Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 43, Bd. 2, 1883)

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Mittheilungen aus der Praxis. — Rezeptenkasten. 
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Holstein, Hannover und Oldenburg. Außerdem nahmen 27 Gäste 
au den Verhandlungen Theil, u. A. der Präses der Lübecker Ge— 
werbetkammer Th. Schorer und der Direktor der Hambnurger Ge— 
werbeschule Dr. Stuhlmann. Als Vorsitzender fungirte Bauer⸗ 
—5— und C. Schlick-Hamburg als Schriftführer. Aus dem 
assenbericht ist zunächst zu erwähnen, daß die Bilanz mit einem 
Kaffenbestand von ca. 700 Mk. abschließt und die Kassenverhältnisse 
im Allgemeinen als sehr günstige bezeichnet werden. Der Bericht 
des Vorstandes konstatirt, daß sich im letzten Jahre ein reges 
VBereinsleben entfaltete. Von den 26 Bauhütten, welche dem Nord— 
deutschen Baugewerkverein angehören, haben sich 10 zu Innungen 
imgebildet, während die übrigen im Begriffe sind, dasselbe zu 
hun. Den Bericht über die Verbandsversammlung in Leipzig er— 
stattete C. Spieske-Oldenburg. Die über das Lehrlingswesen 
niedergesetzte Kommission hat sich eingehend mit den Bauschulen 
»eschäftigt Namentlich wird hervorgehoben, daß die Hamburger 
Bau- und Gewerbeschule unter Direktion Stuhlmann's Tüchtiges 
m Freihandzeichnen, in der darstellenden Geometri, in der, Aus— 
ühruüng der Detail Zeichnungen im großen Maßstabe und iun der 
Zzarkonstruktionslehre leiste. Ganz besonders hülfreich sei die große 
Sammlung von Lehrmitteln, sowie die Bibliothek, für welche jähr— 
ich 2000 Mek. von der Schule ausgeworfen würden. Bedeutende 
Fortschritte seien gemacht und Vieles mit Erfolg weiter geführt. 
sachdem die Kommission erfolgreich darauf hingearbeitet hat, daß 
die Schüler der Bauschulen eine Abgangsprüfung zu bestehen haben, 
und daß hierzu ein Ausschuß der in Frage kommenden Bauhütten 
sinzugezogen wird, geschieht der Schulen in Buxtehnde, Eckernförde 
und Brake bei Oldenburg Erwähnung, woselbst ebenfalls die 
Baugewerksmeister mit den Schuldirektoren Hand in Hand ar— 
heiten und da somit ein Konnex geschaffen worden ist, hält die 
Kommission ihre Aufgabe für erledigt und löst sich auf. — In 
Betreff der Innungsfrage stellt sich die Versammlung auf den 
Standpunkt, der durch das Innungsgesetz geschaffen worden ist und 
daß es gilt, mit dem Gesetze weiter zu arbeiten. Da es in einer 
Stadt vorgekommen ist, daß sich zwei Innungen gleichen Gewerks 
hildeten, so ward ein Beschluß gesaßt, welcher dahin geht, aller 
Orten die betreffenden Behörden zu ersuchen, etwa sich später bilden— 
wollende Innungen nur unter der Voraussetzung zu gestatten, daß 
dieselben besser die Förderung des Gewerbes im Auge behalten 
als die bestehende Innung. Ferner soll allenthalben auf die Bil— 
dung von Innungen hingewirkt werden und wird hierbei der 
Vorstand stets rathend und helfend mitwirken. Die Stellung der 
Gesellen zu den neuen Innungen ist namentlich in den Städten, 
wo die Sozial-Demokratie vorherrscht, noch nicht so weit gediehen, 
daß ein Gesellenausschuß mit den Meistern verhandelt und nur 
erst in vier Städten des Sprengels des „H. B. V.“ ist es zu einer 
überall wünschenswerthen gemeinsamen Berathung gekommen, welche 
auf das Gesellen- oder Lehrlingswesen Bezug hat. 
