Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 44, Bd. 3, 1884)

Mittheilungen aus der Prarxis. 
218 
zrubenfeucht in einem möglichst vollkommenen Zustand der 
Zerkleinerung der Presse zugeführt wird. 
Auf Grund dieser Beobachtungen habe ich meine verbesserte 
Iydraulische Trockenpresse, welche sich schon in verschiedenen Cement⸗ 
sabriken zur Herstellung von Steinen aus Rohcementmehl bewährt 
sjat, zweckentsprechend verändert und nun auch schon in der Aktien— 
Ziegelei Trotha-Sennewitz einen über Erwarten günstigen Erfolg 
amit erzielt. 
Dort wird das Rohmaterial, jetzt im Winter, direkt aus der 
Brube auf der von mir gelieferten Presse verarbeitet und die 
Steine von demselben sofort in den Ofen eingesetzt. Bevor die 
ziegelerde in die Presse kommt, wird sie auf einem Apparate, 
velcher von mir in Gemeinschaft mit Herrn Inspektor Kießling 
onstruirt wurde, entsprechend zerkleinert und zugleich aber auch 
nit dem nöthigen Sande resp. Braunkohle (für gewöhnl. Steine) 
zemischt. In den ersten fünf Wochen des Betriebes wurden dort 
nit uneingeübten Arbeitern 400 000 Steine auf diese Weise her— 
estellt. 
Was nun die Preosse betrifft, so besteht dieselbe im Wesent— 
ichen aus einem drehbaren Tisch, in welchem sich sechs Paar 
Formen befinden. Von den letzteren werden je zwei gefüllt, zwei 
Paare stehen unter Druck, und aus den letzten beiden Formpaaren 
verden die gepreßten Steine ausgestoßen. Dies geschieht alles 
rutomatisch; die Arbeiter haben nur die Steine von der Presse 
ibzuheben und auf Karren, resp. Wagen zu stellen, um sie nach 
dem Ofen zu transportiren. Die Presse liefert pro Minute 26 bis 
32 Steine je nach dem zu verarbeitendem Rohmaterial. Jeder 
Stein wird einem doppelten Druck unterworfen, und zwar hat der 
erstere hauptsächlich den Zweck, die dem zu pressenden Material 
jeigemengte Luft aus demselben zu entfernen, während der zweite 
ind bedeutend stärkere Druck die Steine zusammenpreßt. Zur 
Presse gehören noch außerdem zwei doppeltwirkende Druckpumpen 
ind ein Akkumulator. Der Druck ist, wenn er für das zu ver— 
irbeitende Material festgestellt ist, stets konstant. Zum Betrieb 
dieser ganzen Anlage sind nur 8—10 Pferdestärken erforderlich. 
Die auf der Trockenpresse hergestellten Steine sind vollständig 
scharfkantig, das oft lange dauernde Trocknen an der Luft, resp. 
auf Darren fällt fort, und der Betrieb wird vollständia unabhängig 
»on Witterung und Jahreszeit. 
zunge, die auf das Centrum des vom Ringe gebildeten Kreises 
eigt. Am Ringe hängt ein kleiner gläserner oder auch blecherner 
Becher. Man bedient sich zur Prüfung einer Leimsorte auf diesem 
Instrumente nur kleiner, ganz gleichmäßiger Gypsstäbchen, zu 
denen Widenbusch Formen von Speckstein empfiehlt, welche circa 
45 wm lang sind, mit etwas konischem Ausschnitt, an einem Ende 
zmm, am andern Ende 8 mm Durchschnitt haben, und die 
Feuchtigkeit leicht aufsaugen. Man mischi den feinsten gebrannten 
Hyps (aus Marienglas) mit dem gleichen Gewicht Wasser und 
zießt ihn in die Form. Nach Anfertigung der Gypsstäbcheu über— 
zießt man die zu prüfende, vorher bei 800 R. vollständig ge— 
rocknete Leimsorte und läßt sie einige Zeit aufquellen, worauf man 
ioch mehr Wasser hinzugießt, so daß gerade 1 Theil Leim in der 
Ofachen Menge Wasser aufgelöst wird. In diese Leimlösung 
egt man nun die Gypsstäbchen etwa 5 Minuten lang, der poröse 
Syps saugt sofort den Leim in sich auf so viel sein Volumen ge— 
tattet. Man nimmt die Stäbcheu heraus, stellt sie senkrecht und 
äßt sie wiederum bei 809 R. trocknen. Nachdem sie trocken sind 
egt man sie auf, den Ring, quer über die Einschnitte und hängt 
genau über die Mitte des Stäbchens den Haken des kleinen schon 
rwähnten Beckens ein. Hierauf läßt man durch eine solid ge— 
ertigte Bürette, welche vorsichtig mit Quecksilber gefüllt ist, 
Zuecksilber in den Becher fallen. Sobald das Gypsstäbchen den 
Zug nicht mehr aushalten kann, zerbricht es und nach dem Ge— 
vicht des Quecksilbers, was es trug, ist die Festigkeit des Leims 
zuf direkte Weise bestimmt. 
