Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 43, Bd. 2, 1883)

Bautechnische und baukünstlerische Notizen. 
ingelegt wurden, so können solche mit Vortheil auch aus Träger— 
wellblech in allen möglichen Konstruktionsweisen, ungewunden oöoder 
gewunden, ausgeführt werden. Die Bleche können dabei auf der 
Außenseite direkt ihre Auflagen im Mauerwerk erhalten und auf 
der Mönchseite sich in einem leichten Träger stützen, oder auch 
so weit eingesetzt werden, daß Letzterer entbehrlich wird. Auf die 
Wellbleche können dann die Stufen gemauert und mit Holz oder 
Stein abgedeckt werden; die untere Ansicht sieht selbst nicht schlecht 
qus, wenn sie auch nicht verputzt, sondern nur in passendem Tone 
ingestrichen wird. 
Für Dächer wird neuestens das bombirte (gewölbartig 
gebogene) Trägerwellblech zur Verwendung gezogen, nicht weniger 
aber auch für Deckenkonstruktionen. In beiden Fällen ist 
dieselbe mit Vortheilen verbunden, beim Dache, weil bis 
zu ganz bedentenden Sprengweiten gar keine Konstruktion nöthig; 
bei der Decke, weil die Tragfähigkeit eine bedeutend größere ist. 
Für feuersichere Speicher- und Lagerhäuser, wo große Lasten auf— 
gestapelt werden, sind die bombirten Wellblechdecken sehr zu empfehlen, 
vwie z. B. unter Anderm in Berlin der über 4000 IMeter große 
Speicher der dortigen Produkten-Handelsbank in einer Höhe von 
3 Etagen nach diesem System aufgeführt ist. Für Räume, wo 
sich viele Dämpfe entwickeln, die sich dann an den Wellblechen 
kondensiren, ist die Verwendung ebenfalls angezeigt; das den 
Bögen entlang laufende Wasser wird in kleinen Rinnen längs der 
Träger abgeleitet. In allen Viehställen, wo z. B. die gewöhnlich 
iber denselben liegenden Futtervorräthe durch die Stalldünste ver— 
dorben werden (selbst sogar bei Ziegelgewölben), wird durch das 
bombirte Wellblech ein fast hermetischer Abschluß erzielt. Wo 
Niederschläge befürchtet werden, was übrigens in einem gut 
bentilirten Stalle nicht vorkommen darf, läßt man nur die Wellen 
der obern Seite unausgefüllt und überdeckt die ganzen Bleche vor 
der sonstigen Einfüllung mit Ziegelplatten oder dergl.,, wodurch 
die Zwischenräume hohl bleiben und das kaum 1 mm starke Blech 
alsdann die Temperatur des Stalles annimmt und in Folage dessen 
nicht tropft. 
Dacheindeckungen können mit bombirtem Wellbleche bis zu 
10 m Spannweite hergestellt werden ohne Konstruktion, ansgenommen 
die der erforderlichen Zuganker; auch selbst ohne die Letzteren bei 
auppeldächern; eine Diagonalverstrebung ist ebenfalls nicht nöthig, 
den Maximalschub nimmt der Fußring der Kuppel und den 
Maximaldruck der Laternenring auf. Eine großartige Firma für 
Fabrikation dieser Wellbleche ist die von Hein, Lehmann KComp. 
in Berlin, welche sehr zu empfehlen ist. W. 
Das Landesmedicinal-Kollegium, resp. die sächsische Regierung 
sjat in 40 Lehranstalten des Königreiches Sachsen Ermittelungen 
anstellen lassen, welche Kosten die verschiedenen zur Anwendung 
zebrachten Heizsysteme erfordern. 
Pro 100 Kbm des zu heizenden Raumes erforderten 
un Herstellungskosten: 
a) Luftheizung 270,07 Mk. 
die Heizkosten pro Tag 16 Pf.) 
—) Dampfwasserheizung 642,16 Mek. 
die Heizkosten vro Tag 15 Pf.) 
