Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 43, Bd. 2, 1883)

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Erfindungen im Hochbauwesen. 
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‚ugeben. Deshalb „könne“ in der Praxis der Beamte nur für 
den Mindestfordernden stimmen. Die vorgesetzte Behörde nehme 
dann keinen Austand, den sonderbarsten und handgreiflich falsch 
'alkulirten Offerten den Zuschlag zu ertheilen, unbekümmert um 
zie Verluste, welche den Submittenten oder dritten Personen da— 
zurch auferlegt würden. 
Zweifellios entspricht diese Schildernug ziemlich genau der 
thatsächlich herrschenden Praxis, aber daß diese Praxis so und 
richt anders sein müsse, dafür fehlt es an iedem Beweise. Richtig 
st es, daß die Rechtfertigung des vergebenden Beamien für die 
llebergehung der Mindestforderung der Kontrolinstanz gegenüber 
der springende Punkt in dem Submissionsdilemma ist. Der Ge— 
vährsmaunn der „Nordd. Allg. Zta.“ gesteht weiter zu, daß den 
Kontrolinstanzen in der Regel in ihrem Beamtenpersonal tüchtigte 
Sachverständige für alle Geschäftsbranchen zu Gebote stehen. Was 
in aller Welt darf diese Sachverständigen dann verhindern oder 
ibhalten, mag die Sache auch immerhin „peinlich“ und „delikat“ 
ein, der Kontrolinstanz reinen Wein über die Sachlage einzu 
cheuken. Der Vorschlag, den der Gewährsmann der „Nordd. 
Allg. Ztg.“ daraus zieht, daß dem submittirenden Beamten „zur 
Ermöglichung einer wirklichen Qualifikationspriüfung die Moti— 
»irung seines Votums erlassen werde“, ist nach unserer Meinung 
im sceiner gefährlichen Konsequenzen willen unter allen Umständen 
von der Häand zu weisen. Man könnte damit leicht für ein Uebel 
ein anderes noch weit gefährlicheres einlösen. Im Gegentheil ist 
die Pflicht, die Uebergehung des Mindestfordernden auf Verlaugen 
tusgiebig vor der Kontrolinstanz zu rechtfertigen, die unerläßliche 
Vorbedingung eines rationellen Submissionsverfahrens. Nur lasse 
nan dem submittirenden Beamten freiere Hand und gehe von dem 
Hrundsatz ab, daß der Zuschlag wie bisher grundjsätzlich dem 
Mindestfordernden ertheilt werden solle. 
Der Verfasser der Zuschrift wiederholt außerdem den oft 
zemachten Vorschlag, „den Mindestfordernden grundsätzlich von der 
Zuschlagsertheilung auszuschließen“. Unter Umständen kann dies 
m Einzelfalle ein geeignetes Mittel sein, unvernünftigen Unter— 
nietungen vorzubeugen, aber für alle Fälle es als Norm vorzu— 
schreiben, zu diesem Hilfsmittel konnte man doch nur in völlig 
uingesunden Geschäftsverhältnissen, wie die letzten Jahre sie boten, 
rathen. Alles in Allem werden wir durch das ganze Raisonne— 
nent nur in der Ueberzeugung bestärkt, daß ein gewisser büreau— 
ratischer Zopf, vielleicht hie und da mit etwas Schlendrian ge— 
Jaart, die Hauptschuld an den mit Recht beklagten Mißständen 
rägt, und daß es deshalb in die Hand der Behörden gegeben ist, 
ohne irgend welche großartige fundamentale Umgestältung des 
Submissionswesens den berechtigten Klagen der Gewerbtreibenden, 
o weit sie sich auf die Förderung der Schleuderkonkurrenz durch 
die öffentlichen Submissionen beziehen, gerecht zu werden. V. 2. 
