Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 44, Bd. 3, 1884)

Zur Baugewerkschulfrage. — Die Verwerthung von Abfällen in Sägewerken. 
262 
Sur Baugewerkschulfrage. 
Seit Jahren wird sowohl in der Fach-, als auch der Tages— 
presse über den unerquicklichen Zustand der preußischen Baugewerks— 
schulen polemisirt. Es ist richtig, daß an einigen dieser Schulen 
ein Nothstand sich entwickelt, der das Eingehen derselben unter 
den vorliegenden Verhältnissen zur Folge haben muß und daß 
allein der Staat im Stande ist, mit reitender Hand diesem Ver— 
fall entgegenzusterern. Früher, vor etwa 6 bis 7 Jahren, hat 
man Nothklagen dieser Schulen nicht gekannt, erst als diefelben 
—D— 
4. Klasse in's Auge faßten oder einführten, erst dann kam immer 
dringender das Verlangen, daß der Staat helfend eintreten müßte, 
ja sogar, daß der Staat jene Gemeinde, welche die Schule in's 
Leben rief, dadurch entlaste, daß er den gesammten Beirieb der 
Schule auf seine Kosten übernimmt. Den Abmahnungen gemäß, 
die gewiß mit allen hier in Frage kommenden Gemeinden die 
nahezu gleichen waren, konnte das letzthervorgehobene Verlangen 
bei allen nicht realisirt werden, und so blieb denselben nichts 
Weiteres übrig, als den mit den Jahren höher geschraubten An— 
forderungen (durch die Vermehrung des Lehrpersonals, 4. Klasse 
u. s. w.) durch Mehrausgaben nachzukommen, Mehrausgaben, die 
an manchen Orten den Gemeindesäckel hart mitnahmen und die 
Bürgerschaft von dem Nutzen der einmal vorhandenen Baugewerk— 
schule nicht zu überzeugen vermochten. — War aber an allen 
Schulen diese 4. Klasse unbedingt nothwendig, ebenso nothwendig 
als die Fortführung aller Schulen während der Sommersemester? 
Beide Fragen möchten wir verneinen. Man sehe nur einmal, wie 
schlecht diese 4. Klassen frequentirt werden (in der Privatschule zu 
Holzminden haben von über 600 Schülern nur über 39 Schüler 
die 4. Klasse im Semester 1883 /84 besucht) und dann, welch ein 
Lehrkörper ist erforderlich, um eine ganz geringe Schülerzahl im 
Sommer lehrplangemäß zu unterrichten. Würde es da nicht besser 
zewesen sein, wenn entweder diese 4. Klasse gar nicht geplant 
worden oder — wenn unentbehrlich — diese vielleicht nur an 
einigen besser situirten Schulen eingeführt worden wäre. Und 
ebenso verhält es sich mit der Beibehaltung des theuren Sommer— 
semesters. Wenn an den von der Nothlage ergriffenen Schulen 
das Sommersemester beibehalten wird, wohingegen die anderen 
Schulen dasselbe fallen lassen, dann werden die ersteren und letz 
eren sparsamer wirthschaften können, und dieser ewige Jammei 
um bessere Staatsbeihülfe in den Zeitungen bald gedämpft werden 
Auch über die Höhe des Schulgeldes wird geklagt. Unsere An— 
sicht ist, daß das Schulgeld (100 — 120 Mky) durchaus nicht zu 
hoch gegriffen, wenn in Rücksicht gezogen wird, was dafür geleistet 
werden soll. Ja wir glauben sogar, daß jene Schule, die auf 
Grund vorzüglicher Lehrmethoden und guter Lehrer ihre Schüler 
weiter als anderswo fördern kann, auch dann die Zukunft für sich 
haben wird, wenn sie ein viel höheres als das Durchschnittshonorar 
dem Schüler, der durchaus nicht im Allgemeinen den ärmeren Be— 
bölkerungsschichten angehört, abnimmt. Das Gesagte wollen diejenigen 
beherzigen, die da gläubten, die Baugewerksschulen wie Treibhaus— 
pflanzen in die Welt setzen zu können, und die vergessen haben, daß 
Schulen rein fachlicher Richtung sich nur allmählig und besonders 
nur auf Grund ihrer Leistungen entwickeln können und daß oft 
Jahrzehnte vergehen, bis sich eine Schule sagen kann, so ausge— 
rüstet zu sein, daß sie in allen Theilen den Ansprüchen des Schülers 
gerecht wird. Wird das berücksichtigt, dann kann auch eine Zeit 
ommen, in der nicht jene Schule allein, welche den von oben auf— 
gestellten starren Vorschriften in allen Theilen nachkommt, protegirt 
wird, vielmehr wird man dann sich sagen müssen, daß die Schule die 
gerechteste Unterstützung erhält, welche auf Grund der Errungen— 
schaften ihrer Vergangenheit das Beste für das Baugewerk zu er— 
sttreben sucht. —. 
