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Bautechnische Notizen. — Submissionen.
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ogen. „Doktorfragen“ gehört und die dennoch keinem gleichgültig sein
sann, der auf den Geist uͤnserer deutschen Sprache etwas hälte
Mit welchem Namen soll der zu errichtende Bau bezeichnet werden?
Unsererseits haben wir in den zahlreichen Erörterungen und Mit—
heilungen, die wir dem Bau seit 12 Jahren gewidmet haben, aus voller
leberzeugung und mit gutem Grunde an dem Namen „Reichstagshaus“
estgehalten. In amtlichen Schriftstücken, so z. B in dem vorsährigen
Kreisausschreiben, begegnen wir dagegen vorzugsweise der Bezeichnuͤng
Reichstags-Gebäude“ und es hat dieselbe, wie leicht begreiflich, von hier
us auch in der Presse überwiegend sich eingebürgert.
Daß letzteres geschehen konnte, ist uns ein Beweis dafür, wie
chwankend das Sprachgefühl unseres Volkes leider schon geworden ist.
Gebäude“ ist doch ohne Zweifel ein allgemeiner, von der Herstellungs—
beise des Werks abgeleiteter Gattungs-Begriff, während „Haus“ der Name
sner Gebäude-Art ist und auf die Bestimmung des Baues sich bezieht —
»orzugsweise in dem Sinne, daß derselbe als Sitz gewisser Personen und
Femeinschaften, oder als die feste Stätte für gewisse, Handlungen be—
Lichnet werden soll. Jedes Haus ist freilich auch ein Gebäude, aber es
si zum mindesten geziert und schwächlich, wenn nicht direkt sprachwidrig,
ich dieses allgemeinen Begriffs bei Bildung eines Namens zu bedienen,
»er einzig und allein die Bestimmung des Hauses zum Ausdruck bringen
ll, wie es umgekehrt sprachwidrig wäre, von einem monumentalen Hause
satt von einem monumentalen Gebäude zu reden.
Mit Beschämung muß man sich sagen, daß die Sprachen anderer
Nationen gegen derartige unlogische Verwechselungen besser geschützt sind,
As diejenige des „Volkes der Denker“. Kein deutscher Schüler, der über
ie Anfangsgründe des Französischen hinaus gelangt, ist, geschweige denn
lin Franzose, würde auf den Gedanken kommen, bei der Wahl einer
cranzösischen Bezeichnung für den zukünftigen Sitz des deutschen Reichs—
ages das Wort „batiment“ zu verwenden.
Aber auch unser Volk hält in ähnlichen, schon länger in Gebrauch
‚efindlichen, so zu sagen in Fleisch und Blut der Sprache übergegangenen
Bezeichnungen jenen Unterschied durchaus fest. Wir, reden von einem
Rathhause, nicht von einem Rathsgebäude, und wir würden wahrscheinlich
aͤber jeden die Achseln zucken, der, eine Kirche, welcher wir so gern den
chönen, mit dem Wesen der Sache sich deckenden Namen eines Gottes—
Jaufes geben, als Gottesgebäude bezeichnen wollte. Müßte es uns nicht
füglich ebenso widerstreben, das Reichsstagshaus Reichstags-Gebäude zu
enen? —Wir können für die sicherlich ganz absichtslos und zufällig
erfolgte Wahl dieser zweiten Bezeichnung seitens der Reichsbehörde keinen
nderen Grund ausfindig machen, als eine gewisse phonetische Vorliebe
ür das Wort. „Reichstags-Gebäude“ klingt pompöser und zugleich
was weicher, als das aus 3 Stammsilben zusammengesetzte Wort „Reichs—
agshaus“. Aber dieser rein äußerliche Vorzug reicht doch nicht aus
ine die inneren Mängel aufzuwiegen, welche jenem Namen anhaften
umal der zweite an Kraft erfetzt, was ihm an Weichheit abgeht. —
Man möge es uns zu gute, halten, wenn wir in eine Angelegenheit
uns gemischt haben, die nicht unseres engeren Berufes ist. Aber wenn
die Gelehrten schweigen, muͤssen die Ungelehrten ihre Stimme erheben,
ind über die Sprache feines Volkes zu wachen, dünkt uns das unver—
iußerliche Recht jedes Deutschen zu sein. Wir schließen mit dem an die
Reichsbehörden und den Reichstag gerichteten Wunsche, daß am 22. März
der Grundstein zum „Reichstagshause“ geleagt werden möge! —F.
