Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 43, Bd. 2, 1883)

Bautechnische Notizen. 
Der Ornamentenschatz. Ein Musterbuch stilvoller 
Ornamente aus allen Kunst-Epochen. 80 Tafeln mit 
rläüterndem Texte. II. Heft. Stuttaart. Verlag von 
Jul. Hoffmann. Preis 1 Mark. 
Von diesem, in Nr. 42 vor. Jahrg. dieser Wochenschrift durch 
einen ausführlichen Prospekt hinsichtlich Umfang und Tendenz bereits 
erwähntem Prachtwerke liegt uns Heft II vor; dasselbe euthält auf 
Taf 7u8 Noömische Architektur, Sktulptur, Ornamentik und Mosaik— 
sußböden: auf Taf Nu. 10 Pompeianische Wandmalereien, bemalte 
Baäsreliess und Bronzen; endlich auf Tafel 11 Chinesische Malerei. 
Die Tafeln 8, 9, 10 und 11 sind in herrlichen Farben resp. Thon— 
druck ausgeführt; der kurze Text ist klar und verständlich. Auch 
dieses so inhaltsreiche, sehr schön ansgestattete Heft kostet nur 1Mark 
uind wird hiermit jedem Fachgenossen und Knnstliebhaber zur 
Anschaffung dringend empfohlen. — 8— 
Werkzeichnungen für Zimmermalerei von Angnst 
Peters, Dekbrationsinaler. Braunschweig. Goeritz &zu Putlitz. 
Verlagsbuchhandlung für technische Literatur. 1883. 
Der Herr Verfasser hat sich die Aufgabe gestellt, seinen 
Kollegen zuß Dekoration des schlichten, bürgerlichen Wohnhauses 
praktisch verwendbares Marterial darzubieten und zu diesem Zwecke, 
ohne die Absicht, Künstlerisches zu schaffen, die Ornamente, theils 
nuter Zugrnndelegung hervorragender Werke älterer und neuerer 
Zeit zusammengeftellt, theils nach Motiven der Natur komponirt, 
heils nach freier Phantasie entworfen. Auf den einzelnen Blättern 
ist zu den Ornamenten die Stilrichtung angegeben worden. Von 
der Farbengebung der ersten hat Verfasser Abstand genommen, 
—0 
auch die Wahl der Farbe sowohl von dem Geschmack des Publikums, 
als auch oon dem des Malers abhängig ist; endlich auch durch 
die fertige Behandlung der Blätter das Werk zu kostspieliqg 
geworden wäre. 
Wir können uns nur den Urtheilen der Herren Architekten 
Professor Unde und Stadtbaurath Winter in, Braunschweig 
uschließen und das betreffende Werk wegen seiner gediegenen 
stilistischen Durchführung und praktischen Brauchbarkeit Fachleuten 
auf das Wärmste empfehlen! 28— 
Bautechnische Notizen. 
In dem Berliner Hochbanetat für 1883,84, dessen Berathung 
der Magistrat in der Ertrasitzung am Dienstag fortsetzte, ist u. A. eine 
Position für Erneuerung der großen Berliner Wappenthiere, welche früher, 
aus Thon geformt, am Rathhausthurm angebracht waren und wegen 
drobender Baufälligkeit entfernt werden mußten. Die acht neuen Bären 
sollen aus hartem Sandftein für 15 bis 20—0000 Me. angefertigt werden. 
Die Erneuerung der vier großen Fahnenstangen wirde 1800 Mt. kosten 
Ebenso ist eine gründliche Reparatur des Rathhauskellers mit Einrich— 
tung einer bessern Lüftung und elektrischer Beleuchtung, zum Gesammt— 
preis von 38,000 Mik. vorgesehen. Dies Lokal verfällt immer mehr, so 
daß, wenn eine Renovation nicht bald erfolgt, es schließlich von ihm 
heißen wird: Da unten aber ist's fürchterlich. Die oft erschreckliche Hitze 
wird durch Einführung des elektrischen Lichts sicherlich in Zukunft ver— 
mieden werden. Hierbei schalten wir ein, daß soeben die Firma Siemens 
u. Halske die Offerte gemacht hat, den Rathhauskeller und den Stadt— 
derordneten-Sitzungssaal für 76,000) Mark jährlich zu beleuchten. Die 
Triebkraft soll nicht durch Gasmotoren erfolgen, sondern durch Dampf— 
kessel, welche unter dem Hofe aufzustellen sind. Die Placirung der 
Dampfmaschine selbst kann im Keller erfolgen. Die Einrichtung von 
Gasmotoren wuͤrde billiger sein, sich aber für die Ausdehnung der 
elektrischen Beleuchtung im Rathhaus weniger eignen, als die für den 
Anfaug allerdings etwas theurere Dampfmaschinenanlage. — Die Fenster 
des Kellers sollen besseres Glas, Kathedralglas und Butzenscheiben, fümmt— 
liche Raume Neuanstriche erhalten. 
