Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 43, Bd. 2, 1883)

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viteraturbericht 
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welch' fördernden Einfluß die erst seit Kurzem bestehenden Gewerbe⸗ 
nuscen und die industriellen und gewerblichen Fachschulen auf den 
chweizerischen Gewerbestand auszuüben vermögen, anderseits aber 
auch mit nicht zu verkennender Deutlichkeit dargethan hat, daß 
das inländische Handwerk einer wirksamen Unterstützung bedarf, 
venn' es nicht durch die auswärtige Konkurrenz unterdrückt werden 
soll. Wir hoöffen, daß unsere Räthe dies einsehen werden und 
daß diese Vorlage nicht kleinlichen und übel angebrachten Spar— 
amkeitsrücksichten zum Opfer fallen möge. Den jetzt bestehenden 
zutgeleiteten und werthvolle Dienste leistenden Gewerbemuseen ist 
S, da sie anf freiwillige Beiträge von Gemeindewesen ange— 
wiesen sind, kaum möglich, ein kärgliches Dasein zu fristen, ge— 
chweige denn, an eine weitere Entfaltung ihrer Wirksamkeit zu 
enken, wenn sich der Bund ihrer nicht kräftig annimmt, was wir 
»on Herzen wünschen möchten! 
Meuünchens Bauthätigkeit dürfte in den nächsten Jahren 
uuf dem Gebiete des Kirchbaues keine unbedentende sein, denn 
man beginnt einzusehen, daß mit der zunehmenden Bevölkerung, 
mit den neuentstandenenu und entstehenden Stadttheilen der Ge— 
egenheit, religiöse Bedürfnisse zu befriedigen, nicht genug Rech— 
nuͤng getragen wurde. Mächtine Haufen, von Backsteinen be— 
eichnen die Stelle, wo mit kommeuͤdem Frühiahre am Herzog— 
narburgplatze der Synagogenneubau nach den Plänen von A. Schmidt 
ich erheben wird. Die evangelische Gemeinde ist eifrigst thätig, 
jur Beschaffung der Miittel zur Erbauung einer dritten Kirche an 
her Herrenftraße und von katholischer Seite sind zwei neue Kirchen, 
owie ein bedeutender Vergrößerungsbau der Heil. Geistkirche in 
Aussicht genommen, wozu auch noch das Projekt einer neuen kath. 
sirche in dem an München angrenzenden Schwabing in Betracht 
aͤme. Die Profanbauthätigkeit förderte in letzter Zeit den Neu— 
hau des Herrn Polizeiraths Pfister an der Schäfflerstraße nach 
hen Plänen von A. Schmidt, welcher die neuen Börsenlokalitäten 
enthält; der Börsensaal insbesondere, welcher doppelte Etagenhöhe 
hat und trotz der nicht zu ändernden allseitig engen Einbauung 
mit seiner in hellen Tönen gehaltenen, reichen Stukkatur und der 
bronzegrünen, goldkantigen Holztäfelung einen sehr freundlichen 
uind würdigen Eindruck macht, erfreut sich allgemeiner Anerkennung. 
In der Rosengasse geht die ganz in Hausteinarbeit, zum Theil in 
Hiarmor ausgeführte Façade des Rosipal'schen Bazars nach den 
Plänen von Deiglmeier der Vollendung entgegen, und ist nur zu 
hedauern, daß die Enge der Straße eine günstige Wirkung beein— 
— 00 
dadurch, daß Se. Majestät der König den benöthigten Baugrund 
aum Maximiliansplatze zu schenken geruhte und die Stadtgemeinde 
durch Bewilligung von 100 000 Me. einen Baukapitalgrund legte, 
als gesichert zu betrachten. 
Der z. 8. hier tagende Landtag dürfte, angeregt durch eine 
Petition der Gemeindekollegien, sich in nächster Zeit veranlaßt 
sehen, einen Ausspruch zu thun über den Ausbau des neuen 
Akademiegebäudes beim Siegesthor, bei dem leider der Kalkül 
des Architekten (Baurath Prof. Reureuther) ein solcher war, daß 
mit den großen hierfür bewilligten Geldmitteln bis jetzt nur ein 
Robbau von freilich imvosanter Wirkung hergestellt werden konnte. 
v. R. 
