353
Erfindungen im Hochbauwesen. — Bauberichte aus verschiedenen Städten.
654
Wasserglas mit 33 pCt. und auch mit 66 pCt. Gehalt känflich
zu haben.
Bei der Imprägnation von Holz mit Wasserglas giebt man
dem Holze zuerst einen sehr verdünnten Anstrich, und zwar in der
Mischung von 1 Theil 33 pCt. Wasserglas auf 2 Theile Regen—
wasser. Dann fährt man mit allmälig concentrirteren Anstrichen
fort, doch immer nur in Zwischenräumen von 24 Stunden,
während welcher Zeit der vorhergehende Anstrich hinreichend ein—
trocknet Im Ganzen genügen fünf bis sechs solcher Anstriche,
wenn man den letzten zu gleichen Theilen aus Wasserglas (33 pCt.
Gehalt) und Regenwasser bestehen läßt.
Diese Wasserglasanstriche verleihen eine noch erhöhte Wider—
standsfähigkeit gegen Entzündung, wenn man die Lösung mit
Kreide oder Knochenasche versetzt.
(Schluß folgt)
bewegliche untere Zapfen in den nicht sichtbaren Schlitz des unteren
Theiles des Schildes gesetzt wird. Beim Herumschließen tritt nun
der Riegel in den oberen Schlitz des Schildes ein. Durch die
hier mittleren Befestigungsschrauben dieses Schlößchens wird das
Schild verdeckt und somit das Ablösen des Schlosses auf nicht
zewaltsame Weise unmöglich gemacht. Dieser Verschluß ist mit
mehreren Zuhaltungen versehen und gewährt hinreichende Sicher—
heit; ein großer Vorzug desselben ist ferner, daß er beim Umzug
aus einer Wohnung in eine andere abgenommen werden kann,
ohne häßliche Spuren zu hinterlassen. Dieser Sicherheitsschild,
welcher in sehr hübscher Form und in Nickel hergestellt ist, wird
sicher allen Jenen willkommen sein, welche die Kosten eines
heueren Sicherheitsschlosses sparen wollen. — Für Möbel werden
diese Verschlüsse kleiner hergestellt.
Erfindungen im Hochbauwesen
und der damit zusammenhängenden Sweige.
Ein Luftprüfungsapparat.
Dem praktischen Techniker wird es gewiß von Interesse sein,
sich jederzeit in Wohnräumen, Schulen, Theatern, Versammlungs-—
sälen ꝛc. von dem Zustande der Luft überzeugen zu können, ins—
besondere ist es wichtig, die Menge der vorhandenen Kohlensäure
zu wissen, da ein geringes Uebermaß dieser Gasart (über 3pCt.)
bereits Athmungsbeschwerden verursacht. Aufgabe jeder Ventilation,
sei dieselbe nun eine natürliche oder künstliche, ist es, die Normal—
beschaffenheit der zur Athmung nöthigen Luft aufrecht zu erhalten,
und soͤll sich der Techniker zum Oeftern vergewissern, ob die irgend—
wie getroffenen Vorrichtungen auch richtig und genügend funktioniren.
Zu diesem Zwecke werden nun die minimetrischen Luftunter—
süchungsmethoden angewandt, und sucht man hierbei den
Kohlensäuregehalt der Luft annähernd zu bestimmen, indem man
ein bestimmtes Luftquantum durch eine gleichfalls bestimmte Menge
Baryt oder Kalkwasser leitet, beide Flüssigkeiten haben die Eigen—
schaft, durch Kohlensäure sofort getrübt zu werden, indem sich un—
lösbare Kohlensäureverbindungen ausscheiden.
Einen zu solchen Untersuchungen sehr, praktischen Apparat
hat Herr Dr. Wolpert, Professor in Kaiserslautern, kon—
jstruirt, und besteht selber nur aus einem cylindrischen Glasgefäß
ind aus einer mit einem Glasröhrchen versehenen Gummibirne.
