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Erfindungen im Hochbauwesen. —
Wir bezeichnen es daher als einen wesentlichen Fortschritt,
daß diesem Uebelstande durch das Thiem'sche Sicherheitsfenster in
eder Beziehung begegnet wird.
Die beiden unteren Flügel, welche mit aufgehendem Mittel—
»fosten und Basquillebeschlag versehen sind, werden geöffnet, der
bere Theil des Fensters ist herablaßbar, indem sich derselbe in
einer Sförmigen Nuth, welche in das Rahmenholz des Fenster—
gerüstes eingestoßen ist, nach abwärts bewegt und nach dem er—
folgten Putzen wieder in seine ursprüngliche Stellung zurückge—
choben, resp. durch Riegel ꝛc. wieder festgestellt werden kann.
Die zwei Langseiten der Flügel sind, der Nuth entsprechend,
ausgekehlt und legen sich in dieselbe beim Schluß der unteren
2 Laugflügel ein.
Die Vortheile, die uns diese neue Erfindung gewährt, be—
ttehen hauptsächlich darin, daß
das Putzen des oberen Theiles der Fenster vom Zimmer—
tußboden aus gefahrlos erfolgen kann,
die Gardinen bei Manipulation des Putzens unbelästigt
oleiben,
das herabgelassene Fenster einen vollkommenen Schutz für
Kinder bietet.
Dabei ist die ganze Konstruktion keine theurere, als wie bei
unseren sonst üblichen Fenstern, so daß schon dieserhalb die Ein—
führung dieser einfachen und dabei in ieder Hinsicht praktischen
Erfindung geboten erscheint.
Herr Hugo Burckhardt, Leipzig, Färberstr. 5, ist beauf—
tragt, an allen Orten Licens an Innungen, Bauagecschäfte ꝛc. ab—
zugeben. — m.
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Anwendung von gebrannten Thonknöpfen zur
Befestigung von Deckenverputz.
Während bei den bis jetzt üblichen Konstruktionen von
Zzimmerdecken Holzlatten und vegetabilische Stoffe, wie Streh,
Schilf, ferner Eisendraht ꝛc. zur Befestigung verwendet worden
ind “ Material, welches über kurz oder lang durch Fäulniß,
Ersticken, Rosten ꝛc. der Zerstörung ausgesetzt ist — kommen diese
Materialien bei dem dem Baumeister Seb. Müller in Ober—
öhring (Bayern) unter Nr. 14298 im Deutschen Reiche paten—
iirten Verfahren ganz in Wegfall und wird der Deckenverputz
lediglich durch gebrannte Thonknöpfe befestigt, resp. zusammen—
Jehalten. Die Thonknöpfe selbst — abgestumpfte Kegel mit 31/, ctm
duͤrchmesser und mit gegen die Grnuudfläche unter 60 Grad ge—
neigter Mantellinie, sowie 10 wm Stärke — werden in möglichst
leschen Abständen von 4264 ectm auf schmale oder geschlitzte
Schaalbretter von 2 ctm Stärke mit der kleinen Abstufuugsfläche
mit gerauhten, hierzu eigens vorgesehenen Drahtstiften besestigt
ind hieranf die mit den Thonknöpfen benagelten Schaalbretter der—
gestalt an den Deckenbalken befestigt, daß zwischen den einzelnen
Brettern ein Zwischenraum von etwa 5 mi bleibt. Der Mörtel—
hewurf wird sodann in gewöhnlicher Weise vorgenommen; eine
Beimischung von Gips ist nicht nöthig, da sich der, Mörtel auch
zhne diesen mit den gebrannten Thouknöpfen vorzüglich verbindet.
Die Herstellungskosten berechnen sich billiger, als bei den bisherigen
Decken-Konstruktionsweisen: 1000 Stuck, gebrannte Thonknöpfe
rosten 1 Mark; 1000 Stück Drahtstifte 76 Pf. Für 1m
Deckenfläche sind 250 bis 300 Stück gebrannte Thonknöpfe er—
orderlich. Die Baufirma S. Specht unde Hutzelsieder in
Augsburg hat den Verkauf und Vertrieb obiger Thonknöpfe
ühernommen. Gewerhehbl. f. Württ.)
Mittheilungen über Ausstellungen.
Mittheilungen über Ausstellungen.
