, Blatt 8: Treppenhaus, Vorplatz und Abort
sind einwandfrei, ebenso die Küche und der Wohnraum,
Einfamilien-Doppelhaus, Blatt 9: Die Grundrißgestaltung
kommission ausgearbeitet worden ist, hat der Deutsche
Wirtschaftsbund für das Baugewerbe einen Brief an den
Ministerpräsidenten Scheidemann gerichtet, worin Protest
erhoben wird, daß trotz mehrfacher Aufforderungen, die
zuständigen Fachvertretungen zu den Beratungen hinzu
zuziehen, die Sozialisierungskommission den veröffent
lichten Entwurf zu einem Rahmengesetz selbständig ohne
jeden fachmännischen Beirat aufgestellt habe und werde
hier von Theoretikern ein geradezu frevelhaftes Spiel mit
den Erfordernissen des praktischen Wirtschaftslebens ge
trieben. In den vorrevolutionären Zeiten des Bürokratis
mus sogar wäre es undenkbar gewesen, daß derartige Ge
setzentwürfe ohne Anhörung der Fachverbände der be
troffenen Wirtschaftszweige beraten und aufgestellt wer
den. Mit aller Schärfe müsse man sich dagegen wenden,
daß die Verschleuderung volkswirtschaftlicher Werte, die
dadurch eintreten müßte, daß die Kommunen zu solchen
Experimenten veranlaßt würden mittels Gesetzen, deren
Inhalt und Fassung am Schreibtisch von Theoretikern ent
standen seien, die in die innere Struktur eines unserer größ
ten Wirtschaftszweige, wie des Baugewerbes, überhaupt
keinen Einblick hätten und sich deshalb auch von der
Höhe der volkswirtschaftlichen Werte, welche sie mit einem