Auch die Frage der obligatorischen Arbeitsbücher stand zur 
Debatte und war von Oldenburg i. Gr. der Antrag gestellt, bei 
den Mitgliedern die Arbeitsbücher obligatorisch als Ersatz für die 
Fremdeunzettel einzuführen. Der Antrag ward insbesondere aus 
Zweckmäßigkeitsgründen von den Hamburg-Altongern bekämpft, 
während die Oldenburger betonten, daß sie sich im Einverständniß 
mit den Gesellen befüänden. Die Sache ward dem Vorstande über— 
wiesen, welcher für den nächsten Delegirtentag diesbezügliche Vor— 
schläge machen soll. — In Betreff der Hülfskassen, wird auf Vor— 
schlag von B555 beschlossen, auf dem nächsten Dele— 
girtentag hierüber Vorlagen zu machen, je nach dem durch Reichs— 
zesetz etwas geschehe oder nicht. — In Betreff des Submissions— 
wesens tritt die Versammlung den in Hamburg 1882 auf der De— 
segirten-Versammlung gefaßten Beschlüssen bei. Dies das Wich— 
tigste aus den Verhandlungen! Nach Schluß der gestrigen Sitzung 
wurden die Sehenswürdigkeiten der Stadt in Augenschein ge— 
nommen. Abends fand ein Festbankett im Rathskeller statt, wobei 
u. A. Bauer⸗Hamburg ein Hoch auf den Deutschen Kaiser und 
ein anderes auf die Stadt Lübeck, sowie Senat und Bürgerschaft 
ausbrachte. Dr. Brehmer-Lübeck toastete auf den Verband' der 
Deutsichen Baugewerksmeister 
osten. Die Ursache des andauernden Rückganges liegt wohl in 
)er geminderten Bauthätigkeit unserer Stadt, Jedoch ist nicht zu 
eugnen, daß die meisten Ziegeleibesitzer sehr schlechte Geschäftsleute 
ind, nicht rechnen können und um momentan ihre Waare, deren 
ängeres Lagern sie nicht aushalteun können, an den Mann zu 
hringen, dieselbe um ein billiges, wenn möglich aber gegen baar 
inbieten. Die Konkurrenz ist so zahlreich, daß auch die solideren 
Ziegeleibesitzer, um nicht ganz unthätig zu bleiben, nothgedrungen 
diesem schlechten Beispiele der auderen folgen müssen. Die Ueber— 
produktion wird noch erleichtert durch die italienischen Arbeiter, 
velche weit billiger als die einheimischen arbeiten können. Unsere 
eutschen Arbeiter sind an der Grenze des möglichen und nöthigen 
Verdienstes angelangt. Ein solides Geschäftsgebahren von Seiten 
zes konsumirenden Publikums (die wenigen soliden hiesigen Bau— 
gjeschäfte ausgenommen) kommt nicht mehr vor. Der Ziegelei— 
Hesitzer riskirt den sofortigen Verlust der Kundschaft, wenn er auf 
Finhaltung der eingegangenen Zahlungsverpflichtungen mahnt. 
Die Prozeßkosten sind zu hoch, das Verfahren zu langwierig, in 
Folge dessen werden große Summen theils freiwillig verloren ge— 
jeben, theils bei Subhastationen eingebüßt. Man könnte sagen, 
eit Freigabe des Baugewerbes haben sich dessen eine Reihe von 
Leuten bemächtigt, die mit Hülfe gewissenloser Spekulanten und 
kapitalisten ein ganzes System von Lug und Trug erfunden haben 
u dem Zweck, die beim Bau betheiligten Gewerbe zu schädigen. 
Das ehrliche Bauhandwerk leidet unter diesen Verhältnissen un— 
äglich.“* 
* herb nun vorstehendes Urtheil klingt, enthält es leider 
die Wahrheit und werde ich vielleicht demnächst Gelegenheit nehmen, 
diese obenerwähnten Schäden, insbesondere, das Alles zersetzende 
Unterhändlerwesen und die Mittel zu dessen Steuerung einer ein— 
zehenderen Besprechung in diesen Blättern zu unterziehen. 
R — 
Rezeptenkasten. 
