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Mittheilungen aus der Praxis.
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der Theer theilweise abgelaufen, theils in die Pappe eingezogen
ind theils verdunstet war. Infolge deissen wurden die Dächer
jach kurzer Zeit wieder undicht und brachte meist ein erneuerter
Anstrich nur zeitweise Abhülie. E
Nach einer Anzahl uns zugegangener Zuschriften und persöulich
eingezogener Erkundigungen weisen die mit Patent⸗Stabil-Theer
Jestrichenen Dächer eine bisher nie gekannte Dichtheit auf, und sind
hiele Fachleute außerordentlich erfreut darüber, daß endlich ein Mittel
—0—
In Folge der nur selten nöthigen Eruenerung des Anstriches
jat der Patent-Stabil-Theer erwiesenermaßen bei allen seinen übri—
jen Vorzügen, auf die Dauer berechnet, auch noch denjenigen der
Zilligkeit.“ Tieser letztere Vortheil wird noch bedeutend vermehrt
zurch die weit größere Haltbarkeit der Dachpappe selbst, da die
Ddächer nur selten betreten zu werden brauchen und die meisten
Undichtigkeiten eben durch das häufige Betreten der Dacher entstehen.
Ein gewichtiger Grund, welcher ebenfalls für die Anwendung
des Patent Stabil⸗-Theers spricht, ist der, daß jede Feuersgefahr
bermieden wird, weil derselbe nicht gewärmt werden darf, während
deim Kochen des gewöhnlichen, sowie des Asphalt-Theers ꝛc., häufig
Brände durch das plötzliche Ueberkochen und Entzünden des Theers
berursacht werden.
Ein weiterer beachtenswerther Umstand für die Verwendung
)es Stabil-Theers ist der, daß derselbe durch seinen Fettgehalt sehr
ange geschmeidig bleibt und bei Sonnenschein so viel erweicht, daß
der Pappe neue Nahrung zugeführt wird, während der Maäetall—
zjehalt des StabilTheers von großem Einflusse für die Danuerhaftia—
seit desselben ist.
Der Patent-Stabil-Theer wird außer zu Pappdächern auch
it vielen anderen Zwecken verwendet. Wir heben hieraus hervor:
Das Streichen undichter Dachziegel, das Isoliren von Mauer—
verk, von Fundamenten, Wetterseiten ꝛc. gegen Feuchtigkeit, das
Ausfugen von Mauerea, Pflaster und Spalten, unter Beimischung
»on Sand, Asche ꝛc., sowie das Theeren von Holz oder Eisen—
verk u. s. w.
Der Patent-Stabil-Theer wird außer bei A. Siebel in
Düsseldorf auch bei Richard Mühling in Breslau, Richard Keaaz
u Berliu und Robert Hankow in Berlin fabrizirt, und befinden
ich jerner au verschiedenen Orten Fabrikniederlagen. — s
Ausbildung der Lehrlinge in den Etablissements
von EChristofle ü. Eie. in Paris. Unter den praktischen
Versuchen zur Lösung der Lehrlingsfrage, welche von verschiedenen
froßen, nameutlich friuzösischen Firmen gemacht worden dind,
iehmen diesenigen der bekannten Silberwaaren-Fabrik Christofle
i. Cie. in Paris einen nicht unbedeutenden Platz ein. Diese Be—
nühungen, deren Anfänge etwa 10 Jahre zurückreichen, haben es
möglich gemacht, für die Etablissements von Christofle ein Elite-Arbei—
er Korps heranzubilden Die Vehrlinge von Christofle u. Cie. rekru—
iren sich zumeist aus den Söhnen von Arbeitern der Fabrik oder
deren Verwandten. Oie Lehrzeit beträgt im Ganzen 5 Jahre und
vird zwischen Schule und Werfstatt getheilt; in den ersten 2 Jahren
