*
Rezeptkasten. — Bautechnische Notizen.
Bei dem Kasernement ist außerdem auf eine geräumige
Küche und Waschraum Rücksicht zu nehmen. Die nächste Umge—
»ung der Kaserne ist zu pflastern, oder mit Kies befahren zu
assen, außerdem ist für Reinhaltuug und für Anlegung der nö—
higen Wasserzüge zu sorgen.
Sämmtliche Ränme einer Arbeiterkaserne sind jährlich min—
destens 2mal giͤt zu weißen. An.
zu getretenen Betriebszweigen ist die Vereinigung des Telegraphenbetriebes
mit den Postanstalten besonders hervorzuheben. Das Raumbedürfnii—
ist hierdurch nicht unwesentlich vergrößert worden. Außerdem erwächst
aus der Vermehrung der Telegraphenleitungen die Nothwendigkeit. an
denjenigen Orten, wo Leitungen in größerer Zahl, insbesondere aber
unterirdische Leitungen, in die Diensträume eingeführt sind, reichseigene
Dienstgebäude vorzusehen, da ein Wechsel der Diensträume mit schweren
Unzuträglichkeiten für die Interessen des Verkehrsdienstes, überdies stets
wit unverhältnißmäßigen Kosten verbunden sein würde Die Reichspost—
»erwaltung ist durch den Bau neuer Eisenbahnlinien vielfach in die
Zwangslage versetzt worden, auf isolirten Bahnhöfen, z. B. in Jablonowo,
Terespol, Pelplin, Kreuz, Korschen u. s. w, aus eigenen Mitteln Post—
dienstgebäude zu errichten, da es an einer gesetzlichen Handhabe fehlte,
die Eisenbahnverwaltung zur bahnseitigen Herstellung und Vermiethung
der erforderlichen Postdiensträume anzuhalten. Die Nusführung der noch
orzunehmenden Neubauten würde gemäß den von der obersten Post—
ind Telegraphen-Behörde getroffenen allgemeinen Anordnungen zwar in
einer der langen Benutzungsdauer entsprechenden gediegenen Weise und
unter angemessener Berücksichtigung des von der künftigen Verkehrs—
teigerung zu erwartenden Mehrbedarfs an Raum erfolgen, im Uebrigen
edoch unter Ausschluß jeder weitergehenden, durch die Wurde des Reichs
nicht gebotenen äußeren Ausschmückung.
Rezeptkasten.
—D
Schmutzflecken auf dem Firnisi. Hochgradiger
Finishing-Firniß, gleichviel ob euglisches oder amerikanisches
Fabrikat, besitzt seine ausdauernde Qualität infolge des einfachen
ümstandes, daß er auf eine ziemliche Zeit laug seine Elastizität.
»der sein öliges Prinzip behält. Seine Fläche wird hinreichend
Jart, um dem Staube Widerstand zu leisten, und läßt sich gut ab—
vaschen, trotzdem der Körper des Firnisses weich und sensitiv bleibt.
Aber Staub auf der Oberfläche des Firnisses beschmutzt dieselbe
nicht blos, soudern zieht auch durch seine haarartige Eigeuschaft
vas im Firnisse enthaltene Oel an. Jeder trocken gewordene
Schmutzfleck wirkt daher je nach seiner Größe und Form auf den
Firniß unmittelbar ein und zerstört die gefirnißte Fläche.
Mittel gegen das Mosten eiserner und stählerner
Artikel. Manslöse eine halbe Unze Kampher in 1 Pfd. Schweins—
ett, schäume es und mische so viel als möglich Graphit dazu, so
daß die Mischung eine Eisenfarbe erhält. Eisen- und Stahl-Ar—
ikel, sowie Maschinerie jeder Art, hiermit mit einem leinenen
Lumpen gerieben, erhalten sich monatelang rein. Maschinerie,
velche verschickt wird, ist mit einem dicken Ueberzug von diesem
Mittel zu versehen.
Ein Mittel gegen Kessel-Inkrustationen ist -in
England patentirt worden, aus 550 Theilen kohlensaurem Barium,
325 Theilen salpetersaurem Ammoniak, 225 Theilen Kochsalz und
200 Theilen Pflanzenkohle bestehend, zusammen 1000 Theile.
Diese letzeeren werden sehr gut miteinander vermischt und danu in
gepulverter Form angewendet.
