Bautechnische Notizen.
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diese Erscheinung einfach dadurch zu erklären, daß der Alaun aus der
Lösung auf die brennenden — einer Kruste gdieder
lagt und so den zur Verbrennung unentbehrlichen Zutritt des Sauer⸗
tofies der Luft verhindert. Die französischen Feuerwehrleute sind ver⸗
udesweise mit Einrichtungen ausgerüstet worden, um solche AMan
zungen in das Feuer zü schleudern und, dürfte ein günsiger Ausfall
Versuche wohl bald eine ausgedehntere Anwendung des Alaunwassers
nich außerhalb Frankreichs zur Folge haben.
Zur Lage der Bleigewinnung in Deutschland enthält
bas Maͤrzbeft des „Deutschen Handelsarchips“ Mittheilungen, welche
diesen —58 Zweig des deutschen Bergwerksbetriebes als in bedrohter
/age befindlich erscheinen lassen. 9
Wahrend in jenen Mittheilungen bei den übrigen Zweigen der
Montanindustrie eine erfreuliche, wenngleich langsame Besserung konstatirt
vird, ist dies leider bei der Bleiproduktion nicht der Fall.
Der Bleipreis, welcher bis vor 1878 etwa 25 Jahre lang durch—
chnittlich, mit wenigen Ausnahmen, auf 38 Mk. pro 1009 k8 gestanden
jat, ist seit den letzten vier bis fünf Jahren bis auf 27 bis 28 Mk.
inmal sogar bis auf 24 Mk., also um mehr als 25 —W gesunken und
ille Anstrengungen seitens der Freden denselben wieder aufzubessern,
ind bis jetzt gänzlich erfolglos geblieben.
ho 5 i Viee Blei noch 28 bis 28,500 Mk. und Ende
Dezember v. J. war dasselbe in das Ausland, wohin man den weitaus
rößten Theil der Produktion verkaufte, zu 26 Mek. pro 100 kg kaum
ioch zu plaziren.
ed dii —* der Entwerthung dieses Metalles ist nicht allein die
vachsende Produktion in Deutschland, sondern auch die fortwährende
Vermehrung derselben in Spanien, Nordamerika, Italien und Griechen⸗
and zu verzeichnen, wesche um so nachtheiliger auf die hiesige Blei⸗
Industrie einwirkt, als diese größtentheils für ihren Absatz auf den Ex—
hort angewiesen ist.
Derfselbe mußte sich hier in den letzten Jahren auf Frankreich,
Belgien, die Niederlande, England und die Schweiz beschränken, da ein
olcher nach Amerika, wohin früher ganz bedeutende Quantitäten aus
Deutschland ausgeführt wurden, einestheils durch den übertrieben hohen
Fingangszoll, welcher zwei Drittel des, hiesigen Werthes der Waare aus—
madet, anderentheils aber auch durch die stets größer werdende Produktion
ieses Landes seibst nicht mehr möglich war. Diese letztere steigerte sich
»on Jahr zu Jahr dergestalt, daß Amerika, welches früher Blei impor—
iirte und wohin früher etwa die Hälfte der hiesigen Produktion aus—
Jefuͤhrt wurde, solches jetzt in Konkurrenz mit, den hiesigen Produzenten
Jach den außereuropäischen Ländern zu erportiren im Stande ist.
Die starkste Konkurrenz wird jedoch durch die starke Produktion
Spaniens verursacht, und dieselbe ist namentlich für den Absatz nach
drankreich und England ganz außerordentlich fühlbar geworden.
Es werden in neueter Zeit von den bedeutendsten Bleiproduzenten
Spaniens große Anstrengungen gemacht, spanisches Blei in weit größeren
Massen als bisher in Nordfrankreich einzuführen, also gerade dahin,
vohin bisher sehr viel deutsches Blei exportirt wurde; es droht also
vieder eine erhöhte und ganz gewaltige Konkurxenz.
Daß fich unter diesen Umständen in Deutschland die Industrie
der Bleigewinnung in einer höchst mißlichen Lage befindet, dazu bedarf
»s wohl“ keines weiteren Rommentars; es sind denn auch die meisten
Rleierzgruben durch den niedrigen Preis des Bleies bereits auf dem
Standpunkte angelangt, daß sie nicht mehr ihre Selbstkosten zu decken
dermögen, und werden, wenn nicht in irgend einer Weise Abhülfe dieser
Kalamität verschafft werden kann, Betriebseinstellungen vieler dieser
Kruben und Arbeiterentlassungen die unausbleibliche Folge sein, mit Aus—
nahme vielleicht der fiskalischen Werke des Harzes und Schlesiens, da in
ersteren bekanntermaßen der Bergbau weit weniger der Ausbeute, als des
krnahrens der dortigen Bevölkerung wegen betrieben wird, und in
SZchlesien, woselbst die bei Gewinnung des Hauptproduktes, des Galmeis,
»orkommenden Bleierze den dortigen Hütten zu einem außerordentlich
niedrigen, nur den Gewinnungskosten des Galmeis aleichkommenden
Preisen verabfolgt werden.
