Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 44, Bd. 3, 1884)

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Modelliren als Massen-Unterricht. — Mittheilungen aus der Praxis. 
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durch diese Einrichtung ist es bei dem Uebertritt der Schüler in 
die Fachklassen den betreffenden Lehrern möglich, sicher weiter zu 
führen und entsprechendere Erfolge zu erzielen. Und weil Klassen⸗ 
wie Einzelunterricht für das ganze — in den Zeichenfächern je— 
weiligem Modegeschmack unterworfene — künftige Leben des 
Schülers als Leitfaden und Richtschnur zu dienen hat, so muß 
hier, im Gegensatz zur Werkstattlehre, das Hauptgewicht auf das 
Geistige und Allgemeine gelegt werden, von dem ein Jeder auf 
das Besondere seines Faches zu schließen vermag. 
Das Modelliren nun, welches in gewissem Sinne nur ein 
Freihandzeichnen ist, fordert vor Allem, daß letzteres vorher ge— 
hörig betrieben wird, denn in Bezug auf die Trefffähigkeit im 
Umrißzeichnen muß der Schüler sicher sein. An unserer Anstalt 
Modelliren in ausgedehnterem Maaße erheischt (hierorts haupt⸗ 
äͤchlich Graveure, Formstecher, Modelleure ꝛc.), modelliren schon 
dorher nach Gypsmodell in Wachs, nehmen dann ebenfalls an 
dem besprochenen Kursus Theil, und treten hierauf in Einzel⸗ 
unterricht ein, in welchem das Bedürfniß und die Besähigung des 
Einzelnen maßgebend berücksichtigt wird. 
Ueber die Resultate und Erfahrungen bei dieser gemeinsamen 
Modellirweise ist Folgendes zu konstatiren. Im Ganzen war, in 
Vergleich zu Einzelunterricht, ein viel regerer Wetteifer unter den 
Schülern unverkennbar vorhanden, Keiner wollte der Letzte sein, 
ind Alle suchten ihre Aufgaben mit Verständniß zu bewältigen. 
Die in Thon gefertigten Modelle wurden in Gyps gegossen, und 
weil die Schuͤler zu dieser Arbeit weder Kenntuisse noch Fertig⸗ 
keiten mithrachten, so waren die Aufgaben so gestellt worden, daß 
ihnen hierbei keine besonderen Schwierigkeiten begegneten. Das 
Umformen in Gyps hat eigentlich nur Werth für Die, deren Beruf 
die Erwerbung dieser Fertigkeiten bedingt; es könnte daher für 
die Andern ganz unterbleiben, da daun auch dem Lehrer, der ja 
doch hierbei das Meiste thun muß, viel Widerwärtigkeiten erspart 
bleiben würden. Da jedoch gewünscht wird, daß man bei den 
Ausstellungen in die Leistungen auch dieses Unterrichtsfaches einen 
zenügenden Einblick thun könne, und da die getroöckneten Thon— 
modelle bei weitem Transport ieicht zerbrechlich sind, auch leicht 
anansehnlich werden, so wird, wie erwähnt, das Umformen der— 
selben in genanntes Material vorgenommen. Der eine Theil der 
Arbeiten war zu der im Herbst v J. in Worms stattgefuͤndenen 
Ausstellung der Schülerarbeiten der Handwerkerschulen des Groß— 
herzogthums aufgelegt, der andere wird im laufenden Jahre bei 
der Ausstellung in Gießen vorgeführt werden. Zu Ostern d. J. 
sollen die sämmtlichen Arbeiten bei der in Offenbach stattfindenden 
Schulausstellung zur Ansicht kommen. 
Es würde mich freuen, wenn diese Zeilen Veranlassung 
geben sollten, daß die vorstehend behandelte Sache auch von anderer 
sachverständiger Seite erwogen und besprochen werden sollte. 
Offenbach, im März 1884. 
Erust Vollhaber, Bildhauer. 
Fig. 9: Süd-Façade (Kirche zu Groß-Ziethen.) 
haben nun bis jetzt nur wenige Schüler aus beruflichen Gründen 
das Modelliren als Fachsache betrieben; der großen Mehrzah' 
diente es zur vorerwaͤhnten Heranbildung eines richtigen Vor— 
stellungsvermögens körperlicher und zugleich schöner Gebilde. Bei 
der kurzen Zeit des Schulbesuches beschränkt sich dieser Unterricht 
für die hiet maßgebende letztere Schülergruppe auf nur eiu Se— 
mester mit wöchemtlich8 Stunden, und mußte daher wohl eine 
durchweg gute Auüsführung der Arbeiten aus selbstredenden Gründen 
Nebensache bleiben. Sämmtliche Schüler hatten zunächst das 
Schattiren nach Ornament in Gyps gehörig zu üben, und wurden 
dann gemeinsam mit Modelliren“ in Thon nach in großem Maß— 
stabe gefertigten schattirten und später in Kontur gegebenen Zeich— 
nungen beschäftigt. Hiermit mußte der allgemein bildende Theil 
dieses Unterrichts abgeschlossen werden. Schüler, deren Beruf das 
Mittheilungen aus der Praris. 
Ein neuer Federkraft-Motor. Durch Federkraft be— 
rriebene Straßenbahnwagen werden nach dem Centralbl. der Bau— 
derwaltung von einer zu diesem Zwecke gebildeten Aktiengesellschaft 
in Philadelphia gebaut. Die zur Forthewegung des Wagens er— 
jforderliche Arbeit ist in 80 großen Spiralfedern von 75 Durch⸗ 
nesser, 2,3 mm Metalldicke und je 18 m Drathlänge aufgespeichert, 
velche zu je 10 auf 8 Federwellen vertheilt sind, und es soll das 
einmalige Aufwinden sammtlicher Federn genügen, einen vollbe— 
ladenen Wagen mit ausreichender Geschwindigkeit durch einen Weg 
von etwa 14 -15 Km zu treiben. Dabei sou das Triebwerk sehr 
einfach konstruirt sein und eine genaue Regelung der Fahrgeschwin⸗ 
digkeit, sowie ein schnelles Abstellen des Motors gestatten. Auf die
	        

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