Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 43, Bd. 2, 1883)

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Bauberichte aus verschiedenen Städten. — Konkurrenzwesen. 
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Transmissionsölen ist der sogenannte Nadelschmierer der beste, 
welcher der Welle eine sehr sparsame, aber doch ausreichende und 
sehr gleichmäßige Schmierung zuführt, Gefäße mit Docht sind zu 
verwerfen, da die Dochte oft erneuert werden müssen und bei Au— 
wendung ungeeigneten Materiales große Unannehmlichkeiten ent— 
stehen. Auch haben die Dochtapparate den Nachtheil, daß sie bei 
Stillstand der Maschinen weiter schmieren, also eine Materialver— 
schwendung verursachen, welche bei Anwendung von Nadelschmierern 
nicht vorkommt. 
Zum Schmieren, von Dampfmaschinen- und Lokomotiv-Cy— 
lindern, Schiebern u. s. w. verdient der selbstthätige Apparat von 
Patrick besondere Beachtung. Derselbe ist frei von irgendwelchen 
leicht zerbrechlichen und leicht versagenden Theilen, erheischt also 
niemals Reparaturen und arbeitet milt der größten Zuverlässigkeit. 
Die Konstruktion ist darauf basirt, daß Stahl in der Hitze sich 
weniger ausdehnt als Rothguß; es entsteht also um eineuͤ konisch 
zugespitzten Stahlstift, welcher in kaltem Zustande den ihn umge— 
benden Ausschnitt im Rothguß ganz ausfuͤllt, eine Oeffnung, so— 
bald mit dem Einströmen des Dampfes bezw. der Erhitzung des 
Apparates die ungleichmäßige Ausdehnung der Metalle eingetreten 
ist. In gleicher Weise schließt sich die Oeffnung wieder, und die 
Schmierung hört auf, sobald der Dampf abgestellt und der Apparat 
erkaltet ist. 
Also richtig einkaufen (gute Qualität von anerkannt guter 
Bezugsquelle) und richtig verwenden, das sind die beiden Punkte, 
deren Beachtung bei der Anwendung von Mineralschmieröl Jedem 
den gewünschten Erfolg bringen wird. 
Wir sind die ersten gewesen, welche im Jahre 1867 im 
Vereine mit dem Amerikaner Möhring, später selbstständig, das 
amerikanische Mineralschmieröl in Deutschland einführten und 
hatten dabei sehr viel Schwierigkeiten zu überwinden, da nus die 
auflösende Eigenschaft des Mineralöles damals selbst unbekannt 
war. Ein weiterer Mißstand, der heute noch vorkommt, ist die 
Sucht unserer Maschinenbesitzer, fast mehr auf die Billigkeit als 
die Güte des Schmiermittels zu sehen. Nun sind aber die Mineral— 
schmieröle um so billiger, je mehr man Rückstände der Petroleum— 
Destillation dazu nimmt. Solche Oele sind äußerlich kaum von 
guten zu unterscheiden und ebenso schwer, aber wenig schmierfähig. 
Selbst Eisenbahn-Verwaltungen haben solche Oele zum großen 
Nachtheil ihrer Cylinder und Axen bezogen. Das beste Schmier— 
mittel ist das aus den Petroleumquellen zuerst gewonnene schwere 
Oel, welches früher nicht abgedampft, sondern in großen offenen 
Behältern im Freien gelagert wurde, wobei die leichten Kohlen— 
wasserstoffe, welche das Erdoͤl enthält (Naphta, Gasolin, Ligroin), 
sich verflüchtigten. Jetzt wird im Vakuum abgedampft; auf Feuer 
abdestillirte Schmieröle sind weniger aqaut. 
