Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 43, Bd. 2, 1883)

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Ein neues Bausystem. 
Ein neues französisches Bau-Spystem des Ingenieur C. Tollet. 
(Hierzu 12 Fig.) ESchluß.) 
Fig. 8 giebt den Querschnitt des Systems in größerem 
Maaßstab. Die beiden Bogenrippen von T Querschnitt sind jeder 
12,55 melang, 12 meüberspannend und Feben dem Gebäude bis 
zum First 10,70 m Höhe. Die Bögen stehen in Eisenschuhen, 
die von Cementbetonfundamenten eingeschlossen. Korbbogenrippen 
sind nach beiden Seiten angenietet ünd überspannen Raͤume von 
5,00 m Breite und 4,225 m Höhe. Diese Bögen stehen ebenfalls 
n Schuhen im Fundament eingestampft. Zwischen den Haupt— 
eippen ist eine dünne Wand aus Kalkbeton bis zur Höhe des An— 
chlusses der Seitenrippen aufgeführt und diese letzteren ebenfalls 
Die punktirten Linien, zeigen die Raumbegrenzungen der 
Bezon'schen Holz- oder Eisenkonstruktion, die sich bei ungünstigerer 
Raumausnützung theurer stellt. 
Fig. 8 
zurch ein flaches Gewölbe geschlossen, welches mit den Außen— 
wänden, die 2,10 m hoch bis zum Dach und 23,50 em stark 
sind, in einem Guß hergestellt, also mit den darin steckenden Eisen— 
rippen ein monolithes Ganze bildet. Auch hier sind die Funda— 
mente und Gewände wie Hausecken aus Cementbeton. Auf den 
Rippen siud die Fetten verbolzt, die die hölzernen Sparren tragen, 
die verschaalt und mit Patentschindeln in fünffacher Lage, mit 
dreosottheer getränkt, eingedeckt sind. Der Kuhstall zeigt die An— 
»rdnung der Krippen aus Zinkblech, die in eisernen Haken, welche 
an den Rippen angebracht sind, liegen und höher oder tiefer 
gestellt werden können. Im Pferdestall sehen wir die Anordnung 
der Standbäume und der Krippen, ebenfalls an den Eisenrippen 
»efestigt. Die Ventilationsschornsteine in den Ställen sind bei (a) 
ingebracht. Im Dach sind Fensterluken auf gewöhnliche Weise 
zwischen den Holzsparren angeordnet. Zwischen der Wölbung und 
zem Dach ist Stroh- oder Lehmdichtung zwischen aebracht. 
die 
Fig. 9 giebt eine kleinere Anlage nur für Stall und Futter— 
raum für 4 Reihen Vieh; nach ähnlichem System; hier geht der 
dorbbogen durch den mittleren Raum und wird durch Säulen 
ind Träger verstärkt. Zwischen letzteren ist über flach gewölbter 
Decke der Futterraum. Natürlich ist auch zwischen den Korbbögen 
gewölbt, so daß der ganze Raum nach oben durch ein Korbbogen— 
jewölbe abgeschlossen ist. Zwischen der Säule und dem Spitz⸗ 
zogensparren ist in 1,00 m Höhe über dem Fußboden eine ge— 
vogene Verstärkungsrippe zwischen genietet, auf der eine Zinkkrippe 
nit Futtergang liegt, oder zwischen die sich ein Betongewölbe spannt, 
welches jeseitig eine Krippe enthält. Die punktirte Linie giebt den 
Amfang bei eventueller Holzkonstruktion an. In Eisen würde die 
Konstrüktion 14470 Mk., in Holz bei demselben nutzbaren Kubik— 
nhalt 16120 Mk. gekostet haben. Sieht man von der Billigkeit 
ib, so würde man selbst in dem Falle, daß Holz nur eben so 
heuer, als Eisen gekommen wäre, das letztere vorziehen, weil es 
einmal feuersicher und dauerhafter ist, zumal für Stallzwecke, wo 
»as Eisen von der Ausdünstung und der Feuchtigkeit des Düngers 
bedeutend weniger angegriffen wird, als Holz und selbst Stein; 
hesonders, wenn man das Eisen mit einem Mennigeanstrich ver⸗ 
ieht. Auch läßt sich Eisen so günstig mit Cement- und Kalkbeton 
verwenden, die mit Holz zusammen schlecht anzuwenden sind, da 
etzteres bei dem Einbringen des Beton qauillt und den Beton 
»eim Abbinden auseinander treibt. 
