Literaturbericht.
der Verfasser gezwungen, wenn er, nichts Lückenhaftes schaffen wollte,
das Wert auf 3 Bände auszudehnen.
Der Herr Verfasser, als Schriftsteller bereits rühmlichst be—
kannt, hat' die sorgfältig gezeichneten und reproduzirten Illu—
strationen zum Theil aus dem in Deutschland noch unbekannten
Werke von Camillo Boito, zum Theil seinen eigenen Reiseskizzen
Hinommen, oder nach theils direkt von ihm, theils auf seine Ver—
anlassung von italienischen Architekten bewirkten Aufnahmen selbss
auf Polz gezeichnet. Die Illustrationen sind demnach, sowohl in
der Wiedergabe bestehender Kunstwerke, als in einzelnen zur Er—
gänzuug nöthig befundenen Restaurationsentwürfen sämmtlich mi
den Eigenschaften der Zuverlässigkeit, Klarheit, Stiltrene, Korrekt—
heit und verständnißvollen Darstellung ausgestattet. Die gleicher
Eigenschaften besitzen die nach Oridinalaquarellen des Verfassers
ausgeführten polychromen Steindrucke.
Die Arbeiten ilalienischer Forscher hatten eine Reihe von
Thatsachen festgestellt, welche geeignet sind, vielfach verändernd auf
die bisher gültigen Ansichten und die Eutwickelung der Baukunst
Italiens einzuwirken, namentlich aber Licht zu verbreiten über die—
senigen Stadien dieser Entwickelung, welche der eigentlichen Blüthe
uctelalterlicher Baukunst vorhergehen. Hierdurch war eine Lückt
in der Geschichte der italienischen Bauten entstanden, welche der
Herr Verfasser durch obiges Werk auszufüllen unternommen hat
Die vollständige Kenntniß der betreffenden Sprachen, Geschichte
ind Litteratureu, verbunden mit der eingehendsten Kenntniß der
Denkmaler selbst, sowie die Fähigkeit, jede vorkommende Form in
stilistsscher Beziehung beurtheilen zu können, das Alter, die Ent—
stehung, die Schuͤle ⁊tc. richtig zu klassifiziren, mit genügender tech—
nischer Erfahrung, um aus dem Grade der Berwitterung und Ab⸗
nutzung, aus dem Zustande des Steins und Mörtels, aus der Art
der Eifügung und des Verbandes zuverlässige Schlüsse auf die
Zeit der Entstehung, die Reihenfolge der Anbringung ꝛc. dieser
Theile ziehen zu können, machten den Verfasser zur Bearbeitung
dieses Werkes besonders geeignet.
Illustrationsprobe.
Illustrationsprobe.
Die Auigabe, die sich der Verfasser gestellt hatte, unpar—
cheiisch, ohne jede vorgefaßte Meinung die bisher als geltend an—
gesehenen Ansichten über die Entwickelung der italienischen Bau—
hunst des Mittelalters an der Hand der Resultate seiner eigenen,
sowie sämmtlicher zugänglichen fremden, besonders auch der neuesten
italienischen Forschungen zu prüfen und zu läntern, dürfte unserer
Ansicht nach alänzend gelöst sein.
Wir geben nun im Folgenden unsern Lesern eine Uebersicht
von dem Juhalte des gesammten Werkes und fügen der besseren
Beurtheilung der Illufirationen wegen einige der Holzschnitte bei.
(Schluß folgt.)
Zeitschrift für Baukunde. Organ der Architekten—
und Ingenieur-Vereine von Bayern, Württemberg, Baden, Elsaß⸗
Lothringen, Frankfurt a. M., Mittelrhein, Niederrhein, Westphalen
und Oldenburg. Redakteur Dr. W. Wittmann, Privatdozent an
der K. Technischen Hochschule zu München. München, Verlag von
Theodor Ackermann, Königl. Hof-Buchhändler.
Das uns vorliegende 8. Heft beschließt den VI. Band, und
ist diesem Hefte deshalb das Titelblatt, Inhalts-Verzeichniß und
ein Autoren- und Sachregister des VI. Bandes beigegeben. Es
enthält: J. Original-Abhandlungen „Straßenbrücke über den Neckar
bei Heidelberg.“ Von Bezirksingenieur H. Bär in, Karlsruhe.
Mit Zeichnungen auf Blatt 30 bis 33. Blatt 30 giebt die per—
pektidische Ansicht der Brücke in sauber ausgeführtem Lichtdruck,
Blatt 31 die Ausicht, die Gründung, die Rüstungen für den Stein—
und Eisenbau und die Profile, Blatt 32 die Strompfeiler und das
rechtsseitige Widerlager in Seiten-, Vorderansicht und Schnitten,
und Blatt 33 den eisernen Oberbau in dem Längenschnitt eines
Bogenträgers, einem Vertikalschnitt, dem unteren abgewickelten
Horizontalverband und den Details in Lithographie-Druck.
Da dieses Heft sich seinen Vorgängern in würdigster Weise
anschließt, so dürfte dasselbe eine durchaus geeignete Empfehlung
für das neue Jahres-Abonnement sein. —-er.