Ueber die Zumischung minderwerthiger Körper zum Portlandcement.
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Da ich diesmal nur die Ventilationsanlage für landwirth⸗
chaftliche Gebände, speziell für Stalleinrichtungen, bringe, mag zur
entjchuldigung gelten, daß für diese Aulagen bis jetzt sehr wenig
Jethan wurde, trotzdem man es doch den Thieren ebenso schuldig ist,
ils der Menschheit.
Zu näherer Erläuteruug habe ich 2 Skizzen beigefügt, die—
elben uͤmfassen 3 verschiedene Stalleinrichtungen und sind Abthei—
ungen eines größeren Rittergutes.
Skizze“1 stellt eine Stalleinrichtung für 60 Melkkühe dar;
vie aus derselben ersichtlich, besteht der Stall aus 4 Abtheilungen
nit je 15 Futterständen, mit mittlerem Futtergang und zu beiden
Seiten befindlichem Tünger- oder Melkgang.
Um die Bentilation zu erläutern, sind die verschiedenen Ka—
aäle mit Buchstaben versehen und haben folgende Bezeich—
uungen:
a. Luftzuführungsöffnung, b. Luftzuführungskanal, c. Aus—
trömungskanal, d. Ausströmungsöffnung im Fußboden des Futter—
janges, durch gußeiserne Gitter verdeckt; e. stellbare Klappfenster
iach innen, unter den rechten Winkeln stellbar, selbige sind auf
heiden Seiten nothwendig; f. eine stets offen stehende Klappe
ür Abzug sich innerhalb entwickelnder Dünste. Noch sei bemerkt,
»aß in jedem Luftzuführungskanal ba eine stellbare Drehklappe vor—⸗
handen sein muß und soll diefelbe nur von dem Dünger- oder
Pdelkgang aus zu reguliren sein.
Die beiderseitigen Luftzuführungskanäle b dienen dazu, bei
stark eintretenden Windströmungen die eine Seite abzustellen, um
der direkten Zugluft entgegenzuarbeiten.
Zum Beispiel: Soll der Stall im Sommer, wo es am
nothwendigsten erscheint, ventilirt werden, so stelle man die Dreh—
lappen in dem Kanal b, je nach der Windströmung, ganz oder
heilweise auf und regulire die Klappfenster in der Stellung eines
150 Winkels; nun wird man beobachten können, wie die schlechte
Luft in kurzer Zeit entweicht und der Stall mehr und mehr mit
rischer Luft gefuͤllt wird.
Im Winter ist es sehr rathsam, mit der Luftzuführung sehr
parsam vorzugehn und es am Tage nur Stundenweise zu regu—
iren, jedoch in der Nacht alle Drehklappen fest zu schließen.
Skizze 2 stellt eine größere Stalleinrichtung für 12 Zucht—
»der Zugochsen und eine Pferdestallanlage mit 12 Futter—
tänden dar.
Die Bezeichnung ist nahezu dieselbe, tritt nur etwas mehr
n veränderter Form auf und bedeutet:
a und b Luftzuführungskanäle, & Abzugskanal, d Aus⸗
trömungsöffnungen in dem Fußboden des Ganges, durch gußeiserne
Hitter verdeckt, e von innen stellbare Klappfenster, keine stets
ffenstehende Klapp-Oeffnung für Abzug sich entwickelnder Dünste.
Der Kanal a und b umuß eine stellbare Drehklappe erhalten
und vom Gang aus zu reguliren sein.
Zum Beispiel: Soll der Stall im Sommer ventilirt werden,
o stelle man die Drehklappe im Kanal auf und regulire die
klappfenster bei ruhigem Wetter in Stellung eines 450 Winkels;
iun wird der Stall in kurzer Zeit frische Luft erhalten und die
schlechte durch erstere verdrängt werden.
Auch hier ist es im Winter rathsam, mit der Luftheizung
sehr vorsichtig zu sein; man lasse dieselbe nur Stundenweise ein—
trömen, damit die schlechten Dünste verdrängt werden. Die
Fenster öffne man in diesen Ställen im Winter nicht, indem sonst
eine zu starke Zugluft entstehen könne, was den Thieren sehr nach—
cheilig sein würde.
Um in diesen Ställen eine regelrechte Abführung der schlechten
Luft herbeizuführen, dienen die unter c eingezeichneten Kanäle für
Abzug der schlechten Dünste, welche hierdurch nach dem Boden—
aum und später durch ein anzubringendes Rohr über Dach ge—
ührt wird.
Zum Schluß will ich noch beifügen, daß ich schon mehrere
Stalleinrichtungen theits in alten theils neuen Gebäuden mit diesen
—— —— versehen habe und besitze ich hierüber viele
Zeugnisse, auch sind meine Anlagen mehrfach prämiirt worden.
Gern bin ich bereit, detaäillirte Zeichnungen und Kosten⸗
anschläge für derartige Aulagen für alle Stalleinrichtuugen in
—F — neuen Gebäuden aänzufertigen und zur Ausführung zu
Strehlen bei Dresden.
Chon und Kalk erzeugtes Prodnkt, welches durch Brennen bis zur
Sinterung und Zerkleinerung bis zur Mehlfeinheit hergestellt werde.
dedes andere Produkt, welchem vor und nach dem Brennen andere
Zubstanzen (Zusatz von 20,0 Gyps gestattet) beigemengt werden, sei
nicht als Portlandcement zu betrachten und der Verkauf eines solchen
Fabrikates als Täuschnung des Konsumenten zu betrachten.
