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Mittheilungen aus der Praxis. — Literaturbericht. — Bautechnische Notizen.
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Lösung des Problems, Elastizität von Federn zur wechselweisen
Ansammlung und Abgabe größerer Arbeitsmengen zu benutzen, ist
schon viel Mühe verwendet worden, bisher ohne durchschlagenden
Erfolg. Selbst zur Aufspeicherung so kleiner Arbeitsmengen, wie
sie etwa zum Tagesbetrieb einer Nähmaschine erforderlich sein
würden, haben sich Stahlfedern als nicht geeignet erwiesen. Das
Unternehmen ist immer an dem ungünstigen Verhältniß zwischen
dem Gewichte der Feder und der aufgespeicherten Arbeitsmenge
gescheitert. Da dieses Verhältniß nur von den Eigenschaften des
Deateriales und in geringem Maße von der Querschnittsform des
Federdrahtes, nicht aber von den Abmessungen der Feder abhängt,
so dürfte ein Fortschritt in der erwähnten Richtung auch nur von
einer wesentlichen Verbesserung des Federstahles zu erwarten sein,
und zwar wird es darauf ankonimen, die Elastizitätsgrenze des
Materials thunlichst hoch, den Elastizitätsmodul desselben aber so
niedrig wie möglich zu erhalten. Nimmt manletzteren zu 3000000 kg.
für den gem, die Spannung an der Elastizitätsgrenze zu 6500 kg
für den gem an, was etwa den Eigenschaften eines guten, ge—
härteten und angelassenen Federstahles eutspricht, so ergiebt sich, daß
bie vorher beschriebenen Federn bei quadratischem Drahtquerschnitte
eine Arbeit von etwa 1780 mkg aufzunehmen im Stande sein
würden. Dieser Arbeit entspricht aber bei der angegebenen Weg—
länge eine durchschnittliche Zugkraft von nur O,12 kg (1), während
das Gewicht der Federn etwa 600 kg beträgt. Diese nach ein—
fachen Regeln der Elastizitätslehre berechneten Zahlen zeigen die
ganze Hoffnungslosigkeit des Unternehmens und lassen es als un—
zweifelhaft erscheinen, daß es der genannten Gesellschaft ergehen
wird, wie derjenigen, welche sich in London zur Fabrikation der
Sellon-Volkmar-Akkumulatoren“) gebildet, vor kurzem aber ihren
Betrieb wieder eingestellt hat, da sie sich außer Stande sah, Appa—
rate von der in Aussicht gestellten Leistungsfähigkeit zu liefern.
heständigkeit sehr zweckdienlich. Für reiche Decken-Friese, Decken—
srosetten, und alle möglichen Gegenstände der Kunstindustrie ist es
nit Vortheil anzuwenden; besonders in Stellvertretung des ge—
yreßten Leders in allen Fällen, welches es an Schärfe der Zeich—
uung und Billigkeit bei Weitem übertrifft: also zu Einbanddecken,
Schreibmappen, Umschlägen, selbst Stuhlbezügen, als Füllungen für
Jardinieren, Thürschoöner, Lampenteller, Ofenschirme und spanische
Wände, Fenstervorsetzer, Lambrequins u. s. w. u. s. w. Ein weiterer
Bortheil ist, daß es auch an den Außenwänden angebracht werden
aun, da es außer großer Widerstandsfähigkeit auch undurchdringlich
gegen Feuchtigkeit und unempfindlich gegen Einflüsse der Tempe—
ratur und änßerer Gewalt ist und sogar im Laufe der Jahre an
Festigkeit zuunimmt. Ueber seine Wetterbeständigkeit selost gegen
Kälte und Frost liegen bis jetzt vierjährige Erfahrungen vor. Es
würde sich somit für äußere Friese, Füllungen ꝛc. benutzen lassen
und als Ersatz von nicht zu hohen Holzreliefs, Thürfüllungen ꝛc.
(Schluß folat.)
Literaturbericht.
