Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 44, Bd. 3, 1884)

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Rückblick auf die Lage des deutschen Ziegelgeschäfts. — Reichsgerichts-Entscheidung. 
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in einem Ende ein Zapfenloch, am anderen Ende ein Zapfen 
ommt. die vier Füllungen sind durch Viuth und Feder mit den 
Rahmen und Mistelstücken verhunden und bei der ganzen Tafel 
ur die Zapfen geleimt. Die Füllungen werden so eingesetzt, daß 
der Holzwuchs der einen dem dolzwuchse der anderen Füllung im 
rechten Winkel gegenübersteht. 
Durch diese Anordnung ist ein Werfen der Tafel unmöglich, 
das Schwinden derselben auf das denkbar geringste Minimum be— 
chränkt, da nur die beiden einander parallel liegenden Rahmen— 
töcke in der Gesammtbreite von höchstens 25 em unter besonders 
ingünstigen Temperatur Verhältnissen ein Geringes quellen oder 
rrocknen können. 
Zur Erzeugung solcher Blindtafeln lassen sich nun einmal 
ibsolut alle Abfalle heranziehen, da die Füllungen eine Länge 
yon höchstens 20 em haben. 
Mit Hülfe einiger Kreissägen und eines höchst einfachen 
Bohrapparates zum Bohren der Löcher lüßt sich dieser Artikel 
iußerst leicht herstellen. 
Hölzerne Dachschindeln sind auch heute noch ein sehr gang⸗ 
arer Aruͤkel; dieselben werden bis jetzt fast ausschließlich gespalten 
ind haben daher meist ein krummes und windschiefes Aussehen. 
Nur mit Heranziehung einiger Kreissägen lassen sich auch 
ür diesen Artikel die Abfälle sehr gut und mit äußerst geringen 
Betriebskosten verwerthen. 
Geschnittene Dachschindeln dürfen aber jedenfalls durch ihr 
besseres Aussehen und ihre bessere Verwendbarkeit leicht einen 
besseren Preis, wie die gespaltene Waare erzielen. 
Gradwüchsige, längere Abschnitte, wie sich solche beim Be— 
äumen der Bretter und Pfosten ergeben, finden sehr passend Ver— 
verthung für Gartenstecken; wo solche Abfälle reichlich vorhanden 
ind, ist sogar die Aufstellung einer automatischen Drehbank sehr 
jortheilhaft, um Besenstiele und Pinselstiele zu erzeugen. 
Auch diese Artikel haben ein sicheres und großes Absatzgebiet. 
Es ist dieses Thema fast unerschöpflich, da es noch mancherlei 
Gegenstände des täglichen Bedarfes giebt, wobei Holzabfälle passend 
derwendet werden können; nur wollen wir schließlich noch eines 
Artikels, der Holzwolle, erwähnen. 
Holzwolle sind feine, gekrauste Spähne, welche auf einer 
eigens für diesen Zweck gebauten Maschine aus Holzabfällen er— 
zeugt werden und welche als Packmaterial sehr vorzüglich und 
ruch schon in Oesterreich gesucht, ferner aber auch als Ersatz für 
Stroh als Streu in Minder- und Pferdestallungen sehr aut ver— 
wendet werden. 
