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Bautechnische Notizen. — Brief- und Fragekasten.
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Anstrich von gußeisernen Rauchröhren. Zum Anstrich
starker Erhitzung ausgesetzter gußeiserner Rauchröhren eignet sich nach
einer der „Deutschen Bauzeitung“ zugehenden Mittheiluug am besten
Kalkmilch, die man für hellgelb mit Ocker versetzen kann.“ Das Eisen
muß zu diesem Zwecke eine rauhe metallische Oberfläche haben, und es
muß daher vor dem Anstrich der anhaftende Graphit durch Bürsten mil
Wasser entfernt werden. Beim ersten Anstrich rostet die Oberfläche, wo—
durch die Kalkfarbe sehr zähe am Eisen haftet und der Hitze und dann
der Witterung widersteht. In Amerika werden alle Oefen, die nicht
mit Chamotte ausgefüttert sind, auf diese Weise angestrichen und bleiben
lange Zeit weiß, während Graphit bald verbrennt und das Eisen roth
wird.
Herstellung werden gleiche Theile gebrannter Kalk, Ceinent, Töpferthon
und Lehm gut getrocknet, gemahlen und gesiebt, hierauf tüchtig gemengt
und mit Leinölfirniß (1 Theil auf 6 Theile Kitt) angeknetet. Bei
Wasserleitungsröhren ist es zweckmäßig, etwas mehr Cement zu ver—
wenden, weil hierdurch die Masse dem Wasser besser widersteht.
Brief- und Fragekasten.
Herrn Bauunternehmer 4. in T. Wie wir aus Ibhrer Frage ent—⸗
nehmen, beabsichtigen Sie die Decke des Schweinestalles derart auszuführen,
daß Sie die hölzernen Balken als Widerlager für die zwischen dieselben zu
pannenden massiven 6 Stein starken Gewölbe benutzen wollen, und wün—⸗
chen Auskunft darüber, ob diese Art der Deckenausführung ebenfalls ge⸗
eignet für den Rindviehstall sei. Wir können Ihnen nuͤr rathen weder in
dem Schweinestall noch in dem Rindviehstall die Decken in der angegebenen
Art auszuführen, und zwar aus folgenden Gründen. Der in jedem Vieh—
talle, auch bei der besten Ventilation, aufsteigende Dunst wird von der Unter—
seite der Balken und, den Seitenflächen bis zum Widerlager des Gewölbes
aufgesogen, sodaß diese Theile des Balkens dem Verderben am meisten aus—
zesetzt sind Der untere Theil der Seitenflächen bildet aber das Widerlager
ür die Gewölbe; erwägt man weiter, daß die beiden unteren Kanten des
Balkens, wenn derselbe nicht durchweg aus Kernbolz geschnitten ist, auch
Splintholz euthalten können, so ist wohl klar, daß das Widerlager der Ge—
wölbe sehr schnell verloren gehen kann Wollte man die sichtbaren Theile
des Balkens aber auch mit einem scützenden Ueberzug versehen, z. B. mit
stohrputz ꝛec, so würde immer der Uebelstand verbleiben, daß sich an der
zämpferlinie, wo das massive Gewölbe mit dem hölzernen Widerlager zu—
ammienstößt, stets Putzrisse bilden werden, durch welche die Dünste in den
Balken eindringen, und weil der Putzüberzug das Austrocknen verhindert,
iemlich schnell eine Zerstörung der Unterkanten des Balkens, d h. des
Widerlagers der Kappen, herbeiführen werden. Wir können Ihnen daher
uur rathen, wenn durchaus gewölbt werden soll, anstatt der hölzernen Balken
eiserne, also Eisenbahnschienen oder JTräger anzuwenden; sollen aber hölzerne
Balken zur Verwendung kommen, dann empfiehlt sich eine Stülpdecke mit
halbem oder gestrecktem Windelboden, wobei für genügenden Luftdurchzug
zwischen den Balken zu sorgen ist. In beiden Fällen kann natürlich eine
zute Ventilation des Stalles nicht entbehrt werden. — *
Herrn W. in A. Wir geben im Brief- und Fragekasten eine solche
Auskunft, wie Sie dieselbe wünschen, nicht gern, werden Ihnen aber brieflich
in einigen Tagen eine genaue Antwort zugehen lassen.
