Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 44, Bd. 3, 1884)

Die Heizung der Zukunft. — Wiederaufbau der Kirche zu Groß-Ziethen. 
Die Heizung der Zukunft. 
(Schluß.) 
Ein weiterer großer Vortheil liegt darin, daß das zugeleitete 
Bas sowohl Beleuchtungs-, Heizungs- 'als auch Kraftübertraägungs— 
—VDD— 
pertheilen. 
Diese sämmtlichen Vortheile sind so in die Augen fallend, 
daß wir uns sofort fragen: woran liegt es, daß wir solche Anlagen 
in unseren Großstädten nicht schon überall haben? 
Antwort: Die Gaskompagnien wollen noch zu viel verdienen. 
Solange der Kubikmeter Gas 14 bis 17 Pf. kostet, ist dasselbe 
ür Heizzwecke zu theuer. Daß aber das Gas billiger geliefert 
wverden kann, mögen nachstehende Betriebsresultate einer Privat— 
gasanstalt beweisen: 
230 
Wie oben gezeigt wurde, geben unsere jetzigen Kochapparate 
'aum 8 PCt. Nußeffekt, sodaß sich in diesem Falle der Verbrauch 
yon Gas schon vortheilhaft stellt, selbst bei dem enormen Preis 
»on 17,8 Pf. per Kubikmeter. Es stellen sich nämlich in diesem 
Falle bei Anwendung eines Wobbe'schen Brenners die Durch 
chnittskosten pro Tag und Person: 
1. Wenn der gewöhnliche Herd ganz außer Gebrauch 
gesetzt ist, also sämmtliche Speisen einer guten bürger— 
lichen Haushaltung mit Gas zubereitet werden, auf 5,6 Pf. 
2. desgl. alle Speisen bei einfacherem Mittagstisch. .3.338, 
3. Nur Kaffee, Thee und Kleinigkeiten (Eis ꝛc.) . .1,65 
4. Zum Kochen von J1l Liter Wasser . .. 058 
Deshalb erfreuen sich diese Gasheizungen der Haushalisküche 
schon sehr der Anwendung wegen ihrer Reinlichkeit, Bequemlich— 
eit und Einfachheit besonders int Sommer, dabei sind dieselben 
pollständig geruchlos, wenn man den Verbrennungsprodukten einen 
Abzug in den Schornstein verschafft. 
Die Gasheizöfen, die in verschiedeuster Konstruktion und 
Ausstattung ausgeführt werden, bestehen eigentlich nur aus einem 
immantelten, gewöhnlichen Gaslichtbrenner, dem das zur vollstän— 
»igen Verbrennung des Gases erforderliche Luftquantum selbstthätig 
ugeführt wird, sodaß auch ohne Schornstein eine geruch- und 
auchfreie Verbrennung stattfindet. Der Gasverbrauch und deren 
dosten im Veraleich zu den gewöhnlichen Zimmeröfen stellt sich 
vie folgt: 
1 kg guter Steinkohlen — 7000 Wärmeeinheiten, ergiebt bei 
20 pCt. einen Nutzeffekt von 1400 Kalorien, während I khm Gas — 
35000 Wärmeeinheiten, also bei 80 pCt., wie wir oben als Durch— 
chnittseffekt angenommen haben, 480 Kalorien ergiebt. Rechnen wir 
zun 1Etr. Kohlen — 50 kg zu 0,85 Meik., so kostet I kg Kohlen 
,7 Pf. — 1400 K. und kostet 1khm Gas — 17,0 Pf. — 48) K., 
ilso mußte der Kubikmeter Gas 5,7 bis 6 Pf. kosten, wenn der— 
elbe bei gleichem Heizeffekt nicht theurer, als gewöhnliche Kohlen— 
euerung sein soll. Vortheilhafter stellt sich der Vergleich von Gas 
un Kohlen bei der Verwendung als Kraitmoötor, wie aus nach— 
olgender Tabelle ersichtlich 
Anlagekosten: 
Bebäude....10250,00 Mek. 
pparate.... 27700,000, 
Defen .— . . 13600,00, 
Summa 51550,00 Mek. 
Ausgaben: 
400 000 kg Kohlen.. 13374,40 Mk. 
Löhne...3316,50 , 
Reparaturen. . . .. 950,000, 
Summa 17640,90 Vck. 
Einnahmen: 
Koaks 630 000 kg à 1,20 p. 100 kg. 7560,00 Me. 
Theer à 3,60 p. 100 kæ..... 2559,60, 
Ammoniakwasser à 0,73 p. 100 kg.. 1137,808, 
Sunima 11257,50 Mek. 
Allgemeine Unkosten: 
Zins und Amortisation der Gebäude 7, pCt. . 768,75 Mek. 
— „Apparaten 10pCt.. 2770,00 „ 
„ F „Oefen 15 pCt.. . 2040,000, 
Antheil der Verwaltunaskosten. . 800,000, 
Summa 6378,75 Pik. 