Darstellung von Leuchtgas aus menschlichen Ab⸗
fallstoffen. S. Sindermaun hat im Hôtel „Zur Stadt Paris“
in Breslau die menschlichen Abfallstoffe zur Darstellung von Gas
»erwendet, welches zur Beleuchtung des ganzen Etablissements
dient. Die menschlichen Exkremente werden hier in eine Retorte
gebracht, in der sie sowohl getrocknet, als auch zugleich durch höhere
Temperatur in der Art zerstört werden, daß die organischen Stoffe
ich zersetzen und sich aus denselben einerseits Leuchtgas und Kohlen—
äure, Theer und Oel, andererseits Ammoniak bilden. Diese Pro—
dukte werden, wie bei jeder anderen Gasfabrikation, in der Art
zesammelt, daß der Theer und das Oel für sich aufsefangen, die
Gase gewaschen, das heißt durch Wasser geleitet, die Kohlensäure
zebunden und das Leuchtgas gereinigt die entsprechende Verwen—
dung findet. Als Rückstand in der Retorte verbleiben die Aschen—
bestandtheile neben einer Portion Kohle, welcher Rest vom Erfin—
der als Koaks bezeichnet wird. P.
Abbruch des alten Gerichtsgebäudes in Essen Der in
Essen erscheinende Generalanzeiger berichtet unter dem 4. Januar: „Der
Abbruch des alten Gerichtsgebäudes hat gestern begonnen. Mit dem—
elben wird durch das Bedürfniß der Neuzeit eins der wenigen Baudenk—
nale hinweggefegt, deren Geschichte gleich der unserer Vaterstadt in grauer
Vorzeit, wahrscheinlich kurz nach der Zeit des h. Alfredus, ihren Anfang
riimmt. Zwar stammt der Oberbau bekanntlich aus neuerer Zeit, da⸗—
jegen erzahlen die massiren Kellergewölbe, das viele Jahrhunderte seit
hrem Entstehen dahingegangen sind. Heute Morgen zeigten sich beim
Durchschlagen der Wände, welche die Kellerabtheilungen trennen, und
deim hellen Tageslicht, das durch die geöffneten Luken strömte, in dew
aördlichen, dem Steueramte zunächst gelegenen Theile die wohlerhaltenen,
auf schönen Säulen ruhenden Kreuzgewölbe einer Kapelle, weiche mit
der so oft bewunderten Krypta der Münsterkirche große Aehnlichkeit und
edenfalls auch gleiches Alter hat. Eine jetzt halbzerfallene Wendeltreppe
ührte früher zu den oberen Räumen des Schlosses, und ein unterirdischer
Hang nimmt anscheinend seine Richtung nach der Münsterkirche hin.
Ohne Zweifel hat man es hier mit einer der sechs Kapellen zu thun,
bon deren Existenz die Geschichte der Abtei erzählt; wahrscheinlich ist sie
diejenige, welche zum Privatgebrauche der Fürstin-Aebtissin diente, da,
wie gesagt, die Wendeltreppe zu den oberen Räumen führte. — Der um
die Geschichte unserer Stadt so hochverdiente Herr Professor Dr. Heide—
nann erkärte die Auffindung der Karelle für eine sehr wichtige historische
Entdeckung und machte sofort den Direktor des archäologischen Museums
in Bonn auf dieselbe aufmerksam. Hoffentlich wird der Abbruch speziell
dieses alten Baudenkmales seitens der Behörde untersagt und dasselbe
unserer Stadt erhalten werden, die zwar reich an bedeutsamer Ver—
Jangenheit, aber um so ärmer an historisch wichtigen Gebäuden ist.“
Die Generalversammlung des Vereines deutscher Cement—
fabrikanten hat am 6. Juli 1882 den Beschluß gefaßt, daß der Wer—
zauf von Gement, welchem fremde, minderwerthige Körper nach dem
Brennen desselben zugesetzt sind, als „Portland-Cement“ für eine Täuschung
des Abnehmers zu erachten ist, wenn nicht beim Verkaufe und bei der
Lieferung der gemischten Waare deutlich kenntlich gemacht wird, daß ein
olcher Zusatz sich im Cement befindet Zusätze bis 2pEt. des Gewichtes,
ie nur den Zweck haben, dem Cement besondere Eigenschaften zu er—
heilen, sollen jedoch nicht a!s Verfälschung angesehen werden.
