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Die Entstehung und Baugeschichte der Frauenkirche zu Dresden.
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durch den Vorstand aufgestellten Prograwm die vorliegende Skizze
entstanden.
Durch den Bebauungsplan für die Umgebungen der Stadt
vird nicht allein ein Theil des schönen Gartens der Gesellschaft
ir die Verbreiterung der Straße bestimmt, auch die eine Ecke des
uiten Prinzessinnen-Schlößchens muß später bei einem eventuellen
Ambau weichen, und der alte Bau stellt sich höchst unharmonisch
zu dem neuen Straßennetz und natürlich auch zu dem Neubau,
velcher sich selbstverstäudlich den Baufluchtlinien anschließen muß.
Der Schwerpunkt des Neubaues sollte, wie es sich von selbst
nersteht, in dem Concertsaale mit seinen Nebenräumlichkeiten liegen.
Fur diesen Saalbau war der jetzige Wirthschaftshof bestimmt und
Zilten die neuen Lokalitäten mit den alten in gute Verbindung ge—
racht werden. Ferner sollte auf Anlage einiger Miethswohnungen,
bie mehrerer Dienstwohnungen für Beamie der Gesellschaft ge—
ehen werden und endlich war die Herstellung geräumiger Kellereien
Bedingung, woran es, wie schon oben gesagt, den alten Gebäulich—
keiten gebricht, und welche sich, soweit sie nicht zu Zwecken der
‚esellschaft dienen sollen, sehr vortheilhaft als Weinkeller würden
Hermiethen lassen.
Von den Bedingungen dieses Programms war die lästigste
zie Herstellung von Miethswohnungen, weil für diese ein ge—
renmer Zugaug geschaffen werden muß. Sehr ängstlich braucht
iese Trennuͤng' von den Gesellschaftsräumen aber zum Glück nicht
urchgeführt zu werden, indem die Gesellschaft ihre Wohnungen
nur an Meitglieder zu vermiethen beabsichtigt; auch über die in dem
ilteren Gebäude im oberen Geschoß befindlichen Miethswohnungen
ind bis jetzt Klagen über Störungen irgend welcher Art nicht
aut geworden.
Der neue Saal bildet ein Rechteck, das nicht sehr viel vom
Quadrat abweicht, das Orchester ist deshalb in einen halbrunden
Ausbau verlegt, um eine vortheilhaftere Schallwirkung zu erzielen.
Der Saal ist, um eine größere Zahl von Zuhörern aufnehmen zu
önnen, im Erdgeschoß mit zwei Vor- resp. Nebensälen versehen,
und im oberen Geschoß mit entsprechenden geräumigen Logen.
(Schluß folgt.)
Die Entstehung und Baugeschichte der Frauen—
kirche zu Dresden.
Fortsetzung.)
Am 3. Juli 1726 begann man zunächst mit der Grabung
des Grundes, zu welcher Arbeit 44 Handlanger, von denen jeder
des Tages 33 Pfennige erhielt, verwendet wurden. Später wurde
edoch Line bedeutende Auͤzahl mehr dazu genommen, welche alle
inter der Aufsicht eines gewissen George Fabricius standen. Nach
Verlauf von 13, Monaten konnte zur Grundsteinlegung geschritten
werden. Der von vielen Tausenden gewünschte Tag, (so sagen
die Nachrichten über d. Erb. d. Kirche) brach an. Der Himmel
var heiter, nachdem es die ganze Woche vorher geregnet hatte;
die ganze Stadt war voller Freude, ein Fest zu feiern, welches
chon seit Jahrhunderten nicht dagewesen war.
