Full text: Erste Abtheilung. Eiserne Brücken. Heft IV (1,4)

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Querschnitt kreuzförmige, aus Winkeleisen zusammenge 
setzte, durch eine Flachschi ne versteifte Vertikalständer 
verbunden sind. Die Querverbindungen der Bogenträger 
bestehen aus I-Eisen, welche zwischen den Obergurten ver 
tikal, zwischen den Untergurten radial stehn, zwischen 
dieselben eingeschalteten Diagonalen und horizontalen, 
durch deren Kreuzungspunct gehenden Querankern. Die 
bogenförmigen Rahmen stemmen sich gegen gusseiserne, 
mit den Widerlagern fest verankerte Schuhe, während der 
Horizontalverband unter die Querverbände des Obergurts 
eingeschaltet ist und aus diagonalen Flacheisen besteht. 
Ungleich kühner war die i. J. 1854—55 von Oudry er 
baute Stadthausbrücke (Arcolebrücke) über die Seine 
in Paris mit einer Spannweite von 80 m bei nur 6,12 m 
Pfeilhöhe. Die 80 m breite Brückenbahn wird durch zehn, je 
3'/s m von einander entfernte mittlere und durch zwei, je 
372 m von den äussersten Zwischenträgern entfernte Stirn 
rippen unterstützt und besteht aus wellenförmigen, unmittel 
bar auf die Längenbalken der Träger befestigten Barlowschie- 
nen, worauf die makadamisirte Fahrbahn und die asphaltirten 
Fusswege ruhen. Jede der Tragrippen besteht aus einem 
sclimiedeisernen, im Querschnitt I-förmigen Bogen von bzw. 
1,4 m und 0,38 m Höhe am Widerlager und im Scheitel, 
einem wagrechten, im Querschnitt I-förmigen, schmied 
eisernen Obergurt und einer beide Gurten verbindenden 
Füllung von schmiedeisernen, theils kreuz- theils I-för- 
migen Stäben in den Bogenschenkeln und von Blechplatten 
im Scheitel. Jeder Obergurt ist mit den beiden Land 
pfeilern mittels zweier durchgehender, von einer gusseisernen 
Ankerplatte nebst einem Vorsteckkeil gehaltener Schienen 
verbunden, welche durch je 8, in den Pfeiler eingemauerte 
Vertikalanker niedergehalten sind. Die Bogen stützen sich 
gegen gusseiserne Widerlagplatten nebst dazwischen ein 
geschalteten Regulirungskeilen und sind an ihren Anfängen 
durch starke schmiedeiserne Winkel verstärkt. Die Quer 
verbindungen der Tragrippen bestehen in I-förmigen, auf 
und unter alle Bogen genieteten Schienen, in starken, 
radial zwischen die Bogen eingeschalteten, rings mit Win 
keleisen eingefassten Blechplatten, in einer zickzackförmi 
gen Versteifung zwischen den Stirn- und den benachbarten 
Zwischenrippen und in walzeisernen, an den Kreuzungs 
punkten der Füllungsstäbe zwischen die letzteren einge 
schalteten Röhren mit durchgehenden, an die Stirnrippen 
der Brücke geschraubten Bolzen. Der niedrige Scheitel 
dieser Brücke war von ihrem Erbauer gewählt worden, 
um den nachtheiligen Einfluss der Temperatur auf die 
Spannungen der äussersten Bogenlamellen möglichst zu 
vermindern, wodurch jedoch zugleich die Biegungsfestig 
keit der Tragrippen in ihren Scheiteln sehr vermindert 
wurde. 
In den Jahren 1857—58 wurde durch Cesanne 
die erste Blechbogenbrücke und zwar in der Linie Wien- 
Szegedin über die Th eiss bei Szeged in mit 8 Oeffnungen 
von je 42,34 m Spannweite und x / 8 m Pfeilhöhe auf sieben 
eisernen, röhrenförmigen Zwischen- und zwei massiven 
Landpfeilern erbaut. Jede Bogenöffnung enthält 4 Trag 
rippen, deren jede aus einer unteren parabolischen Gurtung, 
einer den Scheitel des Parabelbogens tangirenden, wage 
rechten oberen Gurtung sowie aus einer durch 16 Vertikal 
ständer und 14 Diagonalbänder gebildeten Verbindung 
beider besteht. Alle diese Trägertheile haben einen I-för- 
migen, aus Blechen und Winkeleisen zusammengesetzten 
Querschnitt und sind an ihren Stössen durch ausgerundete 
Knotenbleche verbunden. Zwischen die beiden Gurte sind 
zwei aus Transversalen und Diagonalen bestehende Windver 
bände, zwischen die Vertikalen lothrechte, durch theils ein 
fache, theils doppelte Kreuze versteifte Querverbände einge 
schaltet. Die Fahrbahn besteht aus Querschwellen, welche auf 
den oberen Gurten der Tragrippen ruhen und die beiden Ge 
leise sowie den Bohlenbelag mit dem schmiedeisernen Ge 
länder aufnehmen. Die Bogenenden sind durch eine Eisen 
platte verstärkt, welche sich durch Vermittelung eiserner 
Untersätze gegen die auf den Kämpfern der Widerlager 
ruhenden Schuhe stemmen nnd können an den Landpfei 
lern durch vier Paar, zwischen Bogenfuss und Bogenschuh 
eingesetzte, Stahlkeile regulirt werden. Die oberen Gurte 
sind über den Zwischenpfeilern verbunden und mit den 
Widerlagern verankert: eine Anordnung, von welcher man 
später durch Lösung der Verankerung abstand, da die 
Bogen bei ihren Längenveränderungen durch Temperatur 
wechsel die Landpfeiler mitnahmen und in denselben Risse 
veranlassten. Da hierauf die Widerlager unbeweglich 
blieben aber die Bogen, bei ihrer eignen Zusammenziehung, 
sich von ihren Schuhen abhoben, war man genöthigt, die 
hierdurch entstandenen Zwischenräume durch eingetriebene 
Keile so fest zu spannen, dass sie sich auch bei der grössten 
Kälte nicht abheben konnten. 