— Die Schwarten der Stämme, welche nach Gewinnung des 
Schnittmateriales abfallen, werden auf einer gewöhnlichen Kreis— 
säge von Länge abgeschnitten, und zwar die einzelnen Stücke so 
sang, als die Länge der Faßdaube beträgt. Diese einzelnen Stücke 
werden nun auf einer Kreissäge mit zwei oder drei Sägeblättern, 
welche im Betriebe, in Betreff ihrer Entfernung von einander, rasch und 
hequem zu verstellen sind, und bei welcher der Vorschub des Holzes 
gegen die Sägen durch stark geriffelte und elastisch gelagerte Walzen 
erfolgt, in entsprechende Breiten geschnitten. Diese Stücke kommen 
nun abermals zu einer Kreissäge, und zwar mit vertikaler Spindel 
und automatischem Walzenvorschub, auf welcher das Holz in die 
nRöthige Stärke geschnitten wird. Das Kreissägeblatt hat einen 
Durchmesser von 600 mm; in der Mitte der Spindel, oberhalb 
des Tisches, befindet sich ein Führungslineal, zu dessen Seiten 
links und rechts, an jeder Seite vor dem Angriff der Sägezähne, 
also diagonal gegenüberstehend, sich je eine stark geriffelte und 
dlastisch gelagerte Zuführungswalze befindet, und können durch diese 
Anordnung gleichzeitig zwei Stuͤcke von Dicke geschnitten werden. 
Diese Stücke gelangen nun zur Abstutz- und Krösmaschine, 
um genau von Länge, und zwar nach außen zu im spitzen Winkel 
geschnitten zu werden und die Kröse zur Aufnahme der Boden an— 
gearbeitet zu erhalten. 
Diese Maschine besitzt eine Welle zur Aufnahme der Kröse— 
messerköpfe und zwei Wellen für die Kreissägeblätter zum Abstutzen. 
Sowohl die Sägeblätter, als auch die Kröseköpfe sind in ihrer 
Entfernung von einander der Länge der zu erzeugenden Faßdauben 
entsprechend zu verstellen. Der Vorschub der Dauben gegen die 
Arbeitswerkzeuge erfolgt von Hand, und zwar wird das Arbeits— 
stück mit seiner hinteren Kante an ein Führungslineal gelegt, 
welches in Prismenführung hin und her zu bewegen ist. 
Die so weit bearbeiteten Holzstücke kommen nun zur Dauben⸗ 
fügesäge, einer Maschine mit einem kleinen, starken Kreissfägeblatt, 
welchem das Holzstück auf einem Schlitten, welcher in segment— 
sörmiger Führungsbahn läuft, zugeführt wird. Die Dauben er— 
halten auf dieser Maschine eine genaue Fuge, welche ein Nach— 
arbeiten von Hand durchaus entbehrlich macht und ein sofortiges 
Zusammenstellen des Faßkörpers gestattet. 
Die Fässer werden jedoch nicht zusammengestellt, sondern be— 
hufs leichterer Verfrachtung alles zu einem Faß Gebhörige in ein 
Bündel zusammengebunden. 
