Literaturbericht. — Brief- und Fragekasten.
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München. Die Generalunternehmung der Münchener
neuen Wasserleitung, die Herren Phil. Holzmann u. Cie.
aus Frankfurt a. M. erhielten vom Magistrat der Stadt Müunchen
folgendes Schreiben:
„Auf Grund Ihrer Zuschrift vom 24. Mai, dann der
Paragraphen 6 und 16 der allgemeinen Bedingungen des Vertrags
om 30. April 1881 über die Herstellung der Truckleitung und
— V
Ihrer vertragsmäßigen Leistungen nach vorgenommener eingehender
Prufung derselben unserer ganz besonderen Zufriedenheit Ausdruck
zu geben. Wir finden uns hierzu um so mehr verpflichtet, als bei
der bedeutenden Ausdehnung der Druckleitung zu 10 265 m Röhren
zu 700 min Kaliber, dann des Stadtrohrnetzes mit 131770 m
Röhren zu 100700 mi Kaliber, 726 Schieber, 1145 Hydranten ꝛc.
deren Ausführung in vielen Fällen mit bedentenden Schwierig—
keiten verknüpft war, sowie die vertragsmäßig festgestellten Voll—
endungstermine richtig eingehalten wurden, als anuch Licferung
und Arbeitsleistung durchweg in jeder Richtung vorzüglich war.
Die außergewohnlich gering aufgetretenen Defekte bei der Ein—
lassung des Wassers in das Rohrnetz kann nur von hervorragen
der Faͤchkenutniß in der Art der Ausführnug, der sorgsamsten Auf—
iicht und trefflichsten Arbeit zu verdanken sein, wozu noch besonders
hervorgehoben zu werden verdient, daß die Schlußprüfuug nahezu
absoluie Dichtigkeit der Druckleitung wie des Stadtrohrnetzes er—
gab und diese aͤls mustergültig bezeichnet werden können. Indem
wir sohin die Druckleitung und das Stadtrohrnetz als bedingungs—
gemäß und betriebsfähig ausgeführt erklären und hiermit über—
nehmen, treten Sie gemäß 8 16 der allgemeinen Bedingungen des
Vertrages mit Heutigem in Ihre Garantie ein.
Gleichzeitig können wir nicht umhin, auch dem von Ihnen
mit der speziellen Leitung der Ausführung betrauten Oberingenieur
Herrn Englisch unsere ganz besondere Anerkennung für seine
Leistungen auszusprechen. Derselbe hat die Rohrverlegungsarbeiten
mit so viel Umsicht geleitet und so zweckmäßig angeordnet, daß
größere Unfälle nicht porkamen, und durch die Raschheit des Be⸗
ftriebes Verkehrsstörungen selbst in den engsten Straßen der Stadt
nicht entstanden. Tabei ist derselbe allen Anordnungen und Wünschen
der städtischen Bauleitung stets aufs Bereitwilligste nachgekommen
und hat so das große Werk in der verhältnißmäßig kurzen Zeit
von 2 Jahren in stüchtigsten Weise zur Vollendung gebracht.“
Gestatten die geschätzten Leser nun diesem mehr als brillanten
Atteste einige zwar nicht unwesentliche Mängel nachzuweisen, die
in erster Linie darin bestehen, daß bei derartigen Leistungen, wo
jahrelange Garantien im Gefolge sind, solch erhabene Atteste erst
nach Ablanf der Garantiefristen gegeben werden und daß es zwei—
tens auch sehr am Platze gewesen wäre, daß der Hochlöbliche
Magistrat auch der vielen Aufseher und Arbeiter gedacht hätte,
die uͤnter bescheidenem Lohne und unter manchem sauern Schweiß—
tropfen die Nächsten waren, daß Alles dicht wurde und die Arbeits—
seistung in jeder Richtung durchweg eine vorzügliche genannt zu
werden verdieue O -o.