Um zu verhindern, daß der Leim Feuchtigkeit anziehe, und 
im seine Bindekraft zu vermehren, ist es angezeigt, beim Sieden 
nuf ein Kilo Leim 40 Gramm fein pulverisirten Alaun zuzusetzen. 
Den festesten und bestbindenden Leim erhält man durch Auf— 
veichen gut geklopfter Hausenblase, die man über Nacht in Wasser 
»inweicht und dann etwa 1 Stunde im Wasserbade erwärmt. 
Ist es erforderlich recht viel Hausenblase zu lösen und soll 
»er Leim recht dickflüssig sein, so kann man die Hausenblase in 
chwachem Branntwein kochen, der mehr und auch leichter auflöst, 
ils Wasser. 
Vor allen Dingen sehe man beim Leimankaufe auf mög— 
sichste Farblosigkeit und Härte der Tafeln. Der Preis sollte total 
Nebensache sein, denn ein Leim im Preise von 9—-100 Fres. 
eistet leicht das Dreifache, was ein solcher zu 50 —60 Fres. ver 
Zentner. 
Bleiweis, Kreide und wie all' die Substanzen heißen und die 
alle billiger sind als Leim, kann man dann selbst beimischen, weunn 
nan mittelmäßige Waare will, dazu braucht es keiner „Leimsieder“ 
Woœn 
v. Mißtzlaff, Ingenieur. 
Zur Behandlung des Leimes. Gewöhulicher Tischler— 
eim, wie er zur Verbindiing von Holz mit Holz in Verwendung 
ommt, wird am besten bekanntlich dadurch bereitet, daß man ihn 
twa 1 Tag in kaltem Wasser einweicht und aufquellen läßt. Wenn 
der Leim gut ist, nimmt er dabei gerade so viel Wasser auf, daß 
die weichen zitternden Gallertstückchen im Wasserbade erhitzt, eine 
yrupdicke fadenziehende Flüssigkeit geben. Den Leim sollte man 
nie stärker, als bis zum Kochpunkte des Wassers erwärmen, weil 
er durch stärkeres Erhitzen an Bindekraft verliert. Am besten 
sst die Manier des Schmelzens im Wasserbade, wozu man eine 
besonders geeignete Vorrichtung hat. Letztere besteht aus einem 
nessingnen oder kupfernen Gefäß, dessen Wände mindestens 3 mm 
tark sein sollen, und welches wiederum in einem anderen größeren 
Befäß von Blech derart eingehängt ist, daß es mit seinem Rande 
ruf dem Rande des größeren aufliegt, also frei im größeren Ge— 
jäß hängt, ohne die Wände desselben zu berühren. Der Zwischen— 
aum wird mit Wasser gefüllt, während das Innere den Leim 
aufnimmt. Der auf diese Weise erwärmte Leim, wird jederzeit 
die besten Resultate liefern. Uebrigens soll derselbe nie von zu 
tarker Konsistenz angewandt werden, da er bekanntlich im Augen— 
zlick des Auftraägens gallertartig erstarrt und keine innige Ver— 
»indung mit den zu veremigenden Oberflächen eingeht. Ebenso 
„ekannt dürfte sein, daß man die zu leimenden Hölzer wenn mög— 
ich auf etwa 40 Grad Reaumur erwärmen, nie aber in kaltem 
Zustande zu vereinigen fuchen soll; zu dünner Leim ist auch nicht 
su empfehlen. Beim Verleimen von Holz in den Querschnitten 
der Faser, also Hirn auf Hirn, wie man zu sagen pflegt, kann 
iur dann auf sichere Haltbarkeit gerechnet werden, weun zwischen 
heiden Flächen ein möglichst dünnes Gewebe, Musselin ꝛc. 
