Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 43, Bd. 2, 1883)

701 
stonkurrenzwesen. — Mittheilungen über Schulen. — Bautechnische Notizen. 
702 
mündet. Die Entwässerung der Straßenleitung wird so bewerk— 
stelligt, daß aus den von der Expansionsverbindung abgehenden, 
nach den Gebäuden führenden Röhren vertikale Abzweige nach je 
einem Kondensationstopf führen. Beide Töpfe scheiden also das 
Wasser von dem Dampf, und letzterer drückt ersteres in die neben 
der Haupt-Dampfleitung liegende Rückleitung. Sämmtliches Kon— 
densationswasser wird wieder nach der Station zurückgeleitet, in 
einem Reservoir gesammelt und mittelst Dampfzungen? wieder in 
die Kessel gedrückt; es ist also zum Ersatz des verlotenen Wassers 
nur eine geringe Quantität nothwendig. Die Kessel sind in den 
Stockwerken der Station so angeordnet, daß sie in zwei Reihen 
stehen und von einem durch das Gebände längs laufenden Gang 
aus von Hand befeuert werden. Das Brennmaterial wird durch 
Elevatoren nach den einzelnen Stockwerken gehoben, zur Zug— 
erzeugung sind zwei riesige Kamine errichtet und weiter noch Ven— 
tilatoren angeordnet. 
Bautechnische Notizen. 
Es ist sehr erfreulich, zu sehen, wie die deutschen Glas— 
malereien im Aufschwunge begriffen sind und eine ziemlich hohe Stufe 
der Vollkommenheit erklommen haben. Es gereicht uns zur besonderen 
Henugthuung, berichten zu können, daß die —** im besten Renommée 
tehende Glasmalerei⸗Anstalt des Herrn Anton von der Forst in 
Nünster i. W. welche, wie uns bekannt, schon viele künstlerische Sachen, 
estehend in religiösen Werken für Kirchen und Ausführungen profaner 
Natur für Privatbauten, zur größten Zufriedenheit der Auftraggeber ge— 
liefert hat, bon der internationalen Jury der Weltausstellung in Amster— 
»am mit einer Preismedaille gekrönt worden ist. Es diese Aus— 
eichnung ein Beweis für eaeh obige Behauptung und gereicht dem 
derrn von der Forst zur besonderen Ehre. Eine Bestaͤtigung der außer⸗ 
ordentlichen Leistungsfähigkeit dieser Firma liegt ferner darin, daß die— 
elbe in letzter Zeit mehrere hervorragende Arbeilen, wie u. a5 Chor⸗ 
enster in Marianischer Darstellung und die Verglasung der Schifffenster 
nit Teppichmustern für die neuerbaute katholischhe Kirche zu Vortmund 
— 
die Gymnafialkirche dortselbst 3 Hauptfenster mit bildlicher Darstellung 
im Renaifssance-Stil und zwar: 
„Lasset die Kindlein zu mir kommen“, 
„Jesus hilft seinem Vater bei der Arbeit“, 
3 einzelne Figuren, 
Auferweckung des Jünglings von Nain“, 
„Christus als Knabe lehrt im Tempel“, 
wieder 3 einzelne Figuren und 
„Die Geburt Christi“ 
zur Ausführung bekommen, hat. Die ohnedem bei dieser Firma von 
hervorragender Seite vorliegenden Aufträge der Reihe nach namhaft 
aufzuführen, würde zu weit führen. Indem wir im Interesse des kunst— 
iebenden Publikums dessen Aufmerksamkeit auf Herrn von der Forst 
lenken, fügen wir noch hinzu, daß das Atelier desselben stets sehenswerthe 
in der Arbeit begriffene Gegenstände aufweist, zu welchem Herr von der 
Forst, in liebenswürdigster Weise den Zutritt gestattet. — Wer Gelegen— 
Jeit hat, versäume deshalb nicht, diese künstlerische Werkstatt zu besucheu 
and aus eigener Anschauung die Ueberzengung von der Wabrbeit unserer 
Mittheilung zu gewinnen. 
