463 Mittheilungen über Ausstellungen. — Bauprozesse und Entscheidungen. — Literatur bericht. — Bautechnische Notizen. 464
sich eine erhöhte Plattiorm für die Darstellungen mit dem Sciop⸗
ifon, Bildmikrostop und ähnlichen optischen Instrumenten, wäh—
rend vor denselben ein vertieftes Orchester für 25 Musiker den
Zuschauerraum von der 14in breiten und 11 im tiefen. Bühne
Rennt, an welche sich die 10 m tiefe Hinterbühne anschließt. Die
Bühneneinrichtung besorgt die Gesellschaft „Asphaleia“ nach dem
System Gwinner; Versenkung und Dekorationszug werden, diesem
System entsprechend, auf hydraulischem Wege betrieben, zu welchem
Zwecke die vorhandene Wasserleitung mit nur drei Atmosphären
Truck benützt wird; ein Haupikennzeichen für die Veränderung im
Dekorationswesen, welche dieses System bedingt, bildet der Weg—
fall der bisher üblichen Soffiten, Prospekte und Koulissen, an
deren Stelle lauter doppelt kontourirte Versetzstücke treten, die von
einem sogenannten „Horizonte“ umschlossen werden. Den Rest der
Gallerie füllen die Garderoben, Dienerzimmer und die Räume
für die funktionirenden Elektriker. Sowohl der Parterreraum,
als auch die Bühne und die Garderoben haben mehrfache Aus—
Jänge, die theils in den Hof, theils in's Freie führen, so daß das
Theater eventuell in einenn Zeitraum von 1 bis 2 Minuten voll—
ständig entleert werden kann. — Für die elektrische Beleuchtung
des Theaters mittelst Glühlampen wird durch die bekannte In—
stallationsfirma Ganz u. Co. in Budapest, vertreten durch Braun
und Heider in Wien, in umfassendster Weise vorgesorgt werden.
Eine Tvon der Firma speziell für Theaterbeleuchtung gebaute dy—
damo-elektrische Wechselstrommaschine wird den elektrischen Strom
erzeugen, der zur Beschickung von 1200 Glühlampen à 20 Kerzen—
Stärke hinreicht. Von den zur Belenchtung verwendeten Glüh—
lichtern (System Swan) sind für Entree und Kassen 15, für das
Foyer 90, für das Auditorium 184, für das Orchester 30, für
die Garderoben 90 und für die Bühne 1260 Glühlampen in Aus—
sicht genommen. Letztere werden zur Erzielung verschiedener
Theatereffekte für den Farbenwechsel in weiß, roth und blan ein—
gerichtet, so daß thatsächlich immer nur 420, im Ganzen also all—
abendlich 820 Glühlampen in Verwendung kommen werden. Der
elektrisiche Strom wird ihnen von der in der Maschinengallerie
stehenden, 390 mm weit entfernten Dyname-Miaschine durch eine
aus 34 muin starken zusammengelötheten, isolirten Kupferstangen
besteheuden und unterirdisch quer durch die Rotunde geführten
Hauptleitung zugeführt und durch 49 und 348fach gewundene
dabel — eine elektrotechnische Seltenheit — ausgetheilt. Ein
automatischer Regulator erhält die Stromvertheilung gleichmäßig
und regulirt den Arbeitsverbrauch genau nach Maßgabe der Licht—
stärke und der Lichterzahl, während ein anderer interessanter Ap—
parat, der Modulator, bewirkt, daß die Lampen im Auditorium
unabhäugig von jenen der Bühne abgedämpft, daß die Soffiten⸗
und Bersetzbeleuchtung auf der Bühne in Partien oder auch ins—
gesammt vom tiefsten Dunkel bis in's hellste Weiß modulirt und
endlich, daß die ersorderlichen Farbenwechsel von weißem, rothen
und blauen Lichte in jeder Sekunde durchgeführt werden können.
