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Magdeburg's Bauwesen der neuesten Zeit.
Magdeburgs Bauwesen der neuesten ZSeit.
Forts.)
n einem schönen dunkelrothen Mauerstein ausgeführt, den straffen
Organismus unseres Heerwesens auf das Trefflichste. Die Aus—
führung des sehr praktisch angelegten Bauwerks ist eine sehr ge—
lungene zu nennen.
Unsere beiden neuen Brücken, ebenfalls ein Werk des
Stadtbauraths Sturmhöfel, welche über die beiden östlichen Strom—
arme der Elbe führen, sind in ästhetischer Beziehung sehr zu loben.
Kräftige, mit Sandstein verblendete Pfeiler tragen die flachen weit—
und leichtgespannten, mit schweren Bossagen eingefaßten Bögen
und werden durch ein einfaches, kräftiges, mit Sparrenköpfen ver—
ziertes Gesims gekrönt. Das Geländer besteht aus kräftigen
Traillen zwischen breiten Pfeilern, ist in Sandftein ausgefuͤhrt und
paßt vortrefflich zu dem Ganzen. In konstruktiver Beziehung ist
vohl die Verblendung der in Mauersteinen ausgeführten Boͤgen
mit den nach den vielen direkten Flecken zu urtheilen offenbar sehr
eisenhaltigen und darum auch der Verwitterung leicht ausgesetzten
Sandsteinen zu tadeln. Hoffen wir, daß die auf die breiten Sand—
teinpfeiler des Geländers projektirten Figurengruppen die spar—
ame Stadtverwaltung dem Bauwerk nicht ällzulange vorenthalten
nöge.
Von städtischen Bauten heben wir vor Allem das neue
Stadttheater hervor, welches nach den Plänen des verewigten
Professors Lucae, des Direktors der Bau-Akademie zu Berlin, von
den städtischen Baubeamten für den Preis von etwä einer Million
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ersparniß wegen in Verputzung aufgeführt.
Das Innere zeichnet sich durch ein sehr schönes Foyer aus,
doch haben im Zuschauerraum durch die Sucht nach einer großen
Zahl von Plätzen die Sitze auf das Engste bemessen werden
müßsen und es ist von manchen sogar völlig unmöglich, die Bühne
zu überschauen. Nichtsdestoweniger macht dieser Raum einen sehr
freundlichen und angenehmen Eindruck und ist der Magdeburger,
der bis dahin an den über die Maßen kleinen und — man höre
und staune — viereckigen Zuschauerraum seines alten Stadt—
theaters gewöhnt war, mit Recht nicht wenig stolz auf diesen Bau.
Vor demselben breitet sich ein kleiner mit Bäumen und Rasen
plätzen versehener Platz aus, der mit einem Springbrunnen verziert
im Sommer den Besuchern einen sehr behaglichen Aufenthalt gewährt.
Von ferneren bemerkenswerthen städtischen Bauten haben wir
die vereinigten Gewerbe- und Realschulen, die
Editha- und Angustaschule und die Vorbereitungs—
schule, endlich die neuen Krankenhausbauten anzu—
führen. Das Gebäude der Gewerbe- und Realschule ist nach den
Plänen der Firma Ebe und Benda zu Berlin, die übrigen Bauten
nach den Zeichnungen des Stadtbauraths Sturmhöfel und sämmt—
lich in Backsteinrohbau erbaut. Die Gewerbe- und Realschule, ein
mächtiger Bau mit zwei Flügeln, zeichnet sich durch feine Detailli—
rung seiner Façade und sehr praktische innere Einrichtung aus.
Die übrigen Bauanlagen, in welchen eine fast zu weit getriebene
Vorliebe für deutsche Renaissance vorherrscht und ihre hohen Dächer
die Dachgeschosse zu Wohnnngen hat benutzen lassen, wodurch denn
auch die mit den Grundrissen der darunter liegenden Stockwerke nicht
übereinstimmend nebeneinander liegenden, und deshalb in Fachwert
hergestellten Räume in ihren Wänden unzählige Risse erhalten
haben, leiden vielfach an einer sehr schweren Ausbildung der Façaden.
