Full text: Götterlehre oder mythologische Dichtungen

■L-!.., 1 , J_! -7 
lischen Thcilchen geschwängerte Erde mit Wasser, 
«ui machte den Menschen nach dem Bilde der Göt' 
ter , so daß er allein seinen Blick gen Himmel cm' 
por hebt, indeß alle andern Thiere ihr Hanpt zur 
Erde neigen. 
Den Göttern selber also konnte die Phantasie 
keine höhere Bildung als die Mcnschcnbildung bei 
legen, weil nichts mehr über die erhabene aufrechte 
Stellung geht, in welcher sich gleichsam die ganze 
Natur verjüngt, und erst zum Anschauen von sich 
selber kömmt. 
Denn die Strahlen der Sonne leuchten, aber 
das Auge des Menschen siehet. — Der Donner rollt, 
und die Stürme des Meeres brausen , aber die 
Zunge des Menschen redet vernehmliche Töne. — 
Die Morgenröthe schimmert in ihrer Pracht, aber 
die Gesichtszüge des Menschen sind sprechend und 
bedeutend. 
Es scheint, es müsse die unermeßliche Natur sich 
erst in diese zarten Umrisse schmiegen, um sich selbst 
zu fassen, und wieder umfaßt zu werden. Um die 
göttliche Gestalt abzubilden gab es nichts Höheres, 
als Aug' und Nase, und Stirn und Augrnbrau- 
ncn, als Wang' und Mund und Kiun, weil wir 
nur von dem, was lebt und diese Gestalt hat, 
wissen können, das es Vorstellungen habe wie wir, 
und daß wir Gedanken und Worte mit ihm wcch. 
scln kozinen. 
Prometheus ist daher auf den alten Kunstwer-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.