Ein interessanter Kuppelbau.
190
das ausgeführte, kaum in Backstein hätte hergestellt werden können.
Bei der Kassettendecke des Umgangs wurde der Betou für Sand⸗
steinplatten jubstituirt und stellte sich hier natürlich viel billiger;
Juch hier bildete die Kassettendecke einen, den ganzen Bau uni—
— erhöhte. Am
wichtigsten war dies Prinzip uun bei der Kuppel, die fast 6m
Ducchmesfer hatte; dieselbe bildete eine, in einem Guß hergestellte
Glocke, die, ohne Schub zu üben, nur belastend wirkt und sogar
wie ein umgelegter Ring in erhöhtem Maße das ganze Bauwerk
wie mit einer eisernen Klaue zusammenhält.
Nachdem im Herbst 1881 die Umfassungsmauern fertig und
die Säulen und Trägerkonstruktionen aufgestellt, wurde an die
Betongewölbe gegangen, doch stellte sich nun der Uebelstand heraus,
daß zum Weitermauern des Hauptbaus, zum Versetzen der Quadern
und Aufstellen der Sandsteinsäulen, Standgerüste nöthig waren, und
so wurde das große innere Gewölbe vorläufig noch fortgelassen, ob.
wohl man ja die Rüstbäume hätte mit einbetoniren können und
später abschneiden, oder Löcher für dieselben hätte aussparen können,
die man später ausfüllte. Aber wegen des Heraufschaffens der
Quadern und etwaigen Unglücks durch Herabfallen derselben auf
das Gewölbe wurde deren Ausführung auf zZuletzt verspart
und zunächst nur die Gewölbe des Umgangs, der Vor— und Hinter—
plateaus und die Ausfüllung zwischen der Eisenkonstruktion vor—
genommen. Die ersteren sind flache Gewölbe von 40 ctm am
Widerlager und 20 etm im Scheitel und ruhen auf einem 2 ctm
breitem Falze an der Mauerseite und dem Trägerflantsch. Beim
Vor- und Hinterplateaun kamen Kreuzgewölbe zur Ausführung,
2,30 m Quadrat auf gehobelter Schaalung, 15 ctm im Scheitel,
25 ctm am Widerlager stark. Von dem erst projektirten Aufguß auf
die Gewölbe von 2 ctun Stärke, Mischungsverhältniß 1: 1 mit
eingedrückten Fugenverzierungen wurde abstrahirt, weil sehr reiche
Müsterung verlangt und wurde für Terrazzo (Steinchenmosaik in
franz. Kalk verlegt, abgeschliffen und polirt) entschieden, da sich
Mettlacher Fliesen wegen der schiefwinklichen Flächen schlecht an—
wenden ließen. Der Terrazzo kommt erst im zweiten Jahr darauf.
Den Winter über wurden die Gewölbe gut durch Dünger und
Stroh geschützt. Im folgenden Frühjahr wurde die Errichtung
des achteckigen Hauptbaus und der änßeren Säulen begonuen,
darauf kam die Ausführung der Kassettendecke an die Reihe und
zwar wurden die Unterzugsbalken mit der eigentlichen Kassetten—
decke in eins gestampft, indem profilirte und behobelte Hohlkasten
unter der Schaalung aufgestellt wurden, auf welche letztere die aus
Holz (theilweise auch aus Lehm) hergestellten negativen Kassetten—
kasten aufgesetzt und in ihren Abständen befestigt waren. Die
Betondecke wurde erst mit einem feineren Unterguß versehen, darauf
das Grobe gestampft, und erhielt oben einen dünnen Aufguß:
1 Thl. Zement und 2 Thl. Sand. Die Decke war an den dünnsten
Stellen, in den Kassetten 8 bis 10 etw, in der eigentlichen Decke
15 bis 17 und in den Unterzügen 40 bis 45 ctm stark.
