1./15. Juni 1919.
BAUZEITUNG
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Kunststein, insbesondere der, welcher in eisernen Formen
hergestellt wird, besitzt eine dichtere Oberfläche als der in
Holzformen hergestellte.
Ich habe in letzter Zeit Gelegenheit gehabt, ein Ma
terial zu beobachten, welches einen Kunststein liefert von
wünschenswerter Beschaffenheit in Bezug auf dieTempera-
tur isolierende Wirkung. Es sind dies Kunststeine aus
dem Cannstatter Sauerwassertuff. Dieses Material gibt
einen Kunststein, welcher im Innern etwa 10 % Poren,
volumen aufweist und an den Formflächen eine ziemlich
dichte Haut hat, so daß Pettenkofers Versuch mißlingen
wird.
A. Pasquetto in Unter
türkheim zeigte mir Hohl
steine von der Form wie
nebenstehend abgebildet;
diese Hohlsteine verdienen
in baulicher Hinsicht etwas
eingehender betrachtet zu
werden. Auf einen m Mauer
länge weist das mit diesen
Steinen gebildete Mauerwerk
einen Querschnitt auf von
1350 qcm. Ein laufender m
Mauerwerk wiegt bei 1,0 m
Höhe 260 kg. Das Decken
gebälk von einem Stockwerk belastet 1 lfd. m Mauerwerk
mit rund 1250 kg. Bei einem Gebäude mit 3,50 m Stock
höhe einstockig samt Dachwohnung ist die spezifische
Pressung in Sockeloberkante
7,0.260 + 3 . 1250
' 1350
4,1 kg/qcm
Die Steine selbst weisen eine Druckfestigkeit von min
destens 200 kg-qm auf. In wärmetechnischer Hinsicht be
rechnen sich die Vergleichszahlen mit einer 25 cm starken
Backsteinwand wie folgt:
1 qm Backsteinwand führt stündlich an Wärme ab:
Q = K . (li - t a )
• i/ 111 0,25
w °rm K aus m ^ * m = 0,58o
K = J = = 1,7 isl
Km 0,585
und t, — t a a 25° angenommen wird
somit Q — 1,7 . 25 = 42,5 Cal./Stunde
dagegen führt 1 qm Hohlsteinwand ab
Q K . (t; — t a ) worin
1 3^
8
1
Km 4,89
Q = 0,21 + 25 = 5,2 Cal./Stunde.
K aus
Km
K =
0,08 0,17
“ + 0,04
0,50
1
4,89
= 0,21
Vorausgesetzt, daß die vertikal verlaufenden Kanäle
in jeder Schichthöhe abgedeckt werden. Dies kann ge
schehen, indem die Mauersteine trogförmig-, d. h. mit
Böden ausgeführt werden oder durch plattenförmige Bin
derschichten von Zeit zu Zeit abgedeckt werden. Die Hohl
steinbauweise verdient sehen deshalb Beachtung, da die
Ersparnis an Mörtel nicht unerheblich ist.
Joh. W ö r n e r , Ziviling., Cannstatt.
Rundschau.
Berlin. Der Normenausschuß der deutschen Industrie
gibt demnächst einen neuen Normblattprospekt
heraus, in dem alle endgültig genehmigten D.-I.-Norm-
blätter, sowie die in Vorbereitung befindlichen Normblatt
entwürfe aufgeführt sind. Der Prospekt ist eine über
sichtliche Zusammenstellung der bisherigen Ergebnisse
der Arbeiten des Normenausschusses und dürfte auch den-
ienigen Kreisen, welche den Normungsarbeiten bisher
fernstanden, wertvolle Auskünfte bieten. Die Abgabe des
Prospektes erfolgt kostenlos von der Geschäftsstelle des
Normenausschusses der deutschen Industrie, Berlin NW 7,
Sommerstraße 4 a. — Vorbestellungen sind an genannte
Geschäftsstelle zu richten.
Siedlungsfragen in Mecklenburg. Der Mecklenburg.
Dorfbund hat im Landtag folgenden Antrag eingebracht:
Der Landtag wolle beschließen: Mit der Durchführung
der gesamten Siedlung einschließlich der Ansiedlung der
Kriegsbeschädigten die gemeinnützige Siedlungsgesell
schaft zu betrauen. Für die Bearbeitung aller auf das Sied
lungswesen bezügl. Fragen ist von Seiten der Regierung
ein mit weitgehenden Vollmachten ausgestatteter, mit den
praktischen Siedlungsfragen vertrauter Regierungskommis
sar zu ernennen. Die Verhandlungen mit dem Landliefe
rungsverband, § 18 des Reichsgesetzes, sind von dem Re
gierungskommissar und der gemeinnützigen Ansiedlungs
gesellschaft gemeinsam zu führen. Die Siedelung selbst
ist durch sofortige Landhergabe umgehend in die Wege
zu leiten.
Siedlung. Die gemeinnützige Siedlungsgesellschaft
in Hannover, die bereits im vergangenen Jahre das über
300 Morgen große Holtruper Moor ankaufte, hat neuer
dings weitere Flächen in der Größe von rund 500 Morgen
im Kreise Hoya erworben. Diese Flächen, die zum aller
größten Teil aus Moor und Oedland bestehen, sollen ent
wässert und kultiviert werden. Die Bodenuntersuchungen
haben ergeben, daß sich dort ein vorzügliches Ackerland
hersteilen läßt. Auf dem so gewonnenen neuen Boden
sollen Siedlungen, namentlich für Kriegsbeschädigte, an
gelegt werden.
Ein städtisches Siedlungsamt hat der Magistrat von
Hannover bei den Stadtverordneten beantragt.
Stuttgart. Die Verkaufspreise der an den PostschaL
tern zum Verkauf aufliegenden, sowie der vom Postscheck,
amt zu beziehenden Vordrucke sind weiter erhöht worden.
Feuerbach. Das städt. Krankenhaus soll mit einem
Aufwand von 5—600 000 M. erweitert werden. — Der
Konsumverein Cannstatt-Feuerbach hat ein größeres Areal
erworben, um eine Bäckerei, Lagerhaus usw. zu erstellen.
Sindelfingen. Das alte Gaswerk soll für ein gemein
sames Volksbad für Sindelfingen und Böblingen umgebaut
werden. — Der Gasthof zum Schwanen ist von der Stadt
um 125 000 M. erworben worden, die darin ein Wöch
nerinnenheim errichten will.
Karlsruhe. Für den Bau des auf Baden entfallenden
Teils der Bahn Breiten—Kürnbach wird ein Baubüro in
Breiten errichtet.
Wettbewerbe.
Dürrmenz-Mühlacker. Bei dem Wettbewerb der Bau.
genossenschaft für 14 Einfamilienhäuser und ein Wöch
nerinnenheim erhielt den 1. und 2. Preis Architekt Otto
Linder, den 3. Preis die Architekten Alfred und Richard
Bihl. Angekauft wurden die Entwürfe von Architekten
Beer und Pfeiffer und Architekt Richard Gebhardt, sämt
liche in Stuttgart.