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Die New-York-Brooklyn-Brüchke.
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Verkehrsverhältnissen die Beschaffung einer festen Verbindungsstraße
über oder unter dem Flußniveau zu einem nothgedrungenen Be—
dürfniß wurde, und so entstand denn für den East-River das Brücken—
projekt, während man sich für den breiteren Hudson zu einem sub—
marinen Tunnel entschloß.
Schon im Jahre 1865 war auf Beranlassung des Herrn
W. C. Kingsley in Brooklyn ein Projekt zu einer East- River—
Brücke mit einem Kostenvoranschlage von 20 Miillionen Mark
ausgearbeitet und der Regierung unterbreitet worden, als im Win—
ter 66,67 durch Treibeis so große Verkehrsstörungen eintraten,
daß die öffentliche Meinung gebieterisch eine Abhülfe des Zustandes
forderte und die Genehmigung des Projekts und die schleunige
Inangriffnahme erzielte.
So wurden denn von dem am 23. Mai 1867 zum Chef—
Ingenieur ernannten John A. Roebling, dem Erbauer der so be—
rühmten Niagara-Eisenbahnhängebrücke und der Hängebrücke zu
Tincinnati, am 1. September 1868 die definitiven Pläne und Kosten⸗
anschläge auf 28 Millionen Mark und 15 Millionen für Grund—
erwerb und fünf Jahre Bauzeit festgestellt und mit 1.5 m mehr
Durchfahrtshöhe über dem höchsten Wasserspiegel des East-River,
als projektirt, regierungsseitig genehmigt und am 3. Jannar 1870
der Grundstein des Pfeilers auf Brooklynseite gelegt. Leider wurde
John A. Roebling, der geniale Ingenieur, das Opfer seines Unter—
nehmens und erlebte die Grundsteinlegung seines Riesenwerkes nicht.
Bei der genauen Feststellung der Situation des ersten Strompfeilers
im Sominer 1869 stieß eine Dampffähre gegen sein Floß, quetschte
seinen Fuß und sechzehn Tage später war der Leiter des Unter—
nehmens nicht mehr unter den Lebenden. Aus Pietät gegen ihn
wurde sein Sohn Washington A. Roebling, der die ganzen Pläne
mit ausgearbeitet hatte, zu seinem Nachfolger gemacht, und zeigte
derselbe bald durch seine Energie, Kenntnisse und Thatkraft, daß
man keinen Fehlgriff in der Wahl des neuen Leiters gethan hatte.
Die Herstellungskosten der gauzen
Brücke betruügen in Wirklichkeit 62 Mil—
lionen Mark, also 18 Millionen Wiark
zleich 4000 mehr, als der Voranschlag
von John“ A. Roebling. Der Grund
hierfür lag 1. in dem Anwachsen der
lichteu Durchfahrtshöhe um 1,5 m, welche
egierungsseitig verlaugt wurde und einer
Verbreiterung der ganzen Fahrbahn um
ebenfalls 1,5 mm; die hierdurch verur—
achten Mehrkosten hatten 80 der ge
ammten Bausumme als Erhöhung zur
Folge. 2. Die Abtäufung des Rew—
Hork-Pfeilers mußte tiefer geführt werden,
üls angenommen, und stellie sich die Ar—
heit in komprimirter Luft in solcher
Tiefe um das 4M,fache theurer, auch ver—
ursachte die Fundirungsarbeit in dem
festen Grund des Brooklimn⸗Pfeilers mehr
osten. 3. Wurde statt Eisen überall
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eile, als die Trägerkonstruktionen ein
Mehr von fast 8 Miillionen Mark und
wurden die Verankerungsblöcke und Mauer—
pfeiler der Säulen und Stützpfeiler der
Fahrbahn in Quader—- statt, Backstein—
mauerwerk ausgeführt. Dieselben wurden
als Lagerhäuser hergerichtet, deren Fagaden
und Innenausbau einen Mehraufwand
bou 1600 000 Mark erforderte. Diese
Bauten waren im Voranschlage extra
beranschlagt, weil sie nach J. A. Roeb—
ling's Ansicht sich als Lagerhäuser allein
ausgezeichnet verzinsen würden.) 4. Die
Herstellung der Eisenbahnanschlüsse an die
hochgebauten Pfeilerstadtbahnen, die ganz
NeweNYork in der Längsrichtung durch—
schueiden, um den Durchgangsverkehr per
Eisenbahn nach Long-Island zu ermög—
lichen, hat 2 Millionen Mehrkosten ver—
urfacht. Ein weiterer Faktor, der auch
mit 2 Millionen nicht zu gering ange—
schlagen, ist der Zins- und Zeitverlust
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*) Man sieht hier wieder den praktischen Amerikaner, der die konstruk—
tionellen Hülfsbauten zu Nutzbauten verwerthet. In welcher Fülle bätten sich
dei der Höherlegung der Magdeburger, Hannoverschen und Berliner Stadt—
bahn mit geringeni Mehraufwand Lagerhäuser und Rellereien mit guten
Renten anlegen lassen