Holz wird immer weniger und der Preis desselben steigt 
naturgemaͤß in diesem Verhältnisse, und dürfte es daher nicht nur 
»on beschränkt privatem, sondern auch sehr von national-ökono⸗— 
nischem Interesse sein, wenn die Verbrennung noch verwendbaren 
Materiales möglichst beschränkt und die Ausnutzung desselben ver⸗ 
größert würde 
ind in M.-Gladbach standen die Preise für gewöhnliche Ring— 
Ffensteine auf 27—28 Mek. loko Baustelle resp. franko Waggon 
ind gingen bis auf 29—30 Mk. hinauf. die besseren Sorten 
Formsteine J. und II. Qualität blieben auf ihren früheren Preisen 
hon 36 Mt. und 27 Wek. pr. Mille. Flensburger Fabrikat bedang 
bei Beginn der Bauzeit bei starker Nachfrage für Dänemark 
2022Mt. pr. Mille ab Föhrde-Ziegeleien, ging aber später auf 
18 Mk. zurück. 
An“ Löhnen auf den Ziegeleien wurden u. A. gezahlt im 
Bezirke Passau: durchschnittlich 80 —2,70 Mt. pr. Tag; Halber⸗ 
tadt: an Akkordlohn durchschnittlich für ältere Arbeiter 3 Mk., 
ür jüngere 2 Mk. und an durchschnittlichem Tagelohn für ältere 
Arbeiter 2,75 Mk.; Halle a. S. (Dampfziegelei); an männliche 
Arbeiter durchschuittlich 2 Mk., an weibliche 1 Mk. pr. Tag. 
Die Berliner Architektur wendete sich auch im Berichts jahre 
für die Façaden besseret Privatbauten mehr und mehr dem Roh— 
»au zu. Die Fabrikation von Verblendsteinen macht unter dieser 
Kichtung weitere sehr erfreuliche Fortschritte. Es wurde unauf⸗ 
jaltsam Neues in Formen und Farben geschaffen. Bedauerlicher— 
veise standen die finanziellen Erfolge für die Werke selbst mit 
iesen Anstrengungen und Leistungen nicht im Einklange; die 
Unternehmungen blieben vielmehr in vielen Fällen ohne einiger— 
naßen entsprechenden Gewinn. 
Die an den Berliner Markt kommenden Verblendsteine lassen 
ich in drei Kategorien zerlegen, wovon die feineren fast aus— 
chließlich in den kleinen Formaten (2, und !, Steine), die mitt— 
eren meist in “. Formaten und die geringeren Sorten nur in 
Formaten in den Handel gelangen. Die feineren Sorten liefert 
Schlesien, die Lausitz, zum Theil die Provinz Sachsen, die mitt⸗ 
eren werden in Rathenow, in der Freienwalder Gegend, in 
Birkenwerder und zum anderen Theil in der Provinz Sachsen 
jergestellt, während die geringeren Sorten an allen Berlin näher 
jelegenen Orten als sogenannte Maschinensteine fabrizirt werden. 
die Preise, welche in dieser Branche erheblichen Schwankungen 
interworsen sind, lassen sich nur ungefähr angeben. Sie dürften 
ich annähernd wie folgt gestellt haben: Feinste Qualität: /. For— 
nat 35—45 Mk., I, Foͤrmat 65 -80 Mk.; mittlere Qualität: 
Format 25—35 Mk., 1, Format 46—60 Mk., “/, Format 
5—75 Mk.; geringere Qualitaͤt: *, Format 30 45 Mk. Im 
Vergleich zum Vorjahr ist keine Aufbesserung der Preise zu ver— 
zeichnen. Schuld hieran trägt zum Theil die immer noch vor— 
jandene Ueberproduktion, zum Theil das bei unseren öffentlichen 
Bauten beliebte Submissionswesen, welches gerade diese Industrie 
esonders hart bedrückt. Fr. 
Bauprozesse und Entscheidungen. 