Lehrbuch der ebenen Geometrie mit Uebungs Auf—⸗
gaben für höhere Lehranstalten von Dr. Th. Spieker, Professor
im Realgymnasium zu Potsdam. Mit vielen in den Text ge—
—X
1884. Verlag von Aug. Stein.
Die neue sechszehnte Auflage dieses anerkannt vortrefflichen
Werkes hat sich bemüht, durch Aufnahme der von mehreren Seiten
in den Herrn Verfasser ergangenen Verbesserungsvorschläge, sich
mmer mehr dem Ziele zu nähern, ein wirklich mustergültiges
Lehrbuch der gesammten „Ebenen Geometrie“ zu werden. Die in
großer Zahl eingefügten Uebungsaufgaben, bei denen einige In—
orrektheiten der früheren Auflagen beseitigt sind, und die in den
Text gedruckten Figuren machen das Werk auch in hervorragender
Weise zum Selbststudium geeianet
Handbuch für den praktischen Maschinen-Kon⸗
strukteur. Eine Sammlung der wichtigsten Formeln, Tabellen,
donstruktionsregeln und Betriebsergebnisse für den Maschinenbau
ind die mit demselben verwandten Branchen. Unter Mitwirkung
»rfahrener Ingenieure und Fabrikdirektoren herausgegeben von
W. H. Uhland, Civil-Ingenieur und Chefredakteur des „Prak—
ischen Measchinen-Konstrukteur“ ?ꝛc. Vier Bände mit 324000
Textfiguren und ca. 60 Tafeln in Photolithographie. In unge—
fähr 30 Lieferungen à 3 Mek. Lieferung 24. Enthaltend 4 Bogen
reich illustrirten Text nebst 2 Tafeln in Photolithographie. Preis
3 Mek. Leipzig, 1883. Baumgärtner's Buchhandlung.
Die vorliegende Lieferung dieses umfangreichen und mit
iußerster Sorgfalt bearbeiteten Werkes enthält Theile von den
Abschnitten „F. Krahne“, „B. Weberei“ und „II. Lokomobilen“.
Beigefügt sind zum Band III die Tafeln 34 u. 35, Brauereianlagen
und Oelmühlen 1)
Linerusta-Walton.**)
Auf dem Gebiete der Tapetenbrauche ist soeben eine neue
Spezialität von England her auf den Markt gebracht, die in ihrer
äußeren Erscheinung sehr viel Bestechendes hat und, wenn man
den Reklame-Berichten und Urtheilen wohlklingender Namen von
Fachmännern Englands und Frankreichs Glauben schenken darf,
auch bei uns einer günstigen Aufnahme sicher sein kann. Es ist
dies das „Lincrusta-Walton“, ein Fabrikat, welches dem Erfinder
des „Linoleum“, Herrn F. Walton, seine Entstehung verdankt, und
auch auf der Idee des Linoleum bheruht; wir möchten sagen: die
Vortheile des Linoleum auf Wandbekleidungen überträgt. Nämlich:
große Widerstandsfähigkeit, also Haltbarkeit; Wasserdichtigkeit, also
Trockenheit; schlechte Wärmeleitung, also Wärme; mit diesen Vor—
zügen vereinigtes elegantes Aussehn und reiche scharfgeschnittene
Reliefbehandlüng, welche die Leder- und Filztapeten, mit denen es
jußerlich viel Aehnlichkeit besitzt, an Schärse der Zeichnung und
Höhe des Relief bei weitem übertrifft.