Neue Patina. Eine neue, sich rasch von selbst erzeugende
rünlich-blaue Patina auf Kupfer, Messing, Tombak, Bronze und anderen
zupferlegirungen entsteht nach einer Mittheilung von C., Puscher in
Kunst und Gewerbe“, wenn die blank gebeizten Gegenstände mittelst
Linsels mit einer Löhung von 1 Th. Salmiak und 3 Th,. kohlensauren
mmoniats in 24 Th, kaltem Wasser angestrichen werden Stärkere
Ansätze von Patina bilden sich, wenn statt des Wassers dicker Tragant—
Hleim zum Auflösen der genannten Ammoniaksalze genommen wird.
Schon nach einer Viertelstunde beginnt das Ansetzen der Patina, die
zach 628 Stunden eine schöne, bläulich-grüne Farbe angenommen hat
Cine Wiederholung dieses Anstriches macht die Patina noch stärker und
voöner in der Farbe, wozu weiter ein dünner Anstrich von mit Terpen—
indi verdünntem Kopallack beiträgt. Die Lösung der Ammoniakfalze
darf weder durch Waͤrme unterstützt, noch mit warmem Wasser bereitet
verden, da dadurch zu viel kohlensaures Ammoniak entweichen würde.
Eine Patina auf Zinnblech, bronzirtem Eisen, Thon-, Gips- und
Helze Gegenstaͤnden bildet sich, wenn der Loͤsung von Ammoniaksalzen
— ni Zink versetztes Kupfer hinzugemischt wird. Je nach der
hienge er etzteren entsieht eine stärkere oder dünnere Patina. Auf
isen ist die Farbe der Pating durch das gleichzeitig gebildete Eisenoxyd.
erat gelblich grün Cine blau⸗ grüne Farbe erzielt man, wenn eine
onzentrirte Zinkchlorid ¶Lösung mit soviel Aetzammoniak vermischt wird,
dis der entstandene weiße Niederschlag sich wieder gelöst hat; dieser Lösung
uüqgt man dann noch die nöthige Menae von reduzirtem'Kuvrfer hinm
Die Zinkchlorid-Lösung wird aus 1Th. Zinkweiß, 1/, Th. Wasser und
. Theil käuflicher Salzsäure bereitet. Löst man in einem Liter kalten
Wassers 30—40 Gramm blauen, Kupfervitriol auf und stellt darauf
inige Streifen blank geputztes Zinkblech hinein, so scheidet letzteres binnen
24 ESimmden das Kupfer als feines, schwarzes Pulver aus, welches, auf
rinem Filter gesammelt, gut gewaschen und getrocknet, das zur Patina
zu verwendende reduzirte d darstellt. F
Massenfabrikation von Glas. Durch Einführung des
Ofen- und ÄArbeitssystems von G. Leuffgen ist es, wie der Sprechsaal“
deldet, neuerdings auf der Fabrik, Brunshausen bei Stade gelungen
Hlas in koloffalen Miengen so billig herzustellen, daß man dasselbe zu
Zwecken, für welche es bisher zu kostspielig war, mit Vortheil verwenden
ann, z. B. zu Dachziegeln, Wandbekleidungen, Platten, Fließen, großen
Befäßen ꝛc. Die Oefen sind so eingerichtet, daß sie eine kontinuirliche
Sqhmelze und Abstich des Rohglafes gestatten. Das Rohmaterial wird
zurch fuͤnf Lucken in die Schmelzwanne eingeworfen, und es dauert das
Finfüllen von 400 Gentnern nicht länger, als 13520 Minuten. In
é bis Stunden ist die Schmelzung beendigt, so daß man also täglich
hequem zwei volle Glasschmelzen von 400 bis 500 Centner erhalten
ann. Das durchgeschmolzene Roh- oder Kassinglas wird in ein außer—
alb der Fabrik gelegenes Wasserbassin abgestochen und, nachdem es er⸗
altet, im eigentlichen Arbeitsofen umgeschmolzen und daraus als Fein—
produkt (u. a. zu Flaschen) verarbeitet; ein Theil des Rohglases, wird
ber sofort in Formen gegossen, welche durch eine Kette ohne Ende fort⸗
hewegt werden. Ein Rohglasofen liefert innerhalb 24 Stunden ca,
Göo' Centner durchgeschmolzenes Glas, genügend zur Herstellung von
50000 Flaschen und erfordert dabei nicht mehr als 154 bis 160 Centner
qzuter Steinkohlen.