Nun kam die Kuppel zur Ausführung. Auf einem festen
Untergerüst aus Halbkreisbögen wurde aus dünnen, gebogenen
Brettern, die Schaalung hergestellt, auf denen die Kassettenkasten
aufgezeichnet und genau befestigt wurden; da hier wegen des
schlechteren Losnehmens der Bretter mit dem Kassettenkasten zu—
zleich die Gefahr des Ausbrechens der scharfen Ränder der ge—
gossenen Kassetten zu befürchten stand, wurde von der Profilirung
an dem negativen Kassettenkasten Abstand genommen und die Pro—
file nachträglich hergestellt. Das Kuppelgewölbe hatte fast 6 m
Durchmesser und war am Fuß 40 ctm, oben am Einsallslicht
30 ctm stark, wovon die Kassettentiefe noch abgeht. Die Einfalls—
lichtöffnung im Zentrum der Kuppel wurde durch eine kreisiürmige
Schablone, die eingelegt wurde, ausgespart.
Zuletzt kommi nun die untere groͤße Wölbung des Hauptbaus
von 7,00 m Spannweite zur Aussführung, nachdem die Kuppel—-
schaalung entfernt und die Rüstbäume beseitigt. Auch in diefem
Gewölbe bleibt eine ringförmige Oeffnung in der Meittie zur Ver—
bindung der eigentlichen Gruft mit dem Prozessionsraum. Eine
solche Herstellung des Gewölbes in Backstein würde ohne einen
sehr massiven Eisenring oder Sandsteinschling bei der ziemlich
Xoßen Oeffnung gar nicht möglich gewesen sein, während die
Oeffnung bei der Betonausführung auf keinerlei Bedenklichkeiten
stößt und die Tragfähigkeit dadurch in keiner Weise vermindert
wird, da das Gewölbe nicht als Wölbung, sondern als unten aus—
gehöhlte Sandsteinplatte von 7 m Durchmesser mit einer ringfür—
migen Oeffnung auftritt, die absolut keinen Gewölbeschub ausübt,
sondern als ein Ganzes auf die Eisenkonstruktion, zwischen die es
sich spannt, nur vertikal drückt. Die Scheitelstärke war 20 ctm.
das Widerlager 60 ctm bemessen.
Betreffs der Betonausführung
stellung reiner gesiebter Flußkies aus
landeement verwendet wurde die im
zu 6 Theilen Kies gemischt und ordentlich durchgearbeitet auf die
Schaalung gebracht und tüchtig mit breiten Schlaghölzern festge—
stampft wurden; die Schaalung wurde, aus starken Hölzern gut
unterstützt, so hergestellt, daß geringe Fugen zwischen den einzelnen
Brettern blieben, um denselben Raum zum Quellen zu geben, was
durch die Feuchtigkeit des mäßig trocken angemachten Cementes
nicht zu vermeiden. Die Kreuzgewölbeschaalung wurde aus schmalen
dünnen Brettern zusammengeschnitten, auf flachen Bogen, so daß
furze Brettenden zur Verwendung kommen konnten. Bei den un—
eren Gewölben hätte der Unterguß aus 1 Theil Cement, 1 Theil
dalk und 4Theilen reinen Flußsandes gleich mit auf die Schaalung
aufgebracht werden können, statt nachher zu putzen, da der Raum
aur als Grabgruft benutzt werden soll, und wäre die Unteransicht
hinreichend glatt für solchen Raum gewesen und würde die Festig—
keit des Gewölbes bedeutend erhöht worden sein.