Im Stuttgarter Musterlager ist gegenwärtig eine von Lampen- 
abrikant C. Lilienfein in Stuttgart für Petroleumäther konstruirte 
Oelgaslampe ausgestellt, welche als Koch:, Glüh-, Schmelz⸗, Glas— 
bläserlampe benützt werden kann, und in chemischen Laboratorien, wo 
dein Leuchtgas zur Verfügung steht, als Ersatz von Gasöfen, Bunsen“ 
chen Brennern und der Gebläselampe dienen soll. — Versuche, welche 
nit dieser Lampe im chemischen Laboratorium der Centralstelle für Ge— 
verbe und Handel angestellt wurden, haben gezeigt, daß dieselbe sowohl 
ur Bearbeitung des Glases. als auch zum Aufschließen von Silikaten 
zeeignet ist. d- 
Der Bau des Hof⸗Postamtsgebäudes Berlins in der 
Königsstraße schreitet Dank des in den letzten Tagen sehr guͤnstigen Wetters 
iußerst rüstig weiter. Augenblicklich geht bereits der letzte Bauabschnitt 
einer Vollendung entgegen. Auch an dem inneren Ausbau wird so fleißig 
searbeitet, daß man die Räume auf jeden Fall am 1. April nächsten 
dahres ihrer Bestimmung wird übergeben können. Nach den nunmehr 
eststehenden Anordnungen ist die eine Hälfte der Parterre-Etage für das 
tabinets-Postamt bestimmt, während die andere Hälfte die Diensträume 
für die postlagernden Sachen enthält. In der ersten Etage befindet sich 
die Dienstwohnung des Chefs der Ober-Postdirektion, Herrn Ober-Post⸗ 
direktor Geheimrath Schiffmann, und in der — diejenigen für den 
Vorsteher des Hof-Postamtes, Herrn Postdirektor Johannesson und für 
den Rendanten der General-VPostkasse, Herrn Geheimen Rechnungasrath 
Hielecke. 
Die elektrische Beleuchtung und die deutschen Feuer⸗ 
vpersicherungs⸗Gesellschaften. Die deutschen Feuerversicherungs— 
Hesellschaften haben für die Benützung der elektrischen Beleuchtung fol- 
ende Sicherheitsvorschriften festgestellt: 1. Bogenlampen dürfen in 
Räumen, in welchen entzündliche oder explosible gasförmige oder feste 
Körper vorhanden sind, respektive durch den Betrieb der Luft beigemischt 
verden können, nicht angebracht werden. Für alle sonstigen Räume ist 
»ie Anwendung der Bogenlichter gestattet, doch sind dieselben in Räumen, 
n denen unter den Lampen leicht feuerfangende Gegenstände lagern oder 
»erarbeitet werden, mit Glocken oder Laternen zu umgeben, die nach 
inten durch einen Aschenteller vollkommen abgeschlossen sind. Wo hier— 
nach offene Bogenlichter gestattet sind, ist doch darauf zu bestehen, daß 
interhalb der Lampe ein Aschenbehälter von mindestens 20 Cm Durch- 
nesser angebracht wird. 2. Glühlichtlampen sind in allen Räumen ge— 
tattet, doch müssen sie überall da, wo entzündliche oder explosible gas— 
örmige oder feste Körper vorhanden sind, respektive durch den Betrieb 
»er Luft zugeführt werden können, mit Glasglocken umgeben werden, 
nnerhalb deren auch die Kontakte zwischen Leitung und Glühlichtfuß 
inzubringen sind. 
Dreikantige Drahtstifte. Von Gebrüder Schmidt in 
Schwelm werden seit Kurzem Drahtstifte aus dreikantig kannelirtem 
Fisendraht, hergestellt, welche vor den runden und quadratischen verschie— 
»ene Vorzüge besitzen sollen: sie sind nach den Angaben bei gleicher 
Ztärke um 25 bis 35 pCt. leichter, beim Einschlagen weniger leicht dem 
drümmen unterworfen, leichter in's Holz einzuschlagen, da sie weniger 
Material verdrängen und sich vermittelst ihrer scharfen Kanten in's Holz 
zewissermaßen einschneiden, weshalb auch beim Einschlagen der Stifte in 
chmaͤle Flächen das Spalten des Holzes vermieden wird; endlich sitzen 
ie auch noch fester wegen der größeren Berübrungsflächen 
—— — 
Die Betheiligung an der Konkurrenz für die 
Bebauung der Museumsinsel in Berlin verspricht eine 
sehr rege zu werden. Wie das „Centralbl. d. Bauverw.“ erfährt, 
sind bis jetzt nicht weniger als Z60 Programme abgehoben und versandt 
worden. Die Conferenz, welche in dem Preisausschreiben in Aussicht 
gestellt war, um die einzelnen Punkte, über welche die Architekten 
noch näheren Aufschluß wünschten, seitens der Museumsverwal— 
tung klar stellen zu können, hat am 22. September d. J. statt— 
gefunden. Das Ergebniß dieser Konferenz, in der 30 verschiedene 
Fragen zur Erörterung kamen, ist in einem Protokoll, welches im 
amtlichen Theile der heutigen Nummer abgedruckt ist, niedergelegt. 
