Bauberichte aus verschiedenen Städten. — Rezeptenkasten.
Neuer Unterricht in der Schnellrechen-Kunst für die
technische, kaufmännische und Schulpraxis in 2 Theilen. 1. Theil:
Methode der symmetrischen Multiplikation. Division und Wurzel—
ausziehung. 2. Theil: Anweisung zum Gebrauche eines auf diese
Methode gegründeten Rechenapparates. Von C. Jul. Giesing,
Oberlehrer an der Kgl. Realschule Döbeln. Döbeln 1884. Ver
lag von Carl Schmidt.
Der Verfasser hat, angeregt durch eine vor etwa 5 Jahren
erschienene Schrift von E. Gallati über eine neue Methode der
symmetrischen Multiplikation, diese Methode weiter ausgebildet
nund besonders auch auf die Division und das Wurzelausziehungs—
verfahren ausgedehnt. Er nennt das symmetrische Multiplikations—
verfahren ein sehr altes, welches von Gallati nur wieder hervor—
gesucht ist, während seine Ausdehnung auf, Division und Wurzel—
ausziehen eigene Erfindung des Verfassers ist.
Die Methode ist in leicht faßlicher und übersichtlicher Weise
dargestellt und allen denen zu empfehlen, welche viel rechnen
müssen. Für Diejenigen, welche eine bequemere Verwerthung der
Methode wünschen, empfiehlt der Verfasser, daß sie sich mit dem
im 2. Theile beschriebenen Rechenapparat vertraut machen, dann
wird ihnen die Mühe der Erlernung der Kreuzrechnung erspart
bleiben. Ein Urtheil über den Rechenschieber selbst können wir
nicht abgeben, da uns derselbe nicht vorliegt; er soll 2 Mark
kosten. Dagegen erscheint uns der Preis des Buches selbst mit
1.80 Mark ein durchaus mäßiger.
Mittheilungen aus dem mechanisch-technischen
Laboratorium der Königl. technischen Hochschnle zu Muͤnchen
von J. Bauschinger, O. Professor der technischen Mechanik
uud graphischen Staätik. Neuntes Heft, Mittheilung X enthaltend:
Untersuchungen über die Elastizität und Festigkeit von Fichten—
Kiefern-Bauhölzern. Mit 7 größeren Tabellen und 4 Blättern
Abbildungen:
Der Herr Verfasser, welcher bis zum Jahre 1879 die eisten
8 Hefte seiner „Mittheilungen“ in der Art des vorliegenden neunten
Heftes hatte erscheinen lassen, veröffentlichte dieselben seit jener
Zeit in verschiedenen Zeitschriften, von denen anzunehmen war,
daß der Leserkreis derselben sich dafür interessire. Es hat dieses
Verfahren aber den Nachtheil gehabt, daß sich diese Veröffent—
liichungen, die doch in verschiedenen Hinsichten mit einander in
Zusammenhang stehen, so sehr zersplitterten, daß es Solchen, die
sich für alle interessiren, sehr schwer, wenn nicht unmöglich wurde,
sich dieselben zu verschaffen. Dieser Umstand hat den Herrn Ver—
fasser veranlaßt, von jetzt ab die „Mittheilungen aus dem mecha—
nisch-technischen Laboratorium der technischen Hochschule zu München“
wieder felbstständig herauszugeben, ohne sie vorher in einer Zeit—
schrift erscheinen zu lassen, und zwar in Heften, welche der Zeit
ind dem Umfange nach zwanglos erscheinen werden.