Wäürzburg, 15. November. (Einsturz.) Gestern Nach—
mittag wurden die Bewohner der in der Nähe der alten Infanterie—
Kaserne gelegenen Rosengasse durch einen furchtbaren Schlag er—
schreckt. Aufwirbelnder Staub zeigte, daß das soeben im Rohbau
jertige neue Haus des Baumeisters Zeiß, theils in sich, theils nach
dem' Hofe zuͤ und auf die Straße, der es seine Seitenwaud zu—
wies, zusammengestürzt war. Auf dem Dache waren Dachdecker
beschäftigt, die von der Gewalt des Sturzes in den anstoßenden
Garten geschleudert wurden. Im Hause selbst befand sich der
Baumeister Zeiß, der eben seine im Vorderhaus schwer krank
liegende Frau verlassen hatte, ein Maurerlehrling und ein Tage—
löbner. Sofort angestellte Nachgrabungen seitens des requirirten
Militärs förderten den Bauherrn als Leiche aus den Trümmern;
der Junge hatte mehrere Verletzungen davongetragen, und der
Tagelöhner war nur dadurch dem sicheren Tod entgangen, daß sich
über ihm zwei Balken kreuzweise gestemmt hatten, so daß er mit
leichten Hautschürfungen davonkam. Frau Zeiß starb heute in
Folqge der Aufrequngen.
cheilweis geändert war, ist diesmal bei einigen Titeln eine Ver—
einfachung des Textes vorgenommen, und zwar namentlich bei den
Töpfer-, Tischler- und Schlosserarbeiten. Es konnte in der neuesten
Auflage um so mehr die Aufmerksamkeit hauptsächlich auf Ver—
einfachung des Textes und die neuerdings geltenden Preise ge—
richtet werden, als in dem 3. Jahrgange in Bezug auf Vollstän—
digkeit, Ordnung und präzise Fassung des Textes das Nöthige
wohl erreicht war.
Das Werk ist nicht allein auf die Fachkreise Berlins be—
rechnet, sondern es ist auch allen Fachgenossen außerhalb Berlins
zu empfehlen, weil es wohl kaum ein ähnliches Werk geben dürfte,
welches als Hülfsbuch beim Veranschlagen so nützliche Dienste
leiste. Die Einfügung der Anleitung zum Berechnen der Bau—
materialien, sowie die ausführliche Berechnung derselben, die
Uebersichtlichkeit und die in praktischer Weise beigefügten Holz—
chnitte machen das Werk in hervorragendem Maße für den oben
angedenteten Zweck geeignet.
Ausstattüng und Druck sind durchaus lobenswerth und der
Preis von 11,40 M. ein angemiessener. 7.
Brief- und Fragekasten.
Herr Maurermeister und Bauunternehmer C. J. in Cleve stellt fol⸗
gende Fragen:
i. In dem Abtrittstrichter unten an dem Deckel eines Abortes eines
meiner Kunden zeigen sich fortwährend Würmer von einer Länge bis zu
2,5 em. Es fällt mir dieses um so mehr auf, da es nur in dem Abtritts-—
itze der 1. Etage der Fall ist, wohingegen im Erdgeschoß keine Spur zu
inden ist.
Durch häufiges Bestreuen des Deckels und des Zinktrichters mit un—
gelöschtem Kalkstaub haben sich dieselben in etwas vermindert, jedoch kommen
sie gegenwärtig wieder in stärkerer Anzahl vor, obschon die Grube vor ca.
14 Tagen vollständig gereinigt wurde. Die Leitung der Exkremente von
oben geschieht nicht durch Thonrohre, sondern durch einen in der Außenwand
ausgesparten Kanal.
2. In meinem Kellergeschoß, dessen Sohle ca. 1,50 m unter dem
Straßenniveau liegt, besindet sich permanent ca. 25 bis 30 cm Wasser; es
ist mir unerklärlich, woher das an uad für sich klare Wasser kommt. Denn
erstens liegt das Haus auf dem höchsten Punkte unserer Stadt, welche min—
destens eine Neigung von 120 Fuß hat; es ist auch in der Rähe des Keller—
raumes keine Düngergrube oder Regenfang, woher der Zufluß kommen könnte;
auch von der Straßenseite ist dies nicht möglich. Der Fußboden ist mit
hartgebrannten Klinkern auf flacher Kante belegt.
Man kann doch nicht aut annehmen. daß unter dam Geller eine Quelle
sein könnte.
Wehr oder minder starkes Regenwetter macht keinen Einfluß; wenn
der Keller ganz trocken gelegt ist, dann ist nach 3 oder 4 Tagen das Uebel
wieder da.