2. Die neueren Constructionen. 
Um die erwähnten Missstände zu beseitigen, eine 
bessere Vertheilnng der angreifenden Kräfte zu bewirken 
und den Bogenträgern an ihren Anfängen bei Belastungs 
und Temperaturwechsel eine freie Bewegung zu gestatten, 
brachten die Ingenieure Couche und Salle bei der i. J. 
1858 dem Verkehr übergebenen, schmiedeisernen Eisenbahn 
brücke über den Kanal St. Denis in der Linie Paris- 
Creil von 45,162 m Spannweite und 4,708 m Pfeilhöhe 
an deren Bogenanfängen Zapfen an, um welche sich die 
bogenförmigen Unterrahmen drehen konnten. Sie dachten 
bereits an eine dritte bewegliche Verbindung der Brücken 
hälften im Scheitel, um denselben eine freie, von Tempe 
raturspannungen unabhängige Bewegung zu gestatten, 
mussten dieselbe jedoch, wegen ungenügender Constructions- 
höhe, für die Bogenfüllung aufgeben. Die genannie Brücke 
übersetzt den Kanal St. Denis unter einem Winkel von 
30° 29' der Brücken- bzw. Eisenbahn- zur Canalaxe und 
besteht aus zwei verschiedenen, zweigeleisigen Brücken mit 
zusammenhängenden Widerlagern, wovon die ältere mit 
gusseisernen Polonyeau’sclien Röhrenbogen überbrückt, die 
neuere mit vier Bogenrippen auf Drehzapfen an ihren 
Stützpunkten versehen ist. Diese Tragrippen bestehen aus 
einem bogenförmigen Unter- und einem graden, wagrech 
ten Oberrahmen, welche durch je 14 Vertikalständer und 
12 Diagonalbänder verbunden werden. Die bogenförmigen 
Unterrahmen endigen in einen, durch staffelförmig aufge 
legte Eisenplatten verstärkten, mit der dem Drehzapfen 
entsprechenden Höhlung versehenen Schuh und stemmen 
sich gegen einen halbcylindrischen Bolzen, welcher in einem 
gusseisernen, in die Widerlagspfeiler eingelassenen Wider- 
lagstuhl auf Keilen — mittelst deren die Aufstellung der 
Bogen regulirt wurde — ruht. 
Die theoretische Behandlung der mit Charnieren ver 
sehenen Bogenbrücken, bei welchen die Charniere als fest 
bestimmte Durchgangspuncte aller Resultanten der angrei 
fenden Kräfte und somit als die Mittel angesehen werden, 
eine der genauen statischen Berechnung entsprechende Aus 
führung der Bogenbrücken zu ermöglichen, gaben zuerst 
Köpke und Mantion in dem Jahrgange 1860 bzw. der 
Zeitschrift des Hannoverschen Architekten- und Ingenieur- 
Vereins und der Annales des ponts et cliaussees. 
Die ersten, mit Scheiteicharnieren ausgeführten 
Brücken sind die im Jahre 1864 von Herr mann erbaute 
Blechbogen brücke über die Wien zu Wien und die i. J. 1865 
dem Verkehr übergebene Unterspreebrücke bei Ber 
lin. Die letztere, anfangs für Eisenbahn- und Strassen- 
verkehr, seit Verlegung der Bahnhofsverbindungsbahn nur 
für Strassenverkehr bestimmte Brücke übersetzt die Spree 
unter einem Winkel von 81° 28' zum Stromstrich mit 3 
Oeffnungen von je 16,39 m nebst zwei, an beiden Ufern 
der Spree hinführenden Strassen mit Oeffnungen von je 
12,71 m lichter Weite und besitzt in jeder Oeffnung vier 
zehn Bogenträger mit einem Pfeilverhältniss von Vi2, 
wovon die früher zur Unterstützung des Eisenbahngeleises 
dienenden stärker als die übrigen construirt sind. Sämmt- 
liche Bogenträger bestehen aus einer unteren, im Quer 
schnitt rechteckigen, nach den Widerlagern hin verbrei 
terten und aus einer oberen, von zwei [-Eisen gebildeten 
Gurtung, welche durch senkrechte Stützen und einfache 
Diagonalbänder verbunden sind. Die Charniere wurden
	        
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