und des Rettungswesens“ bildeten die in Gruppe 30 zusammen— 
gzefaßten Einrichtungen und Gegenstände zur Abwehr von Feuers— 
jefahr und insbesondere die dritte Unterabtheilung derselben, welche 
hen „Lösch- und Rettungsdienst“ umfaßt. Alle Länder und Pro— 
dinzen Deuͤtschlands haben zu dieser Gruppe beigesteuert, am reich— 
lichsten aber Berlin natürlich und die Rheinprovinz. Zu den 
unisangreichsten Schanstellungen gehört in erster Linie die von der 
Achener und Münchener Feuerversicherungs-Gesellschaft, welche be— 
fanntlich statutengemäß die Hälfte des aus dem Versicherungs— 
zeschäfte resultirenden Gewinns zu gemeinnützigen Zwecken ver⸗ 
vendet, und zwar vorzugsweise zur Förderung des Feuerlöschwesens 
durch Ueberweisung von Fenerspritzen und sonstigem Löschgeräth. 
Nach zahlreichen und eingehenden Versuchen hat die genannte 
Besellschaft sich, wie wir der „Wiener Metallindustrie-Ztg.“ ent— 
iehmen, für das Feuerspritzen-System von Jos. Beduwe in 
Machen als das ihren Anforderungen bezüglich der Einrichtung 
und Leistungsfähigkeit am besten entfsprechende entschieden, und läßt 
hre Spritzen faft ausschließlich unter eigener Controle in dem 
Ftablissement der genannten Firma ausführen. Das Beduwe'sche 
System zeichnet sich besonders aus durch eine eigenthümliche, unter 
Patent-Nr. 905 und 5057 gegen Nachahmung geschützte Anord— 
jung der Ventile, welche es gestattet, die letzteren sämmtlich in 
wenigen Sekunden ohne Schlüssel auszuheben und mit einem Grif' 
wieder einzusetzen. 
Bei der bisher gebräuchlichsten Einrichtung zum raschen 
Herausnehmen der Veutile mit dem sogenannten Ventilconus sind 
e ein oder zwei oder alle vier Ventile in metallenen Kegeln ge— 
lagert, die nach Art der Hähne dicht in Bohrungen der Saug— 
ind Druckkanäle eingeschliffen werden. Diese Einrichtung hal 
edoch verschiedene Mängel, welche unter Umstäuden sehr nachtheilig 
verden können. In der Regel ist der Conus zur Ersparung von 
Raum und Arbeit so klein genommen, daß die Ventile bei ihrem 
Spiele darüber hinausschlagen müssen; es kann also ein einge— 
lemmtes Ventil überhaupt das Herausziehen des Conus und da— 
durch den Zweck, für den er bestimmt ist, unmöglich machen, 
Ebenso wichtig ist folgender Umstand: Der Ventilkonus bedars 
ziner äußerst sorgfältigen Behandlung, indem er sonst durch die 
leinste Unvorsichtigkeit, wie Anstoßen — von Fallenlassen ganz zu 
geschweigen — in seinen delikat geschliffenen Dichtungsflächen der— 
irt beschädigt wird, daß ein dichtes Wiedereinsetzen nicht mehr 
möglich wird. Bei starkem Froste ist die Herausnahme desselber 
wohl schwerlich zu bewerkstelligen. Durch diese Umstände kann 
der theuere Ventilkonus im Moment des Gebrauches zu einem 
Apparate von sehr zweifelhaftem Werthe werden. 
Die Beduwe'schen Ventile sind, um diese Uebelstände zu 
verme iden, so konstruirt, daß sie in wenigen Sekunden seitwärts 
aus dem Ventilkasten entfernt und mit einem Griff wieder ein— 
zesetzt werden können. Dieselben sind nämlich an einer gemein— 
chaftlichen Platte befestigt, welche den Klappen Lagerung bietet 
ind in den Ventilkasten wie eine Schublade ein- und ausgeführt 
vird. Sie liegen alle direkt anterhalb des Windkessels in wag— 
cechter Lage; ein metallener Keil dient dazu, das Klappenstück fest 
an die Wand des Ventilkastens anzupressen. Die Dichtungsflächt 
ann bei der Form des Ganzen kaum jemals eine zufällige Be— 
chädigung erfahren, so daß also besondere Vorsicht beim Heraus— 
jehmen, resp. Einsetzen gar nicht nöthig ist, vielmehr die ganze 
Dperation von jedem Laien vorgenommen werden kann. 
