03 Ersindungen im Hochbauwesen. — Bauberichte aus verschiedenen Städten. — Mittheilungen über Ausstellungen. 10⸗
Heben von Lasten, es ist ganz unwahrscheinlich, daß z. B. beim
Hau der Pyramiden nicht schon Winde, Flaschenzug und Rollen
Ferwendet wurden. Ebenso reichen die Wasserfördermaschinen weit
n's graue Alterthum hincin; so ist beispielsweise die Kolbenpumpe
nit Ventilen schon bei den Griechen eiun bekanntes, wenn auch
nicht so vollkommenes Wasserhebewerkzeug gewesen. Bei unserm
)eutigen modernen Maschinenbau sind nicht nur in den Bau—
naschinen für Ingenieur-Bauten, sondern auch für städtische Hoch⸗
uten üedeutende Fortschritte gemacht. Während durch erstere
riefige Kanäle ausgehoben, Meere ausgepumpt, Berge durchbohrt
verden, sind letztere stetig in Verbesserung begriffen, man schneidet
n Marmor und Granitfelsen in spiegelblanke Blöcke und Platten,
nan preßt die Backsteine nach Milliarden, sägt, hobelt und fraist
das Holz in allen Dimensionen, bereitet den Mörtel mit Maschinen,
rammt die Rostpfähle mit Maschinen in den Grund, setzt Stock—
zuf Stockwerk mit Hülfe der Maschinen auf, und selbst fertige
Häuser werden durch Maschinenhülfe von ihrem Platze gerückt —
sberall ist der nimmerruhende Geist des Menschen auf die Hülfs⸗
mittel der Naturkräfte bedacht, welche er durch seine Maschinen
zu seinen Sklaven macht! Man wird fragen, wie kommt es aber,
zaß im kleinen Baugewerbe die Baumaschinen verhältnißmäßig
eltener sind? Der Baugewerksmeister läßt heute noch seine Saudstein—
latten durch den Steinhauer bearbeiten, den erforderlichen Mörtel
ind Beton durch Handarbeit zubereiten, das Baumaterial auf
dem Rücken von Hauͤdlangern auf die hohen Gerüste schaffen, selbst
zie Ziegelplatte auf das Dach wird von Hand zu Hand hinauf
zehoden! Das sind die vom Theoretiker gewoͤhnlich so ungenügend
Zeantworteten Fragen! Die Maschine rentirt sich in diesem Falle
rur von einer gewissen Grenze an und diese Grenze kennt der
Praktiker in Folge seiner Erfahrungen am besten. Etwas ganz
inderes ist's bei großen Bauten, wo vielleicht mehrere Millionen
son Backsteinen verbaut werden, wo Tausende von Kubikmeter
Sandsteine in Verwendung kommen, wo tagtäglich mit 200 bis
500 Maun an ein und demselben Bau gearbeitet werden kann,
hne daß eine Gruppe die andere hindert. Legt man da eine
Dampfmaschine an, so kann gar manche Verrichtung durch Ma—
chinen schnell und sicher besorgt werden. Man wird alle Lasten
miltelst der Dampfkraft heben, zu Verrichtungen, wie Mörtel- und
Betonbereitung, wird man sich der Maschinen bedienen u. s. w.
Selbst mit einer kaum 4pferdigen Dampfmaschine, die an ge—
eignetem Platze aufgestellt wird, lassen sich unzählige Arbeiten auf
elchte Weise ausführen. So richtete Referent s. Zt. an einem
großen ausländischen Staatsbau 6 große schmiedeeiserne Haupt—
dachbinder auf dem circa 35 m hohen Mittelbaue mit der unten
im Hofe stehenden Dampfmaschine auf, welche ehedem zu Ramm—
arbeiten, Betoniren und Mörtelbereitung, Lastenheben ꝛc. verwendet
und deshalb auch nicht von ihrem Platze entfernt wurde. Mit
der gleichen Maschine zog man in jenen Mittelbau die mächtigsten
Podestplatten bis zu 80 Centner Gewicht 4 Stockwerke hoch und ließ
die schweren Dampfkessel (zur Heizeinrichtung) in das tiefe
Souterrain hinab.
— &.
Erfindungen im Hochbauwesen.
System Dorn für Theater-Imprägnirung gegen
Feuersgefahr. Von den tagtäglich auftauchenden neuen Im—
prägnirmethoden hat sich wiederum eine sehr gut bewährt, es ist
diejenige nach System Dorn, nach welcher bereits in Wien sehr
zufriedenstellende Resultate erzielt wurden.
Bei diesem Verfahren werden Holz und Koulissenleinwand
einfach bestrichen, Papier, Tüll, Mull, Gaze, wie überhaupt alle
dünnen Zeuge, durch ein Bad imprägnirt und die auf diese Weise
mprägnirten Stoffe brennen in der That nicht, sondern glühen
iur, ohne Flamme zu geben und verlöschen sofort, wenn die Wärme—
quelle aufhoͤrt.
Von der technischen Prüfungskommission des Wiener Stadt—
dauamtes wurden im dortigen bürgerlichen Zeughaus folgende
Versuche angestellt: „ein Stück präparirte Theaterdekoration war
5 volle Minuten den Flammen ausgesetzt, bis es zu glühen an—
ing. Eine vollständige Koulisse, ebenfalls imprägnirt, die aber
an einem Lattengerippe, dessen Holz nicht imprägnirt war, auf—
gespannt wurde, glühte so lange, als die Holzlatten brannten und
wurde wieder schwarz, sobald die verkohlten Lattenstücke abfielen.
