Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 43, Bd. 2, 1883)

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Die Entstehung der Frauenkirche in Tresden. — Erfindungen im Hochbauwesen 
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io zu regieren, daß ihm der Sieg gewiß ist und er seinen Zweck 
— t —— 
mechtiezer dritte Plan, mit einem Kostenanschlag von 55555 Thlr. 
11 Gronund 9 Pf., also 17520 Thlr. billiger, als der vorige, sollte 
migt werden. 
Rveh d der Einreichung der ersten Pläne Bähr's bis Dato 
varen 4 volle schöne Jahre vergangen, die den Bau, der Kirche 
im ein Bedeutendes haͤtten fördern können, wenn nicht derartige 
einliche Hindernisse eingetreten wären. Der alte berühmte 
—V allen Seiten gestützte 
Airche stand jedoch immer noch. Inzwischen hatte der Unwille 
Hid die Entrüfstung in der Stadt über die unnöthige Verzögerung 
hren höchsten Punkt erreicht, so daß von allen protestantischen 
Kanzeln in jeder Sonntagspredigt gegen Wackerbarth und seine 
Henossen gekämpft und über die Schmach gesprochen werden mußte, 
iͤ ebenso nothwendiges, wie gerechtfertigtes Unternehmen zu eut— 
träften. 
Wie sollte man sich nun den feindlichen Behörden gegenüber 
erhalten? Es mußte alles mögliche daran gesetzt werden, um zu 
»inem entsprechenden Resultate zu kommen. Man bedurfte eines 
Vermittlers, der sich auch in der Person des alten, würdigen 
Stadtsyndikus Behrisch fand,. Zu dieser Zeit war Behrisch 70 
Jahre alt und hatte schon sein fünfzigiähriges Amtsjubiläum ge⸗ 
iert; er war ein hoch angesehener und von allen gleichgeliebter 
Mann, namentlich wird an ihm seine getreue Amtsfunktion gerühmit. 
Ju seinem Bericht an die Behörde, bittet er um Verzeihung, wenn 
rAlles in Wahrheit sage. Es wäre doch alles mögliche gethan worden, 
was die Regiernug an etwaigen Aenderungen gewünscht, auch seien 
Ale Aenderungen thunlichst eingetreten und es läge durchaus nichts 
hor, den Bau noch länger zu verweigern und der Rath müßte 
)ringend darum bitten, daß endlich die Erlaubniß zum Baue ge— 
Jeben werde. Ferner bittet er,,er sei ein alier Offiziant der Stadt. 
nan möge ihm diese Freiheit verzeihen, zumal er an der Schwelle 
zer Ewigkeit stünde. — Kurz nach Beendigung dieses Schreihens 
chied Behrisch in Folge eines Schlaganfalles aus dem Leben. 
Diesen, (wie ihn Herr Prof. Dr. Steche charakteristisch nanute) 
tolzehrwürdigen Brief schickte nun die Wittwe Behrisch's als letzte 
Verordnung ihres Gatten am 22. April an die Baukommission. 
Innerhalb 14 Tagen am 6. Mai kam nun die Antwort vom Gou— 
erneur Wackerbarth, eingebildet und höhnisch in höchst beleidigender 
Weise gegen den verstorbenen Behrisch geschrieben, gleiche Worte 
iber den Rathszimmermeister Bähr, spöttisch wie geringschätzend: 
„Er hätte nun längst eingesehen, daß mit dieser Arbeit nichts 
ju machen sei, er hätte Knöfeln schon seit längerer Zeit 
Feauftragt, auch einen Plan zu liefern und zwar einen solchen, 
welcher bezüglich der Architektur inklusive Kosten weniger 
der Kritik ausgesetzt sei. Da sich aber die Stadt nun einmal 
ür die Bähr'sche Arbeit entschieden habe, wolle er den Plan durch 
seine Unterschrift signiren, außerdem müßte er aber dringend darauf 
rufmerksam machen, daß die Beleidigungen von den Kanzeln gegen 
hu zu unterdrücken und daß die Pläne Knöfel's besser seien. Aus 
all diefen Reden leuchtet deutlich genug hervor, wie sich Wacker—⸗ 
barth die größte Mühe giebt, seinen Freund Knöfel in das qün— 
tigste Licht zu stellen. 
