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Der Hausbau in Cementbeton
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Nachdem die eingestampfte Masse genügend erhärtet ist (ie
nach dem Cementzusatz im Zeitraum von 5 Minuten bis 24 Stunden
variirend), nimmt man vorsichtig den Kasten, nach Lösung der
Schrauben, los und setzt ihn darüber oder daneben wieder an,
dabei kann man eutweder den seitlichen Abschluß durch einge—
schobene Schieberdeckel oder durch Aueinandersetzen mehrerer Kasten
bewirken, letzteres ist das einfachste, beansprucht zwar mehr Form—
kästen, hat aber auch den Vortheil des schnelleren Arbeitens. Die
drei Formkästen vom Umfang des ganzen Grundrisses; sind alle
drei vollgestampft, so loöst man den untersten und stellt ihn oben
auf, ist dieser voll den nächsten und so fort, bis der Bau hoch ge—
hracht ist. Die Thür- und Fenstergerüste können natürlich bei
edem weiteren Bau mit demselben Formkasten wieder Verwendung
finden. Exaktes und schnelleres Aufsetzen der Kasten wird nach
Fiq. 3 durch Krampen und einpassenden Lattenenden erzielt.
c. Bei größeren und höheren Gebäuden empfiehlt es sich
ein leichtes Gerüst zu verwenden, ähnlich dem der Maler zum
Anstreichen von Gebäuden, wobei die Eisenanker wie die Schraub—
bolzen durch die Formkästen hindurch gehn. Oder man verwendet
ein Hängegerüst aus Dreiecksböcken, wie die im Mittelalter zum
Thurmbau oder Reparatur angewendeten Gerüste, die mit den
Bolzen der Formkästen an dem fertigen Manerwerk angeschroben
und über die Laufbretter gelegt werden. Unternehmer, die auch
die Zimmerarbeiten liefern, können die Hölzer des Daches oder
der Scheidewände, wenn solche aus Fachwerk hergestellt werden
sollen, zur Rüstung verwenden. Bei größeren Höhen wird die
Vertikalität und Stabilität der Formkästen durch eiserne Krampen
am oberen Ende des Kastens und hineinpassende Lattenenden am
unteren Kastenende gesichert (Fig. 3.) Die Latten bilden gleich
den Verband der aus 2 Brettern zusammengesettten Kastenwand.
auf den Bolzen steckenden Eisenröhren, die gleichzeitig das Ge—
winde vor Beschädigung sichern und die Formwände in Abstand
halten, zieht man nachträglich heraus. Doch müssen sie vorher
geölt sein, damit sich der Cement nicht damit verbindet. Hat
man statt dessen Drainröhren genommen, so läßt man dieselben
stecken; man kann sie auch ganz weglassen, wenn man die Bolzen
zlt und den Abstand der Brettwände durch Knaggen sichert. Ruͤck—
sprünge der Wand werden durch vorher eingelegte Latten ausge—
spart (a Fig. 1), ebenso die Löcher für Balkenköpfe, Gewölbe—
anfänge ꝛc., durch Einlegen von Klötzen und Latten, die vorher
gut gewässert sein müssen; auch die Ansätze der Querwände, wenn
solche nicht gleich mit hochgeführt, werden durch Einlagen ausge—
spart. Thür- und Fensteröffnungen stellt man durch ein einge—
fügtes Brettergerist her, wobei event. Zargen mit Zargeneisen,
oder bei Thoreinfahrten, Thoranker mit den Viosten gleich mit
eingestampft werden.
b. Bei kleineren Gebäuden: Brunnen-Stuben, Wärter—
häusern, Arbeiter- und Schleusenhäuschen, die in größerer Anzahl
ausgeführt werden sollen, ist es praktisch, sobald die größte Ab—
messung derselben 5 mn nicht übersteigt, die Formkasten im genauen
Grundriß des Gebäudes zuzuschneiden und aufzustellen, wobei man
die Uebergriffe der Bretterwände an den Ecken des Gebäudes durch
Winkeleisen (Fig. 2) verbindet. Hier gehen die Eckbolzen in den
Außenbrettern Fig. 2 durch Schlitze statt durch Löcher um Enger—
und Weiterstellung der Kasten zu ermöalichen. Dabei braucht man
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d. Nun giebt es noch ein System von hölzernen Form—
ästen, die ähnlich den oben angedeuteten eisernen, wohl nur sur
Spezialfirmen oder Ausführung sehr großer Gebäude, refp. häufige
Anwendung geeignet sein dürfte. Es ist dies ein System aus
Winkeleisen und Holz das eine beliebige Verlängerung der Form—
astenwände gestattet durch Anfügung schmaler Brettchen, die auf
2 Gleitschienen aufgesteckk und zusammengeschroben werden.
Durch die Wände gehende Schraubbolzen sind nur an den
zroßen Ständern, die das Gerüst bilden, angebracht, und werden
die Kastenwände an diesen eingehakt und befestigt. An den
Ständern werden auch die Kastenwände, die bei der größeren
Länge ein ziemliches Gewicht repräsentiren, hinaufgezogen, wie
auch die Eimer mit dem Beton-Material, wofür Seilscheiben ein—
gelassen sind; hierbei ist ein eigentliches Gerüst nicht nöthig, da
die Arbeiter in den Formkästen stehen und die Befestigung der
Formkästen auch von den Nachbarkästen aus aeschehen kann, resp.
von Leitern aus.
Was nun das Fortschreiten des Baues anbetrifft, so ist es
für die Stabilität des Ganzen ziemlich einerlei, ob der ganze Bau
in der Horizontale gleichzeitig fertig gestellt und allmälig in die
Höhe gebracht wird, oder ob erst eine Seite hochgeführt wird und
dann eine andere Seite, wenn nur die Ecken mit Wandstücken nach
zwei Seiten hin in eins fertig gemacht werden. Es hängt dies
bielmehr von dem System der Formkästen ab und wird bei allen
denen, wo ein Gerüst erforderlich, dessen Böcke resp. Ständer man
nicht gern unnöthig von einem Platz nach einem anderen verstellt,
ein Hochführen der Mauern gleich zur vollen Höhe auf einer
Seite stattfinden, also bei A. Be. und Bd.; wo hingegen bei Ba.
und Bb. ein horizontales Rundarbeiten und allmäliges Hochbringen
der sämmtlichen Wände, oder aber auch die vorige Art der Foͤrt—
tührung angewendet werden kann; es wird die Wahl der einen
oder anderen Ausführungsweise wohl von der Anzahl der Arbeiter
abhängen. Im ersteren Falle ist eine Mischbank nöthig im an—
deren Falle mehrere, damit das Material von dort nicht zu weit
transportirt zu werden braucht. Bei großen Bauten ist es gut
einen Zimmermann oder Vorarbeiter nur mit dem Aufstellen der
Formkaͤsten, Thür- und Fenstergerüste zu beschäftigen, damit kein
Aufenthalt für die eigentlichen Betonarbeiter entsteht.
Bei Beton ohne Sandzusatz ist es nöthig eine weitere Misch—
bank für die Mischung von Sand und Cement zu haben, welche
Mischung über den Fenster- und Thürbögen, wie an allen Ecken
angebracht werden muß; ebenso um die Schornsteinröhren, welche
durch eingestellte, behobelte Rundhölzer ausgespart werden. Bei
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