Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 43, Bd. 2, 1883)

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Erfindungen im Hochbauwesen. — Berichte aus verschied. Städten. 
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dehnnug zum Heranschaffen der Maurer⸗Materialien ꝛc. eingerichtet 
erden“ Die dreikantig gestaltete Hohlschiene ist mit ihren beiden 
verbreiterten Füßen nach nebenstehender Figur, in die hölzerne 
Längsschwelle etwas eingelassen und daselbst mit gewöhnlichen 
Hakennägeln befestigt. Der Radkranz der Förderwagen hat eine 
dusgekehlte Rinne, in welcher der Rücken der Hohlschiene eingreift. 
Die Laͤngsschwelleu sind in Abständen von je 2 m, und insbeson⸗ 
dere an den Stößen, mit leichten OQuerverbindungen aus Holz oder 
Rundeisen versehen, die Schienenenden durch winklig gebogene 
Stoßbleche, welche auf die Längsschwelle aufgeschraubt werden, 
gut befestigt. Zu den Schienen, deren Länge 5,0 mm beträgt, wird 
gutes Walzeisen, zu den Rädern bester Hartguß verwendet. 
Als Vorthelle des Systems sind besonders hervorzuheben das 
sehr geringe Gewicht und im Zusammenhange damit die bequeme 
Handhabung und große Billigkeit der Schiene, die durch ihre Form 
Fedingte bedeutende Widerstandsfähigkeit gegen Druck, die außer— 
ordentliche Leichtigkeit, mit welcher sich die Räder auf dem schmalen 
Schienenkopfe bewegen, und schließlich der Umstand, daß die Wagen 
auch ohne Schienengeleis verwendet werden können, weil die 
Räder nicht einseitig mit Spurkränzen versehen sind. 
Die Kosten dieser neuen Transportbahnen stellen sich wie 
folgt: Ein Meter Schiene, im Gewichte von 2 Kg, kostet loko Be⸗ 
zugsort O,50 Mark, die — 
dungen, Hakennägel und Arbeitslohn stellen sich pro laufendes 
Meler auf höchstens 1 Mark. Es kommt daher das Meter fer— 
siges Geleis auf etwa 2 Mark zu stehen. —x 
Auge geruht hat rheinaufwärts auf, Rolandseck mit seinen schönen 
Landhaͤusern und den Ruinen der chemaligen Feste, von der einst 
Ritter Toggenburg hinabschaute auf das idyllische, im Rheine vor 
uns liegende Nonnenwerth, wenn dann weiter im Hintergrunde 
Remagen mit der prächtigen Apollinariskirche, diesem Schatzkästlein 
Jothischer Baukunst, aufgestiegen ist, eröffnet sich ungefähr in halber 
Höhe der Bergfahrt links ein weites Plateau, umrahmt von dem 
herrlichen Waldgebirge. 
Bereits seit einigen Jahren waren hier viele fleißige Häude 
beschäftigt, ein imponirendes Kunstwerk der Architektur erstehen zu 
— 
heils die wirklich gebdiegene, monumentale Ausführung des Ge— 
häudes waren gewiß die Veranlassung, daß der Bau fürx den 
Zaien wohl allzu laugsam seiner Vollendung entgegenging. Gegen⸗ 
värtig jedoch ist man damit beschäftigt, überall die letzte Hand an 
die innere Ausstattung der neuen, Brachenburg“ des Herrn Ba— 
ron von Sarter zu legen. Nicht so massiv in seiner äußeren 
Gestaltung, wie die Ritterburgen auf den Anhöhen des Rheins 
aus der Zeit des Mittelalters, ist der Bau, dem sich die schönen 
Terrassen, Erker und schlanken Thürme in harmonischer Weise an— 
ügen, in all seinen Theilen den Anforderungen der Jetztzeit ent— 
prechend, als ein architektonisches Kunstwerk von höchster Bedeu— 
tung durchgeführt worden. Es ist ein Prachtgebäude in edelstem 
gothischen Style, welches, im Aeußeren und Inneren mit wahrhaft 
gediegenem Luxus und verschwenderischem Reichthum ausgestattet, 
nicht leicht seines Gleichen am ganzen Rheinstrome aufzuweisen hat, 
und welches von der Vollendung der Baukunst, der Bildhauerei 
und verwändter Kunstzweige unserer Zeit noch den späteren Jahr— 
hunderten Kunde geben wird. Einen neuen Beweis für den 
RKeichthum, welcher auf die würdige Ausstattung des ganzen Ge— 
»äudes verwendet wird, liefert die innere Ausschmückung der 
Decken desselben. Gegenwärtig ist man damit beschäftigt, die 
Räume im unteren Stockwerke mit reichen Holzdecken zu versehen, 
velche entweder in geradlinigen Holztäfeluungen, oder in massiv 
uind reich ausgeführten Blatte und Blumen-Ornamenten hergestellt 
werden. Eine dieser Decken kostet allein 18,000 Mark, wäͤhrend 
andere in den kleineren Räumen die enormen Kosten von 8T49000 
Mark erreichen. 
