Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 44, Bd. 3, 1884)

Bautechnische Rotizen. — Brief- und Fragekasten. 
einer Temperatur von 600)0 F. das Eisen schon körnig und spröde: 
weshalb auch eine soiche Inkrustation höchst gefährlich ist. Die 
Krufte verzögert auch die Zirkulation des Wassers. Zwei sehr 
Jewöhnlich vorkammende Beständtheile der Jukrustation in Dampf— 
Affeln find kohlensaurer Kalk und schwefelsaurer Falk oder Gyps. 
Der mäßige Gebrauch von Soda-Asche (etwa 1Th. auf, 5000 Th 
Wasser) verhindert diesen Niederschlag, indem der dadurch erzeugte, 
neutrale kohlensaure Kalk, wenn schnell gebildet, sich nicht an den 
Platten anhängt. Wird aber zuviel Soda-Asche genonimen, dann 
ipcht sie auf und der Schaum geräth in die Zylinder uud verschmiert 
und verstobit Ventile nud Kolben, indem sie sich mit dem benutzten 
Schmiermittel verbindet. Werden die Gläser an den Meßapparaten 
übe und schmutzig, so ist dies ein Anzeichen davon, daß zuvie 
Soda-Aiche gebraucht ist. Es ist am besten, den Kessel mit reinem 
Wasser zu versehen, welches keinen Stein ansetzt, indem man das 
Wafsfer mittelst Filtern, Vorwärmern oder durch chemische Zusätze 
reinitaät. 
Die große rumänische Eisenbahnbrücke über die 
Donau. Wie aus Bukarest gemeldet wird, hat die rumänische Re— 
sierung sämmtliche sieben eingereichte Pläne zum Baue einer Donan— 
brücke bei Ezernawoda als gänzlich untauglich verworfen und beschlossen. 
in dieser Angelegenheit einen neuen Konkurs auszuschreiben. 
Neue Arbeiter-Kolonie. Für Hessen und Hessen-Nassau soll 
eine Arbeiter-Kolonie gegründet werden, zu welchem Zwecke in Darmstadt 
eine Versammlung von hervorragenden Vertretern der Kaufmannschaft 
und Industrie stattfinden soll. Das Terrain für die Anstalt, die zunächst 
für 150 Arbeitslose eingerichtet werden soll, wird in Hessen oder in 
Hessen oder in Hessen-Nassau erworben. 
Brief⸗ und Fragekasten. 
Architekt 4. in D. Wir sind gern bereit, auf alle bautechnischen und 
gewerblichen Fragen, so weit es in unserer Macht steht, Auskunft zu erthei— 
en, aber Ihr Ansinnen geht denn doch etwas zu weit, da es vielleicht bei 
iner Börsenzeitung oder dergleichen angebracht wäre. Am besten wäre es 
wohl, wenn Sie den Rath eines tüchtigen Banquiers oder eines Rechts- 
inwaltes in Anspruch nähmen. Auf andere Weise könnten wir jedenfälls 
Ihre Frage auch nicht beantworten. 
Zimmermeister Sch. in P. Da Ihre Holzbearbeitungs-Fabrik Dampf— 
hetrieb hat, so dürfte die einfacbste Heizung wohl eine Dampfheizung sein, da 
Sie den überschüssigen Dampf leicht hierzu verwenden können. Auch gegen 
Feuersgefahr ist dieselbe die zweckmäßigste, da ausströmender Dampf sehr 
eicht jrdes Feuer löscht. Es ist also nur nöthig, in jedem Raume an den 
Dampfleitungsröhren einige größere Auslaßhähne anzubringen, um bei aus— 
brechendem Feuer den Dampf ausströmen lassen zu können. 
Abonnent AMA. in V. Ueber Schloßfabrikation geben wir Ihnen nach— 
stehend einige kurze Notizen. Die zu den Schlössern gehörenden Theile werden 
neist aus Schmiedeeisen- oder Stahlblech oder aus Schmiedeeisen durch 
Schinieden und nachheriges Bearbeiten mit der Feile hergestellt, zuletzt noch, 
venigstens für bessere Schlösser, abgeschmirgelt. Besonders sauber und genau 
müssen die Eingriffsstellen am Schlüssel und Riegel, sowie die Zuhaltuüngen 
ausgearbeitet werden Ganz ordinäre Schlösser fabrizirt man in fast allen 
Theilen aus Blech, welches durch Ausstanzen und Biegen in die passende 
Form gebracht wird; andere Theile, wie z. B. Riegel und Schlüssel, werden 
selbst bei besseren Schlössern aus getempertem oder schmiedbarem Guß her— 
gestellt, zuweilen auch aus Meessing gegossen. Die schmiedeeisernen Schlüssel 
werden aus Flacheisen vorgeschmiedet oder ausgestanzt und in einem Gesenk 
fertig geschmiedet; einzelne Schloßtheile, die vom Schlosser nur nachzuarbeiten 
sind, werden in rohem Zustande von besonderen Fabriken geliefert. Die 
Kunstschlösser oder Sicherheitsschlösser werden meist mit Hülfe von Spezial⸗ 
maschinen gefertigt. Ihre Schlüssel verfertigt man aus Stahl und härtet sie 
nachher, damit sie sich möglichst wenig abnutzen, weil schon cine geringe Ab⸗— 
nutzung sie unbrauchbar macht. 