Die Herstellung der Kasettendecke mit den Querrippen und
Unterzugbalken in einem Guß war schon oben besprochen, und
möge hier noch erwähnt werden, daß für die Kassettenformen am
zünstigsten Lehm oder auch Thon genommen wird, zumal, wenn
man viele gleiche Kassetten hat, so daß die Lehmform in einer Gyps—
form hergestellt werden kann; der Lehm wird natürlich feucht ein—
zebracht und läßt man ihn langsam erhärten, damit er nicht rissig
wird. Dann werden die negativen Kassetten auf der Schaalung genau an
der richtigen Stelle angebracht und angeschraubt und zwar durch
wei konische Holzdübel, die mit in den Lehm eingestampft worden;
ind dieselben alle versetzt, bringt man einen Unterguß von seinem
Sand-Beton darüber aus Cement, Kalk und reinem Sand, 1: 1:4,
klopft ihn vorsichtig und bringt dann den groben Kies-Beton auf,
der ebenfalls vorsichtig gestampft werden muß, wenigstens die
interste Lage von 324ctm Stärke. Die negativen Kassetten aus
Thon herzustellen, hat den Vorzug, daß man beim Stampfen
veniger vorsichtig zu sein braucht, da derselbe, gut getrocknet, sehr
yart wird, auch bleiben die Profile schärfer, die sich beim Lehm
eicht verwaschen, wenn der Unterguß zu naß; aber die Herstellung
erselben ist schwieriger und zeitraubender und muß vorsichtig ge—
chehen, sonst zerbrechen die Gypsformen beim Einklopfen; ein weiterer
Nachtheil beim Thon ist, daß die Form sich nach der Fertigstellung
chlecht eutfernen läßt und die Arbeit beschädigt wird, während sich
der Lehm leicht ausbröckeln läßt. Das Gleiche gilt von der Her—
tellung der Kassettenkuppes. Hier mußten die Kassettenformen
vegen der Rundung der Schaalung unterwärts ansgehöhlt sein.
Natürlich wurde die Zeichnung der Kassetten auf der Kuppelschaalung
cadial nach der Mitte erst aufgeschnürt.
Der Herstellungspreis kam in Folge des theueren Kieses
und der hohen Transportkosten bei den unteren Gewöͤlben des Um—
jangs und der Gruft auf etwas über 7,0 Mk. per Aw. Die
dreuz-Gewölbe stellten sich um weniges theurer. Die
dassettendecke kostete ca.) Mk. per AIim exkl. der Kassettenformen,
die dann theilweise wieder bei der Kuppel Verwendung fanden.
Die Kuppel kostete prr Im ca. 11 Mek., wobei sich die Schaalung
per Oim allein auf über 4 Mk. stellte. Hätte man dieselbe gleich
vieder für die äußere Dachkuppel verwerthen können, würde man
vohl erheblich haben sparen können. Dabei wurde die Schaalung
der unteren Gewölbe bei der Kassettendecke und wiederum bei
dem Gruftgewölbe verwandt. Die Kosten würden sich noch ver—
nindert haben, wenn nicht die Hauptanfuhr der Materialien
und die Ausführungen der Arbeiten gerade in die Erntezeit beider
Jahre gefallen wären, wo landwirthschaftliche Fuhrwerke und Ar—
jeiter nicht zu haben und die des Gutsherrn, für den der Bau aus—
Jeführt wurde, nicht frei waren, sondern städtische Fuhrwerke und
Arbeiter gegen hohe Lohnsätze requirirt werden mußten. Und
aus alle dem ergiebt sich, selbst wenn man die oben besprochenen
Vortheile weniger in Berücksichtigung zieht, daß man Cementbeton
ür den vorliegenden Fall bei weitem vor allen anderen Materialien
den Vorzug geben muß, da ja auch die Preise, wenn man die
Beschoßhöhen in Rücksicht zieht, auf die das Material zu trans—
bortiren war, und die schwierige Konstruktion, die für andere Ma—
terialien vorhanden gewesen wäre, im Durchschnitt sehr billige
waren.
Unseres Wissens ist dies die erste derartige Kuppelbauausfüh—
rung in Cementbeton, wenn man von dem Gußmauerwerk der
altrömischen Kuppeln absieht — die wohl der allgemeinen Auf—
nerksamkeit und Nachahmung werth.
Möge hier noch zum Schluß ein anderes Beispiel Platz
greifen, welches besonders demonstrativ für die Vielseitigkeit und
Bildsamkeit der Anwendung des Cementbeton ist.
Inm Jahre 1878 sollie vor eine Villa eine massive Veranda
nit Freitreppe vorgesetzt werden, die eine eiserne Ueberdachung er—
jalten sollte. Unter der Veranda waren Souterrainfenster, denen
nöglichst wenig Licht entzogen werden durfte. Es war erst eine
PBeranda auns großen Granitplatten sauf gemauerten Pfeileru pro—
sei erwähnt, daß zur Her—
der Weser und guter Port—
Verhältniß 1 Theil Cemenf