Herrn Maurermeister B. in P. Wir werden statische Berechnungen
»ꝛerschiedener Baukonstruktionen von Zeit zu Zeit in derselben ausfuͤhrlichen
Weise bringen wie die eines zweisäuligen Hängewerks in Nr. 27; dagegen
müssen Sie sich wegen Anfertigung einer speziellen statischen Berechnung zu
einem bestimmten Bau doch wohl an einen geeigneten Sachverständigen wen⸗
den. Wunschen Sie die Adresse eines solchen, dann wollen wir Ihnen dieselbe
brieflich gern mittheilen
Telegraphenstation auf hoher See. Ein französischer In—
genieur hat den Gedanken angeregt, den Schiffen auf der See Gelegen—
heit zu geben, sich durch das unterseeische Kabel mit dem Festlande in
Verbinduüng zu setzen. Es sollen von dem Hauptkabel aus senkrechte
Abzweigungen bis zur Oberfläche des Meeres geführt und hier mit einer
Boje versehen werden. Die Schiffe brauchen dann bei einer solchen Bojt
nur ihren Apparat mit der Leitung des Kabels in Verbindung zu brin—
gen und die Möglichkeit, zu telegraphiren, ist gegeben. Versuche in
dieser Richtung sollen zunächst an dem Kabel auf der Strecke von Mar—
seille nach Algier gemacht werden (Bautechniker.)
Verwitterung von Terrakotten. Die am Rathhausthurm
in Berlin angebrachten, aus gebranntem Thon hergestellten acht Bären
nebst Wappenschildern sind vor einiger Zeit wegen allzu großer Bau—
fälligkeit sämmtlich von Thurme heruntergenommen worden. Der seiner
Zeit zur Herstellung benutzte gebrannte Thon hat sich eben für unsere
Witterungsverhältnisse nicht widerstandsffähig genug bewiesen Man
geht, wie wir hören, mit der Absicht um, die von dem Professor Wolff
modellirten Bären und Schilder aus Kupfer oder Sandstein herzustellen.
Nach einem vorläufigen Kostenanschlag dürfte dann jedoch ein jeder der
Bären auf ca. 2000 Thlr. zu stehen kommen.
Theater⸗Schutzvorrichtungen. Durch Erlaß des Bezirks
Präsidenten des Unter-Elsaß ist der Stadtverwaltung von Straßburg.
bei Vermeidung der Schließung des Theaters, aufgegeben worden, eine
weitere steinerne Treppe von großen Abmessungen bis zur Höhe des
ersten Ranges aufzuführen und einen Wellblechvorhang zum vollständigen
Abschluß der Bühne vom Zuschauerraum herstellen zu e Die Stadt
verwaltung hatte zwar wegen der zweiten Forderung Berufung an das
Kaiserliche Staatsministerium eingelegt, jedoch im Budget für 1883,84
eine Summe von 15000 Mark fuͤr diese Anlagen vorgesehen und hat
mit der Ausführung derselben nunmehr begonnen. Die Herstellung des
Wellblechvorhanges dist einer Berliner Firma übertragen, welche bereits
ähnliche Vorhänge für die Theater in Basel, Darmstadt und Frank
furt a. M. zur vollen Zufriedenheit der, Auftraggeber geliefert hat. —
Wir können“ in diesem Falle, wie in früheren, das Vorgehen der Auf—
sichtsbehörden nur billigen. (Centralbl. d. Bauverw)
Abonnent h. in Berlin. Eine Befestigung von Wachsdecken auf Fuß—
bodendielung ohne Nägel ist wohl ausführbar, jedoch empfehlen wir dieselbe
nur für solche Fälle, in denen anzunehmen ist, daß der Fußboden permanent
nit Wachsdecken belegt bleiben soll. Die Befestigung geschieht mittels ge—
vöhn lichen Tischlerleims in der Weise, daß der Fußboden und die Unterfeite
der Wachsdecken mit demselben gut bestrichen wird, jedoch in möglichst kurzen
Strecken; dann legt man die Wachsdecke auf den Fußboden, spannt sie scharf
in, preßt sie mit einem nassen Leinwandballen gegen den Fußboden und
chlägt sie mit dem Ballen fest gegen denselben. Natürlich muß die Ausführung
ehr schnell erfolgen, damit der Leim nicht zu früh erkaltet. *
Fußböden aus Glas. Während man bisher Glasplatten in
Fußböden nur als einzelne Oberlichter anzuwenden pflegte, sind im neuen
Verwaltungsgebäude des Crédit lyonnais am Boulevard des Italiens
in Paris ganze Fußbodenflächen aus Glas hergestellt. In dem ge—
nannten Gebäude, welches unter dem Erdgeschoß zwei Kellergeschosse ent—
hält, besteht sowohl der Fußboden des Erdgeschosses als auch der des
ersten Kellers in seinen Hauptflächen lediglich aus Glasplatten zwischen
Eisenkonstruktionen. Diese Bauart ist zweifellos sehr theuer, bietet aber
den großen Vortheil, übereinander gelegene Kellerräume ausreichend zu
erhellen. Im vorliegenden Falle dringt das Tageslicht aus den weiten
Ränumen des Erdgeschosses durch iie beiden Glaslagen in den untersten
Keller immer noch in solchem Maße, daß man dort überall ohne
Schwierigkeit lesen und schreiben kann.
