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Bauberichte aus verschiedenen Städten.
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Nach der am 22. März 1730 auf Anordnung des Ober—
konsistorialpräsidenten von Linnau erfolgten genauen Untersuchung
and Besichtigung des Baues, welcher damals bedeutend vorgeschritten
war, wurde die Einwendung gemacht, daß die Mauern und Schäfte
zine so gewaltige Last niemals tragen könnten. Die Baukommission
fand die Ausführung geradezu für unmöglich. Der Rathsmaurer⸗
neister Fehre faßte die verschiedenen Bedenken in einem Gut—
achten zusammen, in welchem das Gelingen des Steinbaues siark
bezweifelt wird, weil nicht abzusehen sei, wie die Bögen— worauf
die Kuppel zu stehen komme, genugsam befestigt werden könnten,
indem nicht nur das Kirchengewölbe, sondern auch die Bögen auf
die äußere Hauptmauer zu stehen kämen, welches eine große Last
ind von der nicht wohl zu begreifen sei, wie es genuasame Be—
jestigung und Halt haben könne.“
Ruhig und „Jeiner Sache gewiß erklärte Bähr dagegen, daß
er sich schon von Anfang an alles wohl überdacht habe, um das
Werk dauerhaft zu machen. Es sei in diesem Punkte durchaus
—
kuppel zwischen den 4 Thürmen und den Haupttreppen, woran
ich die große oder Hauptkuppel hauptsächlich stemme. Ferner er⸗
klärte er, daß sämmtliche Steinplatten gegen das Eindringen des
Regens übereinander gefalzt würden, auch noch besondere Äbflüsse
ind Kanäle mittelst Höhlung der Steine, wie sie auf einander
folgten. Der Schluß von diesem Vertheidigungsschreiben betont
zjanz wesentlich, daß, wenn man kein Vertrauen zu ihm habe,
man ihm einen kunstverständigen Architekten geben möge, der von
der Sache etwas verstände, möge er sein, wer er wolle, er solle seine
Arbeit prüfen. Es scheint sich aber Niemand dieser Aufgabe unter—
Fogen, zu haben. Hierauf bekam Bähr Antwort in höhnischer
ind stechender Weise; durch Verbreitung falscher Gerüchte wagte
nan es, ihn in schonungsloser Art zu beleidigen. Die Feinde
Bähr's waruten das Publikum vor dem unsinnigen Unternehmen.
Leider ließ sich auch der Magistrat dadurch beeinflussen und for—
derte Bähr auf, sich zu rechtfertigen. Fehre, der Rathsmaurer—
meister, erklärte die Last einer Steinkuppel für viel zu groß und meinte,
er solle sich in dieser Angelegenheit mit Knöfel besprechen. Die
Besprechung mit Knöfel hatte ganz den Anschein, das Werk Bähr's
ibermals in die Länge hinauszuschieben. Was nun Knöfel selbst
betraf, so war er mit der Konstruktion Bähr's doch nicht so recht
dertraut, er war, wie gesagt wird, geradezu unsicher und wies den
Rathszimmermeister zu Jean de Bodt, dem Erbauer des japa—
»anischen Palais. Letzterer aber hielt sich neutral und war in seinem
Entschlusse noch scwwankend. Bähr bat unterdeß um 4 Wochen
Urlaub, um Plan und Modelle. soweit es nöthig war. umzu—
acbeiten.
Es kann nicht Wunder nehmen, daß angesichts der sich auf
'allend widerstreitenden Ansichten der Rath ungeduldig und un—
chlüssig wurde und im Juni 1731 zu Bähr's vielleicht nicht ge—
ingem Schreck darauf bestand, daß die Kuppel, wie von Anfang
in geplant, in Holz auszuführen sei. In seiner überlegten Weise
erklärte nun darauf hin unser Rathszimmermeister Bähr mit aller
Bestimmtheit, daß die Holzkuppel viel zu theuer werden würde,
vogegen er seineSteinkonstruktion viel billiger herstellen könnte.