Diese Vorliebe für hohe Dächer hat bei den Krankenhausbauten
leider dahin geführt, einige Krankenzimmer in die Dachgeschosse
und unter die schräg abfällenden nur verschaalten und geputzten
Dachwände zu verlegen, was die darin befindlichen Kranken im
Sommer nakürlich nicht frieren und im Winter nicht schwitzen läßt.
Ein anderer Bau des städtischen Baurathes ist die Grab—
kapelle auf dem neuen Kirchhofe, ein Gebäude, das in der Ferne
durch die schöne Linie seines Kuppelbaues einnimmt, während der
nähere Anblick eine überaus schwere unentwickelte Ausbildung der
Details, welche, wie der ganze Bau, von gebranntem Thon, von
theilweise mächtigen Dimensionen ausgeführt sind, unangenehm
erkennen läßt. Der innere Raum ist jedoch nicht uninteressant und
hat entschiedene Vorzüge vor dem Aeußern. Das Ganze stellt ein
lateinisches Kreuz mit ziemlich gleich langen Armen dar, auf einem
massigen Unterbau, an dem eine breite Freitreppe zu dem Haupt—
portal emporführt.
Einen sehr unglücklichen Eindruck macht das nach den Zeich—
nungen des Baumeisters Eggert in Berlin auf Kosten der Stadt
in den, nahe dem Dom und der Elbe befindlichen Anlagen auf
einer kleinen Anhöhe sich erhebende Siegesdenkmal. Wir
müssen leider gestehen, daß es das häßlichste derartige Kunstwerk
ist, welches wir in irgend einer Stadt uns erinnern gesehen zu
haben. Das Ganze sieht einer Nadelbüchse ähnlich und stellt eine
Art Spitzsäule dar, in einem unsagbaren, etwa englisch-norman—
nischen Style und sehr gedrückten Verhältnissen auf einem überaus
plimpen viereckigen Unterbau errichtet.) Gegen die technische Aus—
führung des in Sandstein hergestellten, mit schönen Bronze-Reliefs
derzierten Baues ist sonst Nichts einzuwenden, wenn uns auch die
dasselbe an den vier Ecken des Unterbaues krönenden Löwen, die
übrigens wohl eigentlich nur in Bayern eine gewisse Bedeutung
als Wappenthiere hätten, in ihrer Arbeit nicht recht gefallen
wollen.
Wir kommen jetzt zur Betrachtung der riesigen Artillerie—
Kaserne, welche in der Friedrichsstadt in Backsteinrohbau erbaut
ist. Sie repräsentirt mit ihren breiten Lissenen, ihren mit Flach—
bogen geschlossenen Fenstern und ihrer kräftigen Zinnenbekrönung,
(Forts. folgt.)
Bauberichte aus verschiedenen Städten.
Berlin. Die sogenannte zweite Bauabnahme jedes
Neu- oder Umbaues vor seiner Benutzung, welche nach 8 2 der
Polizei-Verordnung vom 29. Oktober 1856 und Maagistratsver—
ügung vom 24. November desselben Jahres in der Regel mit der
Nüfnahme der Versicherungstaxe des Gebäudes zu verbinden ist,
tann, nach einer Bekanntmachung des Magistrats, fortan allgemein
auch vor der Taxaufnahme stattfinden. Die Abnahme ist in diesem
Falle besonders zu beantragen, und sind bei Stellung des bezüg—
ichen Antrages an die Rezeptur des städtischen Feuer-Sozietäts—
Büreaus im Berlinischen Rathhause 13,50 Mk. Gebühren für die
KHathsmeister und den Stadtwachtmeister zu eutrichten.
