Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 43, Bd. 2, 1883)

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Das Wohnhaus der Renaiss 
ssance und Gegenwart. — Ueber di 
ie Herstellung feuersichere s 
n Holzes. 
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ein Helzhaus war, welches erst vor etwa zwei Jahrhunderten das 
Matcrial' wechselte. Das muttelalterliche Familienhaus hat sich 
bis in's 17. Jahrh. erhalten, vertauschte aber dann den Charakter 
eines Familienhauses mit dem des Zinshauses, sodaß also hier 
das Zinshaus seinen ersten Ursprung hat. Wirft man nun die 
Frage auf, wie wohnte der Romane im Gegensatz zum Germanen, 
so kommt man zu dem Schluß, daß die untern, ärmern Stände 
jenseits der Alpen schlecht, diesseits besser wohuten, weil hier eine 
durch das unwirthliche Klima bedingte sorgfältigere Ausstattung 
gebräuchlich war, während im Süden das Leben der unteren 
Stände durch die milde Natur mehr in das Freie, auf die Straße, 
den Platz gelenkt wird. Das entgegengesetzte Verhältniß ergiebt 
sich bei den begüterten, oberen Ständen. Während die Wohnung des 
reichen Romanen vornehm und glänzend, edel und monumental ist 
entbehrt die des wohlhabenden Germanen des großen, monumen— 
talen Charakters, sie zieht die Traulichkeit und wohlige Behaglich— 
keit dem kalten Repräsentationscharakter vor, ohne aber diese Eigen— 
schaft ganz einzubüßen, sie ist hier nur anders entwickelt, analog 
den durchaus anders gearteten Lebensverhältnissen. Der Germane 
kann in seiner Formenwelt nicht zum Urheber eines Palastes 
werden, weil dieser immer des großartigen, monumentalen Cha— 
rakters entbehren würde; es müssen die großen Mottve der klassi— 
schen Welt entliehen werden, denn der Mutterboden des Palastes 
ist eben der klassische Boden Italiens, der Palast ist das spezifische 
Eigenthum der Romauen: römische Traditioneu waren die Vor— 
läufer des romanischen Palastes. Der Palazzo des Italieners 
entspricht im Norden dem chàteau in Frankreich, dem Baronial— 
sitze in Eugland und dem Patrizierhause in Deutschland. In der 
Schloßarchitektur Frankreichs, in dem chateéau, ist eine Vereini— 
zung angestrebt zwischen Palast und Wohnhaus. Die Traditionen 
her mittelalterlichen Burg werden verbunden mit den aus dem 
Süden überkommenen Palastmotiven; doch entbehrt dieses Gemisch 
südlicher und nordischer Reminiscenzen der Wohnlichkeit. Die 
Wohnung der englischen Edeln gründet sich in ihrem Prinzip au 
die traditionelle, augelsächsische Halle. Wie diese bei den Angel—- 
sachsen der Hauptraum war, um welcheu sich die anderen Räume 
gruüppirten, so ist bei den englischen Edelsitzen des Renaissance— 
zeitalters ebenfalls die Hall der Repräsentationsraum, um welchen 
die anderen Räume gelagert sind. 
Eine dem Norden in der Zeit der Renaissance fremde Er— 
scheinung ist die Villa, das Landhaus, die Wohnung vor der 
Stadt. Die feindliche Gegenüberstellung von Stadt und Land. 
die wenig einladenden Naturverhältnisse ließen das Landleben nicht 
so reizvoll erscheinen wie im Süden, wo die milde und herrliche 
Naturumgebung weit anziehender war, als der verkümmerte Natur— 
genuß in der Stadt. Erst im südlichen Tyrol mit seinen günstigen 
klimatischen Verhältnissen tritt das Landleben auf und erstreckt sich 
von hier aus über das ganze Land der appeninischen Halbinsel. 
