347 Bauberichte aus versch. Städten. — Erfindungen im Hochbauwesen. — Mitth. über Ausstellungen und Schulen. — Verordnungen. 348
tungs- und Telegraphenpunkte mitten auf hoher See ihrer Ver—
wirklichung entgegenführen zu können. Faktisch wären die aus Ver⸗
wirklichung des gedachten Projekts sich ergebenden Vortheile mannig⸗
fach und augenfällig. Eine vom atlantischen Ocean kommende Sturm—
warnung könnte beispielsweise einen, Vorsprung von 24 bis 36
Stunden gewinnen und blos dadurch könnten allein jährlich unbe—
rechenbare Kapitalswerthe und Meenschenleben gerettet werden; noth⸗
leddenden Schiffen oder schiffbrüchigen Bemannungen könnten die
schwimmenden Leuchtthürme als Zufluchtsstätten dienen, und wenn
man gar solche Bauwerke von geringerem Umfange an die heimischen
Flachküsten verlegte, so dürften deren erste Anlagekosten sich durch
alljährlich zu bewirkende Ersparniß au Menschenleben und Schiffs—
gütern überreichlich verzinsen und amortisiren. . r
Bauberichte aus verschiedenen Städten.
Berlin. Die bedeutende Banthätigkeit, welche sich bis zum
Quartalswechsel nur auf die Außenstadttheile beschränkte, nimmt
jetzt auch im Junern der Stadt, und namentlich im Zentrum,
größere Dimensionen an. Es scheint dies in Folge der zu er—
wartenden nenen Bauordnung zu geschehen. In allen Straßen
sieht man leere Häuser, es werden Banzäune errichtet, um die
alten Gebäude niederzureißen. In der Kurstraße wird das Haus,
in welchem das große Puppengeschäft, das zu Weihnachten den
Hauptauziehungspuunkt für die Kinderwelt bildet, sich befand, ab—
Ferissen und soll nach Herstellung desselben Nr. 39, in welchem das
oltrappengeschäft von Hoppenworth ist, ebenfalls niedergelegt
werden, um einem Bau in größerem Maßstabe, für Engros—
geschäfte Platz zu machen. Die Berlinische Bank für Bauten,
welche bereits mehrere bedeutende Waarenhäuser in der Kurstraße
errichtet hat, führt auch diese Bauten nicht nur in der inneren
Einrichtung ausschließlich für große Waarengeschäfte entsprechend
aus, sondern legt auch einen großen Werth auf die äußere Aus—
stattung. Die Geschäftsräume in den Häusern der Bank beher—
bergen meist Konfektions- und Wollenwaaren-Geschäfte, welche
Bränchen sich in dieser Gegend wegen der Nähe des Werderschen
Marktes und des Hausvoigtei-Platzes konzentrirt haben. Wer die
Kurstraße noch vor 6 Jahren kannute, kann der Thätigkeit dieser
Bank, welche unter Leitung des Direktors Salomon steht, nur An—
erkennung zollen. Hoffentlich läßt auch die Reichsbank nicht mehr
lange darauf warten, die diesen Grundstücken gegenüberliegenden
alten Häuser durch Ausdehnung des monumentalen Reichsbank—
zebäudes zu ersetzen; alsdann wird dieser Theil der Kurstraße ein
würdiger Straßentheil des Zentrums sein.
Erfindungen im Hochbauwesen
und der damit zusammenhängenden Zweige.
Das Gay⸗-Lussae'sche System, die Anlage von Blitz—
ableitern betreffend, bestand im Prinzip darin, in der Mitte des
Dachfirstes eine hohe Auffangstange mit metallischer, deshalb häufig
vergoldeter Spitze anzuordnen und von ihr aus Leitungen, den
Linien des Hauses folgend, anzulegen, um dem Blitz den Weq zur
Erde vorzuschreiben.
Eine neue Erfindung dieser Branche, und zwar die eines Fran—
zosen Melsens, besteht darin, daß der Erfinder über das Janze
Haus ein metallisches Drahtnetz legt, welches nach unten an mög—
lichst vielen Stellen in der feuchten Erde, nach oben aber in viele
einzelne Stellen endet.
Diese Spitzen sind an 0,85—1,0 m hohen dünnen Stangen,
an welchen das Metallnetz befestigt ist, in der Art angebracht, daß
um die Mittelspitze herum noch 3, 6, 8 weitere Spitzen korbartig
aus der Stange hervortreten und unter einem Winkel von 450 an
ihr anstehen.
Weil die Stangen niedrig sind und nur geringe Dimensionen
(G oder 8mm Durchmesser) besitzen, ist es kein Hinderniß, sie in
großer Zahl an dem Firfste des zu schütenden Hauses anzubringen.
Der elektrische Funke läßt sich durch Spitzen theilen in der
Weise, daß jede der vielen Spitzen einen Theil des elektrischen
Anguie in sich aufnimmt und so' den einen und gewaltigen Sioß
in ichwächere unschädliche Zucknügen zerlegt und ableitet.
Ter Kostenaufwand für Anfertigung von Blitzableitern nach
dem Melsens'schen System ist billiger gegenüber dem jetzt noch an—
gewendeten Gay-Lussac'sche System. Beuͤprelsweise wurden die Oeko—
nomiegebäude eines großen Landgutes mit einem Aufwand von
100 Franes vollständig geschützt, so daß ein Quadratmeter auf
20 centimes zu stehen kam. Als Material zur Ableitung des
elektrischen Stromes wurde galvanisirter Eisendraht verwendet,
während sich vernickelter Draht hierzu noch besser eianet.