Ueber die Baukosten der neueren Berliner Kirchen 
werden jetzt zuverlässige Zahlen bekannt, wonach ein Sitzplatz in der 
Zionskirche 252 Mi. kostet, ein ebensolcher in der Zwoͤlfapostelkirche 
200 M. und in der Thomaskirche gar 395 M. Zur Ermittelung der— 
artiger Zahlen werden seit Kurzem auf Anordnung des Ministers der 
öffentlichen Arbeiten über alle öffentlichen Gebäude statistische Nachwei— 
sungen alljährlich aufgestellt werden, in denen der Aufwand an Bau— 
zeldern festgestellt werden soll, den die Raumeinheit, bezw. die Nutzeinheit 
erfordert hat. Die Zionskirche, vom Baurath Aug. Orth in den Jahren 
1866 bis 1873 erbant, kostet mit Ausschluß der Bauleitung 373, 364 M. 
Die bebaute Grundfläche beträgt 1066 Quadratmeter, der Rauminhalt 
der Kirche bei 1424 Sitzplätzen 25,319 Knbikmeter. Demnach kostet der 
Quadratmeter 350 M., der Kubikmeter 14,7 M., der Sitzplatz 262 M. 
20 Pf. Die von Adler in den Jahren 1865 bis 1869 ausgeführte 
Thomaskirche mit 1440 Quadratmeter bebauter Fläche und 15600 Sitz—- 
platzen kostete nach einer Mittheilung des Stadtbauraths Blanckenstein 
mit Einschluß der Bauleitung und Einrichtung 590,319 M. (ohne die— 
selben 521,6357 M.). Die ———— hat 1148 Sitzplätze, ihre 
Baukosten betrugen 229, 195. M. Der Umbau der „Neuen Kirche“ 
sowie der Neubau der Votivkirche auf dem Wedding erfordern beide 
etwa 300, 000 M. 
Der im Reichsamt des Innern schon seit längerer Zeit festgestellte 
Nachtragsetat wegen des Reichstagsgebändes ist dem Bun— 
desrathe noͤch nicht zugegangen. In den betheilißgten Kreisen glaubt 
man dies darauf zurückfüͤhren zu müssen, daß sowohl seitens der Aka— 
demie des Bauwesens, als seitens der Reichstagsgebäude-Kommission der 
Vorschlag gemacht worden ist, das neue Parlamentsgebäude gegen die 
bisher festgehaltene Baulinie um 10 m. nach Westen vorzuschieben, 
damit die Innenhöfe größer und heller werden. Wie verlautet, hätte 
der Kaiser zu dieser bedeutenden Veränderung seine Genehmigung noch 
nicht ertheilt. Vielfach wird angenommen, daß die Sanktion zu einer 
solchen Umänderung des Bauplanes überhaupt von allerhöchster Stelle 
nicht erfolgen wird; andernfalls würden auch sowohl die Bauentwürfe 
als die Koͤstenanschläge einer Umarbeitung unterworfen werden müssen, 
die lange Zeit beanspruchen dürfte. Auch auf diese Angelegenheit scheint 
die Erktankung des Herrn v. Bötticher, der sich der Fraae eifria ange 
nommen hatte, verzögernd einzuwirken. 
Der Kaiserpalast in Straßburg im Elsaß. Für den 
Bau des Kaiserpaälastes in Straßburg ist im deutschen Reichshaushalts— 
Etat für das künftige Jahr eine zweite Rate von 553,200 M. ange— 
setzt und zur Zeit ist, wie das „Centralblatt, der Bauverwaltung“ mit— 
theilt, den deutschen Reichsstage ein Entwurf zu diesem Gebäude mit 
rüsführlichen Erläuterungen und Kostenberechnungen vorgelegt. Nach 
denfelben wird der Palast gegenüber dem bestehenden Theater und dem 
Statthalterphlast (frühere Präfektur) zu stehen kommen. Das Gebäude 
hat etwa 68m Länge bei 68mn Tiefe und gruppirt sich um zwei offene 
Lichthöfe. Die architektonische und konstruktive Gestaltung ist ganz in 
monumeutalem Sinne gedacht und das Aeußere zeigt, bei Anwendung 
ttrenger Renaissanccformen und reicher bekrönender Abschlüsse, eine be— 
wegte Gliederung der Massen. Der Palast soll in grauem Vogesensand— 
stein ausgeführt werden. Ein besonderes Gewicht ist auf die Behand— 
ung der Hanptansicht gelegt, wo sich über einer mittleren, giebelgekrön— 
ten und durch mächtige Figurengruppen eingefaßten jonischen Sänlen— 
halle ein mit der Kaiserkrone abeschlossener Kuppelbau erhebt. Der 
Entwurf ist von dem Landbauinspektor Eggert aufgestellt und vom Ober 
baudirektor Hermann revidirt worden. Die Kosten sind inklusive Grund— 
erwerb, Gartenanlage, Nebengebäude und innere Einrichtung au 
2,660,000 M. veranschlagt. 