Die «Holzstofffabrikation bildet unter den verschie—
denen Industriezweigen des Harzes schon seit einer Reihe von
Jahren einen der bedentendsien. Es beruht das auf dem großen Holz-
reichthum des Gebirges, auf den werthvollen Wasserkräften und auf dem
unvergleichlich schönen Quellwasser, welches ein Haupterforderniß zur
Anfertigung eines guten Holzstoffes ist. Im Okerthal, hart an der
Lhaussee und an der Oker, liegen u. A. verschiedene solcher Fabriken,
darunter einige recht bedeutende. Eine der größten in ganz Deutschlano
st aber in diesem Jahre im Innerstethale gebaut; sie gehört dem Amt—
nann Pott in Braunschweig. Das Fabrikgebäude, welches 31,, Stock
sjoch ist, und das daneben liegende Trockenhaus bedecken eine Fläche vrn
etwa 1.400 qm. Die Fabrik ist nach neuester Konstruktion eingerichtet
ind wird durch eine Turbine von 340 Pferdekräften in Betrieb gesetzt.
Das Wasser wird durch einen Graben, von 1845 im. Länge, welcher oben
m imn Lichten breit ist, während die Sohle 313 mm mißzt, zugeführt.
Dieser Graben, welcher zum Theil durch starke Felsmassen hat gearbeitet
verden müssen, hat seinen Anfang in der Oberförsterei Lautenthal, läuft
mit der Innerste parallel und ergießt sein Wasser in ein oberhalb der
Fabrik angelegtes Bassin. Von hier aus wird das Wasser mit einem
Gefälle von 261mm durch 13,2 mm im Lichten haltende Röhren zur Tur—
bine des Etablissements geführt. Nachdem dasselbe die gewünschte Arbeit
zeliefert, wird es durch einen 600m langen Tunnel indie Innerste ge—
seitet. An der Herstellung der Anlagen arbeiten an Ort und Stelle seit
etwa 10 Monaten durchschnittlich 100 Personen, Wenn die Fabrik in
Thätigkeit gesetzt ist, so wird sie jährlich etwa 20 000 Festmeter Fichten—
holz zu Holzstoff verarbeiten, aus welchem man Papier, Pappe und
Papiermaché herstellt. Selbstverständlich üben diese Fabriken, die nur
»ollständig gesundes Holz gebrauchen können, auf die örtlichen Holzpreise
einen ganz bedeutenden Einfluß aus.
Luftraum für einen Arbeiter. Nach einer Mittheilung
m engl. „Economist“ hat der englische Staatssekretair auf Grund der
ihm durch die Fabrikgesetzgebung eingeräumten Machtvollkommenheit vor—
Jeschlagen, in solchen gewerblichen Anlagen, in welchen die Beschäftigung
unger Leute ausnahmsweise für eine laͤngere, als die gesetzliche Zeit er—
aubt werden kann (z. B. wenn der Geschäftsbetrieb zu einzelnen Zeiten
»es Jahres viel größer, als in andern zu sein pflegt u. dergl.), diese
Erlaubniß an die Bedingung zu knüpfen, daß für jeden Arbeiter min—
destens ein Luftraum von 400 Kb' (engl.), d. h. von ca. 111/3 khm vor—
gesehen sein müsse. Hierbei wird bemerkt, daß die englischen Fabrik—
nspektoren für eine gewerbliche Anlage, worin nicht über die gesetzliche
Zeit hinaus gearbeitet werde, als geringsten Luftraum für einen Arbeiter
inen solchen von 250 kb' (zwischen 7 und 8 kKlun) noch zulassen.
Arbeiterfürsorge. Die Firma Anton Merz in Greiz hat in
hrer Fabrikordnung einen Abschnitt einschalten lassen, welcher nachgeahmt
uü werden verdient. Der betreffende Paragraph lautet: „Weihnachts—
Jeschenke werden nicht gewährt; dafür sollen den Arbeitern für treues
Müsharren und vorzügliche Führung in nachstehend festgesetzter Weise
Beldprämien bewilligt werden: nach 1 Jahr 10 Mark, nach 2 Jahren
20 M., nach' 3 Jahren 30 M. und so fort aufsteigend bis auf 100 Me.
aach 10 Jahren mithin in 10 Jahren zusammen 550 M. Diese Beträge
können, mit Ende des Jahrs 1883 beginnend, jährlich baar erhoben
werden, oder auch sicher gestellt und zu 41,4 Proz. angelegt, beim Ge
schäftsinhaber stehen bleiben“
UAnstehende Suübmissionstermine.
