Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 44, Bd. 3, 1884)

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Berichte aus verschiedenen Städten. — Rezeptenkasten. 
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Strecke Aachen-Jülich und zurück (bis Würselen, mit fahrplan— 
mäßiger Geschwindigkeit durchfahren. Die in einem angehängten 
Personenwagen an der Fahrt betheiligten Fachlente sprachen sich 
iber das Resultat befriedigt aus. Es wird beabsichtigt, die Loko— 
notive zunächst für 14 Tage probeweise für die Vermittlung des 
Personenverkehrs zwischen Stolberg und Wüsselen, später zum regu— 
ären Bahnbetrieb in Dienst zu stellen. Gatem Vernehmen näch 
heabsichtigt auch die Aachener Straßenbahn-Gesellschaft, binnen 
Kurzem einige derartige Lokomotiven in Dienst zu stellen. 
New-Nork. Endlich geht man in New-NYork daran, der 
engherzigen üweldgier gewisser amerikauischer Kapitalisten einen 
gesetzlichen Damm zu setzen, welche acht, zehn, ja fünfzehn Stock— 
verke hohe Miethskasernen erbauen, um von einem Bankompler 
ie möglichst hohe Miethsziffer herauszupressen. Menschen, welche 
ich dazu hergeben, die oberen Stockwerke solcher Gebäude zu be— 
vohnen, gehören an und für sich in die Reihen der Verrückten 
»der Wahnsinnigen, und haben als solche Anspruch auf gesetzlichen 
Schutz. Man erhält erst dann einen vollen Begriff von dem 
Wahnwitze, der in New York herrscht, „johe“ Gebäude aufzuführen, 
venn man erfährt, daß in den zwei letztverflossenen Jahren in 
dieser Metropole 105 Gebände aufgeführt wurden, die sich 80 bis 
45 Fuß über dem Erdboden erheben, und daß 66 dieser Thürme 
der Bestimmung geweiht, von Männern, Weibern und Kindern 
»ewohnt zu werdeu, thatsächlich so bewohnt sind. Vor Kurzem 
rst wurde dem Bauamt von New York der Plan eines solchen 
Bebäudes vorgelegt, welches 182 Fuß hoch werden und überdies 
ioch von einer diese Hihe um 50 Fuß überragenden Kuppel ge— 
rönt sein soll! Nun haben die amerikanischen Feuerwehren schon 
viederholt erklärt, über 55 Fuß Höhe hinaus für keine wirkliche 
Feuerlöschung haften zu können, und trotzdem werden fort und fort 
)äuser gebant und bezogen, wo die Menschen 25 Fuß hoch außer 
jem Gebiete möglicher Hülfe von Seiten des Feuerwehrmannes 
eben. Da ist es wahrlich hohe Zeit, solchem Unwesen durch die 
Kraft des Gesetzes ein Ziel zu setzen. 
MParis enthält eine Bevölkerung von 2240000 Seelen in 
77000 Hänsern auf einer Gesammtfläche von 77,7 4km, es kommen 
ilso im Durchschnitt 29 Seelen auf ein Haus und an 300 auf 
ein Hektar. Der eingeschätzte Miethsverth der Häuser von Paris 
zeläuft sich im Ganzen auf 480 Millionen Mark. Die Gesammt— 
änge der Straßen ist 938 km, die der Abzugskanäle 708 und 
zie der Pferdebahnen 118 km. Die Reinigung und Bewässerung 
der Straßen, Plätze und Anlagen von Paris findet mit ungemein 
froßer Sorgfalt statt. Die Gesammtoberfläche der Pariser Straßen 
eträgt 10 869 000 qm und davon werden jährlich 76 500 chm 
Schlamm. Staub und Unrath entfernt, welche insgesammt eine 
ernste von 6 mm Dicke darstellen. Im Jahre 1831 beliefen sich 
die Kosten der Straßenreinigung von Paris auf 5 Mill. Mk. und 
die Verschauselung des Schnees kostete noch weitere 1,64 Mill. Mk. 