Ihre erste Frage übermitteln wir hiermit unserem Leserkreise mit der
Bitte, uͤns über ähnliche Erscheinungen und deren Beseitigung gefällige Mit—
theilungen zugehen zu lassen. Die eingehenden Antworten werden wir an
dieser Stelle mittheilen.
Was Ihre zweite Frage anlangt, so liegen nach der von Ihnen ge—
gebenen Beschreibung nach unserer Ansicht nur 2 Möglichkeiten vor. Ent—
weder ist der den Keller umgebende Boden ein solcher, welcher Feuchtigkeit
ehr leicht und in großer Menge festhäölt, wie z. B. Lehm, und dann diese
Feuchtigkeit nach und nach in den Keller abgiebt. Es kann dies aber nur
geschehen, wenn die Kellerwände nicht genügend isolirt sind und auch der
Fußboden Wasser leicht durchläßt. Für diesen Fall ist die Beseitigung des
Uebels in der Weise zu erreichen, wie wir in unserer Antwort im Brief- und
Fragekasten der Nr. 37d. J. unter Abonnent G. in H. ausgegeben haben.
Die zweite Möglichkeit ist die, daß der Boden unter Ihrem Haufe
quellförmig ist. Es braucht nicht gerade ein starker Quell zu sein, sondern
es finden sich, besonders in sandigem Boden Stellen, welche man quellhaltig
nennt, und in denen das Wasser nicht in einem einzelnen Strahl, sondern
durch Heraussickern in ein hineingegrabenes Loch sich sammelt. Wir sind
nun der Ansicht, daß aller Wahrscheinlichkeit nach bei Ihnen dieser letztere
Fall vorliegt, wobei der Keller das hineingegrabene Loch vertritt.
Das Uebel können Sie nun nicht anders beseitigen, als daß Sie den
Boden unter Ihrem Hause gut entwässern, entweder durch Drainage oder
durch Kanäle. Wir würden Ihnen rathen, um sich zu überzeugen, ob unsere
Ansicht die richtige ist, versuchsweise vorläufig einen Drainstrang, dessen
Kosten ja geringe sind, anzulegen und denselben nach einem etwas liefer, in
einiger Entfernung vom Hause, anzulegenden Loche zu leiten. Läuft der
Drainstrang, so können Sie ohne Weiteres mehrere derselben unter dem
Hause anlegen, die alle in ein und denselben Brunnen oder Graben ꝛc.
münden können, und Sie werden einen durchschlagenden Erfolg erzielen
Statt der Drainröhre können Sie auch kleine Kanäle anlegen, welche eben—
'alls das Wasser gut abführen müssen.
Wir glauben aber, daß Ihr Kellergeschoß durch die Feuchtigkeit sehr
zelitten haben muß und daß dieselbe bereits stark aufgeftiegen ist. Wir
rathen Ihnen deshalb, wenn die Ableitung des Wassers gelungen sein sollte,
ür gute Austrocknung und Isolirung Sorge zu tragen.
Von Ihren Erfolgen bitten wir uns Nachricht geben zu wollen und
stellen unseren weiteren Rath gern in Ausficht.
Die geehrten Leser unseres Blattes bitten wir, den Brief- und Frage—
kasten in ausgedehnter Weise benutzen zu wollen, jedoch können nur solche
Fragen von Abonnenten Beantwortung finden, welche an uns mit An—
gabe der vollen Adresse gestellt werden. Die Antwort erfolgt stets untern
sChiffre, im Falle dieselbe aber zu umfangreich ausfallen sollte, auch brieflich
Die Redaktion—
Literaturbericht.
Jahrbuch der Baupreise Berlins. Herausgegeben
vom Bunde der Bau-, Maurer- und Zimmermeister zu Berlin.
Bearbeitet von der Kommission des Bundes. Mit Zahlreichen
Holzschnitten. Vierter Jahrgang. Die Preise der Jahre 1882
und 1883. Leipzig, G. Knapp's. Verlagsbuchhandlung, E. Nowak.
Während in den früheren Jahrgängen dieses Buches dei
Inhalt durch Hinzufügung neuer Titel bereichert und gleichzeitig
die Reihenfolge der Positionen sowie die Formeliruno dJes Tertes
Pedaktion: H. Diesener in Berrin — Verlag von Julius Engelmann in Verum Druck von H S Hermann in Berlin
(Unter Verantwortlichkeit des Verlegers