Um Messing fein zu putzen, reibt man es mit 
Stearin-Oel und seinstem Schmirgel auf einem Läpochen ah und 
dolirt dann mit reiner Leinewand. 
Schwefel-Abgüsse haltbar und dauerhaft zu 
machen. Wer schon Abgüsse oder Eingüsse mit Schwefel 
gemacht hat, wird zu seinem großen Leidwesen die Erfahrung ge— 
macht haben, daß dieselben durch Temperatur-Unterschiede Sprüuge 
erhielten oder abbröckelten. Schon die Temperatur der Hand ist 
„inreichend, um den Schwefel knistern zu machen. Ich habe nun, 
im diesem Uebelstande abzuhelfen, verschiedene Beimengungen ver“ 
ucht und fand im gewöhnlichen gelben Bienenwachs das billigste 
uind beste Mittel. Ein ganz geringer Zusatz reicht hin, den 
Schwefel, ohne ihn seiner guten Eigenschaften zu berauben, gegen 
Temperatur-Unterschiede unempfindlich zu machen nund so oft werth— 
»olle Formen vor der Zerstörung zu bewahren. Zugleich ist der 
Schwefel leichter zu schmelzen, da er, mit Wachs Hemischt, sich 
nicht so leicht entzüundet. Die Härte wird durch wenig Wachs 
ebenfalls nicht wesentlich verändert. Wachs und Schwefel lassen 
ich in iedem Verhältnisse mischen. 
Eine neue Elfenbein-Imitation. Man präparirt 
eine Lösung von 200 Theilen Casein in 50 Th. Ammoniak und 
100 Th. reinem Wasser, oder auch 180 Th. Eiweiß in 400 Th. 
Wasser. Zu einer oder der anderen dieser Lösungen wird dann 
sinzugefügt: 240 Th. ungelöschter Kalk, 150 Th. essigsaure Alaun— 
erde, 500 Th. Alaun, 1200 Th. schwefelsaurer Kalk, 100 Th. Oel, 
velches am letzten unter allen Bestandtheilen zugemischt werden 
nuß. Sollen dunkle Gegenstände darans gemacht werden, so giebt 
nan statt der essigsauren Alaunerde 75 bis 100 Th. Tannin zu. 
Ist dann die Mischung gut durcheinander geknetet und in einen 
zlatten Teig gearbeitet, dann geht sie durch — um Platten 
don der erforderlichen Form zu erhalten. Diese werden getrocknet 
und in metallische Formen gepreßt, welche zuerst erwärmi werden 
nüssen, oder können in sehr feines Pulver gerieben werden, welches 
in die erhitzten Formen gestreut und zu einer homogenen Masse 
oermittelst eines starken Druckes vereinigt wird. Die betreffenden 
Begenstände müssen dann in ein Bad eingetaucht werden, welches 
aus 100 Th. Wasser, 6 Th. weißen Leim und 10 Th. Phos—⸗ 
phorsäure besteht. Schließlich aber müssen fie aetrocknet, volirt 
und mit Schellack gefirnißt werden. 
Ziegelsteine anzufertigen, ohne sie zu backen. 
Gleiche Theile hydraulischen Kalkes, Sandes und Schlacke werden 
zerschlagen und dann gemischt, um mittelst Hinzufügung von 
*) Der Jahresbericht geht doch bei Aufsuchung der Ursachen des Uebels 
von ganz falschen Gesichtspunkten aus Die Roh 
Mittheilungen aus der Praxis. 
Aus München wird uns berichtet: 
Der Jahresbericht der oberbayerischen Handels- u. Gewerbe— 
kammex sagt jüngsthin über die Lage des“ dortigen Jiegelei— 
geschäftes Folgendes; 
„Die Lage des Ziegeleigeschäftes hat sich im Berichtsjahre 
nicht gebessert. Die Ziegelpreise sind im Allgemeinen sogar noch 
weiter zurückgegangen und decken, da ortsüblich die Ziegel frankö 
Baustelle geliefert werden und der unter Umständen recht bedeu— 
tende Fubrlohn im Vreise inbegriffen ist. nicht mehr die Selbst—
	        

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