— Eine andere Art der Theater-Beleuchtung mittelst Bogenlicht—
Lampen wird, abwechselnd mit der vorerwähnten von der Firma
Piette & Krizik in Pilsen inscenirt werden. Dieser interessante
Versuch, der die Frage der Theaterbeleuchtung in eine neue Phase
zu rücken bestimmt ist, wird sich jedoch nur auf die Haupträume,
das sind: Zuschauerraum und Bühne erstrecken, während die klei—
neren Räume ständig der Beleuchtung durch Glühlampen über—
wiesen bleiben. Die erwähnte Firma beabsichtigt den Zuschauer—
raum durch 3 oder 5 starke Bogenlichter zu erhellen und auf der
Bühne selbst zwei Bogenlampen an den Prosceniumsmauern und
2 oder 3 in jeder Koulissengasse anzubringen. Die Dämpfungen
und, Modulirungen des Bogenlichtes werden nicht, wie bei den
Glühlampen durch eine Regqulirung in der Stromleitung, sondern
einfach durch mechanische Hilfsmittel erzielt werden, trotzdem eine
olche Regulirung gerade bei der Krizik-Lampe in ganz besonderem
Maße möglich wäͤre. Jedenfalls wird diese Konkurrenz des für
Theaterbeleuchtungen verwendeten Bogenlichtes mit dem bereits so
ziemlich allgemein für Theaterzwecke eingeführten Glühlichte zu den
nteressantesten Vergleichen und Erörterungen Anlaß bieten. K—
Jlaubte aber bei der Schwere des Falles von einer Geldstrafe ab—
sehen zu müssen und erkannte auf eine Gefängnißstrafe von drei
Monaten. 1 —
KLiteraturbericht.
Der Schweizer Holzstil in seinen kantonalen und konstruk—
tiven Verschiedenheiten vergleichend dargestellt mit Holz—
bauten Deutschlands voun Ernst Gladbach, Professor
am Polytechnikum zu Zürich. Zweite Serie. Zürich,
Verlag von Caesar Schmidt. 1883.
Der Hert Verfasser, welcher vor 15 Jahren die erste Serie
eines Schmeizer Holzstils im Verlage von Karl Köhler in Darm—
tadt erscheinen ließ, hat sich durch die jetzt nöthig gewordene
weite Auflage derselben veranlaßt gefühlt, eine zweite
Zerie zu veränstalten. Von dieser liegt uns die erste Lieferung
»or. Dieselbe enthält auf 4 Blatt in schöner sauberer Ausführung
die Ausichten einiger Häuser der Marktstraße zu Stein am Rhein,
»es Gasthauses von Konrad Gisler zu Flaach, eines Hauses im
Obersteg zu Bettelried und eines Speicherbaues und Wohnhauses
zu Sachseln. In den beigegebenen Text sind die Details und
heilweise auch die Grundrisse eingedruckt.
Wir können das Werk unseren Lesern als vorzüglich geeignet
‚um Studium des Schweizer Holzstils, sowie auch als Vorlagen—
Werk bestens empfehlen. — r.
Bautechnische Notizen.
Bau des Reichstagsgebäudes. Als einen neuen und hoch—
erfreulichen Beleg dafür, daß die Reichsbehörden den Bau des Reichs—
agsgebäudes mit aller Thatkraft fördern, können wir heute nach dem
Zentralbl. d. Bauverw.“ mittheilen, daß soeben die Berufung des Bau—
»camten erfolgt ist, diem neben Paul Wallot die technische und ge—
chäftliche Oberleitung der Bauausführung obliegen soll. Auf die durch
den Chef des Reichsamtes des Innern, Minister von Bötticher, an den
Minister der öffentlichen Arbeiten gerichtete Bitte, ihm zur Uebernahme
dieser, schwierisen und für das glückliche Gelingen des großen Werkes
vichtigen Aufgabe einen erfahrenen, mit den Bauverhältnissen Berlins
dertrauten und vermöge seiner Persönlichkeit und seiner amtlichen Stellung
mit der erforderlichen Autorität ausgestatteten Baubeamten in Vorschlag
u bringen, entschied sich der Herr Minister für den Königl. Bauinspektor
Zaeger in Berlin. Derselbe wird für die Dauer der Bauausführung
uus dem preußischen Staatsdienst beurlaubt werden und im September
d. J. sein neues Amt übernehmen. Haeger, gegenwärtig im 49. Lebens⸗
ahre stehend, blickt auf eine ungewöhnlich vpielseitige und erfolgreiche
Thätigkeit zurück. Nach abgelegter Staatsprüfuug bis zum Jahre 1867
ils technischer Hülfsarbeiter bei der Ministerial-Baukommission in Berlin
»eschäftigt, hat er in den Jahren 18674569 den Erweiternngsbau des
dustiz-Ministerialgebäudes, in den Jahren 1869 —572 neben dem ver—
torbenen Geheimen Regierungsrath Hitzig den Bau der Reichsbank ge—
eitet. Nach seiner im Jahre 1874 erfolgten Ernennung zum Königl.