Das Glasgefäß von 12 cw Höhe und 12 mm Weite faßt bis an
ein eingeschliffenes Zeichen mit Kalkwasser gefüllt 3 Kbem, am
Boden desselben befindet sich eine schwarze Marke auf weißem
Grunde, hier z. B. die Zahl 1882. Wird nun die vorerwähnte
Gummibirne durch Zusammendrücken und Loslassen mit Luft des
zu beobachtenden Lotales gefüllt und alsdaun mittelst des an der—⸗
selben befindlichen Glasröhrchens durch Zusammendrücken der
Birne die Luft vom Boden des Glascylinders aus durch das
Kalkwasser getrieben, so entsteht, je nachdem man diese, Manipula—
tion wiederholt, eine Trübung des Kalkwassers, welche in der
Weise zunimmt, daß nach einer gewissen Anzahl von Füllungen
resp. Entleerungen der Birne die am Boden des Gefäßes befind⸗
liche Marke, von oben betrachtet, immer undeutlicher wird und
schließlich verschwindet. Ist dieser Moment eingetreten, so haben
wir in Liner dem Justrument beigegebenen kleinen Tabelle nur die
Zahl der von uns gebrauchten Füllungen nachzusehen, um bis auf
cine Genauigkeit von Zehntausendstel den Kohlensäuregehalt der
untersuchten Luft angeben zu können. — Es bedarf 3. B. mit
diesen Instrument Luft mit 2pPCt. Kohlensäure 6 Füllungen solche
mit 3 pẽt. aber bereits 10 Füllungen freie athmosphärische Luft bis
zu 60 Füllungen bis zur erreichten Trübung. Dieses außerordent⸗
lich einfache und handsame Instrument ist zu dem Preise von
5 Mark (15 Mark bei eleganter Ausstattung und mit besonderem
Kontrolapparat versehen) durch den vorerwähnten Erfinder des⸗
felben zu beziehen, und kann die Anschaffung jedem sich für das
so wichtige Kapitei der Hygiene interessirenden Techniker nur em—
pfohlen werden. v. R.
Sicherheits-Schlüsselschild. (Deutsches Reichspatent
Nr. 20851.) Dieser von dem Schlossermeister Th. Fischlin in
Dresden-Neustadt konstruirte Schlüsselloch-Verschluß ist eine äußerst
praktische Erfindung, wie die „Sächs. Gewerbeztg.“ schreibt. Der—
selbe hat den Zweck, Nachschlüsseln und Dietrichen den Eingang
in das Schlüsselloch unmöglich zu machen und hauptsächlich Ge—
legenheitsdieben iht Handwerk zu erschweren, Dieses Schlüssel—
schild' kann an Stelle jedes gewöhnlichen Schlüsselschildes ange—
schraubt, oder auf andere Art praktisch befestigt werden. Ist ein
langes Schild an der Thür, so kann dieses Sicherheitsschild auch
aufgefetzt werden. Nach Verschließung der Thür wird das hierzu
genau dassende Sicherheitsschlößchen hineingesetzt, indem der un—
Berichte aus verschiedenen Städten.