Fig. 10 giebt eine Scheune allein ohne Anbauten; in diesem 
Falle entstehen gebrochene Dachflächen, wie uns schon Fig. 4 u. 5 
iuf einer Seite gezeigt. Der spätere ein- oder beiderseitige Anbau 
»on Stallungen, wie bei Fig. 4 und 5 oder auch Fia. 8. ist sehr 
eicht zu ermöaglichen 
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Maaßstäbe zu den Zeichnungen. 
Fig. 11 und 12 sind kleine Stallgebäude dieses Systems. 
Fig. 11 ein Pferdestall für eine Reihe Pferde, durch einen Spitz 
hogen gebildet, ganz wie die Scheune Fig 10, aber in verjüngtem 
Maaßstab. Da hier aber die Wände verhältnißmäßig höher 
sinaufgeführt werden, entstehen hier grade Dachflächen. Fig. 12 
ein Schweinestall für 2 Reihenabtheilungen von größerer oder ge— 
ingerer Tiefe, mit einem mittleren Fuͤttergang; da hier geringe 
döhe des Gebäudes im Verhältniß zur Breite nöthig, wird der 
Spitzbogen durch den Korbbogen ersetzt. Der Dachraum über dem 
eigentlichen Stall bleibt entweder frei, oder wird, wenn zwischen 
den Korbbögen gewölbt ist, als Futterraum benutzt. Man könnte 
die Anordnung auch nach Fig. 5, den seitlichen Schweineställen, 
reffen, dann entstäͤnde eine aͤhnliche Form wie der Pferdestall 
Fig. 11), ginge aber der eventuelle Futterraum verloren. 
Nachstehend geben wir noch zur Erläuterung der in voriger 
Nummer abgedruckten Fia. 66 die Erklärungen der darin befind— 
ichen Zahlen: 
Scheune. senechte. 3 Wasserleitung. 
2. Kuhstall. Futtertenne. Tenne, darunt. Kornboden. 
3. Schafe. 'oxen. SIchweine. 
1. Hühner. ankenstall. kutsche. 
3. Milchkammer. rbeitsgeräth. . Kutschpferde. 
3. Arbeitspferde. 12. Waagen. 18. Schweine. 
din Schluß muß noch erwähnt werden, daß die Aufstellung 
dieser Art Gebäude sehr schnell vor sich geht. Die Eisensparreuü 
iind an sich sehr leicht, im Durchschnitt 829 K pro laufender Veeter, 
ilso z. B. ein Scheunenbogen (Fig. 8) mit 12,50 mm Schenkel⸗ 
ünge 25,8 kKlo S 200 Klo, also ca. 4 Centner, eine Last, die bequem 
zjehoben werden und in die Schuhe, die vorher ihren Standpunkt 
zrhalten, eingesetzt und befestigt werden kann. Dazu kommt die 
Anwendbarkeit des Kalk- und Cementbeton, die bei Holz nicht 
nöglich und die ebenfalls eine schnelle Ansführung und, zumal 
ei Cementbeton, eine sehr schnelle Benutzung der sofort trockenen 
Räume ermöglicht. Dabei stellt sich Beton meist für ländliche 
Bauten dadurch billig, daß der dazu erforderliche Kies und Sand 
neist unentgeldlich zu haben, ja sogar von dem Landwirth gerß 
entbehrt wird, weil der Acker dadurch verbessert wird, und dar 
erner der ungeübte landwirthschaftliche Mrbeiter zur Herftellung den 
Arbeiten benutzt werden kann. 
Aus dem Ganzen geht hervor, daß nachfolgende Vortheile dem 
System eine durchgehende Anwendbarkeit sichern: Günstigste Ueber— 
pannung und Ausnutzung des Raumes bei möglichster Billigkeit 
und Solidität, Feuersicherheit, leichte Aufstellung, also schnellste 
Benutzbarkeit und beste Rentabilität, bestmöglichste Reinlichkeit und 
gute Ventilation. Ohne Frage werden diese Vortheile dem neuen 
System auch in Deutschland bald Freunde und Verbreitung schaffen 
und os heimisch machen 2 PNid RAus
	        

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