Abonnent R. in G. Die Baupolizei hat nicht nur Sicherheitsinteressen, 
sondern auch solchen für Verschönerung der Straßen Rechnung zu tragen und 
soll jedenfalls Verunstaltungen vorbeugen Das Verlangen der Polizei ist 
aso im Prinzip gerechtfertigt, ebenso wie ihre Strafandrohung. Da in 
Ihrem Falle keine Verunstaltung vorliegt, so würde Ihnen auch die Bau— 
erlaubniß nicht verfagt worden sein. 
Maurermeister Sch. in F. Lombardische Bauweise nennt man die 
Provinzialgestaltung des romanischen Baustils in der Lombardei. Die Lom— 
barden der Longobarden eroberten 564 einen großen Theil von Italien, wo 
fie berrschten, bis 774 Karl der Große ihrem Reiche ein Ende machte 
Ikosaëder ist ein Körper mit 20 ebenen Flächen. Ein reguläres Iko— 
saëder ist ein Körper, dessen Oberfläche aus W kongruenten Zleichseitigen 
Dreiecken besteht, deren Seiten sämmtlich gleich lang sind. Añn jeder Ecke 
stoßen 3 Dreiecke zusammen, so daß sich auf der Oberfläche 60 Winkel von 
je 600 befinden. 
Abonnent O. in K. In der Regel ist jeder Eigenthümer eines Grund— 
stücks berechtigt, dasselbe durch Zäune, Planken, Mauern oder andere Scheide— 
wände von den Grundstücken seiner Nachbarn zu trennen. Dergleichen Schei— 
dungen dürfen aber die Nachbargrenze niemals überschreiten, noch denselben 
in dem Gebrauche seines Eigenthums hinderlich werden Wer eine neue 
Scheidung in einer Gegend, wo bisher noch keine vorhanden gewesen ist, an⸗ 
legen will, muß nicht nur die Anlage, sondern auch die fernere Unterhaltung 
auf seine Kosten besorgen Ueberhaupt liegt die Unterhaltung solcher Schei— 
dungen demjenigen ob, welchem erweislich das Eigenthum desselben gebührt. 
sann nicht ausgemittelt werden, wer der Eigenthümer einer solchen Schei— 
dung sei, so wird bei Planken derjenige, gegen dessen Grund die Stiele, 
Ständer oder Pfosten stehen, für den Eigenthümer erachtet, und ist dieser 
schuldig, die Planke zu unterhalten. Dagegen muß ihm der Nachbar, von 
dessen Seite die Bretter oder Latten angeschlagen sind, den Zutritt auf 
seinen Grund und Boden bei nothwendigen an der Planke sich ereignenden 
Bauten und Reparaturen gestatten. Die Abdachung der Stiele muß nach 
der Seite desienigen Grundstücks erfolgen, dessen Eigenthümer die Planke 
gehört. 
Bauunternehmer M. in C. Die Baupolizeiordnung für die preußischen 
Städte schreibt vor, daß in allen Wohngebäuden die balkentragenden Wände 
masfiv und in ihrem schwächsten Theile mindestens 11,, Stein stark sein 
müssen. Sie dürfen also die Frontwände und die Mittelwand des obersten 
Stockwerks unter keinen Umständen 1 Stein stark machen. 
Die geehrten Leser unseres Blattes bitten wir, den Brief- und Frage— 
kasten in ausgedehnter Weise benutzen zu wollen, jedoch können nur solche 
Fragen von Abonnenten Beantwortung finden, welche an uns mit An— 
gabe der vollen Adresse gestellt werden. Die Antwort erfolgt stets unter 
Chiffre, im Falle dieselbe aber zu umfangreich ausfallen sollte, auch brieflich 
Die Redaktion. 
Einen Eement für Treibriemen erhält man, indem 
man Weizenmehl in Terpentin kocht. Dabei wird gerathen, die 
Enden des Riemens zu vernieten. Einen besseren Cement erhält 
man, wenn man 6 Unzen besten Leim in 1 Pint Oel kocht und 
11,5. Unzen gekochtes Leinöl zugiebt, was gut durch einander zu 
rühren ist. Nach einer andern Vorschrift mische aufgelösten Leim, 
wie ihn die Tischler brauchen, mit Gerb- oder Tanninsäure, bis 
er rahmig und fädig wird. Die zu verbindenden Lederflächen 
sind etwas rauh zu machen; der Cement ist heiß aufzutragen. — 
Treibrienen aus Gummi zu verbinden, löse 2 Unzen dünnen 
Bummi in 1 Pfd. Schwefelkohlenstoff auf. Dies ist ein guter 
Cement, der sich aber mit der Zeit verdickt. Um dies zu ver— 
— DDVV0 
giebt 12 Unze gepulvertes Harz dazu und rührt dann allmälig 
3—4 Unzen Terpentin in die Mischung hinein. 