Nach der Gay-Lussac'schen Ausführungsart stellt sich bei
Bauten die Schützung eines Gebäudes gegen Blitzgefahr nach den
Pdelsens'schen Berechnungen auf 3—91/, Franes, im Durchschnitt
Uso auf 4-5 Fre. pro Quadratmeter Dachfläche. n.
Mittheilungen über Ausstellungen.
Die Bau⸗-⸗ und Kunstgewerbe-Ausstellung im
Hause des Architekten-Vereins in Berlin wird fortab
eine erhöhte Bedeutung dadurch gewinnen, daß der Vorstand der—
selben in dem Bestreben, durch diese Dauer-Ausstellung ein anschau—
liches Bild von dem jeweiligen Stand und der Fortentwickelung
des Kunsthandwerkes im Bauwesen zu geben, sich der thatkräftigen
Mitwirkung aller mit der Ausführung öffentlicher Gebäude betrauten
Baubeamten erfreuen wird. Der Minister der öffentlichen Arbeiten
hat die Aufmerksamkeit der in Berlin thätigen Baubeamten auf
hdiese Ausstellung hingelenkt und verfügt, daß in Zukunft thunlichst
die für öffentliche Bauwerke bestimmten Arbeiten des inneren Aus—
»aues und des Kunsthandwerkes, soweit sie sich durch Neuheit,
Figenart, Zweckmäßigkeit und Schönheit auszeichnen, bevor sie dem
Drte ihrer Bestimmung zugeführt werden, vorübergehend in den
käumen des Architektenhauses zur öffentlichen Ausstellung gelangen.
Durch eine solche stetig erneute Ausstellung bemerkenswerther Arbei—
ten wird den Baubeamten Gelegenheit geboten werden, von tech—
ussch und künstlerisch hervorragenden Leistungen Kenntniß zu nehmen
ind sich durch eigene Anschauung fertiger Arbeiten über die Leistungen
her Fabrikanten und Handwerker auf allen ‚das Bauwesen berüh—
renden Gebieten sicher zu unterrichten. Letztere aber, denen durch
die Aufforderung der Baubeamten, ihre Arbeiten vor der Abliefe—
rung öffentlich auszustellen, eine ehrende Anerkennung für tüchtige
Leistung gezollt wird, werden dadurch zu regem Wetteifer mit den
besten ihrer Berufsgenossen ermuntert werden. Im weiteren hat
der Minister zu den Kosten des Unternehmens einen Jahresbeitrag
bon 1000 Mark bewilligt und damit den Ausstellern, soweit sie
hei Lieferungen für Staatsbauten betheiligt sind, den nöthigen
Raum kostenfrei zur Verfügung gestellt, sodaß nunmehr auch der
unge Anfänger oder gering bemittelte Handwerker, der sonst die
Kosten einer Ausstellung scheuen muß, Gelegenheit hat, sich durch
seine von der auftraggebenden Behörde als ausstellungswürdig
anerkannten Arbeiten in weiteren Kreisen zu empfehlen.
Centralbl. der Bauverw.)
Mittheilungen über Schulen.
In der letzten Abgangsprüfung der Technischen Fach—
schulen der Stadt Buxthehude haben 68 Schüler das
Examen bestanden.
Darunter haben 30 Absolventen das Prädikat „gut bestanden“
und 13 das Prädikat „vorzüglich gut bestanden“ erhalten.
Den Vorsitz führte Herr Bauinspektor Gravenhorst, vom
Kuratorium war der Landschaftsrath Herr Brenning und von
der Bauhütte zu Stade die Innungsmeister Herren Schumacher
zen. Hagelberg und Petersen jun. abgeordnet. Außer dem
Direktor gehörten noch fünf Lehrer der Anstalt der Prüfungskom—
mission an. Dem Berichte der zur Prüfungskommission zugezoögenen
Baugewerksmeister aus der Innung „Bauhütte zu Stade“ entneh⸗—
men wir auszugsweise:
„Im Allgemeinen haben die Leistungen auf uns einen recht
erfreulichen Eindruck gemacht und unsere Erwartungen theilweise
übertroffen. Der Eifer und die Umsicht der Herren Lehrer und
der Direktion haben die günstige Meinung, welche wir in letzter
Zeit von der genannten Anstalt gewonnen, nur gerechtfertigt.
Wir haben deshalb auch nicht umhinkönnen, es offen auszu—
sprechen, und man darf mit Recht annehmen, daß diese Schule,
wenn sie auch fernerhin mit so guten Lehrkräften und unter einer
so tüchtigen Direktion den einmal eingeschlagenen Weag weiter ver—
folgt, einer bedeutenden Zukunft entgegengeht.“
Verordnungen.
Das Ministerium für öffentliche Arbeiten in Berlin hat unterm
16. Mai er. nachstehende Verordnung erlassen: Ich finde mich veranlaßt,
die Vorschrift in Nr. 3 der mit meinem Erlaß vom 24. Juni 1880
ILa. [b. 6596, J. 3215 und III 11394) mitgetheilten „Allge⸗
neinen Bestimmungen, betreffend die Vergebung von Leistungen
ind Lieferungen im Bereiche des Ministeriums der öffentlichen
Arbeiten“, wonach die Behörden die Zahlungen für Ausführung
der von ihnen vergebenen Arbeiten an die betreffenden Unternehmer
als ihnen obliegende Gegenleistung thunlichst zu beschleunigen haben,
zur genauesten Beachtung von Neuem einzuschärfen. Die Gewerb⸗
treibenden haben Anspruch auf die unverzögerte Gegenleistung der