Berlin. Die Belegung einer Holzbrücke mit den
von der Aktien-Gesellschaft Königs- und Laura-Hütte erfundenen
und speziell zum Brückenbelag derartiger Brücken bestimmten Stahl—
ylatteu, welche die Direktion der Hütte dem Berliner Magistrat
zur probeweisen Benutzung angeboten hatte, soll nach dem Beschluß
der Deputation demnächst stattfinden. Wofern dieser Versuch sich
»ewähren sollte, würden sich dadurch voraussichtlich beträchtliche
Ersparungen in Betreff der bei den Holzbrücken so häufigen Re—
daraturarbeiten ergeben. — Die Hauptgeschäfte des Zentralbüreaus
des Magistrats sind an das „Vereinigte Büreau“ übertragen
vorden und wird der Verwaltungskreis des letzgenannten Büreaus,
etzt das Archiv, Museum, die der Verwaltung der Stadt über—
raͤgenen Denkmäler, die Bibliothek, das Kollektenwesen, wie alle
iuf den Erlaß von Polizei-Verordnungen, das Post- und Porto-,
»as Zeitungswesen, die Stadtbezirkẽ-Abgrenzungen, die Standes—
Aemter, die unbesoldeten Kommunalbeamten, die Bezirksvorsteher
und Schiedsmänner angehenden Sachen mit umfassen, wogegen
dem Zentral-Büreau nur die sogenannten Durchgangssachen, die
Annahme und Absendung der Briefe, die Vertheilung der neu ein—
zgegangenen Sachen ꝛc. verblieben sind. Die jetzt ausgeführte Aen—
zerung wurde schon seit längerer Zeit beabsichtigt. — Zur Zeit
»efinden sich unter den 132 Berliner Gemeindeschulen 8 katholische
Schulen und in sämmtlichen Schulen überhaupt 109 katholische
lassen enthalten. Acht derartige Klassen gehören der 120. Ge—
neindeschule an und sollen zum 1. Oktober d. J. unter einen
atholischen Rektor zu einer Hneuen katholischen Schule vereinigt
werden. Demnächst befindet sich noch eine katholische Filialanstalt
der 33. Gemeindeschule in der Pankstraße beigegeben.
Berlin. (Schulbauten.) Für die nächste Sitzung der
A
Bau neuer Gemeinde-Doppelschulen und der Ankauf eines 4600 Im
großen Bauterrains zum Bau einer Gemeinde Doppelschule am
Weinbergsweg zur Beschlußfassung angesetzt. Zur Zeit müssen
ich mehr als Zzwölf neue Gemeindeschulen theils zum Bau pro—
ektirt, theils bereits in der Bauausführung begriffen befinden.
Wie kostspielig sich diese Bauten erweisen, erhellt dabei so recht
einleuchtend aüs diesen neuesten drei Forderungen. Die Baustelle
für die neue Schule am Weinbergsweg stellt sich nach der Ver—
anschlagung von 50 Mk. pro Om allein auf 225000 Mek. Die
Bauausführung für eine auf dem alten Charité-Kirchhof am Neuen
Thor zu erbauende neue Gemeinde-Doppelschule ist mit 431900 Me.
ingesetzt, und der gleichfalls zur Genehmigung eingereichte Bau
einer Gemeinde-Doppelschule auf dem lange fuͤr den Bau einer
Markthalle in Ausficht genommenen Grundstücke Niederwallstraße
der. 6/7. dessen Ankaufspreis über 500000 Mek. betragen hat, wird
*) Anm. Vergleicht man mit diesem architektonischen Ungeheuer die
wunderschonen Siegesdenkmäler in Weimar, Halberstadt, Halle, Leipzig, Dres—
den u. s. w., so müß sich unsere Stadt wirklich schämen, für die nicht unbe—
deutenden Kosten von fast 100 000 Mark Nichts Besseres hergestellt zu haben
Ja selbft, wenn eine kleine Stadt, wie Burg, als Denkmal eine der herrlichen
Vietorien von Rauch sich hat abgießen und auf ein Postament stellen lassen.
so will uns diese Vescheidenheit weit besser gefallen, als die Prätension des
in Rede stehenden häßlichen Werkes.
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