Bei dem großen Durchlaß dieser Ventile, resp. Schieberklappen, 
st es kaum denkbar, daß die Leistungsfähigkeit der Beduwe'schen 
Löschmaschinen jemals durch schlammiges, sandiges oder sonst un— 
reines Wasser gehemmt oder beeinträchtigt werde, ebenso besitzen 
dieselben die größte Unempfindlichkeit gegen Frost. 
Außer dem Ventilgehäuse besteht das Pumpenwerk aus zwei 
von Meessing bester Legirung gegossenen und ausgebohrten Cylin— 
dern, sowie aus dem rothkupfernen Windkessel. Kein Theil des 
Werkes, mit Ausnahme des Windkessels, ist gelöthet, sondern mi— 
Schrauben luftdicht ineinander defestigt. Die Wasserkasten sämmt— 
licher Spritzen werden aus bestem Rothkupfer angefertigt, könner 
also nicht wie eiserne vom Rost angegriffen und nach einigen 
Jahren in ein Sieb verwandelt werden. 
Die Ausstellung der Aachen-Münchener Feuerversicherungs— 
Besellschaft umfaßt die verschiedensten Größen der nach dem 
Beduwe'schen System hergestellten Spritzen, von kleinen Hand— 
pritzen mit einer Strahlhöhe von acht Metern und zum Preise 
bou M. 66 an bis zu den größten Stadt- und Landfenerspritzen 
im Preise von M. 1800, welche bei einer Bedienung von 12-14 
Mann mit 40 Doppelhüben pro Minute 300 - 350 Liter Wasser 
liefern und dasselbe in einem Strahl von 18 um Durchmesser 
30 Meter weit treiben. Außerdem ist noch ein Glaskasten mit 
derschiedenen Spritzenmodellen in 1, und t/, natürlicher Größe 
ausgestellt. Die obigen Angaben über die Leistungsfähigkeit in 
Eine neue Art Bedachung von Karl Suchy in 
Graz. Dieselbe soll der bisher gebräuchlichen Ziegelbedachung 
Jegenüber den großen Vortheil bieten, daß sie bei absoluter Wasser— 
dichte und Feuersicherheit nur etwa halb so viel wiegt, wie letztere, 
veshalb die Holzkonstruktion des 
Daches auch wesentlich leichter sein 
cann. Die neue Art der Be— 
dachung wird nach dem „Civil 
Techniker“ folgendermaßen herge— 
tellt: Das mit Brettern auf die 
ür Blech- oder Schieferdächer ge— 
dräuchliche Weise verschaalte Dach 
vwird durch gewalzte Eisenstreifen, 
Blechstreifen oder feuersicher im— 
drägnirte Holzplatten von ca. G mm 
Höhe derart in Felder getheilt, daß 
jedes dieser Felder die beiläufige 
Hröße eines Quadratmeters besitzt. Die Walzeisen, Blechstreifen 
»der Latten werdin auf den Breitern befestigt, so daß, wie auf 
orstehender Zeichnung dargestellt, ein vollständiges Netz auf dem— 
elben gebildet wird. Hierauf wird das Holz' mit Theer oder 
Asphalt gestrichen und in die einzelnen Feldet eine Beton- oder 
Lementschichte, eutsprechend der Höhe der Walzeisen, Blechstreifen 
»der Latten gegossen, so daß die Felder vollkommen ausgefüuͤllt 
ind. Auf diese Weise hergestellte Dacher sollen eine außerordent— 
iche Dauerhafrtigkeit besitzesn 
Erfindungen im Hochbauwesen 
und der damit zusammenhängenden Zweige. 
Die Beduwe' schen Feuerlöschmaschinen. 
Eine der interessantesten Abtheilungen der jetzt beendeten 
Allgemeinen deutschen Ausstellung auf dem Gebiete der Högiene
	        

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