Eisenkitt für gesprnugene Herdplatten stellt man nach 
S. Lehner auf folgende Weise her: Eisenfeile 20, Hammerschlag 12, 
gebrannter Eyps 30, Kochsalz 10. Das trocken bereitete Gemenge wird 
mit so viel Thierblut angemacht, daß ein steifer Brei entsteht, welcher 
ogleich verwendet werden muß. Anstatt des Blutes läßt sich auch 
Wasserglas anwenden, und hat der mit Wasserglas bereitete Kitt vor 
senem, welcher mit Blut angemacht wurde, den Vorzug, daß er auch 
veim stärkern Erhitzen geruchlos bleibt, während der Bluttitt einen unan 
genehnen Geruch verbreitet. 
Forizuntales Zackengewölbe. Unter dieser Bezeichnung hat 
der Hanptpolier Josef Schober in Wien ein Privilegium erworben, 
welches Verbesserungen an Gewölbekonstruktionen aus gewöhnlichen Mauer— 
und Gewölbeziegeln zum Gegenstande hat, insbesondere für flache Tonnen— 
gewölbe mit geringer Spannweite (1,30—-2,20 m.), wie sie bei den 
modernen Deckenkonstruktionen mittelst Traversen üblich sind. Der Ziegel— 
verband ist in eigenthümlicher Weise derart angeordnet, daß die Gewölbs— 
oberfläche Furchen und Vorsprünge erhält, welche es ermöglichen, den 
Mörtelverputz ohne vorheriges Berohren oder Verschaalen änzubringen. 
Die Vortheile dieser bereits vielfach erprobten Konstruktion bestehen im 
Wesentlichen in der Einfachheit und Billigkeit der Herstellung, indem 
dlos gewöhnliche und keine Formziegel benöthigt werden, und die Ver— 
wvendung einer Rohr- oder Holzverschaalung fällt. 
Für das Reinigen der Schornsteine, das heute noch, wie 
bor alten Zeiten, durch Schornsteinfeger besorgt wird, hat sich die Firmo 
„Syll waschy &K Bellow“ in Neustadt bei Leipzig ein neues Verfahren 
patentiren lassen. Dasselbe besteht in der Anwendung einer Dampf— 
maschine von 4 Pferdekräften, mittelst deren in einer Minute ein Wind— 
quantum von cirea 100 Kubikmeter mit gewaltigem Druck von unten dem 
Schornsteine zugeführt wird, welches die Rußmassen nach oben treibt, 
woselbst sie mittelst eines konstruirten Fängers abgefangen werden, so 
daß sie Niemand belästigen. Nuf die in den Schornstein einmündenden 
Feuerungsanlagen und Oefen soll sich das Verfähren nur vortheilhaft 
äußern, indem die betreffenden Kanäle durch Aussaugen gleichzeitig mit 
vom Ruß befreit würden. In 20 Sekunden soll die Reinigung eines 
Schornsteins vollzogen werden können. Eine Maschine, deren An— 
schaffungskosten auf 5500 Mark berechnet werden, erfordert zur Bedie— 
nung drei Mann: einen Maschinisten, einen Schlauchführer und einen 
Rußabfänger; sie bedarf pro Stunde' für 385 Pf. Koaks. Bewährt sich 
diese neue Erfindung, so kann sie allerdings sehr segensreich wirken, und 
würden namentlich die größeren Städte von der Rußkalamität künftighin 
weniger zu leiden haben. Das neue Verfahren wird zunächst eingehend 
geprüft werden müssen. Eine diesbezügliche Anregung ist bereits bei 
dem Vorstande des Leipziger Hausbesitzer-Vereines gegeben. 
(Sächs. Gewerbe-Verein. 3.) 
Lacktinktur zur Herstellung feuerfester Austriche. 
Ein dem Lackirer Roman Prasser in Waldsee unter Nr. 17459 im 
Deutschen Reich patentirtes Verfahren bezweckt die Herstellung eines 
haltharen Anstrichs auf Gegenständen, welche erhitzt werden, auf welchen 
zin Oelfarbenanstrich nicht haftet, wie z. B. Mantelöfen, Ofengarnituren, 
Kochherden, Heiz- und Rauchröhren, Lampenschirmen ꝛc. Die Farben 
werden hierbei unter Ausschluß von Oel mit einer besonders präparirten 
Lacktinktur angerieben und wie beim Oelfarbenanstrich aufgetragen, nach— 
dem vorher ein Grundanstrich mit einer Mischung von gebranntem Gyps 
und Lacktinktur gemacht worden ist. Das Verfahren hat außerdem noch
	        
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