Diese in neuerer Zeit von verschiedenen Seiten beliebte Vermischung
»es Cementes mit anderen Substanzen, wie z. B. gemahlenem Traß,
Hyps und Schlackencement (letzterer zum Preise von 22 Ppf. sage und
chreibe zweiundzwanzig Pfennige pro 100 Kilo in Westfalen käuflich) ist
derart vorgeschritten, daß es an der Zeit wäre, hiergegen einzu—
chreiten.
Der oben als zulässig anerkannte Prozenttheil (2pCt.) ist so ge—
ring, daß sich hiergegen Einwendungen nicht erheben lassen; indessen
zeht man vielseitig'bis zu 50 pCEt. des Gewichtes mit dieser Mischung
bor, um dann unter Aufklebung reklamenhafter Etiquetten auf den Faß—
tagen den Abnehmern glauben zu machen, ein reelles Material zu er—
halten.
Die Probe-Cementtonnen mancher Lieferanten fallen immer gut
aus, die Beschaffenheit der nachfolgenden Bestellung ist aber eine solch'
mangelhafte, daß man ohne Weiteres die Wnderdeest des Cementes
auf ein geschickt vorgenommenes Gemisch mit anderen Substanzen zurück
ühren kann.
Es wäre dann viel richtiger, wenn der Lieferant lieber gemahlenen
Traß als unter der Maske „Wortland-Gement“ dasselbe Material offeriren
wollte! -n.
Die Eisenkonstruktion in der modernen Architektur.
Die Frage, warum das Eisen, das ein so wichtiger Faktor bei allen
Neubauten geworden ist, doch bisher meist möglichst verborgen wurde,
vird bekanntlich gegenwärtig viel in FKachkreisen diskutirt. Eine vor
Kurzem erschienene Schrift: „Panoramabau im Wiener Prater“ vom
Architekten Franz Neumann jun., enthält darüber interessante Andeu—
ungen. Es wird zunächst hervorgehoben, daß, sobald das Eisen ale
Material zur äußeren Erscheinung kommt, dessen künstlerische Behand
ung ästhetisch geboten erscheint. Wenn hierfür bestimmte tektonische
Formen bis nun nicht gefunden sind, so liegt das lediglich in dem Um
tande, daß die Schöpfungen auf dem Gebiete der Eisenkonstruktion bie
Bautechnische Notizen.
Ueber die Postbauten in den vierzehn Etatsperioden von 1870
is 1882/83 ist der Budget-Kommission des Reichstages eine interessante
Denkschrift seitens des Reichspostamtes zugegangen. Dieselbe enthält
ie Normativbestimmungen der Postbauordnung und eine Uebersicht über
die Post- und Telegraphen-Baumittel. Die Denkschrift bemerkt zu dieser
lebersicht Folgendes:
Verschiedene Umstände haben zusammengewirkt, die Herstellung
neuer Postdienstgebäude in größerer nan zum Beduürfniß zu machen.
Zunächst ist zu erwähnen,. daß die Baumittel, über welche die frühere
hreußische Postverwaltung verfügte, weder dem Umfange der thatsächlichen
Baubedürfnisse, noch der Bedeutung dieser großen Betriebsverwaltung
ntsprachen. Die Zahl der 1864 in Preußen vorhandenen Postanstalten
»etrug 25823. Hierzu sind bis zum Jahre 1871, abgesehen von der Ver—
mehrung der Postanstalten in den altpreußischen Landestheilen, 2113
Postanstalten hinzugetreten. Gegenwärtig beläuft sich die Zahl der Post—
instalten im Reichspostgebiet auf 10,682. Jede der 15 Partikular—
Postverwaltungen, aus welchem das Reichspostwesen hervorgegangen ist,
jatte ihren eigenen Maßstab für die Bemessung der Dienstraͤume gehabt.
Die Verschiedenheit der Betriebseinrichtungen in den einzelnen Postge⸗
hbieten hatte verschiedenartige Raumeinrichtungen bedingt, welche den ein—
yeitlichen Formen des Reichspostdienstes nicht mehr entsprachen Schon
ius diesen äußeren Gründen erklärte sich die Nothwendigkeit einer weit—
zreifenden Umgestaltung auf dem Gebiete der Diensträume und Dienst—
gebäude. Ein ganz besonderer Zwang zu dieser Umgestaltung ist aber
on der Umwälzung ausgegangen, weiche die Einrichtung des Reichs—
»ostdienstes mit sich brachte. Dem Geschäftskreise der Postanstalten sind
ahlreiche neue Betriebszweige hinzugefügt worden, die Verkehrsmengen
elbst haben einen mächtigen Aufschhwung erfahren. Unter den neu hin—