'ewilligt — ein abgekürztes Enteignungsverfahren an; er nahm 
sas Grundstück einfach und ließ der Besitzerin für die Ruthe sechs 
zute Groschen bezahlen. Als nun aber die Magistrate von Berlin 
ind Kölln sich beklagten, kein Geld zur Pflasterung und Regu— 
irung zu besitzen, da trug der König auch noch diese Kosten mit 
3324 Thalern. Der Markt war nun da, aber keme Verkäufer. 
Die Marktmeister mußten daher auf Königlichen Befehl die Ver— 
äufer zwingen, den neuen Markt zu beziehen. So erzielte man 
»amals die Lebensmittel-Versorgung. 1815 entstand der Markt 
auf dem Dönhofsplatze und in den' 2Oer Jahren die Märkte am 
— und Oranienburger Thor. In den 30er Jahreu 
vurde ein Markt in der Köpnicker Vorstadt errichtet. Als in den 
Jahren 1846,47 der Hunger an die Thore Berlins pochte, da 
vurde man sich klar, daß es mit der Lebensmittel-Versorgung 
ainders werden müsse. Im Jahre 1848 kam auch ein Antrag an 
die Stadtverordneten-Versammlung, die Stadt mit Markthällen 
und Schlachthäusern zu versorgen, der Antrag wurde zunächst auf 
Jahr vertagt, und in den 50er Jahren schlief die Sache wieder 
in. 1862 stellte der Stadto. Scheffer einen neuen diesbezüglichen 
Antrag. Mit der Informations-Einziehung wurde aber die 
Zache wieder verschleppht. Dann kam die Zeit der Wieder—⸗ 
geburt des Deutschen Vaterlandes, die mit 1864 begann, 1866 
ortgesetzt wurde; erst den 70er Jahren war es vorbehalten, die 
Sache zu fördern. 1872 wurde der Versuch von der Deutschen 
Baugesellschaft gemacht, die Idee auszuführen; iu Ueberein— 
timmung mit dem Staatsministerium verweigerte aber das Polizei— 
Präsidium die Genehmigung, weil die Lebensmittel-Versorgung 
nicht Gegenstand der Privatspekulation werden sollte. Seit Anfang 
der 8Oer Jahre haben sich die städtischen Behörden auf den 
Standpunkt der Staatsregierung gestellt und beabsichtigten, die 
Frage selbstständig in die Hand zu nehmen. Die akademische 
Frage, ob Markthallen errichtet werden sollen oder nicht, ist ent— 
chieden, die Konsequenzen werden bedeutende Geldopfer für die 
Bürgerschaft sein, die aber ausgeglichen werden können durch eine 
jute Versorgung der Stadt, durch Regelung der Preise und die 
Vertheilung der Plätze. Günstig mitgewirkt hat die Fertigstellung 
der Stadtbahn, die einen neuen Verkehrsweg durch die Stadt 
uind eine Verbindung mit dem Osten schaffte. Mit ihr entstand 
der Gedanke, an dem Schienenwege eine Centralhalle als Depot 
ür sämmtliche anderen Hallen zu errichten. Nun kommt es darauf 
in, die geeignetste Verbindung zwischen Produzenten und Kon— 
umenten herzustellen und so zu gestalten, daß möglichst wenig 
iuf dem Wege zwischen beiden hängen bleibe. Das ist schwer. 