Die Chronisten berichten über diesen feierlichen Akt in Kürze
olgendes: „Am 213. August 1726, früh 6 Uhr, zogen 100 Bürger
nit Ober- und Untergewehr von dem Altmarkt nach dem Platz
des alten Frauenkirchhofes und schlossen um den neugegrabenen
Hrund einen Kreis. Halb 8 Uhr läutete man mit den Glocken
»er Kreuzkirche und denen des Interinaisglockenstuhles der alten
Frauenkirche, und der Stadtmagistrat, 12 Viertelsmeister, 30 Kirchen—
zäter, 2 Aelteste aller Innungen und Zünfte ꝛc., begaben sich nach
»em Frauenfriedhof. Dann führte der Bürgermeister Vogler die
dönigl. Minister und Räthe ꝛc. in die alte, bereits gestützte Frauen—
kirche, worin der Superintendent Dr. Valentin Löscher eine Pre—
zigt hielt. Nach beendigtem Gottesdienst begaben sich die Geist—
lichen, der Rath ꝛc. nach dem Ort, wo der Grundstein gelegt
werden sollte, nämlich da, wo jetzt der Altar der neuen Frauen—
irche steht. Der Syndikus Schröder hielt alsdann eine Ansprache
an den Geheimrath von Leipziger, worauf dieser zur Zeremonie
des Grundsteinlegens vorschritt. Während dieses Aktes sang der
TFhor das „Te deum landamus“. In den Grundstein selbst
fam noch eine Schrift, welche mit den Worten schließt: „daß Gott
diesen bei vielen anderen Ausgaben und denen ietzig schweren
Zeiten angefangenen Bau glücklich und ohne Schaden zu Ende
zringen wolle.“
Der Grundstein war gelegt, zum Weiterbau gehört aber viel
BHeld. Schon 1722 bat der Rath um Unterstützung des Baues,
welche, soweit es thunlich, auch gewährt wurde. Ebenso bewilligte
die Königin Eberhardine, die Gemahlin August d. St. 3000 Thlr.
Sie zog sich, da sie streng protestantisch blieb, nach der Konver⸗—
irung ihres Gemahles vom Hofe zurück. Die Bürger gaben
ebenfalls nach Kräften. Desgleichen gehört hierzu auch eine Lot—
erie, die aus 4 Klassen mit 48000 Loosen, zu 4 Thlr. jedes Loos,
»estand und einen Hauptgewinn von 4000 Thlr. bot. Ferner
vurden durch die Brückenzolleinnahme, sowie durch die Steuer
der eingepfarrten Dörser namhafte Beiträge geliefert. Der König
chenkte das von den aufgehobenen Brautkassen rückständige Geld
»em Bau, natürlich konnte da Wackerbarth nicht nachstehen und
jab aus seinen Mitteln gleichsalls 1000 Thlr.
Einige Jahre später ward dem Bau noch eine hülfreiche
laterstützung zu Theil, indem Fr. August II., wie die Nach—
aichten ꝛc. sagen, „laut Befehls vom 3. Juni 1733 die in hiesigen
Landen für die Salzburgischen Emigranten kolligirten Geider an
usammen 28366 Thlr. im Betracht, daß diese Emigranten von
)»en Mächten, von welchen sie angenommen worden, bereits mit
enöthigtem Unterhalte versehen worden, dem Rath zu desto besserer
—Rꝛ und Vollführung des Frauenkirchenbaues gnädigst ver—
Inzwischen wurde es die höchste Zeit, daß die alte Kirche
niedergerissen wurde, und am 9. Februar des Jahres 1727 wurde
in der alten Kirche zum letzten Mal Gottesdienst gehalten. Bald
darauf wurde zur Abtragung der alten Kirche geschritten. Um
»en Altar der alten Kirche, der noch gut erhalten war (berichten
die Nachrichten 2c.) bewarben sich die Gemeinden zu Stolpen und
Neustadt Ostre (der jetzigen Friedrichsstadt). Jedoch die Ansicht
»es Rathes ging dahin, daß, weil in den Kirchen zu St. Annen
ind zu Plauen sich schlechte Altüre befänden, der Frauenkirchen—
iltar in die Annenkirche und der in dieser befindliche nach Plauen
zu transportiren sei.