irbeitet der Lehrling täglich 8 Stünden in der Werkstatt und 2
Stunden in der Schule, in den letzten 3 Jahren 10 Stunden in
der Werkstatt und Abends in der Schule. Die Fabrik besitzt ihr
eigenes kunstgewerbliches Institut, welches mit einem Lehrlings—
densionat verbunden ist. Ersteres umfaßt folgende Unterrichis—
zegenstände: die Regeln der französischen Sprache, Pflichtenlehre,
Heschichte und Geographie Frankreichs, Elemente der Arithmetik,
Geometrie sowie das Wichtigste auf dem Gebiete der Mechanik,
Linear- und Oruamentzeichnen, sowie Modelliren; außerdem wird
in Faächklassen für Goldschmiede, Ciselenre, Bronzearbeiter und
Hravenre Unterricht ertheilt. Aufgenommen werden nur solche
uunge Leute, die das 13. Jahr vollendet haben, konfirmirt (gefirmt)
iind und sich durch gute Zeugnisse über Fleiß und sittliches Ver—
jalten auszuweisen vermögen. Behnufs Feststellung ihrer Kenut—
nisse müssen sie sich einer Aufnahmeprüfung unterziehen; hierauf
saben dicselben cine 2monatliche Probezeit durchzumachen, wührend
velcher sie auf Intelligenz, Anlage und Lust für ihren Beruf, von
velchem sie die Anfangsgründe kennen lernen, geprüft werden. Hat
der Lehrling während dieser Zeit genügt und giebt er dann die
Erklärung ab, daß er sich seinen Berufe „gern“ widme, so
erfolgt seine definitive Aufuahme. Er erhält jetzt aus dem Pensionat
cine Ausstattung (Troussean', welche in 8 Hemden, 2 Anzügen,
VPaar Schuhen, 3 Arbeitskitteln, 12 Taschentüchern, 6Paar
ene ahhe su der Probeʒeit muß er von Hause mit dem
)öthi tsehen werden. Während der ersten zwei Jahre zahlen
die Eltern eine monatliche Eutschädigung von 8 Mik. für den Unter—
* o ———— er völlig lin dem Pensionate erhält.
vnn ene ahrann der 8335 einen Lohn verdienen,
Denr arse aen usna me Lines. kleinen Taschengeldes, in
x — at wird. Daß in Krankheitsfällein fün die
öthige Pflege ausgiebig gesorgt ist, bedarf keiner Versicherung. Am
fude der Lehrzeit hat der Lehrling ein „Gesellenstück“ zu machen,
im sich so über seine erlangten Fertigkeiten auszuweisen.
Asphaltbeton. Nach dem „HZentralbl. d. Bauverw.“
jat sich die Verwendung von Asphaltbeton für die Herstellung von
Ptaschinenfundamenten sehr gut bewährt, da die Asphaltmasse
niudestens dieselbe Festigkeit wie guter Mörtel, dagegen eine weit
größere Elastizität besitzt und daher den Erschütterungen, welche
jurch die Bewegung der Maschinentheile hervorgebracht werden,
esser zu widerstehen vernag. Die von dem Ingenieur Malo seit
86353 ausgeführten Versuche haben denselben zur Empfehlung fol—
jender 3 Herstellungsweisen des Asphaltbetons veranlaßt:
1. Eigentlicher Asphaltbeton. Nachdem man den Asphalt-
nast x bis zu etwa 2000 erhitzt hat, gießt man in die flüssige
HDdasse 50 bis 6) Gewichtstheile Steinschlag auf 100 Gewichts—
heile Asphalt. Die durch diesen Zusatz abgekühlte Mischung wird
ibermals bis auf 2000 erwärmt, alsdann in die ans glatten
Zrettern hergestellte Form eingegossen und so lange in derselben
imgerührt, bis das Gemenge völlige Gleichmäßigkeit angenommen
jat. Nach der vollständigen Erkaltung wird die Bretterform
ntfernt.
