Bautechnische und baukünstlerische Notizen.
ingelegt wurden, so können solche mit Vortheil auch aus Träger—
wellblech in allen möglichen Konstruktionsweisen, ungewunden oöoder
gewunden, ausgeführt werden. Die Bleche können dabei auf der
Außenseite direkt ihre Auflagen im Mauerwerk erhalten und auf
der Mönchseite sich in einem leichten Träger stützen, oder auch
so weit eingesetzt werden, daß Letzterer entbehrlich wird. Auf die
Wellbleche können dann die Stufen gemauert und mit Holz oder
Stein abgedeckt werden; die untere Ansicht sieht selbst nicht schlecht
qus, wenn sie auch nicht verputzt, sondern nur in passendem Tone
ingestrichen wird.
Für Dächer wird neuestens das bombirte (gewölbartig
gebogene) Trägerwellblech zur Verwendung gezogen, nicht weniger
aber auch für Deckenkonstruktionen. In beiden Fällen ist
dieselbe mit Vortheilen verbunden, beim Dache, weil bis
zu ganz bedentenden Sprengweiten gar keine Konstruktion nöthig;
bei der Decke, weil die Tragfähigkeit eine bedeutend größere ist.
Für feuersichere Speicher- und Lagerhäuser, wo große Lasten auf—
gestapelt werden, sind die bombirten Wellblechdecken sehr zu empfehlen,
vwie z. B. unter Anderm in Berlin der über 4000 IMeter große
Speicher der dortigen Produkten-Handelsbank in einer Höhe von
3 Etagen nach diesem System aufgeführt ist. Für Räume, wo
sich viele Dämpfe entwickeln, die sich dann an den Wellblechen
kondensiren, ist die Verwendung ebenfalls angezeigt; das den
Bögen entlang laufende Wasser wird in kleinen Rinnen längs der
Träger abgeleitet. In allen Viehställen, wo z. B. die gewöhnlich
iber denselben liegenden Futtervorräthe durch die Stalldünste ver—
dorben werden (selbst sogar bei Ziegelgewölben), wird durch das
bombirte Wellblech ein fast hermetischer Abschluß erzielt. Wo
Niederschläge befürchtet werden, was übrigens in einem gut
bentilirten Stalle nicht vorkommen darf, läßt man nur die Wellen
der obern Seite unausgefüllt und überdeckt die ganzen Bleche vor
der sonstigen Einfüllung mit Ziegelplatten oder dergl.,, wodurch
die Zwischenräume hohl bleiben und das kaum 1 mm starke Blech
alsdann die Temperatur des Stalles annimmt und in Folage dessen
nicht tropft.
Dacheindeckungen können mit bombirtem Wellbleche bis zu
10 m Spannweite hergestellt werden ohne Konstruktion, ansgenommen
die der erforderlichen Zuganker; auch selbst ohne die Letzteren bei
auppeldächern; eine Diagonalverstrebung ist ebenfalls nicht nöthig,
den Maximalschub nimmt der Fußring der Kuppel und den
Maximaldruck der Laternenring auf. Eine großartige Firma für
Fabrikation dieser Wellbleche ist die von Hein, Lehmann KComp.
in Berlin, welche sehr zu empfehlen ist. W.
Das Landesmedicinal-Kollegium, resp. die sächsische Regierung
sjat in 40 Lehranstalten des Königreiches Sachsen Ermittelungen
anstellen lassen, welche Kosten die verschiedenen zur Anwendung
zebrachten Heizsysteme erfordern.
Pro 100 Kbm des zu heizenden Raumes erforderten
un Herstellungskosten:
a) Luftheizung 270,07 Mk.
die Heizkosten pro Tag 16 Pf.)
—) Dampfwasserheizung 642,16 Mek.
die Heizkosten vro Tag 15 Pf.)
Dampfwasserluftheizung 138 Mk.
die Heizkosten pro Tag 15 Pf.)
deißwasserheizung 346,49 Mk.
die Heizkosten pro Tag 13 Pf.)
Z)eißwasserluftheizung 796,11 Mk.
die Heizkosten pro Tag 13 Pf.)
gewöhnliche Ofenheizung 85,00 Mk.
(die Heizkosten pro Tag 22 Pf.)
Das Normalwärmemaaß — nicht unter 14 und nicht über
160 — ist am Besten bei der Luftheizung innegehalten, ebenso das
Normalmaaß des Feuchtigkeitsgehaltes der Luft nächst dem bei der
Heißwasserheizung.
Am allerwenigsten günstig hat sich in Berücksichtigung dieser
Momente die gewöhnliche Ofenheizung erwiesen, es war dieselbe
noch dazu in Bezug auf den Verbrauch des Heizmateriales die
heuerste.
Es sind diese Angaben ein weiterer Beweis dafür, daß man
mit der Lokal⸗Ofenheizung, namentlich, wo es sich um Beheizen
neuer Schulgebände handelt, endlich aufräumen und sich schon
allein im Interesse der Gesundheitspflege den Centralheizungen
zuwenden sollte.
Die Luftheizung vor allem ist — wie oben dargethan —
oom hygienischen Standpunkt aus betrachtet gegen fruͤher weit
verbessert und genügt nach dem vorstehenden Bericht nicht nur
dezüglich des Maximaltemperaturgrades, sondern, was nameutlich
in das Gewicht«fällt, der Feuchtigkeitsgrad der Luft ist ein nor—
naler, die letztere mithin also den Athmungsorganen als geeignet
zu betrachten.
Wir schließen mit dem Wunsch, daß auch andere Staaten
diesen Gegenstand eingehend erörtern möchten, um allseitig statistisches
Material über mehr oder mindere Brauchbarkeit dieser oder jeuner
Art von Centralheizung an der Hand zu haben. — u.