Wien. Der Bürgermeister von Wien hat dem Ber— 
liner Magistrat mittelst verbindlichen Handschreibens die große 
ilberne Medaille übersendet, welche gelegentlich der Einweihung 
des dortigen Rathhauses geschlagen worden ist. Diese Medaille 
jat 50 Millimeter Durchmesser, das Silber ist matt gehalten 
ind vortrefflich bearbeitet. Die Vorderseite zeigt die unter einem 
jothischen Baldachin sitzende Vindobona, die dem Baumeister den 
Plan des Rathhauses überweist, während die Baukunst (weib— 
iche Figur mit Maßschnur und Zirkel) des Befehls zum Beginn 
»er Arbeiten harrt. Die Rückseite zeigt die Vorderfront des neuen 
Rathhauses mit der Unterschrift „Die Stadt Wieu zur Feier der 
Vollendung ihres Rathhauses. XII. Sept. 1883“. Rechts und 
links oben sind zwei Engel, welche die Wappen von Wien bezw. 
des Erzherzogthums Oesterreich halten. Unser Magistrat hat den 
Wiener Kollegen seinen besonderen Dank votirt und die Auf— 
tellung der Denkmünze im Märkischen Museum verordnet. g. 
»entschen Reiche, Denisch-Oesterreich und der Schweiz bestehenden 
zffentlichen Kunstakademien, technischen Hochschulen, Kunstgewerbe— 
ind Industrielehranstalten. Da das Buch ferner noch ein ge— 
iaues Verzeichniß der Küustlergenossenschaften, Architekten- und 
FJugenieurvereine, Kunstvereine, Kunstgewerbe- und Industrievereine 
zer“ genannten Länder, sowie ein Kalendarium mit den Geburts— 
ind Sterbetagen von deutschen Künstlern, ein über 3000 Namen 
imfassendes Künstlerverzeichniß und mehrere Tabellen über die 
illjährlich stattfiudenden periodischen und permanenten Ansstellungen, 
iebst einem Verzeichniß der ausstellenden Künstler enthält, so ist 
zas obige Werk ein hoöͤchst empfehlenswerthes Nachschlagebuch für 
Maler, Bildhaner, Architekten, Jugenieure, Kuustiudustrielle und 
indere dem Kunstleben nahestehende Personen, zu denen in erster 
einie natürlich auch die Leiter der Staats-Kunstbehörden, Kunst— 
zkademien, Kuünstgewerbeschulen und polytechnischen Schulen ge— 
sören, welche jeden Augenblick in die Lage kommen können, sich 
eines zuverlässigen statistischen Handbuchs dieser Art bedienen zu 
nüssen. EH. 
Der Bau hölzerner Treppen. Eine kurze Anleitung 
zum Selbstunterricht für Zimmerleute und Tischler von Dr. 
W. H. Behse, Baumeister und Rektor der städtischen Gewerbe— 
chule in Dortmund. Zweite umgearbeitete und wesentlich ver— 
nehrte Auflage. Mit 62 Abbildungen auf 4 Tafeln. Weimar. 
Bernhard Friedrich Voigt. 
Die soeben erschienene zweite Auflage dieses Werkes enthält 
zie Grundrißformen der Treppen, behandelt die Hauptrücksichten 
»ei Anlage der Treppen. das Material der Treppen und die ein— 
zelnen Theile der Treppen. Es werden dann zweiarmige Treppen 
nit eingestemmten Stufen und mit aufgesattelten Stufen, Treppen 
nit Wendelstufen und mit Eckpodest, sowie gewundene Treppen 
ind elliptische Treppen mit aufgesattelten Stufen besprochen, und 
war in kurzer, leicht faßlicher Art unter Angabe der Verhältnisse 
ind der Berechnung der Treppen. Die beigegebenen Tafeln geben 
die nöthigen Figuren in klarer übersichtlicher Darstellung und 
anberer Zeichnung. 
Für Zimmerleute und Tischler, selbst solche, die eine Bau— 
zewerkschule absolvirt haben, ist das Werk, dessen Preis von 1M. 
zin durchaus billiger genannt werden muß, sehr zu empfehlen, 
da es in kurzen einfachen Regeln und Erläuterungen sowohl leichtes 
VBerständniß ermöglicht, als auch zur Wiederholung des theils Ver— 
gessenen geeignet ist. 