2. Sogenauntes Asphaltmanerwerk. Man gießt zu—
zächst eine 5 bis 6 em starcke Schicht flüssigen, sehr warmen
Asphaltmastix in die Form und setzt die letztere alsddann am Boden
»ollständig dicht zu mit erwärmten Steinen von ungleicher Größe,
odaß deren Lücken möglichst mit dem flüssigen Asphaltmastix aus—
refüllt werden. Auf diese erste Lage bringt man, bevor sie erkaltet
st, eine zweite Schicht flüssigen Asphaltmastix, in welchen gleich—
alls Steine anf dieselbe Weise eingesetzt werden. Dies Verfahren
viederholt man, bis der obere Rand der Form erreicht ist. Ver—
inkerungstheile können vorher mit der Bretterform unverschieblich
serbunden werden. Malo hat derartige Fundamente bis zu 5 mw
döhe ausgeführt.
3. Sogenanntes gemischtes Manerwerk. Um einen
dern aus gewöhnlichem Bruchsteinmauerwerk wird in der vorbe—
chriebenen Weise Manerwerk mit Asphaltbindemittel hergestellt.
Eine Holzgerüstbrücke von 34,6 km Länge durch Lake
Poutchartrain wird gegeuwärtig von der New-Orleans-Nordost—
Fisenbahu erbaut. Davon kommen 9,25 km auf den See selbst
ind 21,75 km resp. 3,62 km auf die fsüdlich und nördlich an—
greuzenden Sümpfe. Jedes Joch besteht aus 4 Pfählen von Längen
»is zu 1823 in. Es werden im Ganzen 326500. Pfähle zu dem
Werke verwendet. Alles Holz wird mit Kreosot getränkt. Man
jat dies Verfahren, trotzdem dasselbe dort ziemlich theuer ist, neuer—
»ings auch iun Nordamerika als nothwendig auerkannt, um der
dolzverschwendung Einhalt zu thun. Es kostet 1lfd. m Pfahl
'oh 1.3 M., dagegen mit Kreosot imprägnirt 49 M — i
Ward's Differential-Flaschenzug. Die Zugketten—
Zcheibe ist fest auf der Welle, die Lastketten Scheibe dagegen um
in, der, Welle eingeschnittenes Gewinde drehbar. Wird erstere
jedreht, so findet in Folge der durch das Gewinde bedingten Achsen—
Verschiebung ein Festkuppeln von Lastenketten-Scheibe mit Sperr—
rad und Welle, bezw. ein Lösen der vorher verbundenen Theile
tatt. Verschiedenen auderen Ausführungen des Flaschenzuges liegt
»in ähnlicher Gedanke zu Grunde
Das Auffinden undichter Stellen von Abzugs⸗
röhren. Zu diesem Zwecke bedient man sich des Pfeffermuͤnz—
ls, welches, in das Abzugsrohr gegossen, durch seinen auffallenden
Heruch die schadhafte Stelle innerhalb der Hausräume verräth.
Han kann sich auch zu gleichem Zwecke der sogenannten „Katzen—
dobe“ bedienen, indem man das den Katzen so angenehme Bal—
)riauöl in die Leitung gießt und einer Katze das Auffiuden der
»eschädigten Stelle, an welcher sich der Geruͤch des Oels hemerk—
ich macht, überläßt.
Einrammen von Pfählen mittels Dynamit.
Bei Versuchen, welche der Kaiserlich Oesterreichische Oberlieutenant
». Prodanovic über das Einrammen von Pfählen mittels Dynamit
ingestellt hat, ist jestgestellt, daß dieses Verfahren weniger Zeit
rforderte und geringere Kosten verursachte, als dies bei Anwen—
zung der Kunstramme der Fall war. Es hat sich aus diesen Ver—
uchen ergeben, daß 2 Ladungen von je 0,8 kg Dynamit die
leiche Wirkung ausübten, wie beiläufig 10 Schläde eines 720 kg
chweren Rammbären bei 3,0 m Falllföbe
Dampfmaschinen ohne Feuerung. Das von uns
ereits besprochene System von Danipfmaschinen ohne Feuerung
jat bereits auf einer deutschen Eisenbahn eine Erprobung günstig
estauden. Honigmann hatte eine Lokomotive der Aachen⸗Jülicher
Sisenbahn nach seinem System umbauen lassen, und wurde, nach—
»em in den letzten Tagen einige Probejfahrten ftattaefunden. die