Das vorliegende 9. Heft enthält die Untersuchungen über die
Flastizität und Festigkeit von Fichten- und Kiefern-Bauhölzern,
und zwar im 1. Abschnitt: Zweck der Untersuchnngen und Material
für dieselben, im 2. Abschnitt: Die Biegungsversuche, im 3 Ab—⸗
schnitt: Die Zug-Versuche, im 4 Abschnitt: Die Druck Versuche,
im 5. Abschnitt: Abscheerungs-Versuche, im 6. Abschnitt: Be—
ziehungen zwischen den mechanischen und physikalischen Eigen—
schaften, im 7. Abschnitt: Korrektionen und Reduktionen, im 8. Ab—
scchnitt: Resultate und Folgerungen und eine Schlußbemerkung,
welcher die 7 großen Tabellen und die 4 lithographirten Tafeln
angefügt sind. — —
Berichte aus verschiedenen Städten.
Berlin. Die städtische Straßenreinigung macht
Berlin zu einer der saubersten Städte. Die Arbeiten derselben
entziehen sich zwar zum größten Theil den Augen der Bewohner,
aber die Resultate zeigen, daß alle Organe dieser Verwaltung
planmäßig funktioniren. Die Arbeiten sind sehr umfangreich, denn
7210200 qm Straßenfläche unterliegen der Reinigung, davon
2727200 qm täglich, während die Gesammtlänge der gepflasterten
Straßen innerhalb des städtischen Weichbildes nicht weniger als
47 deutsche Meilen beträgt. Zur Bewältigung dieser Arbeit find
572 ständige Arbeiter, 30 Burschen für die Asphaltstraßen und
30 Kehrmaschinen erforderlich. Die Arbeit einer Kehrmaschine ist
den Leistungen von 14 Arbeitern gleich zu rechnen, wogegen die
Kosten derselben, täglich 5,„889 Mk., nur den siebenten Theil des
Lohnes der 14 Arbeiter ausmachen. Große Kosten verursachen die
Schneefälle, nach welchen im vorigen Jahre 750 bis 900 Hilfs⸗
arbeiter eingestellt wurden, die im Ganzen 16916 Tagewerke ver—
richteten und 33882 Mk. Lohn erhielten. Zur Abfuhr des Straßen—
kehrichts waren 95493, zur Abfuhr des Schnees 55702 Fuhren
erforderlich. — Die Straßenbesprengung erfolgt durch 130 Wagen,
die an regenfreien Tagen eingestellt werden und im vorigen Jahre
eine Wassermenge von 506786 cbm verbrauchten. Die Gesammt—
'osten der Straßenreinigung und Straßenbesprengung betrugen in
»origem Jahre rund 11,, Millionen Mark, wovon die Abfuhr ein
Drittel absorbirte
Rezeptenkasten.
Um Dampfkessel vor dem Zerfressen zu behüten,
agt Mr. W. Ivison Macadam: „Clärke's Verfahren, die Bei—
zabe von Kalkmilch ist gut, aber der Raum, der erforderlich ist,
daß sie sich setze, spricht gegen die allgemeine Annahme dieser
Methode. Die Hinzufügung von Aetzunatron oder noch besser
bon Soda-Asche und zur selben Zeit die Erhöhung der Temperatur
unter Beuutzung von abgängigem Dampf oder Wärme würde in
den meisten Fällen wohlthätig wirken, nur müßte man Sorge
fragen, das Wasser sich setzen zu lassen oder zu filtriren. Soda—
Asche wurde zuerst 1864 von Mer. Peter Spence von den
Manchester-Alaunwerken empfohlen, und zwar für jeden Kessel
2 Pfd. Soda-Aschoe
Zum Stillen schmerzhafter Wunden und besonders
solcher, welche Eintreten des Kinnbacken-Krampfes befürchten lassen,
wird empfohlen, abgeschabtes Horn mit Essig anzufeuchten und so
warm aufzulegen, als sich ertragen läßt. Der Schmerz soll dann
fast augenblicklich verschwinden
Boro-Glycerid, ein neues Präservirmittel, be—
stehend aus 3 Th. Glycerin und 2 Th. Borsäure in 250 Th. Wasser
zelöst, wird zum Aufbewahren von Nahrungsmitteln, wie Fleisch,
Fisch, Butter, Obst u. s. w., empfohlen.
