Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 43, Bd. 2, 1883)

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Mittheilungen über Ausstellungen. — Bautechnische Notizen. — Brief⸗ und Fragekasten. 
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letzterre hinter sauberen Gittern in den Fensternischen, hinter 
Spiegeln, unter den Gepäcktischen u. s. w. Durch die Fenster— 
brüstungen wird auch gleichzeitig frische Luft vorgewärmt, die 
durch runde verstellbare Drehrosetten von außen in die Zimmer 
intritt. Es ist somit auch eine Ventilation des Gebäudes be⸗ 
wirit. Die Au der Beheizung in diesen Ränmen, auch in den 
prachtvoll ausgestatteten Kaiserzimmern, entspricht allen Anforde— 
rungen des guten Geschmacks 'und der Leistungsfähigkeit. Diese 
clungene Heizungsanlage wurde von der alten renommirten Firma 
H.Reinhardt in Würzburg, die bekauntlich auf dem Felde des 
Heizungs- und Ventilationswesens schon sehr viel geleistet hat und 
diele Verdienst-Diplome besitzt, ausgeführt. („Bautechniker“.) 
Schleswig. Einsschreckliches Unglück beim Bau der 
Branerei auf „Lonisenhof“ in Oejendorf hat am 26. September 
bier Menschen das Leben und mindestens anderen fünf die Gesund— 
heit gekostei. Die Gesellen des Maurermeisters H. aus Schleswig 
aren an einem etwa 150 Fuß langen und 40 Fuß breiten, im 
Halbzirkel überwölbten Lagerkeller beschäftigt, dessen Ringmauern 
dis auf die Wölbung fertig gestellt waren. An diesem Tage 
ordnete nun der Maurerpolier B., wie er behauptet, auf Grund 
eines ihm von seinem Meister H. gewordenen Auftrages an, daß 
die ohnehin nur von schwachem Holzmaterial angefertigten und 
aufgestellten Gerüstbögen loszuschlagen und zur Aufführung des 
zweiten Drittels der Wölbung nach der Mitte des Baues zu 
herseßen seien. Während der Arbeiter Jürgens diese Arbeit aus— 
fuͤhrte, ward gleichzeitig die auswendige Cementdecke über dem 
inen Gewölbe angebracht. Die Maurer sollen mit Rücksicht 
auf das frische Mauerwerk von vornherein ihre Bedenken gegen 
diese waghalsige Arbeit und namentlich gegen das Betreten des 
eben erst geschlossenen Gewölbes ausgesprochen haben. Die Hälfte 
der Bögen wurde ohne Unfall entfernt, als aber Jürgens den 
letzten Theil der Gerüstbögen losschlug, stürzte die Wölbung, auf 
deten oberem Kamm der Maurerarbeitsmann Bruck mit einem 
Sack voll Cement auf dem Rücken stand, mit einem dumpfen Ge— 
söse zusammen. Jammergeschrei der Verwundeten ertönte von 
allen Seiten. Die Maurer Geier und Fee zwei unverheirathete 
in den dreißiger Jahren stehende kräftige Leute, welche unter dem 
Gewölbe im Keller beschäftigt waren, wurden auf der Stelle von 
den einstürzenden Trümmern erschlagen. Der Zimmermann 
Jürgens erlitt Zerschmetterungen und Brüche beider Oberschenkel, 
eines Armes, sowie Verletzungen an Kopf und Rücken. Der 
Daurerarbeitsmann Bruck stürzte mit seinem schweren Sack mit 
den Steinmassen in die Tiefe und erlitt lebensgefährliche Ver— 
jetzungen an der Brust. Die beiden Letzteren sind im Allgemeinen 
Krankenhause, wohin sie mit zwei anderen, ebenfalls schwer ver⸗ 
ietzten Leidensgefährten, den Maurern Grapengießer und Karsten, 
geschafft wurden, bereits ihren Leiden erlegen. Bruck hinterläßt 
Frau und Kinder, Grapengießer und Karsten befinden sich eben— 
salls in bedenklichem Zustande, während drei Leichtverwundete im 
Wandsbecker Krankenhause untergebracht wurden. Ebenso erlitt 
ein Erdarbeiter aus Stemwarde eine Verletzung am Fuß; derselbe 
befindet sich in seiner Wohnung in ärztlicher Behandlung. Der 
Polier B. ist in Haft genommen. 
aufzuarbeiten sind, da endlich der Preis mindestens um ein Drittheil 
gringer ist, als der des Portland-Cementes, so wird dieses Material für 
KBauzwecke, bei denen es nicht auf rasch eintretende hohe Festigkeit an— 
fommt, gern verwendet. Immerhin ist es anzurathen, bei dem Bezug 
bon Roman⸗Cement mit Vorsicht zu verfahren und nur entweder wissen- 
schaftlich untersuchtes oder praktisch ausprobirtes Material zu verwenden, 
weil den Roman-Cementen, zumal den dolomitischen, häufig die unan— 
genehme Eigenschaft beiwohnt, nach der Erhärtung das Volumen zu ver⸗ 
zrößern, zu treiben. Je hoͤher der Thongehalt eines Dolomites ist, um 
geringer ist die Befürchtung, daß treibender Eement entstehen werde. 