(Reichsg.-Entsch.) Bekanntlich gehört im Versicherungsrecht die 
dlausel der Polizen: „Alle nicht innerhalb 6 Monaten vor den Richter 
jebrachten Enschädigungsansprüche sind durch den bloßen Ablauf jener 
Frist erloschen“ zu den schwierigsten Punkten. Vielfach ist auch, 
ind wohl nicht ganz mit Unrecht, die Behauptung Seitens der 
Brandbeschädigten erhoben worden, daß die Gesellschaften es an 
hHersuchen nicht hätten fehlen lassen, durch verzögerliche Hand— 
ungsweise den Ablauf jener Frist herbeizuführen. Es muß daher 
nerkannt werden, daß das Reichsgericht, gegenüber den die Ent— 
chädigungsansprüche abweisenden Erkenntnissen der Vorinstanzen, 
nneuerer Zeit die Versicherten in allen den Fällen in Schutz ge— 
tommen hat, wo nicht von deren Seite ein besonderes Verschulden 
zie Fristversäumniß herbeigeführt hatte. Die Auffassung des höchsten 
Herichtshofs gipfelt in dem Ausspruch, „daß sogar Zweifel er— 
soben werden könnten, ob die bezeichnete Klausel mit dem Wesen 
er Versicherungsverträge und den, für dieselben maßgebenden 
vrundsätzen der Loyalität überhanpt rechtlich vereinbar sei“. Bei 
»em großen Interesse, welches der Grundbesitz an dieser refor— 
nirenden höchstinstanzlichen Rechtsprechung hat, lassen wir nach— 
olgendes Erkenntniß des III. Zivilsenats des Reichsgerichts vom 
./13. November 1883 nach dem „Grundeigenthum“ folgen, welches 
jegen die Berlin-Kölnische Feuerversicherungs-Aktiengesellschaft in 
iner, für die letztere nicht sonderlich schmeichelhaften Weise er— 
langen ist. 
Frau P. im Hannöverschen hatte ihr Wohnhaus auf die 
Dauer von 12 Jahren für die Summe von 2850 M. bei der 
Berlin⸗-Kölnischen Feuerversichernngs-Gesellschaft versichetr. Am 
27. September 1880 brannte dieses Haus ab. Es wurde sofort 
um Zwecke der Ermittelung der Entstehungsursache des Brandes 
eitens der Staatsanwaltschaft bei dem koͤnigl. Landgericht zu 
herden ein vorbereitendes Verfahren eingeleitet, das sich längere 
zeit hinzog und erst im Juni 1881 eingestellt worden ist. 
Rückblick auf die Lage des deutschen 
Siegelgeschäfts 
Nach dem soeben erschienenen „Wirthschaftsjahr“ des Handelstages.) 
Im Allgemeinen hat sich die Lage des deutschen Ziegel— 
— — 
jerändert, wenn auch natürlich die Lage zu einzelnen Zeiten und 
e nach örtlichen Verhältnissen eine sehr verschiedene gewesen ist. 
Die Bauthätigkeit, welche auf das Geschäft in Ziegelfabri— 
aten stets den entscheidenden Einfluß ausübt, war in den letzten 
»eiden Jahren eine mehr oder minder gegen früher lebhaftere, 
„B. in Aachen, Berlin, Krefeld. Darmstadt, Elberfeld, Erfurt, 
Frankfurt a. M., Freiburg i. Br., Hagen, Hirschfeld i. Schl., 
stiel, Mannheim, Nordhausen, Schweidnitz, Wiesbaden ꝛc., während 
dieselbe sich noch in engen Grenzen bewegte u. A. in Dillenburg, 
Ddannover, Königsberg i. Pr., Memel, Muünchen, Passau, Ulm, 
Osnabrück ꝛc. Es wurden höhere Preise und überhaupt günstigere 
Heschäftsergebnisse gemeldet aus den Bezirken von Halle a. S., 
dirschberg i. Schl, M.-Gladbach, Wiesbaden, Frankfurt a. M., 
diel, Harburg und Sorau, während in den Bezirken von Nord— 
zausen, Hagen, Freiburg i. Br., Stuttgart, Passau, München, 
Dresden, Berlin, die Preise sich nicht heben konnten und jedenfalls 
zinen normalen Stand noch nicht wieder erreichten. In Berlin 
tellten sich die Preise für Hintermauerungssteine im Jaunuar meist 
auf 26 bis 27.Mik., fielen im Juni bis Juli auf 18 bis 20 Mk., 
und hoben sich dann im Dezember wieder auf 24 bis 25 Mek. 
pr. 1000 Stück. In Dresden gingen die Preise bei größeren 
Lieferungen zur Sommerzeit bis auf 171,, bis 16 Mk. für dasselbe 
Zuantnum zurück. In Baden betrug der Durchschnittsvpreis 24 Mk.
	        

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