Mittheilungen aus der Praxis. — Berichte aus versch. Städten. — Entscheidungen. — Mitth. über Ausstellungen. — Literaturbericht. 718
Mittheilungen aus der Prarxis.
Ein neues Dachdeckungsmaterial.
Seit mehreren Jahren wird von der Firma Nicolaus
Scheer, Dachleinwandfabrik in Mainz, eine gesetzlich geschützte
Dachleinwand und ein Bedachungsanstrich in den Handel gebracht,
über welche wir nach eingezogenen Erkundigungen zu folgendem
Urtheil gelangt sind:
Die bisherigen Erfahrungen haben dargethan, daß sich die
Dachleinwand auf's Vorzüglichste bewährt hat. Die Qualität
derselben ist entschieden besser, als die beste Dach- oder Stein—
pappe, was schon aus der Zusammensetzung der Rohmaterialien
überzeugend hervorgeht.
Die Geschmeidigkeit des Materials erlaubt ohne jede Gefahr
eine verdeckte Nagelung, welche bei der Dachpappe leicht zu Bruch—
stellen führt, während die offene Nagelung mancherlei Meißstände
im Gefolge hat.
Die Fabrikation des Materials erfolgt aus Leinwand und
Rollpapier, welche mit einer Asphaltmasse eigener Komposition
durch Maschinen zusammengepreßt werden. Die Dachdeckleinwand
ist, wie vorgenommene Proben ergeben haben, als vollständig
feuersicher anzunehmen.
Die Eindeckung, welche auf rauh gestrichener Schaalung er—
folgt, kann auch, wie bei der Dachpappe, mittelst Leisten geschehen;
es genügt aber auch eine verdeckte Nagelung ohne Leisten. Nach
vollendeter Eindeckung erhalten die Dachflächen einen kräftigen An—
strich mit dem von der Firma fabrizirten Bedachungsanstrich, von
welchem es sich empfiehlt, daß er im Verlaufe eines Jahres noch
zweimal wiederholt wird. Um die Bedachung dauernd in gutem
Zustande zu erhalten, ist es nöthig, deu Anstrich in 2 bis 5 Jahren,
—
Der Umstand, daß für dieses Deckmaterial sehr flache Dächer
— mit einer Neigung von 1: 15 bis 1: 20 — erforderlich sind
und eine sehr leichte Konstruktion zulässig ist, machen dasselbe zu
Bauten jeder Art und Bestimmung durchaus geeignet. Besonders
eignet sich dasselbe auch zu Interimsbauten, weil es wegen seiner
großen Geschmeidigkeit mehrmals wiederholten Gebrauch zuläßt.
Diese letztere Eigenschaft gestattet ebenfalls die Eindeckung der kom—
plizirtesten Formen mit großer Leichtigkeit.
Die Dachanstrichmasse wird auch verwendet, um undicht ge—
wordene Zinkdächer ꝛc. wieder dicht zu machen, indem man mit
derselben die schadhaft gewordene Eindeckung gut überstreicht. Es
hat sich hierbei gezeigt, daß durch diese Mampulation eine abso—
lute Dichtigkeit selbst bei sehr stark beschädigten Dächern zu er—
reichen ist.
Wir können demnach unseren Lesern aus bester Ueberzeugung
zu einem Versuch mit dem obigen Deckmaterial und der Dach—
anstrichmasse rathen. — p.
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Literaturbericht.
Elektrotechnische Rundschau. Illnstrirte Zeitschrift
uur Verbreitung nützlicher Kenntnisse aus dem Gebiete der aunge—
vandten Elektrizitätsleyre mit hesonderer Berücksichtigung der
lektrischen Beleuchtung, der Kraftübertragung und der ärztlichen
Flektrotechnik. Redaktion Dr. Theodor Stein, Königl. Wübrtt.
dofrath, II. Vorsitzender der Elektrotechnischen Gesellschaft zu
Frankfurt a. M. Verlag von Wilhelm Knapp in Halle a. S.
Von dieser neuen, monatlich erscheinenden Zeitschrift ist die
l. Nummer, Oktober 1883, erschienen. Dieselbe enthält zunächst
einen einleitenden Aufsatz „Aufgabe und Ziel“, in welchem aus—
zeführt wird, daß die Zeitschrift bezwecke, jedem Gebildeien einen
»elehrenden Einblick in das Gesammtgetriebe der Elektrotechnik,
nit besonderer Berücksichtigung ihrer jüngsten Erscheinungen, zu
erschaffen. Es folgen daun die Artikel: „Was ist Elektrizität?“,
Eröffnung der Wiener internationalen Elektrizitäts-Ausstellung“,
Ein neuer elektrischer Feuermelder“, „Verwerthung der Bichromat—
Tauchelemente zu Beleuchtungszwecken“, „Galvanoplastische Ab—
ormung heliographischer Platten“, „Vereinsnachrichten“, „Kleine
Mittheilungen“, „Neue Bücher“, „Bücher-Besprechnngen“, „Patent—
angelegenheiten“ und „Korrespondenz der Redaktion“.