Eine Nangliste der Baubeamten (bearbeitet von 
F. Woas) ist in den letzten zwei Jahren vorbereitet und soeben in 
inem ziemlich starken Bande in Saarbrücken im Selbstverlage des 
derausgebers veröffentlicht worden. Wir eutnehmen derselben, 
Faß im Ressort des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten u. A. 
ingestellt sind 15 vortragende Räthe, 166 Regierungsbauräthe 
uind 658 Bauinspektoren bezw. Eisenbahnbauinspektoren, welche 
iich auf die Eisenbahnverwaltung und auf die allgemeine Bau— 
»erwaltung vertheilen. Das gesammtetechnische Personal des preußischen 
Baubeamtenthums umfaßt 892 angestellte Beamte, während bei der 
Rseichsverwaltung davon nur 131 aufgeführt sind. Dem Hofstaat 
Sr. Majestät des Kaisers sind 2 Oberhofbauräthe (ottgetreu in 
Zotsdam und Persius in Berlin) beigegeben, ferner 8 Hofbau— 
äthe in Berlin und Wilhelmshöhe und 2 Hofbauinspektoren in 
Berlin und Potsdam. Reichsbaubeamte finden sich im Reichs— 
isenbahnamt (2), beim Reichsamt des Innern (1), bei dem Reichs— 
imt für die Verwaltung der Eisenbahnen in Elsaß-Lothringen (3), 
»ei der Generaldirektion der Eisenbahnen in Elsaß-Lothringen (31), 
»ei der Militärverwaltung (66), bei der Admiralität (8), beir der 
Post- und Telegraphenverwoöltung (21). Auffallend groß ist die 
Zahl der bei den verschiedenen Behörden als Aspiranten diätarisch 
eschäftigten Regierungsbaumeister, sie beträgt weit über sechs— 
vundert. Zur, Vervollständigung und zur besseren Uebersicht der 
Ivancements sind Verzeichnisse der älteren Regierungsbanmeister 
eigefügt, welche nicht in den Staatsdienst getreten sind und ebenso 
ine Zusammenstellung der Maschinentechniker und höheren 
nichttechnischen Verwaltungsbeamten. Aus den verschiedenen An— 
jaben dieser Rangliste geht hervor, daß die Avancementsver hält— 
iisse nicht nur zwischen Juristen und Techniker, sondern auch 
inter den Technikern selbst sehr ungleiche sind. Unter den Bau— 
inspektoren findet man solche mit etwa 50 Dienstjahren, während 
Andere es in fünf Jahren nach dem Examen zum Intendantur— 
ind Baurath, ja in einem Jahre zum Stadtbaurath und bei der 
öniglichen Verwaltung in kaum zehn Jahren zum Regierungs— 
saurath brachten. Das Avancement beim Reich ist im Allgemeinen 
ascher und günstiger. Die Liste der Regierungsbaumeister von 
853 bis 1883 giebt erfreulicher Weise Gelegenheit sich zu über— 
eugen, daß die Beschäftigungslosigkeit der jungen Baumeister nicht 
o groß ist, wie vielfach angenommen worden ist. Es sind nur 
weniage derselbhen. die zur Zeit ohne Stellung sich befinden. 
Literaturbericht. 
Allgemeines deutsches Künstlerjahrbuch. Jahr— 
gang 1834. Herausgegeben von Theodor Seemann. 80. Ele⸗ 
jant gebunden. Preis 3M. Gilbers'sche Königl. Hof-Verlags- 
»uchhandlung (Bleyl & Kämmerer), Dresden. 
Das Allgemeine deutsche Künstlerjahrbuch pro 1884 enthält 
nußer einem gewissenhaft ausgearbeiteten Bericht über die hervor— 
ragenderen Leistungen auf dem Gebiete der biidenden Kunst vom 
. Oktober 1882 bis 1. Juli 1883 eine ausführliche statistische 
Uebersicht sämmtlicher Kunstbehörden und Kunstigmiimsungen der im 
R-ttion: S »* 
—r 2 in Berlin— 
Verlag von Julius Engelmann in Berlin. — Druck von H. S. Sermann in Berlin 
Unter Verantwmortlichkeit des Verlegers
	        
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