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Erfindungen im Hochbauwesen. — Berichte aus verschied. Städten.
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Verbindung mit der äußerst accuraten und eleganten Ausführung
lassen es nur billig erscheinen, daß die Beduwe'schen Spritzen aus
zahlreichen Ausstellungen mit Medaillen und Preisen ersten Ranges
ausgezeichnet worden sind.
Höhmann's Rettungsapparat aus Feuersgefahr,
D. R.«“P. Nr. 22,126, zeichnet sich vor anderen, gleichen Zwecken
dienenden Vorrichtungen dadurch aus, daß sich das Seil, welches
zum Niederlassen der zu rettenden Personen u. dgl. dient, nach dem
Entlasten von selbst und rasch wieder auf die Trommel des Appa—
rates aufwickelt, weshalb die wiederholte Benützung der Vorrich—
tung in rascher Aufeinanderfolge möglich ist.
Vorrichtung zum Verhindern des Platzens von
Wasserleitungsröhren u. dgl. bei Frost. Deutsches
Reichspatent Nr.23,246 vom 4. Februar 1883, von O. Böttner
in Blechhammer.) Die Wasserleitungsrohre werden mit Gummi—
rohren ausgefüttert, so daß sich das innerhalb der letzteren be—
wegende Wasser ausdehnen kann, ohne die Metallrohre zu sprengen.
Bern. GBerner Milchkuranstalts-Neubau.) Bis jetzt
jatten in der Schweiz nur Basel, Zürich und Genf annchmbare
Milchkuranstalten, nun besitzt auch die Stadt Bern eine solche,
von der man sagen kann, daß sie in baulicher Beziehung gewiß
hei mancher Neuanlage nachgeahmt werden wird. Das Gebäude
teht in der Nähe der Thierarzneischnle und enthält wesentliche
weckentsprechende Neuerungen, die nicht nur auf die Nährung
»er Milchkühe, sondern, auch auf den Bau selbst Bezug haben.
Ohne näher auf die Beschreibung des letzteren einzugehen, sei nur
in kurzem angeführt, daß per Kuh 50 kbm Raum berechnet sind,
vährend z. Beja bekanntlich in gewöhnlichen Ställen kaum 10 kbm
zerechnet werden können. Die Fenster sind alle mit blauem Glas
erglast und eine hinreichende Ventilation sorgt für gesunde Lust,
das Hauptelement für Menschen wie Thiere. Fast der ganze Bau
ist aus Cementbeton ausgeführt und gewährt ein freundliches Aus—
sehen. Anstatt der gewöhulichen Krippe befindet sich in Mitte
des Stalles ein mit Gallerien versehener Futtertisch, von dem aus
die Fütterung vor sich geht. Zwischen je2 Kühen ist ein Trink—
trog angebracht, und damit das Brunnenwasser bei strenger Winter—
kälte etwas moderirt werden kann, ist neben dem Kaltwasserhahn
auch noch ein Warmwasserhahn placirt. Wgr.
Hannover. Der Provinziallandtag hat zu dem Bau einer
esten Brücke über die Weser dei Stolzenau eine Beihilfe von
30000 Mark bewilligt. Zur Zeit steht noch nicht fest, ob die
Staatsregierung oder die Stadt Stolzenau oder ein Konsortium
ür den Bau einer Sekundärbahn von Wunstorf nach Stolzenau
den Brückenbau ausführen wird. Der letztere ist für die dortige
Hegend und den ganzen Verkehr von bedentender Wichtigkeit.
Zwischen Minden und Nienburg, auf einer Länge von 7 Meilen
st keine feste Brücke über die Weser, welche namentlich in der
Stolzenauer Gegend alljährlich auf mehrere Kilometer Ufer und
Dämme überschreitet, so daß oft wochenlang der Verkehr noll—
tändig unterbrochen ist.