„Ein guter Potlandcement werde durch Beimischung von
Schlackenmehl, (dasselbe wird ab Duisburg mit 22 Pf. pro 100 Kilo
zerkauft und vielfach zu Beimischungen benutzt) Traß, gemahlenen
Thonschiefer und Kalkstein nicht verbessert.
„Wenn auch im einzelnen Falle der Nachweis einer Ver—
»esserung des verfälschten Fabrikates zu erbringen wäre, so seien
diese Zumischungen dem Fabrikanten deswegen nicht zu gestatten,
veil dem Konsumenten nicht zuzumuthen sei, von Zeit zu Zeit die
ZQualität des gelieferten Cementes zu prüfen. Jede Zumischung
ei als Beginn der Mörtelbereitung anzusehen und sei demnach
tets als Sache des Konsumenten und nicht des Produzenten
unzusehen.
„Da die Normenprobe für ungemischten Cement aufgestellt sei
uind der besondere Charakter des Portlandcementes durch Zu—
nischungen geändert werde, so seien die Normalbestimmungen zu
Vergleichen zwischen echtem und unechtem Cement nicht anwendbar.“
Es war bekannt, daß von einigen Fabrikanten die Bei—
mischung anderer Substanzen heimlich und von anderen wieder offen
hetrieben wurde. Speziell die Vorwohler Fabrik bezeichnete auf
ihren Packungen durch einen längeren Vermerk die stattgefundene
Beimischung von Kalksilikat, dabei anführend, daß durch diesen
Zusatz die Qualität des Cementes verbessert werde.
Der Verein hielt es daher unter diesen obwaltenden Ver
hältnissen für geboten, die Fragen zu erörtern:
a) welchen Einfluß die Zumischung anderer Substanzen auf
die Qualität des Cementes ausuͤben, und
b) ein Kennzeichen die ausgeführte Mischung zu Tage
egen?
Die Beantwortung dieser Fragen ergab das Eingang dieses
ingeführte Resumö.
Kommen wir auf den Inhalt der darüber geführten Debatten
uurück, so sind es namentlich die Herren Dr. Delbrück (Züllchow),
Dyckerhoff (Amöneburg), Dr. Herzog (Oppeln) und Heyn (Lüne—
„urg), welche die Zumischungen energisch bekämpften.
Namentlich führte Dyckerhoff unter Darlegung von Probe—
resultaten den Nachweis, daß Schlackenmehl als Ersatz in Cement
auch nach längerer Zeit keine stärkere Zunahme der Festigkeit und
uuch nach längerer Zeitdauer eine erhärtende Verbindung nicht
ergeben habe.
Bewiesen wird der letztere Ausspruch dadurch, daß Probe—
förper von reinem Cement mit 1 Stunde Bindezeit 10,66 kg Zug
aro Dem und 207,0 kg Druck pro Dem aushielten, während bei
Prüfung von Probekörpern aus mit Schlackenmehl gemischtem
Lement nach 11stündiger Bindezeit sich die bezügl. Zahlen nur
nuf 6,9 Kg, resp. 137, kg stellten.
Die Festigkeit der oleocher wird aber selbstredend weiter
»ermindert, je mehr der Prozenttheil des Zusatzes an Schlacken⸗
nehl gesteigert wird.
Bezüglich der Methode der sofortigen Erkennung einer vor—⸗
genommenen Mischung wird angegeben, daß das spezifische Gewicht
des unverfälschten Cementes nicht unter 3,11 sich bewege, während
von 17 Proben gemischter Cemente nicht eine einzige Probe das
eben angegebene spezifische Gewicht erreicht habe.
Wir haben ferner den evidentesten Beweis, daß die Fälschung
der Cemente in ausgedehnterem Maaße bewirkt wird, als man
allgemein annimmt. Es giebt Fabriken, deren Cementprodukte
eine Beimischung von 500/, Schlackenmehl aufweisen. Rechnet
nan das Nettogewicht einer Tonne Cement zu 160 kg und dies
Bewicht aus 500,, reinem Cement und 5007, Schlackenmehl be⸗
tehend, so stellen sich die Selbstkosten auf:
80 kg Cement 3,00 Mk.
80 „ Schlackencement (100 kg 22 Pf.) 0,.18,
zusammen: 3,18 Mk.
während der Konsument dies minderhaltige Produkt heute mit
-9,5 Mk. pro Tonne bezahlen muß.
In weit größerem Umfange wird der Mischungsprozeß von
nanchen Cementhändlern betrieben. Sie beziehen aus einer Fabrik,
die wohl auch mischt, den Cement, lassen sich Schlackencement oder
Silikat lowrieweise senden, um dann die eigentliche Mischung vor⸗
unehmen. Wie viel Prozenttheile reinen , mögen dann
m dem durch und durch getauften „Cement“ vorhanden sein?
Leichtgläubige giebt es jedoch auch in unserem Fache noch genug,
sie sind Abnehmer dieses „billigen und schlechten“ Cementes, mit
dessen Preis eine mit reellen Grundsätzen arbeitende Fabrik niemals
in Konkurrenz treten kann.
Adolph Müller, Acrchitekt.
Ueber die Zumischung minderwerthiger
Körper zum Portlandcement.
Der Vorstand des Vereins deutscher Cementfabrikanten hat
in seiner Ende März in Berlin stattgehabten Generalversammlung
bezüglich der Beimischung anderer Substanzen zum Portlandcemem
die solgenden, kurz zusammengefaßten Grundsätze angenommen: „In
eriter Linie sei Portlandcement ein durch innige Mischung von