Herrn E. in W. Es ist Niemandem gestattet, Gegenstände, die durch
Patent geschützt sind, weder für den eigenen Gebrauch, noch für Andere an—
zufertigen oder anfertigen zu lassen, wenigstens nicht ohne Erlaubniß des
krfinders resp. des Patentinhabers Bei Zuwiderhandlungen sind letztere
defugt, im Wege der Klage Schadenersatzansprüche geltend zu machen resp. die
Vernichtung oder Unbrauchbarmachung der nachgemachten Gegenstände zu
zeantragen
Techniker 8. in D. Wir können Ihnen nur rathen, sich mit einem
Stellenvermittelungsbüreau, welches irgendwelche Vorauszahlung, sei es unter
velcher Bezeichnung es wolle, niemals einzulassen, sondern lieber den Weg
der Annonce zu waͤhlen Alle Vermittelungsbüreaus, welche eine Voraus—
zahlung nehmen, haben es meist nur darauf abgesehen, diese zu erhalten und
hiervon ihre Existenz zu fristen. Jedenfalls rathen wir Ihnen dringend,
einem solchen Büreau keine Original-Zeugnisse auszuhändigen, überhaupt,
wenn es irgendwie angeht, nur Abschriften derselben aus den Händen zu
Jeben
Für das Wachsen der Temperatur mit zunehmender
Tiefe hat sich noch kein festes Gesetz aufstellen lassen. Die in dem
NdalbertSchachte zu Przibram, bekanntlich dem tiefsten Schachte der
Dei mngestellien Messungen ergaben die Wärme des Gesteines bezw.
der Luft hei
190,6 m Tiefe zu 10,8 bezw.
2863 199
3957
305
58114
6998
7752
889,2 1 u—
0000
(Wochenschr. des Vereins D. Ing.)
Architekt H. in R. Bei der Berechnung des Honorars für architek⸗
onische und bautechnische Arbeiten kommt einzig und allein die Qualität der
Arbeiten in Betracht, über welche durch Sachverständige abgeurtheilt wird.
Welchem Stande der Verfertiger angehört, und ob derselbe irgend eine Prü⸗
jung bestanden hat, ist vollständig gleichgültig. Es existiren Architekten, und
nicht in geringer Zahl. welche niemals ein Examen gemacht haben, aber für
ihre Arbeiten Honorare erhalten, die oft weit über die Norm hinausgehen
und häusig bei Konkurrenzen Preise, ja sogar die ersten erzielt haben. Ob
für Ihre Arbeit ein der Norm entsprechendes Honorar angemessen ist, könnten
wir nur nach Einsicht derselben beurtheilen.
Die geehrten Leser unseres Blattes bitten wir, den Brief- und Frage—
kaften in ausgedehnter Weise benutzen zu wollen, jedoch können nur solche
Fragen von Abonnenten Beantwortung finden, welche an uns mit An⸗
gabe der vollen Adresse gestellt werden. Die Antwort erfolgt stets unter
Chiffre, im Falle dieselbe aber zu umfangreich ausfallen sollte, auch brieflich.
Die Redaktion
Kitt für Leitungsröhren. Die Materialien zum dichten
Verschluß der Fugen an Dampf-, Wasser-⸗ und Gasleitungsröhren haben
einerseits der Hitze, andererseits der Nasse zu widerstehen. Bisher wurden
meistens Kitte auus Mennige und Leinöl verwendet; neuerdings findet
nach den „Wiener technischen Blättern“ ein Kitt vielfach Verwendung,
der sehr deschmeidig ist und, feuchter oder trockener Wärme ausgesetzt,
eine große Festigkeit annimmt. Derselbe dichtet die Fugen besser und ist
dauerhafter als ittaen außerdem um die Hälfte billiger. Zu seiner