Der Villenbau fand in seiner reizvollen Erscheinung schnelle 
Verbreitung auf dem Boden der bella Italia. Die wunderbaren 
Landhäuser in der Umgebung Roms mit ihrer idealen, reizend 
üppigen landschaftlichen Umgebung sind das Eden des mit Glücks 
quütern gesegneten Sohnes der Stadt des Petrus. 
Eine poesievolle, graziöse und eigenartige Erscheinung bietet 
das Haus der Campagna romana. Von ungemein malerischem 
Reize liegen diese Landhäuser inmitten der herrlichsten Natur— 
umgebung, eine Stätte des anspruchslosesten, läündlichen Lebens— 
genusses. Der Hauptraum ist die Casa, welche sich an den Kern 
der ganzen Anlage, den alles überragenden Thurm anlehnt. 
Treppenaufgänge in malerischer Anlage führen von Außen in das 
obere Geschoß, welches der Familie zum Aufenthalt dient und in 
welchem fast überall eine Loggia den unmittelbaren Genuß der 
freien Natur ermöglicht. Im untern Geschosse befinden sich die 
Wirthschaftsräume, die Stallungen für das Vieh und Trockenräume 
jür die Naturprodukte. In ungezwungener, dem Bedürfniß an— 
zepaßter Entwickelung gewähren diese Landhäuser in ihrem un— 
beabsichtigten malerischen Reiz einen lieblichen, idyllischen Anblick, 
man glaubt in ihrem Aeußeren die heitere Soralosiakeit ihrer 
Bewohner lesen zu müssen. 
Palladio entzauberte in der Umgebung von Vicenza und von 
den venetianischen Staaten dem Boden unzählige der reizendsten 
Landhäuser im antiken Typus in unerschöpflicher Mannigfaltigkeit 
und reicher Kombination. Die Lombardei und die vielen kleinen 
Staaten Oberitaliens bieten ein weiteres Glied zu dem Villen— 
kranze Italiens, dessen vornehmste Punkte, Rom und Florenz, 
außerhalb ihrer Mauern von dem mächtig anziehenden Reiz des 
Landlebens bestrickt, die köstlichsten Werke der nalienischen Meister 
erstehen sah. Ideale Stimmung, stille Glückseligkeit und anmuthige 
Erscheinung sind die köstlichen Gaben des Landaufenthaltes; Geist 
und Herz werden zu edlen Thaten angeregt; Poefie. Wassenschaff 
und Kunst feierten im unmittelbarsten Naturgenuß die höchsten 
Triumphe. 
Dieselben, den klimatischen Einflüssen unterworfenen Bedin— 
qungen, welche eine Verschiedenheit der äußeren Ausbildung des 
italienischen Hauses dem deutschen, englischen und französischen 
gegenüber veranlaßten, beherrschten auch das Innere der Häuser 
dieser Länder. Der durchaus geschlossene Charakter gegen die 
Straße mit einer nur geringen Zahl von Oeffnungen entsprang 
theils dem sehr milden Klimaä, theils der Nothwehr gegen die im 
NMeittelalter häufig auftretenden Straßenkämpfe, welche den Italiener 
zwangen, das Aeußere möglichst schwer und gefaährsicher zu bauen 
Kolossale Bossagen, Zinnen und Thürme gegen die Straße dienten 
der Abwehr eines feindlichen Angriffes. Luft und Licht spendet: 
dem Hause fast immer ein innerer Hof, um welchen die Räume 
gruppirt waren. Im Norden, wo der Kampf der Städte mehr 
iuf der Landstraße geführt wurde, trug man Sorge, die Landsitze 
zu befestigen und die Stadt mit einer Reihe von Schutzwehren zu 
umgürten“ Das einzelne Haus in der Stadt aber war gegen die 
Straße weit geöffnet. Die geringe Breiteausdehnung gegenüber 
der großen Tiefe und kolossalen Höhe zwangen dazu, die der 
Straße zugekehrte, verhältnißmäßig geringe Façadenfläche dem Ein— 
dringen von Luft und Licht ganz hinzugeben, sodaß die Pfeiler 
massen an der Straße fast gänzlich verschwinden. Das Erdgeschoß 
mit seinen, besonders an freien Plätzen entwickelten, fortlaufenden 
Laubenhallen diente dem Gewerbsleben oder enthielt die Werk— 
stätten, während die oberen Geschosse dem Familienleben geweih— 
waren. 