zuch im Nothfalle nur ein Stück Fliespapier eingelegt wird. — 
Was die Klebekraft des Leims betrifft, so wurde schon manches 
Verfahren empfohlen, nach welchem sofort über die Qualität Auf— 
schluß zu erhalten sei. Unter Andern wird z. B. behauptet, daß 
zuter Leim wenigstens um das 12fache an Gewicht zunehmen 
nüsse, wenn man ihn 24 Stunden in kaltem Wasser liegen ge⸗— 
assen und, dann zwischen Löschpapier sorgfältig abgetrocknet habe. 
Auf alle Sorten von Leim läßt sich dieses Verfahren aber jeden— 
ralls nicht anwenden.) Widenbusch empfiehlt einen kleinen, vom 
Heidelberger Mechaniker Desaga nach seinen Angaben gefertigten 
Apparat, dessen Haupttheil ein Ring kist, mit 2tiefen, einander 
zgegenüber liegenden Einschnitten und einer beweaglichen kleinen 
Künstliche Schleifsteine und Schmirgelfeilen für 
Metall und Glas. Küustliche Schleifsteine stellt man auf 
olgende Weise her. In geschmolzenen Schellack rührt man soviel 
S„chmirgelpulver oder schrotkörnigen Quarzsand, daß derselbe noch 
n Formen gegossen werden kaunn. Runde Schleifsteine von dieser 
MNasse haben den Vortheil für sich, daß sie beim Schleifen einen 
chweren Staub geben, welcher niederfällt und sich nicht in der 
Werkstatt verbreitet; in hygienischer Beziehung ist dieser Vortheil 
nicht zu unterschätzen. Für die Herstellung großer Drehsteine em— 
afiehlt es sich, eine eiserne Trommel nur etwa 28/, bis 3 cm 
tark mit dieser Schellack- und Schmirgelmasse zu umkleiden, wäh— 
zend man kleinere Steine vollständig aus dieser Masse her— 
tellen kann. 
Dieser Komposition aus Schellack und Schmirgel kann auch 
eine weitere Anwendung dahin gegeben werden, daß man nicht 
iur Schleifsteine und Schleifschaalen daraus herstellt, sondern auch 
Feilen und ähnliche Werkzeuge daraus fertigt, welche zur Bear— 
»eitung von Glas, Eisen, Stähl, Messing ꝛc. sowohl in weichem 
ils härtem Zustaude mit sehr gutem Erfolge gebcaucht werden 
önnen. Diese Feilen können tröcken und naß, in vielen Fällen 
nit Oel angewendet werden, und ersetzen die gebräuchlichen 
S„chmirgelhölzer und Schmirgelscheiben, ja selbst die kostsvieligen 
einen stählernen Feilen. 
Auf Glas wirken solche Feilen nicht weniger ein, so daß 
nan mit ihnen beliebige Flächen matt feilen, Ränder und Ecken 
ibnehmen und Löcher ausfeilen kann. 
Die Masse, 'aus welcher solche Feilen bestehen, hat eine 
zunkel bläulichgrüne Farbe und besitzt große Härte und Festigkeit; 
etzt man sie jedoch einer genügend hohen Temperatur aus, so 
vird fie wieder weich und entwickelt sich dann der bekannte Schell ick— 
geruch. Das gewöhnliche Mischungsverhältniß ist 1 Theil Schellack 
ind 3 Theile Schmirgel, welches jedoch nicht strickte innegehalten 
verden braucht. Der Schellack dient nur dazu, die Schmirgeltheile 
jaltbar zusammenzukitten, sodaß jeder Ueberfluß desselben eher 
chädlich als nutzbringend wirkt. Bei der Anfertigung ist daher 
senau auf die größere oder geringere Feinheit des Schmirgels zu
	        

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.