Wahrend man bei Portland-Cement auf 2022 pGCt. Thonkörper für 
die Rohmischung rechnet, muß der für Roman Cement geeignete Dolomit 
einen höheren Thongehalt, 28—80 pCt, enthalten. Der Roman⸗-Cemen! 
bon Bockenem bei Hildesheim enthält (inkl. b,06 pEt. Sand) 41,54 pCEt. 
Kieselsäure, Eisen, Mangan und Thonerde bei 42,08 pCEt. Kalk und 
15,61 pCt. Magnesia, er ist also aus einem Material hergestellt, welches 
oprr 30 pCEt. Thonkoͤrper enthält. Der Bielefelder Roman-Cement muß, 
venn die von Frühling mitgetheilten Zahlen zu Grunde gelegt werden, 
aus einem Dolomit gebrannt ir der annähernd 27 pCt. Thonsubstanz 
nthält. Von der Firma F. W. Keferstein zu Sinsleben bei Erms— 
leben wird ein Dolomit gebrannt, der 22 pCt. Thon enthält. Um so— 
wohl höhere Festigkeit, wie vermehrte Garantie für die Volumenbestän— 
digkeit zu erzielen, ist diesem Dolomit ein passendes Schlackenmehl zuge. 
eht, und wird so ein Fabrikat erzielt, das noch mit 4 Th. Sand nach 
10taͤgiger Erhärtung in Wasser 10,2 kg absolute Festigkeit per qom 
—— (Thonind.⸗Ztg.) 
Komprimirte Leinenbedachung. D. I Nr. 21887 von 
D. H. W. Schultz u. Sohn in anene Die Dachdeckung wird 
hergestellt durch Schichtung von einer Lage Dachpappe, einem Ueberzug 
on Mastix, einer Lage ber. starker, imprägnirter Leinwand, einem 
sferneren Ueberzug von Mastix und einer Lage Dachpappe übereinander. 
Diese Schichten werden durch Druck innig mit einander verbunden. Die 
äußere Papplage wird darauf mit einem Mastirxanstrich versehen und 
diefer mit erhißten Kieselsteinen dicht bestreut. 
Brief⸗- und Fragekasten. 
Maurermeister E. F. in H. Wenn Sie die Rechnung über Tagelohns⸗ 
arbeiten nach Stunden aufstellen wollen, dann dürfen Sie natürlich nur die 
wirklich gearbeiteten Stunden berechnen. Die Zeit, welche die Arbeiter für 
Frühstück, Wittag und Vesper erhalten, kann bei der Stundenrechnung nicht 
n Ansatz gebracht werden, da die Leute dieselbe ja nicht einmal auf dem 
Bau zubringen brauchen. 
Architekt J. in M. Ihren Zwecken dürfte genügen: „Hugo Licht, 
Stadtbaudirektor, die Architektur Berlins. Sammlung hervorragender Bauten 
der letzten 10 Jahre. Mit Text von Dr. A Rosenberg. 100 Tafeln in Folio 
enthaltend Façaden, Details und Grundrisse Mit 16 Seiten Text. Berlin 
In Mappe. 80 Mt 
Abonnent R. in P. Cement wird von Glas am leichtesten entfernt, 
wenn man die Fenster waagerecht legt und den Cement dann mit einer 
Hischung von gleichen Theilen Salzsäure und Wasser durch einen Schwamm 
»der Lappen benetzt. Nach einigen Minuten kann der Cement vermittelst 
eines stumpfen Messers abgekratzt und abgespült werden. Bei dem Benetzen 
mit Salzsäure ist das Holz der Fenster ꝛc. sowie die Kleidungasstücke des Ar—⸗ 
deiters auf's Sorgfältigste zu fchützen. 
Bautechniker Uin B. Wir können Ihnen nicht dazu rathen jetzt 
eine Stellung in einem Baubüreau anzunehmen, nachdem Sie 2 Semester 
hindurch die beiden untersten Klassen einer Baugewerkschule durchgemacht 
haben. Wir rathen Ihnen im Gegentheil entschieden dazu, zunächst die Bau⸗ 
gewerkschule zu absolviren und dann zu Ihrer weiteren Ausbildung in ein 
Baubüreau einzutreten, wenn Ihr gänzes Wissen nicht Stückwerk bleiben 
soll. Es giebt ja leider viele Bautechniker, welchen ihre Mittel den Besuch 
iner Baugewerischule entweder gar nicht, oder nur für einige Semester ge⸗ 
statten. Dieselben werden ja häufig ebenfalls ganz tüchtig in ihrem Fache, 
aber entweder haben sie Glück darin, daß sich der betressende Meister, bei 
welchem sie in Stellung sind, ihrer ganz besonders annimmt, oder sie ersetzen 
durch eisernen Fleiß im Selbststudium, was ihnen durch Schulbesuch versagt 
ist. Immerhin aber werden stets Lücken verbleiben, die nur ein regelrecht 
durchgeführter, ununterbrochener Besuch einer auten Baugewerkschule ver⸗ 
meiden kann. 