neber die Kosten des elektrischen Lichtes geht dem
„Chemnitzer Tageblatt“ von Herrn Professor Dr. Rühlmann daselbst
lachfltehende Rotig zu: Gegenüber den Behauptungen einiger Gastechniker
daß das elektrische Licht im Vergleich mit Gaslicht viel zu theuer sei,
ist'es gewiß von einigem Interesse, die Erfahrungsresultate einer größeren
ãachsischhen Spinnerei kennen zu lernen, welche seit Oktober vorigen Jahres
nit einer elektrishen Beleuchiungseinrichtung arbeitet. Seit dem Beginn
Zes Betriebes ist auch nicht eine einzige Störung irgend welcher Art
»orgekommen und Fabrikinhaber und Arbeiter find gleich entzückt von
dent herrlichen Lichte. In jenem Etablissement sind 16 Bogenlampen
System Krizik-Piette) allabendlich thätig, jede liefert ungefähr ein Licht
on don Nocmalkerzen Helligkeit. Der elektrische Strom wird von zwei
Dynamomaschinen (Schuͤckert'scher Flachring) geliefert, deren jede zu ihrem
Zetriebe 7 Pferdestärken bedarf. Die, Anschaffung eines neuen Motors
zum Betriebe der elektrischen Maschinen war nicht erforderlich, da die
opferdigen Maschinen des Etablissements leicht die nöthigen 14 Pferde—
tärten noch hergeben konnten. Die Einrichtung der gesammten elektrischen
Anlage (Dynamomaschinen, Lampen, Leitungen, Riemen, Vorgelege, In—
tallation) kostet Y800 Mek. Die 16 Lampen waren in den drei Monaten
Nobembet, Dezember 1882 und Januar 1303 zusammmen während 6690Stun.:
den im Betriebe. Eine Lampe brannte somit durchschnittlich 418 Stun—
den. Rechnet man für Zinsen, Reparatur und Ämortisation 20 pEt.
—
160 Mk.; der Kohlenmehrverbrauch für 14 Pferdestärken betrug 58620 k
— 40 Mik. 40 Pf. der auf die elektrische Einrichtung entfallende Antheil
an Löhnen betrug ⸗*167Mk. 60 Pf., Verbrauch an Schmieröl— 20 Mtk. Koh—
—
aicht 1175 Mk. Es kostet somit 1elektrische Lampe pro Stunde 17,6 Pf.
JFu diesem Etablissement ersetzt ¶ Bogenlampe gerade 13 Gasflammen.
Rechnei man den Kostenpreis einer Gasflamme pro Stunde im Groß—
zetrieb nur zu 3 Pf., so kosten 13 Gasflammen pro Stunde 30 Pf.;
as diese 13 Flammen ersetzende elektrische Licht kostet nur 17,6 Pf. In
3690 Brennstunden kostete die Gasbeleuchtung ehemals 2609 Mik. die
das Gas ersetzende elektrische Beleuchtung kostet für dieselbe Zeit 1176 Mk.
zs wurden somit durch die Einführung des elektrischen Lichtes in 3 Mo—
naten 1434 Mk. erspaärt.
Heizkraft verschiedener Breunmaterialien. Wenn man
die Hezkraft des Weißbuchenholzes auf 1000 annimmt, so haben im
Verhaͤltniß hierzu: Ahornholz 1011, Rothbuchenholz 966, Eichenholz 960,
Eschenholz 806, Birkenholz 855, Kiefernholz 697, Tannenholz 690, Er—
enholz 600, Espenholz 570, Weidenholz 508, d. h. mit anderen Worten:
Theil Weißbuchenholz hat so viel Heizkraft, wie ungefähr 0,99 Theile
Ahornholz, oder 1,03 Theile Rothbuchenholz, oder 1,04 Theile Eichenholz,
»der 113. Theile Eschenholz, oder 1,17 Theile Birkenholz, oder 1,483 Theile
iefernholz, oder 1,40 Theile Tannen- (Fichten-) Holz, oder 1,66 Theile
Frlenholz, oder 1,75 Theile Espenholz, oder 1,99 Theile Weidenholz.
Ferner haben 31,3 Raummeter Weißbuchenholz so viel Heizkraft, wie
o Zentner Steinkohlen, 81,3 Raummeter Rothbuchenholz gleich ISs / zd
zentner, Steinkohlen, 31, Raummeter Eichenhölz gleich 18 Zentner
Steinkohlen, 315 Raummeter Eschenholz gleich 101/ Zentner Steinkohlen.
Die böhmische Steinkohle soll eine um circa 168,0 geringere Heizkraft
‚aben als die englische Steinkohle. Torf, hat bekanntlich eine sehr vei—
chiedene Heizkraft, je nach seiner Güte; 3/1, Raummeter Buchenholz oder
i / Raummeter gute Steinkohlen kommen in Heizkraft gleich 17,61 Raum—
netern schlechten, 8,834 Rauinmetern mittleren, und 4,61 Raummetern
»orzüglichen Torfes. 3/13 Raummieter Kiefernholz oder 1,80 Raummeter
zuter Steinkohlen haben die Heizkraft von 1421 Raummetern schlechten
80 Raummetern mittleren und 83,86 Raummetern vorzüglichen Torfes.
VSemerkt muß hierzu werden, daß alle Angaben nur Durchschnittsangaben
ind. Da die Güte der genannten Brenumaterialien sehr verschieden ist
zunen diese Zablen nur als für gutes Material geltend angesehen werden.
derausgeber: O. Ostmann, Meanrermeister in Dalberstadt. — Verlag von Julius Engelmann in Berun — Druck von H. S. Hermann in Berlin—
Unter Verantwortlichkeit des Verlegers.