Hier muß die gesammte Intelligenz der Bevölkerung zu Hilfe 
kommen. Der Magistrat wird sich zwar das Heft nicht aus der 
Hand nehmen lassen, aber er wird auch keine Belehrung und 
—D 
generellen Plan für die Errichtung der Markthallen auseinander 
ind bemerkte dazu: Es wird jetzt darauf ankommen, so rasch als 
nöglich von den alten Gewohnheiten zum Markthallen-Verkehr 
iberzugehen. Jeder Monat unnöthiger Verzögerung kann der 
Stadt eine Million kosten. Es ist daher dringend nothwendig, 
»aß bei der bevorstehenden Erneuerung der Stadtverordneten— 
Persammlung darauf hingewirkt wird, daß die stetige, besonnene, 
ruhige aber unaufhaltsame Entwickelung der Institute, die zum 
Wohle der Gesammtheit begründet wurden, gesichert wird. An 
»en mit großem Beifall begleiteten Vortrag knüpfte sich eine Dis— 
tussion, in welcher der Vortragende Gelegenheit fand, ausge— 
prochenen Bedenken wegen der Gesammtkosten wie der Einzel— 
osten entgegenzntreten. Die Pariser Markthallen haben mindestens 
30 Millionen gekostet, wir glauben mit 15—18 Millionen aus— 
zukommen. Wenn in den Maarkthallen auch Platzmiethe gezahlt 
verden muß, so fällt neben der Bequemlichkeit in Betracht, daß 
nuch die jetzigen Marktverhältnisse Unkosten verursachen. So lostt 
ine Schlächterbude pro Tag 1,50-1,75 Mk., der Platz für 
Fischhändler 1,25 -1,50 Mk., das einmalige oder wiederholte 
Füllen der Fischfässer 25—30 Pf., das Hin- und Herbefördern 
der Markt-Utensilien 0.50 —3. 00 Mk. u. s. w. 
Berichte aus verschiedenen Städten. 
Berlin. (Die Berliner Markthallen.) Herr Stadt— 
syndikus Dr. Eberty hielt kürzlich einen interessanten Vortrag über 
das Markthallenwesen der Stadt Berlin. Nach einigen 
einleitenden Bemerkungen gab der Vortragende, wie wir dem 
„Grundeigenthum“ entnehmen, zunächst eine Schilderung der Pariser 
Markthallen-Verhältnisse, damit der Befürchtung entgegentretend, 
als müsse die Errichtung von Markthallen eine Steigerung der 
Lebensmittelpreise herbeiführen. In Paris besteht das Oktroy, 
—R060 
doch sind die hauptsächlichsten Artikel, Fleisch, Gemüse und Obst, 
nur wenig theuerer als in dem offenen Berlin. Die Behauptung, 
daß Berlins geographische Lage ungünstiger sei als die der Stadt 
Paris, sei eine irrige. Berlin liege mehr im Mittelpunkt aller 
— 
und Länder, wie Paris. Der Werth der Markthallen liege beson— 
ders darin, daß eine feste Verbindung und ein geregelter Verkehr 
zwischen Stadt und Land, zwischen Produzent und Konsument 
hergestellt, daß feste Preisverhältnisse geschaffen werden, die der 
Landwirthschaft die Kalkulation erleichtern, und daß der Preis 
nicht unter so und so viel Zwischenhändlern verzettelt wird. Berlin 
entwickelt sich mehr und mehr zu einem Industrie-Centrum, die 
Einwohnerzahl wächst jährlich um 35000, und da muß darauf 
hingesteuert werden, daß die Versorgung dieser Menschenmassen 
nicht zum Gegenstande schwerster Sorge wird. Die Markthallen— 
frage hat ihre lange Geschichte. Als König Friedrich Wilhelm J. 
die“ Friedrichstadt begründete, da wollte er auch einen Markt 
daselbst etabliren (1788). Zwischen der Behren- und Jägerstraße 
lag ein 825 Quadratruthen großes, wüstes Terrain, das einer 
Wittwe mit sechs unmündigen Kindern gehörte. Diese wollte 
nur gegen einen sehr hohen Preis ihr Grundstück hergeben, und 
desbalb wandte der Könia — nachdem er mwiederholt Bedenkzeit 
Konkurrenzwesen. 
Wie wir seiner Zeit berichteten, hat der Bund Berliner 
Maurer⸗ und Zimmermeister eine Konkurrenz bezüglich einer 
Preisschrift über Verbesserung des Verfährens bei 
der uneingeschränkten Submission im Bauwesen er— 
sassen. 
Am, 13. d. M. fand die Beurtheilung der eingelaufenen 21 
Arbeiten statt und exgab sich das Resultat, daß zwei der Arbeiten 
prämiirt wurden. Beide Verfasser erhielten Preise von je 400 M., 
»s wurde also ihren Arbeiten gewifsermaßen der aleiche Werth
	        
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