Der Regenfall stellt jährlich eine Tiefe von 56 em dar. An 
Vasser verbraucht Paris täglich 372 500) 0100 Liter; es kommen 
ilso im Mittel 163,5 Liter auf jeden Einwohner. Zwei Drittel 
des Wasservorraths werden von den Flüssen Seine, Marne und 
Zurcq, ein Drittel von fern liegenden Quellen und von artesischen 
Brunnen am Orte selber bezogen. — Die Abmessungen der Ab— 
ugskanäle belaufen sich auf 2,000 x 0,91 bis 5,360 X 4,40 m. Die 
größeren Kanäle bilden thatsächlich eine Art Tunnel, mit einer 
dloake in der Mitte und Wasserleitungsröhren oben gelagert. Die 
danalisation hat 80 Mill. Wk. gekostet und die Reinigungs- und 
Unterhaltungskosten belaufen sich jährlich auf J Mill. Mk. Ein 
zeringer Theil des flüssigen Unraths wird zur Bewässerung der 
ärten im Weichbilde von Paris benutzt, der größte Theil jedoch 
auf Wagen in Kannen fortgeschafft. So wurden im Jahre 1879 
in 450 600 chm Unrath aus der Stadt weggebracht; die Kosten 
»eliefen sich auf beiläufig 2,28 Mk. iährlich für ieden Einwohner. 
— . 
Berichte aus verschiedenen Städten. 
Berlin. Die in der Ausführung begriffene Innenein— 
ichtung des Meuseums für Völkerkunde wird auch in künst— 
erischer Hinsicht der Bedeutung des monumentalen Bauwerkes 
ntsprechend gestaltet werden. Nachdem mit Rüchsicht auf absolute 
Feuersicherheit aus dem gauzen Gebäude Holzwerkt jeder Art prin— 
ipiell ferngehalten wurde, blieb auch für die Durchbildung der 
Decken nur Metall zur Verfügung, zu dessen Belebang zunächst 
ür das Wellblech eine sehr sorgfältige Verzinkung mit einem be— 
onderen schützenden Ueberzuge gewählt worden ist. Um aber das 
onstruktive System besser zum Ausdruck zu bringen, und zugleich 
ine Bereicherung der Gesammterscheinung erzielen zu können, hat 
nan für die Unteransicht der Träger und Unterzüge auf eine ältere 
Technik zurückgegriffen, vermöge deren eine Verkleidung derselben 
in biegsamem, getriebenem Metall in verschiedenen Farbentönen sich 
rmöglichen läßt. In gleicher Weise erfahren anch Boden und 
Wand eine bei einfachen Mitteln effektvolle Behandlung, indem für 
zie großen Flächen der ersteren Fliesen in pompejanischem Roth, 
ür die Wandbekleidung dagegen bis auf Manneshöhe Mettlacher 
Platten in einem lichten Kobaltblau zur Auwendung kommen sollen. 
Das Museum, dessen große hallenartige Säle bei einer Tiefe von 
etwa 15 Metern nur eine einzige Stützenreihe haben und von 
»eiden Seiten Licht in reichlichstem Maße erhalten, wird in seiner 
Art das erste in gauz Europa sein, da die sonstigen Sammlungen 
zuu gleichen Zwecken fast sämmtlich in älteren Gebäuden unter— 
gzebraͤcht worden sind. 1 —- 
Holzminden a. d. W. Der Bau einer Straßenbrücke 
iber die Weser bei Holzminden ist der Firma Ph. Holzmann G Co. 
zu Frankfurt a. M. für die Summe von 285,000 Mk. in Gene— 
alentreprise übertragen worden. Die Brücke wird nach den 
Plänen von Oberingenieur Lauter ausge führt und soll inner— 
jalb 11,3 Jahren vollendet sein. Die chaussirte Fahrbahn der 
Brücke wird von drei Halbparabelträgern von je 49 m Spanu— 
veite getragen. Die beiden Strompfeiler werden bis auf 10 m 
Tiefe puneumatisch fundirt, während die Widerlager mit offenen 
Fundationen ausgeführt werden. — en — 
Libau. Die Befestigung des Meeresufers. Um 
das neue Hafenbecken zu Libau etwa zur Hälfte im Meere her— 
tellen zu können, hat man eine Uferbefestigung geplant, welche aus 
einer einfachen Steinböschung O,61 m über Wasserspiegel bestand, 
vährend die Hinterfüllung 2,4 m höher geführt und an der 
Meeresseite abgepflastert werden sollte. Diese Steinböschung wurde 
879 begonnen, aber im nächsten Wiuter durch den Wellenschlag 
ast ganz zerstört. Man versuchte darauf, mit Steinen gefüllte 
Holzkisten zu versenken, welche blockhausartig verbunden, 10,7 m 
ang, 4,55 mbreit und je nach der Meerestiefe verschieden hoch waren. 
