1./15. August 1919.
BAUZEITUNG
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scher, sondern auch in finanzieller Hinsicht reichlich loh-»' des Anstrichs wesentlich begünstigt, so ist die Anwend-
nen. Die alten Klagen über Verunreinigung des Neckars || ung von Dichtungsmitteln gegen aufsteigende Erdfeuchtig-
auf Stuttgarter Markung werden endlich verstummen, undM keit wie gegen Niederschläge (Schnee und Regen), zumal
durch die Wasserspülaborte und städtischen Kanäle wer-p'an der Wetterseite zu empfehlen; sie ermöglichen es häu-
den die Fäkalien auf einem diskreten, raschen und bedeu-M fig, den Oelfarbenanstrich schon vor Ablauf eines Jahres
tend billigeren Wege aus der Stadt hinausbefördert wer-l|herzustellen. Ist der Beton oder Zement aber ausgetrock-
den, als durch das überlebte, ziemlich teure Abfuhrsystem.Sttnet, so vermag ein öfteres Abwaschen mit Wasser die
Den Hauptsammelkanal noch weiter zu verlängern,® Frist abzukürzen, was natürlich bei guter Jahreszeit und
hätte nicht den geringsten Wert, weil der Kanal in seiner K bei trockenem Wetter (nicht etwa bei Frost) geschehen
jetzigen Ausführung allen Anforderungen, nämlich Ent-Mmuß.
Wässerung aller tiefliegenden Stadtteile mit natürlichem® Es ist nun aber sehr unangenehm, die sehr unschönen
Gefälle auch bei Hochwasser, sowie genügend freies Oe-®lZement- und Betonflächen viele Monate hindurch ohne
fälle für den Klärbetrieb auf günstigem Gelände, vollauf^;Anstrich stehen zu lassen. Aus diesem Grunde werden die
Genüge leistet. Die Aufsuchung eines Platzes weiter tal-Bi Flächen in der Regel zunächst mit einem luftdurchlässigen
abwärts könnte später erst dann in Frage kommen, wenn® Anstrich versehen, welcher der Neutralisierung des Aetz-
die Regierung nach Ueberschreitung der Einwohnerzahl®kalkes nicht hinderlich ist. Als Anstrichfarben für diese
von einer halben Million ein Reinigungsverfahren fordern|||Zwecke verwendet man z. B. Zement in Wasser mit einem
würde, zu dessen Durchführung das ganze TalgeländeiiiZusatz von ein wenig Schwarz; haltbarer wird dieser An-
zwischen Mühlhausen und Aldingen nicht mehr hinreichend! strich, wenn an die Stelle des Wassers Wasserglas tritt,
würde, oder für den Fall, daß später auch noch andere Im Zentralblatt der Bauverwaltung (Jahrg. 1885) wurden
Gemeinden, wie Hedelfingen, Obertürkheim, Eßlingen,
Feuerbach und Zuffenhausen an die Stuttgarter Hauptklär
anlage angeschlossen werden müßten.
Anstreichen von Zement- und Betonkörpern.
Von Friedrich Hntli, Architekt.
ATK. Oelfarbenanstriche sollen auf Zementputz, Be
tonbaukörpern etc. erst hergestellt werden, wenn die
Kohlensäure der Fuft den im Zement enthaltenen Kalk
„neutralisiert” hat, d. h. nach ein bis zwei Jahren. Beachtet
man diese auf Erfahrung beruhende Regel nicht, so wird
der Oelfarbenanstrich binnen kurzer Frist vollkommen
zerstört. Der ungebundene Aetzkalk im Zement verseift
nämlich das in der Oelfarbe enthaltene Oel, und es entsteht
dadurch Kalkseife, die von der aus dem Mauerkörper selbst
oder von außen hinzutretenden Feuchtigkeit mit dem
Farbkörper weggenommen wird. Da die Betonbaukörper
schwer austrocknen und die Feuchtigkeit die Zerstörung
für diesen provisorischen Anstrich auf Betonflächen auch
Kaseinfarben empfohlen. Diese Anstriche können selbst
auf feuchten Flächen ausgeführt werden. Von den Kasein-
farben-Anstrichen können auch Ausblühungen, wenn sie
nicht zu stark auftreten, abgewaschen werden; sehr starke
Ausblühungen werden allerdings schlißlich den Kasein-
farben-Anstrich zerstören, wie man dies z. B. im Fichthofe
der Technischen Hochschule zu Charlottenburg beobach
ten konnte.
Am günstigsten liegen die Verhältnisse natürlich,
wo die Ausführung von Oelfarben-Anstrichen nicht vor
geschrieben sind, und die Umstände auch für den defini
tiven Anstrich die Verwendung von fett- und ölfreien Far
ben gestatten. Hierzu eignen sich Mineral- und Wasser
glasfarben ebenso gut wie Kaseinfarben.
In vielen Fällen ist aber der saubere, abwaschbare
und wetterbeständige Oelfarben-Anstrich geboten, der bei
sachgemäßer Ausführung auch auf Zement- und Beton
flächen sehr dauerhaft ist. Man hat dann nach Ablauf der
ein- bis zweijährigen Frist die Flächen zur Neutralisierung
des Aetzkalkes mit einer einprozentigen Schwefelsäure
lösung zu tränken und hierauf mit reinem Wasser abzu