Die Faßböden werden auf dieselbe Art und Weise, wie bei 
den Dauben beschrieben, aus kürzeren Abfällen herausgeschnitten; 
hierzu finden auch Hölzer Verwendung, welche sich ihrer Struktur 
nach nicht für Dauben eignen würden. Die einzelnen Hölzer 
werden nun gedübelt und auf der Boden-Rundschneidemaschine 
fertiggestellt. 
Die Bedienung sämmtlicher Maschinen kann durch jugendliche 
Arbeitskräfte erfolgen, da, wie zuvor beschrieben, die meisten Ma— 
schinen automatisch funktioniren, die Wartung sämmtlicher Ma— 
schinen durch angebrachte Schutzvorrichtungen jedoch absolut ge— 
fahrlos ist. 
Die Prozedur und der Arbeitsfortschritt ist bei allen Ma— 
schinen ein äußerst rascher; mit einem Satz Maschinen können mit 
Leichtigkeit per Tag mehrere hundert Fässer hergestellt werden. 
Das Absatzgebiet für diese Waare dürfte fast unbegrenzt sein, 
da die Konsumenten, nämlich: Cementfabriken, Mahlmühlen, Nägel—⸗ 
fabrikanten und Obsthändier überall zu finden sind und willige 
Abnehmer dieses Artikels werden dürften. — 
Eine anderweitige Verwendung finden derartige Abfalle in 
der Parquetfabrikation. 
Parquettafeln werden in der Größe von 59 em und auch 
64 cm im Quadrat erzeugt. Die Blindtafeln für fournirte Par— 
quetten werden heute in der Weise hergestellt, daß Holzstreifen von 
etwas kürzerer Länge, als die Dimension der Tafel beträgt, in 
der Breite der Dimension der Parquettafel verleimt, diese ver— 
leimten Stücke von Länge geschnitten, am Hirnende gefedert und 
schließlich mit Anfaßleisten oder Hirnleisten verse hen werden. 
Solche Parquettafeln sind' aber der Natur der Sache nach 
sehr dem Schwinden ausgesetzt, namentlich wenn, wie es sehr oft 
der Fall ist, das Blindholz nicht absolut trocken ist. Ueber das 
Wersen, Reißen und Schwinden frisch gelegter Parquetten wissen 
alle Architekten, Baumeifter und die betreffenden Hauseidenthümer 
ein gar trauriges Lied zu singen. 
Sobald jedoch eine rationellere Erzeugungsmethode, wie selbe 
z. B. in Rußland schon seit Langem geübt wird, auch bei uns 
Fingang findet, wird diesein Uebelstande mit einem Schlage ab⸗— 
gehoölfen und vielen Sägewerken eine neue und recht eragiebige 
krwerbsquelle eröffnet werden. 
Dort wird nämlich die Blindtafel aus einem Rahmen mil 
zwei Miittelstöücken und vier Füllungen gearbeitet, und zwar der 
Rahmen so gestemmt oder verzapft, daß an je einem Rahmenstod 
Die Verwerthung von Abfällen in Säge— 
worken 
Es ist eine unleugbare Thatsache, daß heute riesige Quan— 
titäten nutzbaren Materiales in den Sägewerken unter den Kessel 
wandern, verbrannt werden, aus welchen bei richtiger Manipulation 
noch Manches erzeugt werden könnte, wozu heute ebenfalls ganze 
Stämme, Pfosten oder Bretter verwendet werden. 
Wir sind daher überzeugt, das Interesse unserer Leser zu 
fesseln, wenn wir im Nachfolgenden nach dem „Centralblatt fuͤr 
d. Holzhandel“ einige Fabrikationsartikel beschreiben, zu deren 
Herstellung prächtig die Abfälle und Schwarten verwendet und 
nutzbar gemacht werden können. 
Wir wollen heute mit der Erzougung von Packfässern mit 
Rücksicht auf Verwendung der Abfälle beginnen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.