Weiter sagt Bähr, daß das Holz zur Zeit außerordentlich theuer
ei, und, außerdem hätte er das angeschaffte Holz schon zu den
Thorstühlen verarbeitet. Wenn also abermals neues Holz ange—
schafft würde, möchte es zu große Kosten verursachen; waren doch
dis Dato schon gegen 101377 Thlr. verausgabt.
Bähr hatte trotz der möglichsten Unterstützung in der Geld—
angelegenheit eine ungemein schwierige Stellung, gar oft wird er sich
nicht mehr zu helfen gewußt haben Wie ganz anders stand Chia—
»ari beim Bau der katholischen Kirche da, er hatte gut hantiren.
Dafür war er aber auch der Architekt des Königs, er ließ sich die
Baukosten durch seinen königlichen Gönner gleich im Voraus
iicher stellen, in der nichts weniger als gerechten Besorgniß, das
BHeld möchte an dem damals bekanntermaßen verschwenderischen
Hofe anderweitig verwendet werden. Chiavari taxirte seinen ka—
holischen Kirchenbau gleich von vornherein auf 800000 Thlr.
Was Chiavari verlangte, bekam er, so lange ihm nicht Knoͤfel
der gemeinschaftliche Feind Chiavari's und Bähr's) entgegentrat.
Während beim Bau der katholischen Kirche der König befahl,
»aß man Chiavari unverzüglich auszahle, fand bei Baͤhr das
Begentheil statt, er mußte darum bitten.
Noch während der Bearbeitung des unteren Theiles schienen
die Gegner Bähr's zu triumphiren, sie behaupteten, es entstünde
Befahr des Einsturzes. Die Folgen der Verbreitung dieses Aus—
pruches sind selbstverständlich die, daß jeder Weiterbau verboten
wurde. — Jetzt stand Bähr allerdings völlig rathlos da. — Dank
dem Kunstsinn des Königs, der den fast bis zur Hälfte aufgestie—
genen Bau seiner Aufmerksamkeit würdigte, ward Bähr aus seiner
Verlegenheit gerettet. War es früher der Stadtsyndikus Gottfried
tehrisch, der die Sache Bähr's auf das Eifrigste vertheidigte, so
st es jetzt der Landesherr. Die ganze Geschichte interessirke den
dönig; er wollte sich selbst überzeugen, wie es mit dieser Ange⸗
egenheit stand und ließ den Rathszimmermeister Baͤhr am
18. August des Jahres 1731 vor sich fordern. Der König, wegen
eines kranken Fußes in einem Fahrstuhl sitzend, umgeben von
einem natürlichen Sohn, dem nachmaligen kunstsinnigen August III.
ind dem Sohne Pöppelmannes, empfing den Rathszimmermeister
n einer höchst wichtigen Audienz. Es wurde weiter Niemand
jinzugelassen, selbst den Freunden Bähr's war der Zutritt bor
enthalten. Was wurde nun verhandelt?
(Forts. folgt.)
Bauberichte aus verschiedenen Städten.
Berlin. (Zur Lohnbeweguug.) Behufs Stellungnahme
ur Lohnagitation der Zimmergesellen fand dieser Tage eine Ver—
ammlung der, Mitglieder der Iunung der Ba— ugewerks—
neister statt, in welcher Herr Gosebruch den Vorsitz führte. Es
hburden von verschiedeuen Seiten Stimmen laut, daß man das
leußerste zu einer friedlichen Verständigung mit den Gesellen thun
nüsse, einzelne Redner betonten dagegen, daß man sich vor einem
Streik der Gesellen nicht zu fürchten brauche, Alle aber waren
arin einig, daßz, wenn dem ausgesprochenen Wunsche der Meifter—
chaft, nach, Möglichkeit den berechtigten Fvrderungen der Gesellen
u entsprechen, entgegengetreten werde, die guten Beziehungen
wischen Gesellen und Meisterschaft dadurch erheblich leiden müßten.