Ebenso verhalten sich die imprägnirten Zeuge, welche in der
Flamme nur glühen; Holz, welches mit der imprägnirten Flüssig—
eit gestrichen wurde, nimmt die Flamme nicht an, wenn an nicht
gestrichenen Stellen angezündet, erlöscht die Flamme, sobald sie an
den angestrichenen Theil herantritt. Der feuersichere Anstrich für
HPolzwerk kann durch Beimengung von Miineralsarben in beliebigen
Tönen ausgeführt werden. Ein weiterer, nicht zu unterschätzender
Faktor ist die Billigkeit des Imprägnirmittels. Die Imprägnirmasse
ür das Wiener Hofopernhaus kostete z. B. nur 7000 Gulden
Zofburgtheater 2600, Karltheater 2900. Wird durch das Im—
Frägnirungsverfahren also auch nur der raschen Verbreitung der
Flammen Einhalt geboten, so ist dies doch als ein wesentlichen
Fortschritt zu betrachten! Hand in, Hand mit den sonstigen mecha
uischen Sicherheitsvorkehrungen, wie deren in der letzten Zeit viel
ach auftauchten, wäre es doch kein Ding der Unmöglichkeit mehr
. Zufkuuft Theaterbrände vermeiden zu können. 8
Bauberichte aus verschiedenen Städten.
Die Baukosten des neuen Rathhauses in Leipzig sind mit
3400 000 Mkt. 'angegeben. Hierzu kommt der Werth der zum
Abbruch gelangenden Gebäude mit, 3 573 000 Mk. so daß sich die
zosten des ganzen Baues auf, ca. 10 Millionen Mk. stellen werden.
Die zu bebauende Fläche beträgt mehr als 6000 Quadratmeter und
vird als Karrs vom Markt, der Grimmaischen Straße, der Reichs
traße und dem Salzgäßchen begrenzt.
Es wird allgeniein angenommen, daß der Bauplan weger
seines hohen Kosteubetrages vorläufig an der Ausführung scheitert
— pn.
In Gleiwitz ist die Bauthätigkeit in den letzten zehn Jahren
eine rege gewesen, indem im Allgemeinen ein Wohnungsmangel
eingetreten war. Begünstigt wurde namentlich die Erbauung von
Woͤhgebäuden dadurch, daß die städtischen Behörden (nachahmens
werih!) Bauhilfsgelder, auf 10 Jahre unkündbar, zu Zu/,0 eines
——
Baukonsense wurden ertheilt:
im Jahre 1877: 80
1878: 57
1879: 42
1880: 85
1881: 79
worunter sich 10, bezw. 12, 9, 19 und 20 neue Wohnhäuser
hefanden.
Die Bauthätigkeit bezüglich öffentlicher Gebäude beschränkte
sich auf den Erweiterungsbau des Kul. Landgerichts, Neubau des
Kreishauses und des Logengebäudes.
Stadtseitig wurde hauptsächlich ein neues 15 klassiges Schul—
jaus im Ziegelrohbau nach dem Plane des Stadtbaumeister
dieronymus von dem Maurermeister Jellin in solider Weise zur
Ausfiüihrung gebracht. Die hierdurch entstandenen Baukosten
helaufen sich auf ca. 86500 Mk. Das städtische Krankenhaus ist
ür 100 000 Mk. an den Miilitärfiskus verkauft und das ehemalige
Harnison-Lazareth durch einen umfassenden Umbau für den beregten
inderen Zweck hergerichtet worden. Auch Erweiterungsbauten der
industriellen Etäblissements sind zu verzeichnen.
Die Wohnuugsmiethen haben, namentlich in Bezug auf bessere
Wohnungen, eine erhebliche Steigerung erfahren.
Gezahlt werden durchschnittlich für herrschaftliche Wohnungen
nindestens 180 -200 Mk. Jahresmiethe pro bewohnten Raum.
ür eine Wohnung von 5 Zimmern nebst Zubehör durchschnittlick
00 - 1000 Mk., von 6-27 Zimmern 1200 -1400 Petk. Jahres
niethe. Für mittlere Wohnungen werden 120—150 Mk. Jahres
niethe für jeden bewohnbaren Raum gezahlt, für kleine Wohnunger
»on Handwerkern, Unterbeamten ꝛc. 80—100 Mk.
Die Bauaussichten für dieses Jahr sind als günstige »
vezeichnen. —d.-
Mittheilungen über Ausstellungen.
Die „A. Fachausstellung des Vereins Deutscher
Blecharbeiter zu Berlin 18883“ findet vom 10. Mai bis
3. Juni in Berlin in den zu diesem Zwecke gemietheten, überaus
uxuriös ausgestatteten Räumlichkeiten der „Philharmonischen Ge—
ellschaft““ statt. Nach den Anmeldungen zu schließen, welche dem
domité aus allen Theilen Deutschlands, Oesterreichs und der
Schweiz bereits zugekommen sind, wird diese Ausstellung zu den
zJlänzendsten zählen, welche bisher unter der Aegide des Vereins
ibgehalten wurden. Der Verein, dem fast alle größeren Gewerbe—
reibenden und Industriellen der Blechindustrie Deutschlands an—
gehören, der auch seine eigene, von der sächsischen Regierung sub—
»entionirte Fachschule besitzt, bietet, in Gemeinschaft mit dem
Berliner Lokal-Komité, Alles auf, um der Ausstellung einen
hedentenden Erfolg zu sichern.
Die von dem „Verein Deutscher Blecharbeiter“ veranstaltete
Ausstellung ist einestheils bestimmt, dem größeren Publikum eine
Jebersicht der gesammten deutschen Blechindustrie und ihrer Hülfs—
ächer: Werkzeuge, Maschinen, Apparate, Rohmaterialien, Zwischen
orodukte, fertige Waaren und Verfahrungsarten vorzuführen, sowi—
inderseits den Ausstellern Gelegenheit zu geben, neue Geschäfts