Die 422 174 kbhm Gas Jahresproduktion kosten mithin 
2762,15 Mk., also kostet ein Kubikmeter Gas— 3.02 Pi. 
Aehnliche Resultate weisen andere Privataulagen auf. 
In all' den Fällen, wo die betreffende Stadt nicht weiter, 
ils 50 km von Kohlengruben oder Torfmooren entfernt liegt, 
vürden sich die Kosten noch bedeutend herabmindern dadurch, daß 
die Gasfabrik am Eingang der Grube oder gar auf der Sohle 
des Schachtes angelegt werden könnte (wie eine Anlage in Pitts— 
»urg in Pennsilvanien beweist), in welchem Falle das Gas direkt 
un Leitungsröhren durch den natürlichen Druck nach der Stadt 
zeführt und ca. 30 pCt. des Kohlenpreises durch Vermeidung der 
Förderung und des Transportes der An- und Abfuhr gespart 
vürden nud das geringwerthige Kohlenmaterial, was sonst des 
Transportes nicht werth ist, kann mit Verwendung finden. Auch 
»esonders die gasreichen Kohlen, die sonst weniger hoch im Vreise 
ind, verwerthen sich günstiger. 
Es wäre demnach Sache des Kapitals (besonders der Hütten— 
verke selbst), sich diese Vergeudung an Brennmaterial zu Nutze zu 
nachen; da die Kohlengruben dann fast viermal mehr Heizungas— 
verthe produziren würden. 
Die Gasanstalten der größeren Städte haben bereits der 
Vasheizung in vergrößertem Maaße ihre Aufmerksamkeit zuge— 
vandt und den Ankanf solcher Anlagen, sowie miethweise Her— 
eihung erleichtert, indem sie derartige Anlagen zu ungefäbr nach— 
tehenden Vreisen abgeben: 
Megenstand 
eter 
dosten pro Pferdekraft 
und Stunde 
12 
5 
Möge dieser Beitrag zu einer brennenden Zeitfrage mit— 
helfen, die Aufmerksamkeit der Techniker darauf zu lenken und 
die Heizung ihrer Erfüllung näher zu rücken V— 
Wiederaufbau der Kirche zu GroßFiethen. 
(Hierzu 9 Figuren.) 
Von der durch Feuer zerstörten Kirche zu Groß-Ziethen waren 
uur die Umfassungswände stehen geblieben, welche jedoch für den 
Neubau volle Verwendung finden sollten unter Erhöhung derselben 
im ca. 30 em. Anstatt des abgebrannten hölzernen Thurmes 
ollte ein möglichst einfacher massiver Thurm auf das vorhandene 
Mauerwerk resp. auf Eisenkonstruktion gestellt werden. Für den 
janzen Entwurf war es überhaupt Bedingung, daß der Wieder— 
iufbau zu erfolgen habe, nicht allein für das Feuerkassengeld, son— 
hern sogar unter Ersparung von 500 Mk. desselben. 
In dem vorliegenden Entwurf ist dieser Bedingung Rechnung 
getragen, jedoch mußte die Ausführung selbstredend eine sehr ein— 
ache werden, uamentlich war, soweit als irgend möglich, von der 
Lerwendung von Formsteinen ꝛc. abzusehen, und ist auch haupt⸗ 
ächlich aus diesem Grunde der Putzbau ausgeführt worden. 
Damit der Thurm keine zu großen Dimensionen erhielt, 
var es nothwendig, denselben mit 3 Fronten auf Eisenkonstruk— 
ionen zu stellen, zu welchem Zwecke 2 gußeiserne Säulen in der 
dirche, und zwar innerhalb der Orgel-Empore angeordnet wurden. 
Wie aus den Zeichnungen ersichtlich ist, machen diese Säulen 
purchaus keinen störenden Eindruck, überhaupt dürfte mit den 
jußerst geringen Mitteln das möglichst Erreichbare in Bezug auf 
jute Konstruktion sowohl, als auch auf gefälliges Aeußere und 
Innere der Kirche erreicht worden sein. 
Broßer Wobbe'scher Kochappor 
Broßer Wandkocher ... 
Wasserheizapparat für konti 
lichen Wasserstrahl xa 
erwärmen . 
Baszimmerofen. .. 
Badewanne mit Zirkulati— 
Großer Kochherde 
Blätteisenwüärmer . . 
do. doppe 
Basmotoren . .. 
zuch werden die sämmtlichen Façonstücke, Dichtungsmaterial, Rohr— 
eitungen ꝛc. alles miethsweise geliefert und bei späterer Ueber— 
iahme die halbe Miethe, bei großen Anlagen dreibiertel in An— 
rechnung gebracht. 
Miethspreis pr. Monat 
Vek. 
n8
	        
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