Berlin. Die projektirte Kaiser-Wilhelmstraße,
deren Länge 800 mbeträgt, deren Breite zwischen 22 und 28 m
variirt, wird wesentlich zur Entlastung des übergroßen Verkehrs,
sowie zur Verbesserung der alten Straßenzüge, welche aus dem
Tentrum der Stadt nach dem Norden führen, beitragen und diesem
Stadttheile ein der Hauptstadt würdiges Gepräge geben. Vom
Lustgarten ausgehend, ergiebt sich für die neue Straße selbstver—
ständlich die Nothwendigkeit einer künstlerischen und monumentalen
Hestaltung, mit deren vorläufiger Projektirung die Regierungs—
Baumeister Gerard, Hillebrand und Gruuert von Seiten eines von
mehreren Stadtbezirken eingesetzten Comités betraut wurden. Das
Resultat dieses Auftrages: zwei große, in Aquarell ausgeführte,
perspektivische Ausichten der zukünftigen Kaiser-Wilhelmstraße, mit
den dazu gehörigen Situatiousplänen, fanden auf der diesjährigen
großen akademischen Kunstausstellung die allgemeinste Bewunderung
und Anerkennung. „Schorer's Familienblatt“ giebt in seiner
Nummer 39 eine gelungene Nachbildung eines jener künstlerisch
ausgeführten Blätter und eine änßerst anschauliche Vorstellung
davon, wie sich die neue Straße, von der Schloßbrücke aus ge—
sehen, gestalten wird. Im Vordergrunde, rechts von der Schloß—
brücke, zeigt sich ein imposanter Arkadenbau, der an Stelle des
unschönen Häusercomplexes, der sogenannten Schloßfreiheit, gedacht
ist; dahinter erhebt sich das Schloß, mit der rechtwinkelig darau—
stoßenden alten Schloßapotheke, die, um etwa ein Drittel verkürzt,
mit einem wirkungsvollen Thurmbau in deutscher Renaissance
gegen die Straße hin abschließt, welche hier mit einer über die
Spree führenden Prachtbrücke beginnen wird. Auf dieser Brücke
soll ein Staudbild des Kaisers Aufstellung finden. Mit palast—
artigen Prachtbauten beginnt jenseits der Brücke der Zug der
neuen Straße, der sich auf der Abbildung bis zu der im Hiuter—
grunde liegenden Marienkirche verfolgen läßt. g —
Mürnchen. Die bis jetzt allein den Bedarf deckende Gas—
fabrik an der Thalkirchenstraße produzirte laut dem Berichte der
Generalversammlung vom 24. September d. J. im abgelaufenen
Geschäftsjahre 6680701 kbm Gas, wovon auf die Straßenbeleuch—
tung 980908 kbm zu rechnen waren. Ein nicht unwesen licher
Konsum fällt auf die Gasmotoren, von denen bis jetzt 79 Stück
aufgezählt sind und für welche die Gesellschaft das Gas mit einem
Rabait von 25 pCt. abgiebt. Die durchschnittliche Leuchtkraft des
Bases betrug nach den amtlichen Messungen 11,55 Kerzen. Die
Finnahmen für Gas, Koaks, Theer und Gaswasser betrugen
2040869 Mk., der Konsum an Kohlen 565861 Etr. v. R.
Straßburg i. Els. Die Beheizungsmethode des
neuen Central-Bahnhöfes in Straßburg. ,In den neuen
großen und besteingerichteten Bahnhöfen der Neuzeit hat man mit
qgutem Erfolg die Luftheizung angewandt, so z. B. in dem An—
halt'schen zu Berlin; allein diese Beheizungsart würde bei dem
neuen Centralbahrhof in Straßburg nicht geeignet gewesen sein,
da derselbe mit seinen Anbauten zu große Längenausdehnung hat.
Aus diesem Grunde hat man sich zur Dampfwasserheizung
entschlossen, wodurch es ermöglicht wurde, dem großen Gebäude
in allen Räumen eine angenehme und gleichmäßige Temperatur
zu geben. Auf dem Centralbahnhofe nun befindet sich au der
iußersten linken Seite des großen Gebäudes das Kesselhaus, in
welchem mittels zweier großer Dampfkessel der nöthige Dampif
erzeugt wird. Der Dampf wird durch ein System von Röhren,
welche einzeln abstellbar sind, nach allen Richtungen in die Heiz
körper geleitet, welche sich in den einzelnen Räumen befinden.
Der zu Wasser kondensirte Dampf fließt in ein Reservoir, welches
sich im Kesselhause befindet, zurück, um alsdann wieder als Speise—
wvasser benützt zu werden. Die Heizkörper sind cylindrische, ge—
chmackvoll aͤnsgerüstete Oefen, die theilweise bis zur Hälfte mit
Kondensationswässer gefüllt sind, oder gußeiserne Rippenregister
und Shirale. Exrstere stehen an geeigneter Stelle in den Zimmern,