Es dürften nunmehr alle auswärtigen ebenso gut wie die in Berlin 
ansässigen Architekten genau über die Absichten der Museumsver— 
waltung und über die maßgebenden Gesichtspunkte, welche das 
Preisgericht bei der Beürtheilung leiten wird, in dankenswerthester 
Weise unterrichtet sein. 
Konkurrenzen im Architektenverein in Berlin. 
Der Magistrat von Breslau beabsichtigt auf öffentlichen Plätzen 
der Stadt elektropneumatische Normaluhren aufzustellen. Die frei— 
stehenden Gehäuse dieser Uhren sollen architektonisch durchgebildet 
werden, um eine Zierde der Plätze zu bilden. Zur Erlangung 
geeigneter Entwürfe für diese eigenartige und dankbare Aufgabe, 
welche unseres Wissens in künstlerisch befriedigender Weise bisher 
noch nicht gelöst ist, hat auf Antrag des Magistrats von Breslau 
der Architektenverein in Berlin unter seinen Mitgliedern eine 
außerordentliche Konkurrenz ansgeschrieben. Für die Herstellung 
se eines Uhrengehäufes, welches im wesentlichen aus Sandstein 
ausgeführt werden soll, ist der namhafte Betrag von 6000 M. in 
Aussicht genommen. Für die zwei besten Entwürfe sind 500 Me. 
als Preise ausgesetzt. Die Einlieferung der Konkurreuzarbeiten 
soll bis zum 19. November dieses Jahres erfolgen. 
Eine fernere ebenfalls unter den Mitgliedern des Archi— 
tekten-Vereins ausgeschriebene Konkurrenz bezweckt die Erlangung 
von Entwürfen für ein villenartiges Wohnhaus in der Stadt 
Lüdenscheid in Westfalen. Der Bauherr hat hiefür den Betrag 
von 500 M. zur Verfügung gestellt, welcher in zwei Preisen den 
beiden besten Arbeiten zuerkannt werden soll. Als Zeitpunkt für 
die Einlieferung der Entwürfe ist nach dem oben genannten Blatt 
der 29. Dezember dieses Jahres festgesetzt. 
Mittheilungen über Schulen. 
Für die Berliner Baugewerkschule, welche Staat 
und Stadt vom Handwerker-Verein in ihre gemeinsame Verwal— 
tung übernommen haben, und die jetzt an die Handwerkerschule 
angelehnt ist, haben sich bis jetzt schon 84 Maurer und Zimmerer 
angemeldet. Für den ersten Winter-Kursus sind 3 Klassen vorge— 
sehen, die mit diesen Meldungen schon nahezu voll besetzt sind. 
In späteren Wintersemestern soll zu den drei vorhandenen Klassen 
noch eine vierte, oberste, hinzutreten. Daß für eine derartige 
Tages-Winterschule ein Bedürfniß vorlag, hat diese rasch erfolgte 
Anmeldung einer ausreichenden Schülerzahl bestätigt. Wie zu er— 
warten steht, wird sich auch der Auschluß der Schule an die Hand— 
werkerschule bewähren. Letztere wird bereits von nahezu 1100 
Gehülsen und Lehrlingen in den Abend- und Sonntagsstunden 
besucht. Die am 7. Oktober eröffnete Tagesklasse für Tischler 
zählt 11 Schüler, die Tagesklasse für Maler wird am 1. November 
eröffnet. Ebenfalls am 1. November beginnt der Unterricht der 
Baugewerkschule in den Räumen Kurstraße 52 und Werderschen 
Markt. Wie man sieht, hat sich aus diesen städtischen Fach— 
schulen rasch ein bedeutendes Institut entwickelt, welches den Auf— 
schwung unseres Handwerks und unserer Industrie mächtig för— 
dern wird
	        

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.