Wir behalten uns vor, nach Vollendung des ganzen Werkes 
auf den küchst interessanten Bau zurückzukommen. P. 
New-NYork. Das Metropolitan-Opernhaus, welches am 
22. Oktober in New-York eröffnet wurde, ist im Zeitraum von 
zwei Jahren entstanden. Erbaut wurde dies Riesentheater von 
dem Amerikaner Cady, welcher bis dahin nur Kirchen gebaut 
hatte, der aber mit diesem Werk Bewunderung erregte. Das neue 
Opernhaus liegt an der Ecke der vierzigsten Straße und des 
Broadway, also im schönsten und vornehmsten Viertel der Stadt, 
und nimmt ein ungeheures Terrain ein. Die Facçade ist im Stil 
der italienischen Renaissance gehalten und gewährt ein imposantes 
Bild. Die innere Einrichtung ist bewunderungswerth um ihres 
Komforts und namentlich um ihrer Sicherheit gegen Feuersgefahr 
willen. Die Logen, Treppen, der Plafond, die Bühnenumrahmung, 
Alles ist aus Eisen, und es sind solche Vorrichtungen getroffen, 
um der Feuersgefahr zu begegnen, daß die Opernhaus-Gesellschaft 
das Theater gar nicht versichert hat. Durch diese Nichtversicherung 
ersparen die Aktionäre nahezu 300000 Franks jährlich. Die 
Bühne ist wundervoll eingerichtet und mit allen erdenklichen mecha— 
nischen Hilfsmitteln versehen, sie ist 76 Fuß tief und 101 Fuß 
breit. Das Theater enthält 3054 bequeme Sitzplätze, etwa tausend 
mehr, als das große Opernhaus in Paris. VBie drei Etagen der 
Bosen und Galerien sind dem Covent-Garden in London nachge— 
hildet, nur hat man die Dekorationen weniger prunkhaft genommen 
und Mattgold und Blaßroth glücklich in Einklaug gebracht. Fresko— 
zemälde in zarten Farben schmücken den Plafond und die Bühnen— 
ümrabmung. Das Occhester liegt tief, wie jenes zu Bayreuth. 
Paris. (Pariser Möbelindustrie.) Charles Mayet 
hat seine Artikel, die er im „Temps“ über die Pariser Möbel— 
industrie veröffentlichte, in einem Band vereinigt, aus dem auch 
die „Nicht-Fachpresse“ in der sogenannten „Saurengurken-Zeit“ 
reichlich schöpft. Der wie es scheint wohlunterrichtete Verf. giebt in 
diesem Werke an, daß die Möbelfabrikanten im Pariser Faubourg 
Saint-Antoine durchschnittlich 40000 Arbeiter beschäftigen, eine 
Notiz, die für die Leser von Fachblättern nicht ohne Bedeutung 
ist. Interessant ist bei diesen Angaben in unserer „mehr Lohn 
bedürftigen“ Zeit die Aufzählung der Löhne, welche die Tischler 
von Paris verdienen. 