Das Resultat der längeren Debatten bestand in der Aunnahme
olgender Resolution: „Die Innung beschließt, ihre Mitglieder
iufzufordern, nach Möglichkeit bei dem Beschlüß vom 6. März c.,
iämlich am 15. März 35 Pf., vom 16. Aprilsc. 37 Pf, und
»om 1. Julisc, ab 40, Pf. pro Arbeitsstunde zu zahlen, zu be—
sjarren, obgleich, das beabsichtigte Abkommen mit den Gesellen
urch deren ablehnendes Verhalten bedauerlicher Weise nicht perfekt
jeworden ist, und somit auch die seiner Zeit durch Namensunter—
chrift verpflichteten Mitalieder ihrerseits nicht mehr gebunden
ind
MeGladbach. Der Wasserthurm des fertigge—
tellten Wasserwerkes besitzt eine Höhe von 36,20 m bis
Oberkante Reservoir und 39,05 in Brüstungsaeländer des obersten
Plateau's über der Terrainhöhe.
Der äußere Durchmesser beträgt im Schaft 12,86 m und
in der tiefsten Stelle des Fundamentes 14,16 m. Die Funda—
nentbreite beträgt im untersten Banket 3,13 mm oder 12 Steine, so
»aß der sonst zwar sehr gute Baugrund mit nicht mehr als
10000 Kilo pro Quadrat-Meter belastet ist. Der Sockel hat bis
iuf 5,8 m über Terrain vorläufig eine übrige Stärke von 9u
Stein, um bei späterer Erweiterung des Werkes auf dem daselbst
zebildeten inneren Absatz ein zweites schmiedeeisernes Reserpoir
jon 500 kbmä Inhalt aufstellen zu können.
In der Höhe des Hauptgesimses, d. h. 30 müber Terrain,
defindet sich ein zweiter innerer Absatz, auf welchem das bereits
estehende schmiedeeiserne Reservoir auf seinem ringförmigen guß—
isernen Schuh ruht.
Ueber und unter dem Reservoir ist je eine auf eisernen Trä—
jern ruhende, mit Häusler'schen Neleemen abgedeckte und mit
Bekiesung beschüttete Decke hergestellt, um die Witterungseinflüsse
»om Reservoir abzuhalten und eine für das Wasser ersorderliche,
nöglichst gleichmäßige Temperatur zu erhalten, welcher Zweck, wie
das erste Betriebsjahr bewiesen hat, genügend erreicht ist. An
den kältesten Wintertagen bei — 150 R. aäußerer Temneratur besaß
vas Wasser im Reservoir noch 4 60R.
Eine bequeme Holztreppe von 148 Stufen führt in Win—
»ungen an der Umfassungsmauer hinauf bis unter das Reservoir.
Von da aus bis zum obersten Plateau führt mitten durch das
Reservoir eine eiserne Wendeltreppe von 1,6 mm Durchmesser und
37 Stufen, welche in einem J10cckigen Austrittshäuschen endet.
Der ganze Bau wurde nebst Materiallieferung, mit Ausschluß
er Ziegelsteine und Eisenkonstruktionstheile, in öffentlicher Sub—
nission vergeben und erhielt der Bauunternehmer Anton Steinmetz
zus Elberfeld (also kein am Orte ansässiger Baugewerksmeister!)
en Zuschlag.
Trotz einiger Mehrarbeiten, reicherer architektonischer Aus—
ildung ist das iane wesentlich billiger, als veranschlagt, aus—
jeführt worden.
Das im Thurme befindliche Wasserreservoir besteht aus einem
Lylinder von 5,8 m Höhe und 10,74 m Durchmesser, dessen Boden
iinen nach unten gekehrten Kugelabschnitt bildet, dessen Höhe im
Scheitel 2,15 m beträgt.
Das Reservoir ist nebst der durch das Reservoir führenden