Bauberichte aus verschiedenen Städten.
In Bernburga S. ist die Erbauung einer 22klassigen Volks—
schule mit einem Kostenaufwande von 120000 Mek. beschlossen.
Blankenburg a. H. Die im Sommer 1882 hierselbst mit
q. 40 000 Mk. Kosten erbaute katholische Kirche, zu welcher der
Maurermeister Demme-Halberstadt den Entwuͤrf fertigte, ist in
etzter Zeit eingeweiht worden.
Hecklingen (Anhalt). Die hiesige Kirche wird z. Z. unter
Leitung des Regierungs-Baumeisters Breymanu Bernbuͤrg in den
iußeren Façadentheilen renovirt, ebenso Ultar und Kanzel ꝛc. er—
ieuert. Der eine der Thürme, welcher niedriger als der andere
erbaut ist, soll entsprechend dem andern erhöht werden.
Die Ausführung der Arbeiten ist dem Maurermeister Hirsch⸗
Hecklingen übertragen.
Braunschweig. Der Landtag hat die Erbauung eines
Musennis mit 33 gegen 12 Stimmen genehmigt.
Staßfurt. Der Mangel an Wohnungen ist hier in großem
Maßstabe fühlbar, so daß in nächstem Frühjahr eine uͤberaus
rege Baulust zu erwarten steht.
Bautechnische und baukünstlerische Notizen.
Das neue Reichstagsgebäude. Der in Gyps vom
Bildhaner Professor Lessing modöellirte preisgekrönte Wallot'sche
kutwurf des neuen Reichstagsgebändes geht' seiner Vollendung
utgegen und dürfte alsbald im Reichstaasgebäude zur Ansicht
zusgestellt werden.
Einsturz einer Mälzerei in Namslau. Am 18. De—
ember 18802 Nachmittags kurz nach 3 Uhr ist die im vorigen
Jahre neu erbaute Dampfmälzerei der Haselbach'schen Brauerei
ingestürzt. Um die angegebene Zeit erfolgte ein dumpfer Krach,
ind als sich die kolossale Stanbwolke verzog, sah man, daß der
istliche Theil des stattlichen, gegenüber der St. Andreaskirche be—
egenen Gebäudes zusammengestürzt war. Leider sind, wie schon
urz gemeldet, sechs Menschen mit verschüttet, von denen
rotz angestrengtester Arbeit nach dreistündiger Thätigkeit erst vier
inter den Trümmern aufgefunden worden waren. Einer, ein Mälzer,
st todt. — Die „Schles. Ztg.“ erfährt noch folgende Einzelheiten:
In dem jetzt einen Trümmerhaufen bildenden Gebäunde waren für
0 000 Mtk. Malz und Gerste aufgespeichert. Dieselben sind
yjöchstens und auch nur theilweise noch als Viehfutter verwendbar,
»a sie sich mit Schutt, Kalk, Wasser u. s. w. vermengt haben.
Der Werth der zertrümmerten Maschinen beträgt allein 36000 Mk.
Der Gesammtschaden, den der Besitzer, welchem sich die allgemeinste
Theilnahme zuwendet, erleidet, dürfte auf etwa eine Viertel—
Million Mark zu berechnen sein. Der Erbauer des eingestürzten
Hebäudes, Maurermeister Kirchner von hier, ein bisher hier allgemein
vegen seiner Tüchtigkeit hochgeschätzter Bautechniker, ging zufällig
in dem Gebäude vorüber, als dessen Zusammensturz erfolgte. Als
herr Kirchner bei dem donnerartigen Getöse sich umwandte, sah
er sein Werk in Trümmer gesunken. Verzweifelt eilte er nach
einer nahe gelegenen Wohnunng, wo er vom Schlage getroffen
vurde
Das elektrische Licht in den Häusern von New—
York. Der in neuester. Zeit vielfach angeregte Gedanke, von
iner Centralstelle aus die Haͤuser großer Städte in ähnlicher Weise.
vie bisher mit Wasser und Gas, mit dem elektrischen Strom zu
ersorgen, ist gegenwärtig für einen Stadttheil New-Yorks zur
ßerwirkliching gelangt. Die ganze Anlage umfaßt in vierzehn
Ztraßen nahezu 950 Häuser und Waarenlager und ist bei einer
Hesammtlänge der Leilung von 25 kmä für die Produktion einer
dichtmenge von 178 616 Kerzenstärken in 14411 Lampen einge—
ichtet. Der Abonnementspreis ist nicht höher als für Gaslicht,
on welchem sich das elektrische Glühlicht nicht nur durch die In—
ensivität seiner Leuchtkraft, sondern namentlich auch durch seinen
uhigen, gleichmäßigen Schein höchst vortheilhaft unterscheidet. In
ßeschäfts und Arbeitslokalen bewährt sich dieses Licht als von
zurchaus befriedigender Wirkung, indem es ohne störende Reflexe,
hne Hitze und Dunst, die betreffenden Räume fast tageshell erleuchtet.
Da die Centralstation sich nicht auf die Beleuchtung beschränkt,
ondern ebensowohl den mannigfachen technischen und gewerblichen
Zwecken dient, für welche die elektrische Triebkraft schon jetzt nutz—
ar gemacht wird, sind die in riesenhaften Dimensionen ausgeführten,
urch vier Dampfmaschinen von je 350 Pferdekräften in Bewegung
jesetzten dynamo-elektrischen Maschinen Tag und Nacht in ununter—
zrochener Thätiakeit. („Civil⸗-Techniker.“)