Zimmermeister V. in W. Als aufmerksamer Leser unseres Blattes 
mnüßten Sie doch eigentlich dem Brief- und Fragekasten die nöthige Auf— 
nerksamkeit schenken, zumal Sie denselben ja selbst benutzen. Wollen Sie 
also gefälligst die Nummer 32 und 37 d. J. nachlesen, so werden Sie Ihre 
Fragen in vollkommenster Weise beantwortet finden. 
Herr Architekt und Ingenieur L. W. in U. Ot. Z. ftellt folgende 
Frage: 
„An einem Kirchen-Neubau, welcher an einer sogenannten Halde ge⸗ 
legen ist und daher die Fundamentparthien auf der tiefer gelegenen Terrain⸗ 
seite offen zu Tage liegen, soll der an uͤnd für sich graue Melasse⸗Sandstein, 
mit welchem das Mauerwerk ausgeführt ist, eine roöthliche oder irgend eine 
andere Äbtönung erhalten. Daduͤrch soll ein Unterschied zwischen dem eigent— 
lichen Sockel (Cyklopen-Mauerwerk) erzielt und ein Anfuͤllen vermieden wer⸗ 
den. Können Sie nun ein Mittel empfehlen, mit welchem man dem grauen 
Stein einen röthlichen Ton geben könnte, ohne daß der Stein dadurch zu 
sehr angegriffen würde?“ 
Wir stellen diese Frage unserem Leserkreise zur gefälligen Erörterung 
und bitten, uns etwaige Auskunft zugehen zu lassen. Die Red. 
Die geehrten Leser unseres Blattes bitten wir, den Brief⸗ und Frage— 
kasten in ausgedehnter Weise benutzen zu wollen, jedoch können nur solche 
Fragen von Abonnenten Beautwortung finden, welche an uns mit An— 
gabe der vollen Adresse gestellt werden. Die Antwort erfolgt stets unter 
Chiffre, im Falle dieselbe aber zu umfangreich ausfallen sollte, auch brieflich 
Di⸗ No⸗daktion. 
Mittheilungen über Ausstellungen. 
Ausstellung in Madrid. In der Zeit vom Mai bis 
Oktober 1885 wird in Madrid unter der Bezeichnung „Exposicio 
especial Ibero-Americana“ eine Ausstellung veranstaltet werden 
welche den Zweck hat, die Bodenprodukte spanisch-amerikanischer, 
portugiesischer und brasilianischer Provenienz und die unmittelbar 
sich anreihenden Industrien universeller Provenienz zur Anschauung 
zu bringen. Fremde Aussteller können sich nach dem Ausstellungs— 
programme nur mit folgenden Gegenständen betheiligen: mit land— 
wirthschaftlichen Maschinen und Instrumenten, Muͤhlen und Ge— 
räthen zur Erzeugung des Brodes, Maschinen zum Sägen und 
Bearbeiten des Holzes und Korkes, Apparaten zur Anlage von 
artesischen Brunnen, Pumpen zu Wasserwerken, endlich mit allen 
auf Fabrikation und Konservirung von Wein, Spiritus, Oel, 
Zucker und Tabak Bezug habenden Ausstellungsobjekten. In An— 
gelegenheiten der Ausstellung ist sich an Herrn D. Leopoldo de 
Alba Salcedo, Valverde 19, in Madrid zu wenden. 
Bautechnische Notizen. 
Noman⸗Cement aus Dolomit. Die Eigenschaft des ge— 
brannten Dolomits, unter Wasser gut erhärtenden Mörtel zu geben, hat 
schon seit Jahren die Verwendung desselben als Roman⸗Cement ermög 
licht. Da die absolute Festigkeit solcher Roman-Eemente der mittlerer 
Portland-Cemente mindestens gleich zu setzen ist, weil dieselben einen 
ungleich höheren Sandzusatz vertragen als jene, da sie im abgelagerten 
Zuitand langsam binden und ohne Schoden nach vielon Sfunrden α 
Redaktion: H. Diesener in Berlin. — Verlag von JIunus Engelmann in Berlin. — Druck von HÄH. S. Hermann in Berlin. 
Unter Verantwortlichfeit des Verledogers)
	        

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