Forts. folgt.) 
Ueber die Herstellung feuersicheren Holzes. 
Schluß.) 
Eine weniger einfache Behandlung erfordert die Imprägnation 
von Holz nach dem folgenden neuen Verfahren: 
So bringt z. B. Wilhehlm Meißner in Stargard, Pom— 
mern (D. R.P. Kl. 38 Nr. 16039 vom 5. April 1881) ein 
Lösung, etwa 20 pCt., von schwefelsaurem Kali auf den Siedepunkt. 
Die zu imprägnirenden Hölzer werden in dieses kochende Bad so 
gelegt, daß sie von der Flüssigkeit gänzlich bedeckt sind. Je nach 
der Beschaffenheit des Holzes sind die eingelegten Gegenständ— 
nach 1,2.—1 Stunde vollstaͤndig durchsotten und werden nun heraus— 
geuommen und getrocknet. 
Jetzt wird Steinkohlentheer mit thonhaltigen Zusätzen gekocht 
und die aus dem ersten Bade bereits trocken gewordenen Hölzer 
in dieses zweite, ebenfalls auf den Siedepunkt gebrachte Bad gelegt 
und etwa 10—15 Minuten lang in demselben gekocht. 
Inzwischen wird eine Mischung von 1 Theil Asbest und 
1 Theil feuerfesten Thon in pulversörmigem Zustande auf eine 
Platte gestreut. Die aus dem zweiten Bade genommenen Hölzer 
werden dann in jener Mischung gehörig herumgewälzt, bis jeder 
Theil mit derselben bedeckt ist. 
Das so bearbeitete Holz wird endlich in einem Wärme- oder 
Dünstungsbottich schichtenweise zwischen feuerfesten Thon gebettet 
und bei einer gleichmäßigen Temperatur, welche ein vollständiges 
Durchdunsten und Erwärmen der Thonlagen ermöglicht, zwei bis 
drei Tage lang in demselben gelassen. Es wird angerathen, täg— 
lich unter diesem Bottich eine Stunde lang ein mäßiges Feuer zu 
unterhalten. 
Dieses so zubereitete Holz soll besonders zum Decken von 
Dächern (Pfetten oder Schindeln), zu Zimmerdecken, Verschaalungen 
u. s. w. Verwendung finden. 
Weniger umständlich in der Behandlungsweise, aber desto 
komplizirter in seiner Bereitung ist das Imprägnationsmittel von 
Dr. J. Winkelmann in Augsburg (D. R.P. Kl. 38 Nr. 23487 
vom 19. Januar 1883). 
Die in Vorschlag gebrachte Imprägnirunggsflüssigkeit besteh 
aus einer Lösung von 33 8 Manganchlorid, 12 g Magnesium— 
karbonat, 20 g Orthophosphorsäure, 10 g Borsäure, 25 z Am— 
monchlorid auf 11 Wasser. 
Holzarten müssen 6ãÿ8 Stunden der Kochhitze des Wassers 
ausgesetzt oder auf pneumatischem Wege, wie gewöhnlich, impräg— 
nirt werden. Die Lösung oben bezeichneter Zusammensetzung ver— 
theilt sich leicht und rasch durch den ganzen Holzkörper und vildet 
eine Inkrustirung der Zellen mit pyrophosphorsaurem Mangan— 
magnesium und borsaurem Magnesium, welche Doppelsalze im 
Wasser unlöslich sind. Das Ammonchlorid dient als Vehikel, um 
die in der Lösung gebildeten Phosphate gelöst zu erhalten. 
Aus Papier gefertigte Stoffe, wie Tapeten ꝛc., werden mit 
der vorher gekochten Lösung mehrmals bestrichen oder getränkt. 
Das Holz und aus daned gefertigte Stoffe werden durch
	        

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