London. Die Rauchschäden in London müssen eine
»edenkliche Höhe erreicht haben, wenn man bedenkt, daß der Rauch
allein an dem Parlaments-Gebäude eine jährliche Ausbesserung
m Betrage von 2500 Pfd. Sterl. gleich 50 000 Mark nothwendig
nacht. In einer neulich abgehaltenen Jahresversammlung des
Vereins für Rauchvertilgung“ wurde der Rauch als der größte
Fluch Londons und anderer Großstädte bezeichnet und allein für
Finrichtung einer Anstalt, wo alle Vorschläge und Apparate zur
Rauchverminderung oder Rauchvertilgung gesammelt und geprüft
werden sollten, wurden von einzelnen Mitgliedern Summen von
500 Pid. Sterl., 100 Pfd. Sterl. ꝛc. gezeichnet. Die Wissenschaft
und die Praxis wurden vereint zur Bekämpfung dieses größten
Feindes großstädtischen Lebens aufgeboten.
London. Hydraulische Kraftleitung. Unter der Firma
„The General Hydraulic Power Company, Limited“ hat sich in
London eine Aktiengesellschaft gebildet mit dem Zweck, einen Theil
der Stadt mit stark gedrücktem Wasser (60 Atm.) zum Betrieb
von Aufzügen, Krahnen und ähnlichen Anlagen zu versehen. Wie
das „Centralblatt der Banverwaltung“ mittheilt, sind in der Pump—
tation vorläufig 2 Druckpumpen von je 250 Pferdekräften (verti—
sale direkt wirkende Zeylindrige Compoundmaschinen) aufgestellt.
Zwei weitere Paare sind vorgesehen, so daß im Ganzen 1500
Pferdekräfte in einem Raum von 14 mim Quadrat erzenugt
verden können. Zwei Akkumnlatoren von je 80 Tonnen Gewicht
zienen zur Ausgleichung des Kraftbedarfs. Für den nächtlichen
natürlich verminderten) Betrieb ist eine Gaskraftmaschine von
59 Pferdekräften aufgestellt. Das aus der Themse entnommene
Wasser wird vor der Verwendung sorgfältig durch Schwammfilter
iltrirt. Neben der Straßenleitung liefert und unterhält die Ge—
ellschaft auf Wunsch auch die einzelnen Kraftmaschinen, als: Auf—
üge für Personen oder Güter, hydraulische Pressen, Schiffswinden
drahne, Hebebühnen, Arbeitsmaschinen zum Nieten, Lochen, Scheeren,
Biegen don Materialien, zum Betriebe von Kreissägen und son—
tigen, nur vorübergehend arbeitenden Werkzeugen. Auch für Feuer—
öschzwecke kann das Druckwasser benutzt werden, und zwar in der
Virkungsweise von Injektoren derart, daß beim Ausströmen aus
engen Düsen beliebiges anderes Wasser mitgerissen wird. Die
Tärifsätze für die Benutzung des Druckwassers sind auffalleund
tiedrig (vierteljährlich 1,76 Mark pr. kbm bei mindestens 13,6 kbm
3000 Gallonen) absteigend auf ,66 Mark für 1kbm bei 900 kbm).
der höchste Satz ist noch nicht halb so hoch, als er gegenwärtig
in der City für gewöhnliches, zu Kraftzwecken verwendetes Wasser
»erechnet wird. Bei der Konzentrirung des Verkehrs an beiden
Afern der Themse im Mittelpunkt der Stadt und bei den hohen
dosten des Raumes, der Arbeit, Zeit ꝛc. in letzterer verspricht der
Erfolg dieses Unternehmens ein bedeutender zu werden. — Eine
ihnliche, seit 6 Jahren in Hull beitebende Anlaage arbeitet mit
tetig wachsendem Erfolg.
Berichte aus verschiedenen Städten.
Berlin. (Die verheerenden Brände), welche während
eines kurzen Zeitraums in den bewohntesten Stadttheilen Berlins
stattgefunden haben uud deren Herd ausschließlich größere Fabrik—
werkstätten gewesen sind, lassen die hohe Gefahr erkennen, mit
welcher das Vorhandensein fenergefährlicher Anlagen auf den
Grundstücken innerhalb der Stadt für das Leben und Eigenthum
der Bewohner jener Grundstücke verbunden ist. Wenn auch eine
große Anzahl von Grundstücken in Berlin speziell für Fabrik—
zwecke angelegt ist und eine Nichtbenutzung derselben einen unbe—
rechenbaren Schaden für den Immobiliarbesitz zur Folge haben
würde, so wäre es doch zu wünschen, daß besonders feuergefähr—
liche Anlagen, wie Dampfschneidemühlen und ähnliche Holzbear—
beitungs-, sowie andere Werkstätten, entweder nur in vollständig
isolirt belegenen Fabrikgebäuden in der Stadt selbst, oder aber
außerhalb derselben bestehen dürften.