Bautechnische Notizen. 
Die Reinigung der Skulpturen und Gypsabgüsse 
vom Staube wird in den Berliner Museen neuerdings durch eine 
Art von Windmaschine bewirkt, durch welche mittels Gummischläuche ein 
starker Luftstrem nach den einzelnen Gegenständen geleitet wird. Man 
will bemerkt haben, daß das Abstäuben der Gypse mit Federbüschen die— 
selben mit der Zeit erheblich angreift, daß namentlich die Reliefs darunter 
leiden. Das neue, zunächst probeweise angeführte Werfahren soll sich 
der „Tägl. Rndsch.“ zufolge gut bewähren. 
Ueber den Einfluüuß von Cementmörtel auf Blei⸗ 
röhren hat, neuerdings Bamberger Untersuchungen angestellt an 
einem Rohrstück, welches durch 5 Jahre in einem Verputz von Port- 
landcement gelegen hatte und von 1 bis 3 mm dicken rothen Schicht 
überzogen war, deren Aussehen ganz an das im Handel vorkommende 
Bleioryd erinnerte. Dieser Ueberzug wurde sorgfältig abgelöst und die 
mitgerissenen Bleitheilchen mit Zuhilfenahme einer Lupe entfernt. Das 
spezifische Gewicht dieses Pulvers, welches bei 150 sorgfältig bestimmt 
und auf den luftleeren Raum reduzirt worden war, schwankt zwischen 
,002 und 9,670, welches Schwanken durch das Vorhandensein von 
metallischem, dem Bleioxvyd beigemengtem Blei und Bleikarbonat zu er— 
klären ist. Die qualitative Analyse ergab, daß dieses Pulver Bleioxvd, 
Blei, Kohlensäure, Wasser und Spuren von Calcium enthält. Die 
Zusammensetzung des Pulpers ergab: Bleioryd 8489, Blei 12,23, 
Wasser 6,99, Kohlensäure 1,53, Kalk-Spur, in Salpetersäure unlöslich 
»,16. Dieser Ueberzug am Bleirohre scheint durch die Wirkung des 
Sauerstoffes der Luft im Vereine mit jener des im Mörtel enthaltenen 
Kalkes gebildet worden zu seiu, wobei daran erinnert werden mag, daß 
Besnon beobachtete, daß Blei von Kalkwasser sehr angegriffen wird. 
Eine riesige Giche. In der Forstwartei Schlott bei Kehlheim 
in Bayern wurde eine Eiche gefällt, die vielleicht noch die Zeiten Karls 
des Großen gesehen hat. Die Eiche hat einen Stockumfang von 8 Meter 
und einen mittleren Durchmesser von 2 Meter; ein Nutzholzabschnitt 
von 5 Meter Länge enthielt 14 Kubikmeter Nutzholz, ein einzelner Ast 
ergab 19 Kubikmeter Brennholz. In Summa ergab dieser Baumriese 
52 Kubikmeter Brenn- und Nutzholz. Centralblatt für Holzindustrie. 
Härten von Kalkstein durch Fluosilikate. L. Kepler 
mprägnirt, nach „Ies Alondes d. Scient, Amér.“, den Stein mit 
Fluosilikaten von Metallen, deren Oxyde im Wasser unlöslich sind, z. B 
die von Magnesium, Zink oder Blei. Bei der Einwirkung von Lösungen 
dieser Salze auf Kalkstein entstehen neben Kohlensäure lauter unlösliche 
Körper, die Härte des Steines nimmt beträchtlich zu, es bildet sich ein 
ärnißartiger Ueberzug an der Oberfläche und in Folge dessen widersteht 
der Stein dem Froste vollständig. Dem grobkörnigen Kalkstein kann 
man eine glatte Oberfläche geben, wenn man ihn mit einem Brei aus 
dem pulverisirten Stein mit Wasser bestreicht und dann mit einem 
Fluesilikat tränkt. Die Beimischung einer im Wasser unloöslichen Farbe 
oder die Anwendung von Fluosilikaten, deren Vasen gefärbt sind, wie 
die von Kupfer, Eisen und Chrom, läht dekorative Effekte erzielen 
Redaktion: H. D iessener in Berlin. — 
Verlag von Julius Engelmann in Berlin. — Druck von D S. Hermann in Berlin. 
Anter Verantwortlichkeit des Verlegers)
	        

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.