Ein Geselle (speziell Tischler) verdient per Stunde 45 Cts 
bis 1 Fres. 10 CEts.; Sessel⸗ und Rahmenmacher 45 Ets. bis 
1 Fres., spezielle Holzschnitzer bis 1.20 Fres. und Tapezxirer 
ebenso viel! 
Rauchverzehrender Apparat für absolut rauchlose 
Feunerung mit voillständiger Rußzverbrennung und durchschnittlich 
25pCt. Brennstoff-Ersparniß für alle Dampffkessel-Feuerungen, 
Lokomotiven, Dampfschiffe, Zentralheizungs-Anlagen (Kalorifères) 
c., überhaupt für jede Rostfeuerung, auch Zimmeröfen und Spar— 
herde u. s. w. nach dem System und Patent Czeika-Wohlmeyer. 
Nach dem von den Patentinhabern ausgegebenen Broschüren mit 
ausführlicher theoretischer und populärer Abhandlung über die 
Feuerungen soll die eigentliche Konstruktion dieses Apparates, 
welcher iheils aus Gußeisen, theils aus feuerfesten Materialieu 
hergestellt wird, für die höchsten pyrometrischen Hitzegrade geeignet 
uͤnd die Dauer resp. Funktionirung desselben mit der Dauer des 
Deizobjektes identisch sein. Durch das Einbauen dieses Apparates 
welcher bei schon bestehenden Feuerung-Anlagen in höchstens 6—8 
Stunden durchgeführt werden kann, werden alle, bei der Ver— 
brennung auf dem Roste früher unverbrannt entweichenden noch 
brennbaren Gase, sowie alle durch die Feuerluft mitgerissenen un— 
verbrannten Kohlentheilchen vollständig oxydirt, und dietet derselbe 
außerdem noch vielfache, besonders für Kesselfeuerungen höchst be— 
— 
nisse hiesiger größerer Fabriks-Etablissements, bei welchen dieser 
Apparat eingebaut wurde, die vollkommene Bestätigung erhielten. 
Wir können daher diese, das Allgemeinwesen so innig berührende 
Sache jeden Besitzer von Feuerungs-Anlagen sowohl in ökono— 
mischer als auch sanitärer Beziehung nur bestens empfehlen. Es 
ist durch die großartige Verschwendung des Brennstoffes bei den 
bis heute höchst mangelhaften Feuerungs-Anlagen und die viel— 
seitigen Klagen über die hiedurch entstehenden Belästigungen durch 
Rauch von hygienischem und sanitärem Standpunkte aus höchst 
wünschenswerth, daß durch einen derartigen Apparat diese Uebel— 
stände endlich für immer beseitigt werden. Es wäre auch höchsst 
wünschenswerth, wenn endlich durch die von allen Industriellen 
längst gewünschte, gesetzlich zu verordnende Einführung rauchver— 
zehrender Apparate diese der Vegetation sowie dem animaälischen 
Organismus so nachtheiligen Rauchmassen gänzlich vermieden 
würden, um endlich auch diese heute wichtige Tagesfrage zur Lösung 
zu bringen. („Bautechniker“) 
Berichte aus verschiedenen Städten. 
Aus Königswinter, am Fuße des Siebengebirges schreibt 
man uns: 
Unser herrliches Siebengebirge, das Ziel so vieler Ver— 
znügungsreisenden wird in der nächsten Zeit uüͤm eine Zierde von 
hohem künstlerischem Reize bereichert werden. Wenn wir die 
kürzlich dem Betrieb übergebene, nach dem System des Ingenieurs 
Riggenbach gebaute Zahnradbahn, in Deutschland das erste für 
Personenbeförderung eingerichtete Unternehmen dieser Art, benutzen, 
um den Drachenfels, wohl den schönsten Äussichtspunkt am Rheine 
zu besteigen, wenn wir dann vom Kuckstein aus den herrlichen 
Blick genossen haben über das freundliche Königswinter und den 
Rhein, abwärts bis Bonn und nach der imposanten Burgruine 
Godesberq mit ihrem machtvoll aufstrebenden Thurme, wenn das
	        

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