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des Betruges auf den Prometheus zürnen zu kön
nen , und seinen Zorn an den Sterblichen auszulas-
stn, die er nun plötzlich des Feuers beraubte.
Denn an dem Prometheus selber seine» Haß
auszuüben wagte Jupiter damals noch nicht; er
suchte ihm nur sein Werk zu verderben; aber auch
dieß gelang ihm nicht; denn Prometheus, der de»
Jammer der Menschen nicht dulden konnte, stieg
wiederum zum Sonnenwagen, und entwendete aufs
neue den ätherischen Funken, den er in dem Marke
der röhrichten Pflanze verbarg, und ihn den Sterb
lichen vom Himmel wiederbrachte.
Als nun Jupiter von fern den Glanz des Feuers
unter den Menschen erblickte, so dachte er aufs
neite, wie er ste durch ihre eigene Thorheit strafen
wollte; wahrend das Prometheus fortfuhr die Men
schen alle nützliche Künste zu lehren, welche der
Gebrauch des Feuers möglich macht, und was die
größte Wohlthat war, ihnen den Blick in die Zu
kunft benahm, damit ste unvermeidliche Uebel nicht
voraus sehen möchten.
Dem Jupiter also gleichsam zum Trotz suchte
Prometheus seine Menschenschöpfung und Menschcn-
bildung zu vollenden, ob er gleich selber wußte, daß
er dereinst schrecklich würde dafür büßen müssen.—
Dieß ungleiche Verhältniß der Menschen zu den
herrschenden Göttern gab nachher den Stoff zu den
tragische!» Dichtungen, deren Geist in den folgenden
Zeilen athmet, worin ein Dichter unserer Zeiten