VBerlin. Elektrisches Uhrennetz.) Ueber die Einfüh—
rung von elektrischen Uhren in Berlin und Umgebung, sowohl für
Private als auch öffentliche Uhren, ist von dem Direktor der Fa—
brik für Telegrapheu-Apparate und elektrische Uhren in Neuchaͤtel
in der Schweiz, Dr. Hipp, so eben dem Meagistrat von Berlin
eine Abhandiung eingereicht worden, welcher zugleich ein Kosten—
anschlag über die Ausführung beigefügt ist. Es wird darin aus—
geführt, daß die Nothwendigkeit der einheitlichen Zeitbestimmung
sich fowohl in großen wie in kleinen Städten so dringend fühlbar
gemacht habe, daß es nur als eine Frage der Zeit angesehen
werden könne, bis die Hauptstadt des Deutschen Reiches eine der—
artige Einrichtung treffen werde. Die bis jetzt in den, hervorra—
genderen Städten der Schweiz und im Auslande eingeführten An—
lagen beständen im Allgemeinen aus einer Mutteruhr, welche ca.
250 Zeigerwerke zu betreiben im Stande sei, welche auf den ver—
schiedenen Straßen und Plätzen der Stadt, sowie bei den Abon—
nenten vertheilt seien. Der Vorschlag, welcher für die Unifizirung
der Zeitangabe in der Stadt Berlin und eventuell in der Umge—
bung derselben gemacht wird, geht dahin, daß die Sternwarte in
der Lindenstraße das Hauptzentrum für die Zeitangabe sei, und
daß die Sekundärstationen etwa zu verlegen seien nach dem Belle
allianceplatz, dem Lützowplatz, dem Leipziger Platz, Lehrter Bahn—
hof, Pappelplatz oder Humboldt-Gymnasium, Büschingsplatz, Kü—
striner Platz, Lausitzer Platz, Moritzplatz, Rathhaus; aber uuch in
Charlottenburg, Tempelhof, Köpenick, selbst in Spandau und Pots-
dam könnten dergleichen eingerichtet werden. Um den Anschluß
neu hinzutretender Abonnenten zu erleichtern, wird vorgeschlagen,
sämmitliche Linien, wie Telegraphenlinien, als Luftlinien herzu—
stellen, wobei sich als am zweckmäßigsten empfehle, den Uhrendraht
an den Façaden der Häuser zu befestigen, was für die Schönheit
der Straͤßen nicht störkend wirken könne, da in der Regel in einer
Straße nicht mehr als ein Uhrendraht herzustellen sein würde.
Die Rückleitung des Stromes von den Uhren findet mittelst Erd—
leitung statt und zwar durch die Gas- und Wasserleitungen. Zur
Ausführung des Projektes wird vorgeschlagen: daß entweder die
Stadt Berlin dieselbe zur eigenen Ausbeutung übernimmt und sich
deshalb mit der Nenchateler Fabrik in Verbindung setzt, welche
die Uhren und Instrumente liefert, aufstellt und in Gang setzt,
oder daß das Uüternehmen auf 20 Jahre ausschließlich der Fabrik
zur Ausführung und Ausnutzung übertragen wird. Es würden
sich die Kosten bei einer Ausdehnung auf die ganze Stadt auf
rund 220,200 Mk. stellen und dafür etwa 180 öffentliche Uhren
in Berlin aufgestellt und die Einrichtungen für 2000 Abonnenten
getroffen sein. Dem Vernehmen nach wird sich der Magistrat
schon'in einer der nächsten Sitzungen mit der Augelegenheit be—
schäftigen. („Grundeidgenthum.“