Alten Fensterkitt erweicht und entfernt man,
wenn man sich eines Teiges kaustischer Lauge bedient, erhalten
durch Vermischung kohlensaurer Potasche mit gleichen Theilen
frisch gebranntem Kalk, den man vorher mit Wasser besprengt,
so daß er zu Pnlver zerfällt.—
Messing färben. In feuchtem Sande nimmt Messing
mit der Zeit 'eine schöne braune Farbe an, welche mit einer
Trockenbürste polirt werden kann. Einen grünen Ueberzug von
Brünspahn erhält man mittelst verdünnter Säure, welche man
dann von selber trocken werden läßt. — Braun von allen Schatti—
rungen erlangt man, wenn das Metall in Lösungen von Nitraten
»der von Eisenchlorid eingetaucht wird, nachdem es in verdünnter
Salpetersäure abgebeizt und mit Sand und Wasser gereinigt und
zetrocknet is.. Die Stärke der Lösungen bestimmt die Tiefe der
zu erhaltenden Farbe. — Violet erhält man, wenn man das
Metall in eine Lösung von Chlorautimon taucht. — Chokolade—
Farbe, wenn man auf seiner Fläche feuchtes, rothes Eisenoxyd
»zrennt und dann mit einer kleinen Quantität Bleiglanz polirt. —
Dliven-Grün, wenun man die Oberfläche vermittelst einer Lösung
»on Eisen und Arsenik in Salzsäure schwärzt und mit Bleiglanz
»olirt und heiß mit einem Lacke überzieht, welcher zusammen—
gesetzt ist aus: 1Th. Firniß, 4 Th. Gelbwurzel und 1. Th.
Bummigutti. — Eine stahlgraue Farbe erhält man mit einer
berdünnten, kochenden Auflösung von Chlorarsenik, — und eine
blaue durch eine sorgsame Behandlung mit starkem unterschweflich—
saurem Natron. — Schwarz wird viel zu optischen Messing—
artikeln augewendet und erhalten, wenn man das Meessing mit
einer Lösung von Platinum oder Chlorgold, mit salpetersaurem
Zinnoxyd vermischt, überzieht. — Die Japaner bronziren ihr
Hdessing, indem sie es in einer Lösung von schwefelsaurem Kupfer,
Alaun und Grünspahn kochen. Ju der Kunst des Bronzirens
zängt der Erfolg von verschiedenen Umständen ab, wie von der
Temperatur der Legirung oder der Lösung, von den Proportionen
des zur Bildung der Legirung verwendeten Metalles und von
der Qualität der Materialien. Dann kommt es auf den Moment,
wann die Artikel zurückgezogen werden sollen, das Trocknen der—
selben und hundert andere Kleinigkeiten bei der Behandlung an,
welche nur durch praktische Erfahrüng gefunden werden können.
Kesselstein in Dampfkesseln ist ein schlechter Wärme—
leiter, verlangt vermehrteren Verbrauch, an Heizungsmaterial und
verursacht die Verbrennung der Platten bei gesteigerter Temperatur.
Fine Platte von Eisen, 372/,, Zoll dick, leitet die Hitze so gut wie
zine „Kruste“ von 1 Zoll. Eine solche im Kessel anhängende
Schuppe von blos 6 Zoll Dicke erfordert schon um 15 Proz.
mehr Heizmaterial und bei einer Dicke von /, Zoll um 60 Proz.
mehr; dann bei einer Dicke von , Zoll sogar 150 Proz. mehr
Brenustoff. Sind die Platten rein, so werden sie nur 50 heißer
als der gebildete Dampf. Wenn aber eine einzöllige Kruste vor—
handen ist, dann kann die Platte bis auf 7000 F. oder nahezu
bis zu „niederer Rothgluth“ erhitzt werden. Nun aber wird bei