Dampfwasserluftheizung 138 Mk. 
die Heizkosten pro Tag 15 Pf.) 
deißwasserheizung 346,49 Mk. 
die Heizkosten pro Tag 13 Pf.) 
Z)eißwasserluftheizung 796,11 Mk. 
die Heizkosten pro Tag 13 Pf.) 
gewöhnliche Ofenheizung 85,00 Mk. 
(die Heizkosten pro Tag 22 Pf.) 
Das Normalwärmemaaß — nicht unter 14 und nicht über 
160 — ist am Besten bei der Luftheizung innegehalten, ebenso das 
Normalmaaß des Feuchtigkeitsgehaltes der Luft nächst dem bei der 
Heißwasserheizung. 
Am allerwenigsten günstig hat sich in Berücksichtigung dieser 
Momente die gewöhnliche Ofenheizung erwiesen, es war dieselbe 
noch dazu in Bezug auf den Verbrauch des Heizmateriales die 
heuerste. 
Es sind diese Angaben ein weiterer Beweis dafür, daß man 
mit der Lokal⸗Ofenheizung, namentlich, wo es sich um Beheizen 
neuer Schulgebände handelt, endlich aufräumen und sich schon 
allein im Interesse der Gesundheitspflege den Centralheizungen 
zuwenden sollte. 
Die Luftheizung vor allem ist — wie oben dargethan — 
oom hygienischen Standpunkt aus betrachtet gegen fruͤher weit 
verbessert und genügt nach dem vorstehenden Bericht nicht nur 
dezüglich des Maximaltemperaturgrades, sondern, was nameutlich 
in das Gewicht«fällt, der Feuchtigkeitsgrad der Luft ist ein nor— 
naler, die letztere mithin also den Athmungsorganen als geeignet 
zu betrachten. 
Wir schließen mit dem Wunsch, daß auch andere Staaten 
diesen Gegenstand eingehend erörtern möchten, um allseitig statistisches 
Material über mehr oder mindere Brauchbarkeit dieser oder jeuner 
Art von Centralheizung an der Hand zu haben. — u. 
Bauberichte aus verschiedenen Städten. 
In Bernburga S. ist die Erbauung einer 22klassigen Volks— 
schule mit einem Kostenaufwande von 120000 Mek. beschlossen. 
Blankenburg a. H. Die im Sommer 1882 hierselbst mit 
q. 40 000 Mk. Kosten erbaute katholische Kirche, zu welcher der 
Maurermeister Demme-Halberstadt den Entwuͤrf fertigte, ist in 
etzter Zeit eingeweiht worden. 
Hecklingen (Anhalt). Die hiesige Kirche wird z. Z. unter 
Leitung des Regierungs-Baumeisters Breymanu Bernbuͤrg in den 
iußeren Façadentheilen renovirt, ebenso Ultar und Kanzel ꝛc. er— 
ieuert. Der eine der Thürme, welcher niedriger als der andere 
erbaut ist, soll entsprechend dem andern erhöht werden. 
Die Ausführung der Arbeiten ist dem Maurermeister Hirsch⸗ 
Hecklingen übertragen. 
Braunschweig. Der Landtag hat die Erbauung eines 
Musennis mit 33 gegen 12 Stimmen genehmigt. 
Staßfurt. Der Mangel an Wohnungen ist hier in großem 
Maßstabe fühlbar, so daß in nächstem Frühjahr eine uͤberaus 
rege Baulust zu erwarten steht. 
Bautechnische und baukünstlerische Notizen. 
Das neue Reichstagsgebäude. Der in Gyps vom 
Bildhaner Professor Lessing modöellirte preisgekrönte Wallot'sche 
kutwurf des neuen Reichstagsgebändes geht' seiner Vollendung 
utgegen und dürfte alsbald im Reichstaasgebäude zur Ansicht 
zusgestellt werden. 