Das reich illustrirte Heft ist durchweg derartig bearbeitet,
daß wir überzeugt sind, es ist durch diese Zeitschrift jedem Gebil—
deten Gelegenheit geboten, sich auf dem Gebiete der Elektrotechnik
auf dem Laufenden zu erhalten und sich einen allgemeinen Ueber—
blick über die Fortschritte derselben anzueignen. Der Abonnements—
vreis beträgt vro Quartal 1,50 Mk.
Die Nation. Wochenschrift für Politik, Volkswirthschaft
und Literatur. Herausgegeben von Dr. Th. Barth, Kommissions—
Verlag der Hofbuchhandlung Herm. J. Meidinger in Berlin O.
Niederwallstraße 22.
Die uns vorliegende Probenummer dieser Wochenschrift führt
in einem Leitartikel „Aufgaben einer und dieser politischen Wochen—
schrift“ aus, daß sie in dem Kampfe um die wirthschaftliche Frei—
heit, in welchem auch die politische Unabhängigkeit zu vertheidigen
jei, ganz und voll auf Seiten der Freiheit stehen würde.
Die Nummer enthält außerdem folgende Artikel: „Berlin
und die Selbstverwaltung“ von Dr. Alexander Meeyer, Mitglied
des Reichssstages, „Die landwirthschaftlichen Vereine, das Aus—
tellungswesen und die Staatsunterstützung in Deutschland gegen—
iber der Royal Agricultural Society in England“ von N. M.
Witt, Mitglied des Reichstages, „Blicke durch ein volkswirth—
chaftliches Mikroskop“, von M. Broemel, „Ueber parlamentarische
Beredsamkeit“ von X ...., Mitglied des Reichstages, „Ita—
ienische Porträtbüsten in Berlin“ von C. Aldenhoven (Gotha),
Volkswirthschaftliche Notizen“, „Literarische Notizen“ und „In—
erafe““
Berichte aus verschiedenen Städten.
Leipzig. Uebernahme des Fensterputzens in
Städten.“ Die Leipziger Glaser-Innung hat ein Fensterputz—
Geschäft errichtet und bereits viele Aufträge von Ladenbesitzern
zum Reinigen der Schaufenster erhalten. Das „Leipz. Tagebl.“
schreibt daruüͤber: Diese Einrichtung scheint einem wirklichen Be—
dürfnisse entgegengekommen zu sein; jeder Laden-Inhaber weiß
es aus eigener Erfahrnng, welche Umstände und Aengstlichkeiten
damit verknüpft sind. Wie oft schon ist beim Schaufensterputzen
den ungeübten Personen Unglück passirt, sei es durch mangelhafte
Treppenleitern oder andere Bedingnisse. Der niedrige Preis und
die rasche, exakte und saubere Ausführung durch Fachleute sichern
dem Unternehmen wachsenden Erfolg. Man kann auf wöchent—
liche, vierzehntägige, auf nur äußere oder innere und äußere
Reinigung abonniren. — Das Einrichten von Schaufensterscheiben—
Reinigungs Bureaux ist eine originelle Idee, die ein Arbeiter, der
aus Paris nach Berlin kam, ausführte. Das Anlagekapital be—
trug 500 Mark. Im Laufe von zwei Jahren hat er sich einen
Stamm von 6 000 Kunden verschafft, die durchschnittlich monatlich
2 Mark bezahlen, wofür er jedem wöchentlich einmal seine Schau—
fenster reinigen läßt. Er beschäftigt 40 Menschen mit dem Fenster⸗
reinigen, die im Durchschnitt monatlich 60 Mark erhalten. Wäh—
rend er also 12 000 Mark monatlich vereinnahmt, belaufen sich
mit Einrechnung aller Nebenkosten seine Ausgaben auf höchstens
3 000 Mark. Natürlich haben sich bereits Konkurrenz-Gesellschaften
gebildet, welche aber mit dem betreffenden Unternehmer nicht riva—
lisiren können. Uebrigens hat dieser bereits Bureaux in anderen
Städten, wie Breslau, Hamburg, Frankfurt a. M. errichtet und
beabsichtigt jetzt auch in London ein gleiches Unternehmen ins
Leben zu rufen. Man ersieht hieraus. daß es für intelligente
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