Der Name „Lincrusta““ (mit einer wachsartigen Kruste über—
„ogene Leinwand) schließt schon den Prozeß der Herstellung des—
selben in sich. Auf eine Unterlage von Leinwand wird die Masse,
hauptsächlich bestehend aus Leinöl, das in Folge eingetretener Oxy—
dation, uͤnter gleichzeitiger Beifügung anderweitiger Stoffe, einge—
dickt wird, aufgebracht und zwischen Bronzewalzen hindurchgeführt,
von denen die untere glatt, während die obere das negative Relies
des gewünschten Musters enthält. Dadurch, entsteht eine Rückseite,
welche nur die glatte Leinwand trägt und eine reliefartig erhabene
Vorderseite mit den wundervoll scharf geschnittenen Dessins, die
ämmtlich in stylvoller künstlerischer Ausführung, wie schon gesagt,
an Schärfe der Zeichnung die Leder-2c. Tapeten übertreffen. Das
„Lincrusta“ wird in verschiedenen Stärken (mäßige Wachsleinwanddille)
angefertigt und besitzt die angenehme weiche und elastische Ober—
flächenstruktur des Linolenm; es verbindet mit etwas weicherer
Schmiegsamkeit als die Ledertapeten, (so daß es nicht brüchia wird)
die zähe Festigkeit derselben.
In Folge dieser Eigenschaften eignet es sich zu vielen deko—
rativ-kuͤnstlerischen Zwecken. In erster Linie wird es als Ersatz
der wenig dauerhaften, leicht uusauberen Tapete dienen, besonders
für elegantere Zwecke und da, wo es auf Widerstandsfähigkeit be—
onders ankommt, also für alle monumentalen Zwecke, Treppen—
häuser, Vestibule, Säle, öffentliche Lokale, Restanrationen, Läden ꝛc.
Dann als Fuͤllungen aller Art, Pannele und Lambris mit allen
Zuthaten, Gesimsfriese, Thürfüllungen, Füllungen für reiche Schränke
und sonstige Holzarbeiten oder Möbel. Für propisorische Deko—
rationszwecke, aufzuschlagende Theater ꝛc.; selbst für miethsweise
Dekoration der Zimmer ist es wegen seiner unverwüstlichen Halt—
barkeit und Widerstandsfähigkeit gegen äußere Gewalt und Wetter—
volknngn der Litteratur findet sich auch die Bezeichnung Sellon und
*t) Veraleiche den orientirenden Artikel in Nr. s des Jahrgangs 1882.
Die Red.
Bautechnische Notizen
Fortschritte in der Produktion. Im letzten Jahrzehnt
jaben alle Zweige der Industrie eine hohe technische Vervollkommnung
zufzuweisen. Dieselbe richtet sich in erster Linie auch auf die Steigerung
er Produktion, und hierin sind ganz erstaunliche Fortschritte zu ver⸗
eichnen, und die heutigen Leistungen wären in früheren Zeiten vielfach dem
Zzweifel an der Möglichkeit begegnet. So berichtet die Zeche „Hibernia“,
aß ihre Tagesförderung im Jahre 1883 mehrfach über 36000 Centner
etragen habe. Mit Recht hebt der Geschäftsbericht, hervor, daß diese
zeistung bei gleichen maschinellen Verhältnissen anderwärts noch niemals
—D dürfte. Es
agen auch kürzlich die Produktionsziffern des Schweißofens eines deutschen
Zlabeisenwalzwerks vor. Danach setzte der Ofen Mitte der siebziger
dahre in einem Zeitraume von i2 Stunden (der Schicht) 6000 6a ein.
deute wird jedoch ein Quantum von 12000 kg und darüber per Schicht
hargirt, also das Doppelte und mehr. Die Oefen wurden umgebaut,
ergrößert, und bezüglich der Feuerung hat man wesentliche Erfahrungen
sesammelt und verwerthet. Auf diese Weise war es moͤglich, so große
lenderungen und Fortschritte zu erzielen. Auch die Hochöfen wissen von
vesentlich“ gesteigerten Leistungen zu berichten und dasselbe kann man
on den meisten Zweigen der Bergbau—- und Eisen⸗Industrie sagen. Alle
echnischen Mittel und, Vervollkommnungen haben mitgewirkt, unsere
Produktionsfähigkeit auf eine —V0
and bedeutet Rückschritt, und wir glauben, daß wir heute noch nicht
zuf dem Kulminationspunkte angelangt sind, daß es der Aukunft vor⸗
Fcbalten bleibt. neue Umwälzungen herbeizufübren.