Nach dem Urtheil Sachverständiger heißt es jedoch, daß 
dieser Plan durchaus nicht den Anspruch auf den von Wackerbarth 
zepriesenen Werth habe, denn er ist viel kostspieliger; ferner war 
er nicht eigene Erfindung Knöfel's, sondern gewissermaßen 
aur eine raffinirte Umarbeitung des Bähr'schen Planes. Nament— 
ich behielt er die Mauerstärken Bähr's bei, da er sich doch nicht 
o recht sicher fühlte. Knöfel benutzte also die Bähr'sche Konstruk— 
tion und war dabei noch dreist genug, das Ansehen Bähr's auf 
ede Weise zu schmälern. Ungeahnter Weise gab sich der sonst so 
tüchtige Knöfel, der das Hubertusburger Schloß erweiterte, das 
Brühl sche Palais in der Auguststraße erbaute ꝛc., hierbei dadurch 
eine Blöße, daß er die Holzkuppel, welche Bähr nur scheinbar in 
einen Plan angewendet hatte, mit denselben Prinzipien nachahmte, 
vie sie ihm auf dem Plane Bähr's erschienen. Doch Bähr war 
lüger! Wozu hätte er auch sonst das dritte geheime Modell ge— 
draucht! Nach endgültigem Beschluß wurde nun der Rathszimmer— 
meister Bähr mit Wissen und Willen Wackerbarth's zum Bau— 
direktor der Frauenkirche ernannt und der Bau endlich in Angriff 
zenommen, welcher außerdem noch von dem Rathsmaurermeister 
Fehre und dem Polier Schubert, welche Bähr empfohlen, geleitet 
wurde. Der Maurermeister Fehre hatte sich schon einen ziemlichen 
Namen erworben, so baute er um 1700 den zoldenen Ring desgl. 
ind von ihm die Löwenapotheke und das deustädter Raͤthhans. 
Iee wirkte auch als Werkmeister beim Baun der Neuftädter 
Erfindungen im Hochbauwesen 
und der damit zusammenhängenden Sweige. 
Feuerhüter. 
D. R.P. No. 21816. Patentinhaber und alleinige Fabrikanten: 
Fr. Feldhoff K Co. in Düsseldorf. 
(Hierzu 5 Fig.) 
Dieser neue Apparat, aus Gußeisen bestehend, soll in erster 
Linie, wie schon aus der Bezeichnung zu entnehmen, eine Ver— 
nehrung der Zimmerwärme und die Haltung eines langsameren 
»)rennenden Feuers und die hieraus sich folgernde Verminderung 
des Breunmaäaterials bezwecken 
— 
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E,— 
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ci 
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Ansicht von Oben. 
* 
2 
—EEX 
eitenanst 
Der Feuerhüter im Ofen. 
Querrconit 
Das System besteht, wie auch aus den Zeichnungen zu 
ersehen ist, im Prinzipe aus der Anordnung von 5 gebogenen 
Rosten zwischen dem Feuer und dem Rauchableitungsrohr, macht 
ilso gleichzeitig neben seinen anderen Vortheilen die Anbrinqung 
von sogenannten Ofenklappen entbehrlich. 
Die einzelnen, mit geringem Zwischenraum übereinander— 
iegenden Roststäbe decken sich mit ihren Oeffnungen gegenseitig. 
Diese einfache Konstruktion bewirkt, ohne die Höhe des Zuges im 
Feuerraum zu beeinträchtigen, daß die Wärme im Ofen sich mehr 
onzentrirt und die Feuergase erst nach dem Durchgange der 5 Rost— 
lächen in den oberen Theil des Ofens resp. des Rauchableitungs— 
ohres eintreten. 
Das Einsetzen des Apparates ist einfach, indem dasselbe von 
oben in den Ofen gelassen wird. 
Erforderlich ist zu dem Einsetzen ein Ring und eine Stütze. 
Der erstere wird auf den Feuertopf gelegt, um für die Stütze an 
er Hiuterwand des Ofens, der Heñthuͤr gedgenüber, die nöthige 
Fläche zu bieten. 
Der Feuerhüter wird dann in der oben beschriebenen Art 
in der im Langenschnitt mit Debezeichneten Stelle auf die Stütze 
jesetzt und die mit O bezeichnete Stelle an die Vorderwand des 
Ifens angelehnt. Um eine Erfahrung über die Nützlichkeit des 
Apparates zu haben, wird es unseren Lesern von Interesse sein, 
on dem Ausfall eines der Erperimente Kenntniß zu erhalten. 
In 2 Oefen von gleicher Größe, mit gleich langen und in 
zleichen Winkeln zum Kamin aufgestellten Rauchröhren wurde mit 
zleichem Quantum Steinkohlen (1200 gr) Feuer angezündet. 
Schon nach wenigen Minuten zeigte sich an den oben im 
Rauchrohr angebrachten Wärmemessern die Wirkung des Apparates, 
»enn während in dem ersteren Ofen die durch das Rauchrohr ent— 
trömende Hitze sich bis auf 250-2800 heschränkte, zeigte das 
Pyrometer des ohne Apparat brennenden Ofeuns die in den Schorn— 
tein entweichende Wärme nicht mehr an, da die Skala des qu. 
Instrumentes nur auf 3600 eingetheilt war. 
Die an der äußeren Seite der Oefen angebrachten Thermo— 
neter wurden in Zeiträumen von 5 zu 5 Minuten kontrollirt und 
ergaben folgende Resultate: 
Der mit Apparat versehene Ofen brannte mit 1200 gr Stein— 
hlen genan s, Stunden und entwickelte während dieser Zeit zu— 
immen 380 Wärmegrade, während der andere brenneude Ofen 
(Fortsi folat.)
	        

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