Submittirende Behörde, Anstalt
Datum. oder Verson
22. Febr.
Stadtbau-Deputation
22. Febr.
2. Febr.
Schulpatron Komorowski
agl. Eisenbabhnbauinspektar Bode
22. Febr.
gl. Wasserbau-Inspektor Fischer
gl. Salzamt
vroßh. Kultur-Inspektion
24. Febr.
25. Febr.
25. Febr.
Broßh. Kultur-Inspektion
26. Febr.
27. Febr.
Evang. Gem.Kirchenrath
Stadtbaurath Sturmhoefel
28. Febr.
Ubth.e-Baumstr. Sauer
10. März
Bürgermstr. J. Mieg-Köchlin
Wohnort derselben
Breslau
Broß Teschendorf,
Kr.Stuhm. W.⸗Pr.
Zuhl
Wittenberge
Dürrenberg a. S.
Freiburg i. B.
Freiburg i. B.
Schreibendorf, Kreis
Strehlen, R-B. Brs.
Maadeburo
Mehlsack O.Pr.
Ptülhausen i E.
Gegenstand der Submission
Pflasterunterhaltungsarb., sowie Vfrg. von Sand, Kies und Basalt-Mosaiksteinen,
während des Etatsjahres 1883,84 für die beiden Bauinspektions-Bezirke das
Bed. das. in der Tiefbau⸗Inspektion des Westbezirks, Stadthaus. Topikram
part. links.
Irbeiten zum Neubau des Schulhauses das. Bed. das.
afrg. von Werkstätten aus festem wetterbeständigen Sandstein oder aus Kalkstein
für den Lauterthal-Viadukt und den Sandstraße-Viadukt bei Suhl. Bed. das.
im Geschäftslokal. Kop. 1,80 Mk.
Lfrg. der pro 1883/84 erforderlichen Steinmaterialien zu den Bauten an der
Elbe im Wasser-Baukreise Wittenberge und zwar 4500 Kbin Schüttsteine und
700 kbm Pflastersteine. Bed. das. Kop. 0,50 Mk.
efrg. von ca. 30000 kg gußeisernen Muffenröhren verschiedenen Durchmessers
fuür die Kgl Saline das. Bed. das in der Salzamtsregistratur. Kop. 0,x0 Mk
Arb zur Herstlg. eines Röhrennetzes für die Wasserversorgung des Hauptortes
und des Nebenortes St. Ilgen, oeransch. zu 17360 Vik. Bed. das. und auf
dem Bürgermeisteramt in Laufen Station Buggingen, bad. Bahn).
Maurer⸗ und Steinhauerarb. zur Herstlg. von 2Reservoirs für die Gemeinde
Awhen veranschl. zu 4101.7 Mik. Bed. das. und bei dem Bürgermeisteramt in
aufen.
Abaten zum Neubau der evang. Kirche das., veransch. zu 50860 Mfk. Bed. das
LAfrg. von 149 m Sima, 53 Konsolen, 148 mu Friesplatten, 25 Füllungsplatten,
12348 Formfteinen, 2800 Keilsteinen, 600 Ecksteinen, 32 Mittelakroterien,
34 Seitenakroterien und 1200 blauglasirten Riemchen zum Neubau des Schul—
sJauses in der Dreiengelstraße das. Ved. das. im technischen Baubüreau, Jo—
hanniskirchhof 5 und 6.II. Rop. 0,50 Mk.
susführungen von Arb. inkl. Makt.-Lirg. zur Herstllg. der Brücke über d. Walsch
d. EisenbeLinie Allenste in-Kobbelbude. Bed. geg. i Mk. d. d. Abth.-Bau-Bür
zu Mehlsack O.Pr.
Irb. ünd Lirge zur Anlage einer Wasserleitung in der Stadt Mülhausen im
Eisaß. VBed, das. im Büreau des mit der Bauleitung beanftraaten Stadt—
bhaumeisters im Rathhause.