Der Altar der alten Frauenkirche ging 1760 zu Grunde
und der, welchen wir jetzt in der Annenkirche sehen, gehörte der
ilten Kreuzkirche an. Der Bau machte unterdessen gute Fort—
chritte, und im Februar des Jahres 1728, also 13,, Jahre später
nach der Grundsteinlegung, schlägt Bähr, da ein weiterer Anschlag
ezüglich der künftig muthmaßlichen Kosten verlangt wurde, zugleich
vor, daß, weil das umfangreiche Dach von Kupfer ziemlich theuer
verden würde, die 4 Thürme auf den Treppen und das ganze
Anterdach bis zum Gurtgesims, welches sich um die große Kuppel
»ewegt, von durchaus massivem Steinwerk auszufühen. Ferner
agt Bähr, es würde dadurch ein guter Theil an Bauholz als
nich an Kupfer und außerdem noch ein Sechstheil der Kosten er—
part werden. Der Schluß von diesem Vorschlag geht darauf
sinaus, daß das Ganze hierdurch viel beständiger und der Feuers—
zefahr nicht so sehr unterworfen sei. Fuͤr den weiteren Ausbau
‚eanspruchte er aber 120700 Thlr. Jetzt fängt Bähr an, seine
Summen zu steigern und ward darin immer muthiger. Bis
I1. April 1729 waren wieder 68000 Thlr. verausgabt. Wenn
Bähr nun seine Idee, die Kuppel ganz in Stein auszuführen,
durchführen wollte, so mußte er alle Raffinements anwenden; er
war gezwungen, durch den Bauriß zu täuschen, denn wenn er
nit dem Gedanken, die ganze Kuppel in Stein zu fertigen, gleich
zu Anfang öffentlich aufgetreten wäre, so hätte es ihm leicht wie
dem Brunellesko gehen können, man hätte ihn einfach für wahn—
innig gehalten. Niemand konnte es sich denken, wozu er die ge—
valtigen Steinmassen brauchte, da man nach den eingegebenen Plänen
der Meinung war, er baue eine Holzkuppel. Es entstand die
Frage: wozu braucht Bähr zu seiner Kuppel ungeheure Funda—
mente? Bähr hatte sich auf alle möglichen Fragen vorbereitet,
ein Vorgehen konnte Niemand kontrolliren; er sagte, er habe große
datakomben zu bauen, deshalb verstärke er die Mauermassen der
verlangten Haltbarkeit willen. Man mußte ihn eben ruhig ge—
vähren lassen, er hatte alles so klug angeordnet, daß man ihm
nicht entgegen treten konnte. Bezüglich seines vorhin erwähnten
Vorschlags erhielt er Ende Oktober 1729 die Erlaubniß, den un—⸗
eren Theil, aber nur den unteren Theil der Kuppel in massiven
Steinen auszuführen. Bähr begann nun sofort die schöne An—
chwungslinie seiner Kuppel mit bedeutenden Steinmassen. Wer
emals einen Rundgang durch die Kuppel gemacht, und es ist dies
virklich lohnenswerth, kann sich davon einen Begriff machen.
Abermals nach 5 Monaten, am 11. März 1730, sprach Bähr den
längst gehegten Wunsch aus: die ganze Kuppel in Stein auszuführen
uind zwar mit der Versicherung, daß er dieselbe tüchtig und be—
tändig von mitternächtischen Steinen aus den eer (d. h.
derrnskretzschener) Steinbrüchen, welche mehr nach Norden lagen
ind in Folge ihrer Konsistenz am besten zu verwenden waren, an⸗
ertigen werde. Auch solle die Verwahrung“ (wie die Nachrichten ꝛc.
agen), ohne gewöhnliche Kitte und ohne Blei auf eine besondere
Art geschehen, worüber er Proben liefern wolle. Kurz nach Ver—
iffentlichung dieses Bähr'schen Beschlusses machten sich unter den
Bauverständigen Dresdens darüber großes Erstaunen und nicht
geringe Zweifel geltend.