Die Hygiene-Ausstellung schreitet in ihrer baulichen
—A
zebändes präsentiren sich jetzt bereits aus ziemlicher Entfernung
son der Moltkestraße aus in ihrer ganzen Stattlichkeit und geben
ein ungefähres Bild von der binnen wenigen Wochen zu vollen—
denden Gesammtanlage. Die quadratische Haupthalle ist in ihrem
massiven, steinernen Unterbau fertig gestellt und zeigt au der Frout
nach der Eingangsseite zu fünf, an den drei anderen Seiten je
)rei gemauerte Portale; das mönumentale Hauptportal, der Alt—
Hoabiter Chaufssee gegenüber, tritt besonders hervor; die nach
Ost und West belegenen Seiten des Quadrats zeigen je zwölf
zwischen den Portalen vertheilte Fenster. Auch die auf dem stei—
nernen Unterbau sich erhebende Eisenkonstruktion ist, im Gerippe
wenigstens, vollendet und läßt die Theilung des gewaltigen Raumes
in 25 gleichmäßige Quadrate — je fünf der Länge und je fünf
der Breite nach — erkennen. Etwa die Hälfte dieser Quadrate
hat auch bereits Dachung aus Wellblech erhalten und die Glie—
derung der einzelnen Quadrate nach oben zu ist eine so vollstän—
dige, daß das Gesammitdach aus 25 vollständig isolirten ilachen
Blechkuppeln besteht. Zu ebener Erde verschwindet natürlich diese
trenge Theilung und aus dem Gewirr der Pfeiler, Stützen und
eisernen Tragbalken treten uns nur eine Reihe langgestreckter,
urch bauliche Arrangements aller Art in ihrer Kontinuität unter—
zrochenen Hallen entgegen. Mit der Betonirung des Fußbodens
»er Halle wird bereits begonnen; das Gros der Arbeiter jedoch,
nehrere Hundert, ist noch mit der Bedachung beschäftigt und
letiert hämmernd, nietend und löthend auf der Dachkonstruktion
der weiten Halle umher. Der westliche Trakt der letzteren ist am
veitesten vorgeschritten; hier fehlen zur Fertigstellung nur noch
zie verbindenden Glasscheiben. Die Gartenanlagen zu beiden
ZSeiten des Hauptportals haben sich bereits frühlingsmäßig heraus—
taffirt und harren mit ihren abgezirkelten Beeten und betonirten
Springbrunnen-Bassins des belebendes Strahles der Lenzsonne.
Nuch jenseits der Stadtbahn, wo die kleinen, meist stilvollen und
änstlerisch wohlthuenden Einzelhauten, Hallen, Zelte und Kioske,
ich erheben, herrscht jetzt wieder reges Leben. Die schützende
Bretter- oder Strohhülle, mit der sich die luftig konstruirten Mi—
ltiaturhäuser vor den Unbilden des Winters sicher gestellt, wird
ibgenommen und das Unfertige oder schadhaft gewordene ergänzt
ind reparirt. Seit Kurzem ist in diesem Theile der Ausstellung
uch eine Abtheilung der Baupolizei thätig, die sich mit der
Revision der vom Vorjahre her stehen gebliebenen Baulichkeiten
ind mit der Raumabgrenzung für die neu zu errichteuden be—
chäftigt; auch die Feststellung der Bebauung des neu hinzutretenden
ogenannten „nassen Dreiecks“ gehört zu den Kompetenzen dieser
anvolizeilichen Kommission — g.
Juternationale Elektrische Ausstellung. Wien
1888. Wir erhalten weiter nachstehenden Bericht üher obides
Anternehmen:
Welche Dimensionen die internationale elektrische Ausstellung
in Wien aunehmen wird, kann aus dem Umstaude entnommen
verden, daß die für dieselbe nöthige Betrichskraft auf rund
(000 Pferdestärken berechnet worden ist, von denen 700 allein
iuf die Beleuchtung sämmtlicher Ausstellungsräume entfallen.
Die zum großen Theile stabilen Dampfmaschinen und Kessel,
velche zur Entwickelung dieser Kraft dienen sollen, werden gleich—
eitig Ausstellungsobjekte bilden und für das Publiknum in leicht
iberfichtlicher Weise angeordnet werden, wodurch sich diese Ab—
heilung der Ausstellung ebenso anziehend als instruktiv gestalten
ind gewiß Vieles vor den gleichen Abtheilungen zu Paris und
Nünchen voraus haben wird, wo die Installationen der Maschinen
ind Kessel cinen mehr provisorischen Charakter trugen. — Durch
ie vollkommenere Ausbildung des Motorendepartements erwachsen
war größere Kosten, aber dieselben sind dadurch hinreichend ge—
echtfertigt, daß einerseits dem Publikum die Möglichkeit geboten
vird, sich über die zweckmäßigsten Typen der zur Erregung elek—
rischer Ströme gebrauchten Mosoren zu informiren, andererseits
zie Fachmänner Gelegenheit erhalten, vergleichende Studien von
sohem Werthe anzustellen und die wichtige Frage der zweck—
näßigsten Konstruktion von Kesseln und Maschinen für elektro—
echnische Zwecke ihrer Lösung näher zu bringen.
Welchen Beifall das Vorhaben der Ausstellungs-Kommission
n betheiligten Kreisen gefunden, mag aus dem Umitande erhellen,
»aß zwei große Fabrikanten von Dampfkesseln, ein Deutscher und
»in Belgier, sich jeder für sich erboten haben, Kessel für das
jauze Dampfquantum von 1000 Pferden als Ausstellungsobjekte
eizustellen. Die Kommission besitzt übrigens außer diesen gewiß
chaͤtzenswerthen Offerten noch zahlreiche Anmeldungen von Dampf—
eesseln und ist bereit, deren noch weitere anzunehmen, um eben
illen Fabrikanten und allen Systemen Gelegenheit zur Vorführunc
hrer Leistungen zu bieten. AII.