Full text: Götterlehre oder mythologische Dichtungen

174 
gen die Mensche», die jenseit wohnten, die Hyper 
boreer hieße» ; die Bachantiunen, unter dem Nah 
men der Bistoniden, mit Schlangenknoten in ihr 
Haar.geschlungen, schweiften, auf dem Thracische» 
Gebirge umher. 
Demohngeachtet war Thracieu auch bas Vater 
land des Orpheus, der durch seinen Gesang und 
durch die Töne seiner Lener die Wildheit der Tdicre 
des Waldes zähmte, und Bäume und Felsen sich 
bewegen ließ. 
Durch sein mächtiges Saitenspiel ließ selbst der 
Orkus sich bewegen, ihm seine Gattin Eurydice 
zurückzugeben, nur sollte er nicht eher nach ihr sich 
umsehen,, als bis er sie wieder auf die Oberwelt 
zum Anblick des Tages und des himmlischen LichleS 
gebracht.— 
Da sie nun bald der öden Schattenwelt entstie 
gen waren; so zog die zärtliche Besorgniß, und der 
zweifelnde Gedanke, ob sein geliebtes Weib ihm 
wirklich folge, den Blick des Gatten, ihm selbst fast 
unbewußt, ein einzigesmahl zurück, und nun war 
Euridice auf immer für ihn vcrlobren, — ihr 
Bild verschwand in Nacht und Dunkel,— und seine 
ganze süße Hoffnung war ein Traum. 
Die Freude seines Lebens war nun entstoben; 
— die Lcycr schwieg ; — das wüthende Geschrei der 
Dachantinneu erscholl auf dem thracischen Gebirge; 
— sie zürnen ans den Dichter, dem nach Eurydi- 
cens Verlust oas ganze weibliche Geschlecht verhaßt
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.