Einsturz einer Mälzerei in Namslau. Am 18. De— 
ember 18802 Nachmittags kurz nach 3 Uhr ist die im vorigen 
Jahre neu erbaute Dampfmälzerei der Haselbach'schen Brauerei 
ingestürzt. Um die angegebene Zeit erfolgte ein dumpfer Krach, 
ind als sich die kolossale Stanbwolke verzog, sah man, daß der 
istliche Theil des stattlichen, gegenüber der St. Andreaskirche be— 
egenen Gebäudes zusammengestürzt war. Leider sind, wie schon 
urz gemeldet, sechs Menschen mit verschüttet, von denen 
rotz angestrengtester Arbeit nach dreistündiger Thätigkeit erst vier 
inter den Trümmern aufgefunden worden waren. Einer, ein Mälzer, 
st todt. — Die „Schles. Ztg.“ erfährt noch folgende Einzelheiten: 
In dem jetzt einen Trümmerhaufen bildenden Gebäunde waren für 
0 000 Mtk. Malz und Gerste aufgespeichert. Dieselben sind 
yjöchstens und auch nur theilweise noch als Viehfutter verwendbar, 
»a sie sich mit Schutt, Kalk, Wasser u. s. w. vermengt haben. 
Der Werth der zertrümmerten Maschinen beträgt allein 36000 Mk. 
Der Gesammtschaden, den der Besitzer, welchem sich die allgemeinste 
Theilnahme zuwendet, erleidet, dürfte auf etwa eine Viertel— 
Million Mark zu berechnen sein. Der Erbauer des eingestürzten 
Hebäudes, Maurermeister Kirchner von hier, ein bisher hier allgemein 
vegen seiner Tüchtigkeit hochgeschätzter Bautechniker, ging zufällig 
in dem Gebäude vorüber, als dessen Zusammensturz erfolgte. Als 
herr Kirchner bei dem donnerartigen Getöse sich umwandte, sah 
er sein Werk in Trümmer gesunken. Verzweifelt eilte er nach 
einer nahe gelegenen Wohnunng, wo er vom Schlage getroffen 
vurde 
Das elektrische Licht in den Häusern von New— 
York. Der in neuester. Zeit vielfach angeregte Gedanke, von 
iner Centralstelle aus die Haͤuser großer Städte in ähnlicher Weise. 
vie bisher mit Wasser und Gas, mit dem elektrischen Strom zu 
ersorgen, ist gegenwärtig für einen Stadttheil New-Yorks zur 
ßerwirkliching gelangt. Die ganze Anlage umfaßt in vierzehn 
Ztraßen nahezu 950 Häuser und Waarenlager und ist bei einer 
Hesammtlänge der Leilung von 25 kmä für die Produktion einer 
dichtmenge von 178 616 Kerzenstärken in 14411 Lampen einge— 
ichtet. Der Abonnementspreis ist nicht höher als für Gaslicht, 
on welchem sich das elektrische Glühlicht nicht nur durch die In— 
ensivität seiner Leuchtkraft, sondern namentlich auch durch seinen 
uhigen, gleichmäßigen Schein höchst vortheilhaft unterscheidet. In 
ßeschäfts und Arbeitslokalen bewährt sich dieses Licht als von 
zurchaus befriedigender Wirkung, indem es ohne störende Reflexe, 
hne Hitze und Dunst, die betreffenden Räume fast tageshell erleuchtet. 
Da die Centralstation sich nicht auf die Beleuchtung beschränkt, 
ondern ebensowohl den mannigfachen technischen und gewerblichen 
Zwecken dient, für welche die elektrische Triebkraft schon jetzt nutz— 
ar gemacht wird, sind die in riesenhaften Dimensionen ausgeführten, 
urch vier Dampfmaschinen von je 350 Pferdekräften in Bewegung 
jesetzten dynamo-elektrischen Maschinen Tag und Nacht in ununter— 
zrochener Thätiakeit. („Civil⸗-Techniker.“)
	        

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