Der Meeresgrund vor deuselben wurde durch Buschmatratzen ge 
ichert. Auch diese Anlage wurde stark unterspült, weshalb man 
päter eine Spundwand rammte, den Raum zwischen dieser und 
den Kisten mit Steinen füllte und an der Innenseite durch Sand— 
äcke sichertee. Vor den Kisten brachte man auf den Busch eine 
Steinschüttung. Hinter der Spundwand wurde eine gepflasterte 
Steinböschung hergestellt, auch die Wand noch verankert. D — 
Reval. Bei dem hiesigen Hafenbau ist das neue Becken 
mit einer Mauer eingefaßt, welche auf dickem Schwellroste ruht 
ind aus mit Quadern verblendeten Bruchsteinen erbaut ist. Die 
Zuadern sind aus Beton hergestellt, und nur oben befindet sich 
eine Deckplatte aus Granit. Die Betonquadern von 06,70 m Länge, 
334 m Breite und Höhe bestehen aus 5 Theilen Granitschoötter, 
3 Theilen grobem Saͤnde und 1 Theile Cement; die Zubereitung 
geschah in der Weise, daß man erst Sand und Cement trocken 
mischte und alsdann diese Mischung mit wenig Wasser benetzte, 
im ein Stäuben zu verhindern. Darauf wurde Steinschotter da— 
wischen gemengt und in Formen in dünnen Schichten gestampft, 
bis oben Feuchtigkeit heraustrat. Später begoß man den so ge—⸗ 
stampften Stein häufig und reichlich mit Wasser, um das Binden 
»es Cements zu fördern. Nach 14 Tagen kounten die Steine ver— 
etzt werden und haben sich dieselben in ieder Beziehung fest und 
trostbeständig gezeiagt. — 
Rezeptenkasten. 
Oelfarbe mit Zink. Anstatt Metalloxyde oder Salze 
erwenden A. Neujeansu. Delaite in Lüttich, wie die „Metall— 
zudustrie“ mittheilt, metallisches Zink in feinvertheiltem Zustande 
um Oelanstrich für Eisen. Mit Zink durch Eintauchen in das 
jeschmolzene Metall überzogenes Eisen nenut man häufig „galva— 
lisirt“; auch auf obigen Austrich ist diese Bezeichnung angewendet 
vorden, in diesem Falle jedoch ohne jede Berechtigung, da die 
Delzwischenlage jede elektrische Wirkung unterbrechen muß. Immerhin 
zerdient der Anstrich Beachtung; als geeiguete Verhältnisse zu seiner 
derstellung werden empfohlen: 8ekg Ziuf, 2 kg Sikkativ und 
Liter Oel; die Mischung muß vor dem iedesmaligen Gebrauche 
risch bereitet werden. 
Maschinerie einölen. Eine große Schwierigkeit, welcher 
Unfänger in der Behandlung von Mäaͤschinerien begegnen, besteht 
arin, daß sie das Schmieren derselben nicht verstehen und zu viel 
zchmieröl unnöthiger Weise verschwenden. Es ereignet sich oft, 
saß ein Lager sich erhitzt, wenn es zu viel Oel erhalten hat, 
vährend es kühl laufen würde, wenn es richtig geschmiert worden 
dare. Denn so bald zu vieles Schmieröl etwas ausgehalten hat, 
vird es ganz klebrig. Es läßt sich daun nicht mehr entiernen und 
leibt zähe zwischen den Wellenzapfen und den Lagern
	        

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