Bauinspektor uͤbernahm er die Oberleitung des an der Voß-Straße be—
egenen Erweiterungsbaues des Geschäftsgebäudes für das Ministerium
der öffentlichen Arbeiten, der Arbeiten zur Erhöhung des Denkmales auf
dem Kreuzberg und in letzter Zeit die umfangreichen Neubauten für die
ziesige geburtshülfliche gynäkologische Universitätsklinik, für welche als
»orzuͤglich anerkannte Leistung er durch die Verleihung des Rothen Adler—
y)rdens ausgezeichnet wurde.
Seine Berufung in den neuen Wirkungskreis, in welchem er bei
alleiniger Verantwortlichkeit für alle technischen Anordnungen und für
die geschäftliche Leitung der Verwaltung dem erfindenden Künstler zu—
zleich berathend und fördernd zur Seite stehen soll, muß sonach als eine
hesonders glückliche Wahl bezeichnet werden. Möge es denn den beiden,
in der Vollkraft ihres Könnens stehenden Männern, erfüllt von der
Hröße ihrer Aufgabe und getragen von dem freudigen Vertrauen des
»eutschen Volkes, gelingen, in voller Uebereinstimmung und in ein—
nüthigem, Zusammenwirken ein Werk zu vollendeun, welches die Jahr—
sunderte überdauern und von späteren Geschlechtern bewundert werden
möge als aus demselben Geiste geschaffen, welcher die deutsche Einheit
erstehen ließ.
Feuersichere Thüren. Gewöhnliche eiserne Thüren und Läden
haben sich bei großen Bränden in Speichern, Lagerräumen und dergl.
nicht bewährt, da sie sich bei größerer Gluth werfen, in Folge dessen aus
den Angeln und Schlössern springen und dann im rothglühenden Zu—
tande zur weiteren Ausdehnung des Feuers Veranlassung heben können.
Wie die „Zeitung des Vereins deutscher Eisenbahnperwaltungen“ mit—
heilt, läßt sich, das Londoner Feuerversicherunggamt (Boarct of Fire
Inderwriters) über diese Frage folgendermaßen aus: Am feuersichersten
saben sich diejenigen Thüren bewährt, deren Kern aus einer doppelten,
ich diagonal kreuzenden Lage einzölliger, mit einander verzapfter Dielen
hergestellt und an den Rändern und den Seitenflächen mit gefalzten —
nicht gelötheten — Zinnplatten armirt war. Diese Thüren hängen ver—⸗
nittelst starker, über ihre ganze Breite reichender, so lide vernieteter Lang—
»änder auf den im Mauerwerk sorgfältig befestigten Haken und Fallen.
Sine derart ausgerüstete, die Durchgangsöffnung nach allen Dimensionen
um 2 Zoll überragende Thüre widersteht nach vielfachen Erfahrungen
einem Feuer, bei welchem eiserne Thüren vollständig zerstört wurden.
Vor einer Verkleidung mit galvanisirten Eisenplatten hat das Zinnblech
den Vortheil, daß es dem Feuer einen geringeren metallischen Körper
bietet und sich nicht wirft, und deshalb solider durch Nagelung mit dem
Kern verbunden werden kann.
Bauprozesse und Entscheidungen.
Ein grober Verstoß gegen die Regeln der Baukunst
ührte kürzlich den Bauunternehmer Eduard Anton Borutzky vor
die 2. Strafkammer des Berliner Landgerichts J. Der Augeklagte
hatie im Herbst v. J. einen Neubau' zu leiten. Bei der Aus—
schachtung des zu bebauenden Grundstücks ließ er eine so große
Strecke des Fundaments des Nachbarhauses freilegen, daß dasselbe
Risse erhielt und umfassende Vorkehrungen getroffen werden mußten,
um einem droheuden Cinsturz vorzubengen. Der amtliche Sach—
verständige gab im Termine sein Urtheil dahin ab, daß der An—
zeklagte unverantwortlich vorgegangen sei und daß jedem Maurer—
gesellen das Verkehrte bei der inkriminirten Handlungsweise ein⸗
leuchtend sein müsse. Der Staatsanwalt beaͤntragte eine Geld—
straise von 5000 Mk. event. 50 Tage Gefänaniße der Gerichbpo
Hedoftion
Dieiener sin Befrliin
Berlag von Julius Engelmann in Berlin. — Druck von H. S. Hermann in Berli——
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